Glucomannan ist ein wasserlöslicher Ballaststoff, der aus der Konjakwurzel gewonnen wird, einer Pflanze mit dem lateinischen Namen Amorphophallus konjac [1]. Er hat in den vergangenen Jahren zunehmend an Bekanntheit gewonnen, insbesondere in Zusammenhang mit Abnehmprodukten und Diäten. In vielen Werbebotschaften wird Glucomannan als Hilfsmittel gegen Hungerattacken beschrieben und soll angeblich das Sättigungsgefühl erhöhen. Diese vermeintlichen Eigenschaften haben dazu geführt, dass der Ballaststoff in zahlreichen Nahrungsergänzungsmitteln und auch in bestimmten Lebensmitteln wie kalorienarmen Konjak-Nudeln zu finden ist [2].
Neben der Verwendung zum Gewichtsmanagement wird Glucomannan in Fachkreisen auch hinsichtlich möglicher positiver Effekte auf Blutzucker- und Cholesterinspiegel diskutiert. Dabei gilt es, stets einen realistischen Blick auf das tatsächliche Potenzial und die Grenzen dieses Ballaststoffes zu werfen.
Herkunft der Konjakpflanze
Die Konjakpflanze, auch Teufelszunge genannt, trägt den lateinischen Namen Amorphophallus konjac und ist in einigen Regionen Asiens beheimatet, vor allem in China, Japan und Südostasien [3]. In diesen Ländern wird die Pflanze seit Jahrhunderten als Lebensmittel und in der traditionellen Küche verwendet. Die Konjakwurzel zeichnet sich durch eine hohe Konzentration an löslichen Ballaststoffen, insbesondere Glucomannan, aus. Traditionell wurde sie in Form von Konjak-Gelee oder -Nudeln verzehrt, die als sehr kalorienarm gelten und gleichzeitig sättigend sein sollen.
Die Konjakwurzel selbst ist eine knollenartige Wurzel, deren Größe stark variieren kann. In Teilen Asiens wird sie schon lange nicht nur wegen ihres Geschmacks, sondern auch wegen ihrer vermeintlichen gesundheitlichen Vorteile geschätzt. Insbesondere in Japan ist Konjak („Konnyaku“) ein gängiges Lebensmittel, das man in Suppen, Eintöpfen oder als Beilage findet. Mit der Zeit wurde auch außerhalb Asiens auf das Potenzial dieses Ballaststoffes aufmerksam gemacht, was in zahlreichen Nahrungsergänzungsmitteln und speziellen Diätprodukten mündete.
Physikalische Eigenschaften von Glucomannan
Glucomannan ist ein polysaccharidischer Ballaststoff, der eine hohe Wasserbindungsfähigkeit aufweist. Diese physikalische Eigenschaft ermöglicht es ihm, im Kontakt mit Flüssigkeit ein Vielfaches seines eigenen Gewichts an Wasser aufzunehmen, oftmals wird von einer Quellfähigkeit bis zum 50-Fachen der eigenen Masse gesprochen [4]. Das führt dazu, dass das Volumen der Substanz stark ansteigt und eine gelartige Konsistenz entsteht.
Durch diese gelbildenden und verdickenden Eigenschaften wird Glucomannan nicht nur in Nahrungsergänzungsmitteln, sondern auch als Verdickungsmittel in der Lebensmittelindustrie eingesetzt. In Produktbezeichnungen kann es beispielsweise als E425 (Konjak) auftauchen. Die starke Quellfähigkeit ist ein wichtiger Faktor dafür, warum man Glucomannan als potenziell sättigend bewirbt. Denn im Magen-Darm-Trakt kann das aufgequollene Glucomannan zu einem erhöhten Füllungsgefühl führen, was theoretisch das Hungergefühl mindern kann.
Herstellung
Zur industriellen Gewinnung von Glucomannan wird die Konjakwurzel zunächst geerntet, getrocknet und zu Konjakmehl verarbeitet. In einem weiteren Schritt kann man aus diesem Mehl den hochkonzentrierten Ballaststoff isolieren. Anschließend wird er zu verschiedenen Produkten weiterverarbeitet, etwa Kapseln, Tabletten oder Pulver. Manche Hersteller stellen auch kalorienreduzierte Nudeln („Shirataki-Nudeln“) oder Reisersatz her, indem sie das Konjakmehl mit Wasser binden und in die gewünschte Form bringen.
In Nahrungsergänzungsmitteln wird Glucomannan oft in Pulver- oder Kapselform angeboten, um es gezielt vor den Mahlzeiten einnehmen zu können. Die Idee dahinter ist, dass es im Magen aufquillt und ein Sättigungsgefühl vermittelt. Die Wirksamkeit kann jedoch variieren, da Faktoren wie individuelle Ernährungsgewohnheiten, Flüssigkeitszufuhrund Gesundheitszustand eine Rolle spielen. Trotz dieser Unwägbarkeiten hat sich Glucomannan aufgrund seiner physiologischen Eigenschaften auf dem Markt etabliert und wird von unterschiedlichen Herstellern in diversen Produkten vermarktet.
Wirkmechanismen
Quellfähigkeit im Magen-Darm-Trakt
Der wohl wichtigste Mechanismus von Glucomannan im menschlichen Körper ist seine Quellfähigkeit. Sobald Glucomannan in Kontakt mit ausreichend Flüssigkeit kommt, beginnt es, sich auszudehnen und eine Art Gel zu bilden. Im Magen führt diese Volumenzunahme dazu, dass die Magenwände stärker gedehnt werden. Bei vielen Menschen wird dies als Sättigung wahrgenommen. Diese „mechanische“ Sättigung kann ein Grund sein, warum einige Personen bei einer kontrollierten Einnahme von Glucomannan berichten, weniger Hunger zu verspüren [5].
Diese volumenerzeugende Eigenschaft kann jedoch nur dann voll zur Geltung kommen, wenn gleichzeitig ausreichend Flüssigkeit aufgenommen wird. Andernfalls kann die Substanz bereits in der Speiseröhre zu quellen beginnen, was unter Umständen zu Schluckbeschwerden oder anderen Unannehmlichkeiten führen kann. Daher wird häufig empfohlen, beim Konsum von Glucomannan-Produkten immer ausreichend Wasser zu trinken.
Viskosität und mögliche Effekte auf den Verdauungstrakt
Glucomannan bildet eine hochviskose Lösung im Verdauungstrakt. Diese Viskosität kann dazu führen, dass Nährstoffe langsamer aufgenommen werden. So wird beispielsweise diskutiert, dass Kohlenhydrate und Fette verzögert resorbiert werden, was eine leichtere Kontrolle des Blutzuckerspiegels begünstigen könnte [6]. Bei Ballaststoffen wie Glucomannan wird zudem vermutet, dass sie die Darmbewegung (Peristaltik) beeinflussen können. Das kann, in Abhängigkeit vom individuellen Stoffwechsel, Verdauungsbeschwerden entweder mindern oder verstärken.
Außerdem kann die höhere Viskosität die Transitzeit im Darm verändern. Eine höhere Transitzeit kann bedeuten, dass bestimmte Nährstoffe langsamer aufgenommen werden und es dadurch zu einem stabileren Blutzuckerspiegel kommen kann. Jedoch ist zu beachten, dass die Wirksamkeit dieser Effekte individuell sehr unterschiedlich ausfallen kann und vom allgemeinen Ernährungsverhalten sowie möglichen Grunderkrankungen abhängig ist.
Zusammenhang mit Sättigungsgefühl und potenzieller Gewichtsabnahme
Die Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat sich mit der Wirkung von Glucomannan befasst und unter bestimmten Bedingungen einen Health Claim zugelassen, der aussagt, dass Glucomannan zur Gewichtsabnahme beitragen kann, sofern es im Rahmen einer kalorienarmen Ernährung eingenommen wird und die empfohlene Tagesdosis eingehalten wird [7]. Dieser Anspruch basiert auf der Annahme, dass der Sättigungseffekt durch das Aufquellen des Ballaststoffes tatsächlich dazu führt, dass Personen insgesamt weniger Kalorien zu sich nehmen.
Dennoch sollte man diesen Effekt realistisch betrachten. Glucomannan kann unterstützend wirken, ersetzt jedoch keine grundsätzliche Ernährungsumstellung oder regelmäßige Bewegung. Wer sich ausschließlich auf die Einnahme von Glucomannan verlässt, ohne die sonstige Kalorienbilanz zu berücksichtigen, wird meist keine nachhaltigen Erfolge bei der Gewichtsabnahme erzielen. Studien weisen zudem darauf hin, dass die Effekte häufig moderat ausfallen und stark vom individuellen Lebensstil abhängen [8].
Potenzielle Effekte auf Blutzucker- und Cholesterinspiegel
Ein weiterer diskutierter Aspekt ist die mögliche positive Wirkung auf den Blutzuckerspiegel. Durch die hohe Viskosität und die verzögerte Magenentleerung kann Glucomannan potentiell dazu beitragen, Blutzuckerspitzen nach den Mahlzeiten zu reduzieren [6]. Inwieweit dieser Effekt für Menschen mit Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes mellitus tatsächlich klinisch relevant ist, kann jedoch nicht pauschal beantwortet werden und muss im Kontext einer ärztlichen Therapieplanung betrachtet werden.
Auch für den Cholesterinspiegel gibt es Hinweise, dass Glucomannan helfen könnte, den Gesamt- und LDL-Cholesterinspiegel zu senken. Dies wird mit den bindenden Eigenschaften im Darm und der daraus resultierenden Ausscheidung von Gallensäuren in Verbindung gebracht [1]. Auch hier ist es wichtig, dass Glucomannan nur ein Baustein in einem umfassenden Konzept sein kann, das in der Regel eine angepasste Ernährung, Bewegung und gegebenenfalls medikamentöse Maßnahmen einschließt.
Verdauung und Darmgesundheit
Glucomannan gehört zu den präbiotischen Ballaststoffen, die potenziell das Wachstum nützlicher Darmbakterien fördern können [9]. Ein gesunder Darm wird mit vielen positiven Effekten auf die allgemeine Gesundheit in Verbindung gebracht. Wie stark Glucomannan tatsächlich zu einer verbesserten Darmflora beiträgt, ist allerdings von Faktoren wie Ernährungsweise und genetischer Disposition abhängig.
Wissenschaftliche Datenlage
Die wissenschaftliche Datenlage zu Glucomannan ist umfangreich, jedoch nicht einheitlich in ihren Schlussfolgerungen. Mehrere Studien haben sich speziell mit den Auswirkungen auf Gewichtsmanagement, Blutzuckerregulation und Cholesterinspiegel befasst. Insbesondere die oben genannte EFSA-Bewertung [7] basiert auf Untersuchungen, die einen signifikanten, aber tendenziell moderat ausgeprägten Effekt dokumentieren.
In einer Metaanalyse aus dem Jahr 2015 wurden verschiedene randomisierte kontrollierte Studien zusammengefasst, die den Einfluss von Glucomannan auf das Körpergewicht untersuchten. Das Ergebnis zeigte, dass Teilnehmer, die Glucomannan einnahmen, gegenüber Kontrollgruppen einen leicht höheren Gewichtsverlust verzeichneten [10]. Allerdings war die Gesamteffektgröße eher gering. Die Autoren wiesen darauf hin, dass eine Änderung des Lebensstils (z. B. kalorienreduzierte Ernährung, Sport) notwendig ist, um nachhaltige Ergebnisse zu erzielen.
Auch zur Wirkung auf den Blutzuckerspiegel findet man Studien, die einen positiven Effekt nahelegen. Eine Publikation in einem ernährungswissenschaftlichen Fachjournal dokumentierte beispielsweise eine leichte Verbesserung des Nüchternblutzuckers bei Personen mit Prädiabetes [6]. Hier ist jedoch Vorsicht geboten, denn solche Befunde lassen sich nicht immer eins zu eins auf die Allgemeinbevölkerung übertragen.
Bezüglich des Cholesterinspiegels liegen ebenfalls Arbeiten vor, die eine Reduktion des „schlechten“ LDL-Cholesterins nahelegen [1]. Die Resultate weisen jedoch erneut darauf hin, dass die Größenordnung dieser Effekte häufig bescheiden ist und immer in Verbindung mit einer passenden Ernährungsweise und ausreichender Bewegung gesehen werden muss.
Zu den weiteren potenziellen gesundheitlichen Vorteilen von Glucomannan zählen eine verbesserte Verdauung und möglicherweise eine positivere Zusammensetzung der Darmmikrobiota [9]. Dieser Aspekt ist jedoch noch Gegenstand laufender Forschung, da das menschliche Mikrobiom sehr komplex ist und einzelne Ballaststoffe nicht isoliert betrachtet werden können.
Zusammengefasst lässt sich festhalten, dass die Studienlage Hinweise auf verschiedene positive Wirkungen gibt, jedoch bei Weitem kein einheitliches Bild zeichnet. Langzeitstudien, die die Sicherheit und Effektivität über mehrere Jahre hinweg verfolgen, sind weiterhin begrenzt vorhanden. Daher sollte man sich nicht ausschließlich auf Glucomannan verlassen, sondern es, wenn überhaupt, als Ergänzung zu einer gesunden Lebensweise betrachten.
Glucomannan in Diät- und Abnehmprodukten
Aufgrund der zugelassenen Health Claims und der erwähnten Sättigungswirkung ist Glucomannan in vielen Produkten zu finden, die auf Gewichtsmanagement oder Diäten abzielen. Häufig wird es in Kapselform vermarktet, weil die Dosierung so einfacher zu handhaben ist. Empfohlen werden dann oft mehrere Kapseln vor den Hauptmahlzeiten, begleitet von reichlich Wasser. Durch die Quellung im Magen soll ein Völlegefühl entstehen, das den Kalorienverzehr reduziert.
Darüber hinaus sind pulverförmige Darreichungen erhältlich, die in Wasser eingerührt werden können. Ebenso finden sich in einigen Diätshakes kleinere Mengen Glucomannan, um die Produkte cremiger zu machen und einen zusätzlichen Effekt auf das Sättigungsgefühl zu erzielen. Allerdings variiert die Glucomannan-Konzentration stark, sodass ein Vergleich der Produkte meist schwierig ist.
Deklaration und Zulassung in Lebensmitteln
In verarbeiteten Lebensmitteln kann Glucomannan unter der Bezeichnung E425 auf der Zutatenliste erscheinen. Es wird als Verdickungsmittel oder Geliermittel eingesetzt. Besonders bekannt sind die sogenannten Shirataki-Nudeln (oft auch als „Konjak-Nudeln“ bezeichnet), die nahezu kohlenhydratfrei und sehr kalorienarm sind. Ihr Hauptbestandteil ist Glucomannan, gebunden in Wasser, weshalb sie eine geleeartige, durchsichtige Konsistenz haben. Diese Nudeln haben vor allem in asiatischen Ländern eine lange Tradition.
Die Zulassung von Glucomannan in der EU beruht auf ausführlichen Sicherheitsbewertungen durch entsprechende Lebensmittelbehörden. Ein wichtiger Aspekt dieser Bewertung ist die Frage, ob der Stoff bei normalem Verzehr potenziell gesundheitsschädliche Wirkungen entfalten könnte. Da Glucomannan als Ballaststoff in der Regel nicht vom Körper verdaut wird, gilt es allgemein als relativ sicher, solange bestimmte Einnahmeempfehlungen und Warnhinweise beachtet werden.
Erlaubte Health Claims
Für Glucomannan existiert ein zulässiger Health Claim, der besagt, dass es „im Rahmen einer kalorienarmen Ernährung“ zu einer Gewichtsabnahme beitragen kann, wenn täglich 3 g in drei Dosen à 1 g zusammen mit 1–2 Gläsern Wasser vor den Mahlzeiten eingenommen werden [7].
Wichtig ist, dass dieser Claim an klare Bedingungen geknüpft ist:
- Die Ernährung muss kalorienreduziert sein.
- Täglich werden insgesamt 3 g Glucomannan empfohlen, aufgeteilt in drei Dosen.
- Dazu muss ausreichend Flüssigkeit aufgenommen werden.
Damit wird betont, dass Glucomannan nur unterstützend wirken kann und ein strukturierter Ernährungsplan weiterhin unerlässlich ist. Aussagen über „signifikante Gewichtsreduktion“ oder gar „Wundermittel“ sind übertrieben und nicht durch die EFSA gedeckt.
Mögliche Risiken und Nebenwirkungen
Obwohl Glucomannan allgemein als gut verträglich gilt, können in Einzelfällen Nebenwirkungen auftreten. Dazu zählen Blähungen, Völlegefühl, Magen-Darm-Beschwerden oder ein unangenehmes Druckgefühl im Bauch [11]. Diese Symptome sind häufig auf die hohe Ballaststoffmenge und den damit verbundenen Gärungsprozess im Darm zurückzuführen. Vor allem Menschen, die sonst wenig Ballaststoffe essen, können bei einer raschen Steigerung der Einnahme vorübergehend unter solchen Beschwerden leiden.
Ein weiterer, potenziell ernsterer Punkt ist die Blockade der Speiseröhre (Ösophagus), wenn das Pulver oder die Kapseln ohne ausreichende Flüssigkeit zu sich genommen werden. Glucomannan quillt bereits im Mund- und Rachenraum und kann so zu Schluckbeschwerden oder sogar zu Verstopfungen in der Speiseröhre führen. Deshalb ist es essenziell, immer genug Wasser oder andere kalorienarme Getränke mit Glucomannan zu konsumieren. Bei strikter Einhaltung der Anwendungshinweise ist das Risiko dafür jedoch gering.
Allergien und Wechselwirkungen
Echte Allergien gegen Glucomannan sind selten, aber nicht vollständig auszuschließen. Symptome wie Hautausschlag, Juckreiz oder Atembeschwerden sollten daher ernst genommen werden. Bei Verdacht auf eine allergische Reaktion sollte ein Arzt konsultiert werden.
In Bezug auf Wechselwirkungen mit Medikamenten ist vor allem denkbar, dass die verzögerte Magenentleerung und die erhöhte Viskosität von Glucomannan die Resorption bestimmter Arzneistoffe beeinflussen könnte [5]. Personen, die Medikamente einnehmen, sollten deshalb vorher Rücksprache mit einem Arzt oder Apotheker halten, um eventuelle Wechselwirkungen zu vermeiden.
Verträglichkeit bei verschiedenen Personengruppen
Schwangere und stillende Frauen sollten generell vorsichtig sein, wenn sie Nahrungsergänzungsmittel zu sich nehmen möchten. Obwohl Glucomannan ein natürlich vorkommender Ballaststoff ist, gibt es nur begrenzte Daten zur Sicherheit in der Schwangerschaft und Stillzeit. Eine Rücksprache mit Fachpersonal (z. B. Gynäkologen) ist daher ratsam.
Kinder sollten Glucomannan nicht ohne ärztlichen Rat zu sich nehmen. Aufgrund der hohen Quellfähigkeit besteht ein erhöhtes Risiko für Verschlucken. Zudem ist das Verdauungssystem von Kindern noch in der Entwicklung. Auch hier gilt: Im Zweifelsfall sollte ein Kinderarzt konsultiert werden.
Menschen mit Schluckbeschwerden oder bekannten Verengungen im Magen-Darm-Trakt sollten von einer Glucomannan-Einnahme absehen, da das Risiko für Verstopfungen oder Verschluss erhöht ist.
Hinweise zur richtigen Einnahme
Damit Glucomannan sicher angewendet werden kann, sollten folgende Punkte beachtet werden:
- Pro 1 g Glucomannan sollten mindestens 1–2 Gläser Wasser (ca. 200–400 ml) getrunken werden.
- Die Einnahme erfolgt idealerweise vor den Mahlzeiten, um einen Sättigungseffekt zu ermöglichen.
- Die maximale empfohlene Tagesdosis liegt in der Regel bei 3 g, aufgeteilt auf drei Portionen.
- Bei Unwohlsein oder anhaltenden Magen-Darm-Beschwerden sollte die Dosierung reduziert oder die Anwendung pausiert werden.
Kontroversen und Kritik
Überzogene Werbeversprechen
Trotz der von der EFSA zugelassenen Health Claims sehen sich Glucomannan-Produkte oft mit Kritik konfrontiert, da in der Werbung häufig überzogene Versprechen gemacht werden. Einige Hersteller setzen Glucomannan in ihren Produkten ein und bewerben es dann als schnelles Abnehmwundermittel, das ohne weitere Änderungen des Lebensstils große Erfolge verspricht. Solche Aussagen sind weder von der Wissenschaft belegt noch mit der Health Claims Verordnung vereinbar.
Die Erwartungshaltung vieler Käufer wird dadurch unrealistisch in die Höhe getrieben. Wenn die versprochenen Effekte ausbleiben – was häufig der Fall ist, wenn keine Ernährungsumstellung erfolgt – folgt oft Frustration. Das schadet nicht nur dem Ruf einzelner Hersteller, sondern wirft auch ein schlechtes Licht auf Glucomannan-Produkte insgesamt.
Wirtschaftliche Interessen
Der Markt für Abnehmprodukte und Nahrungsergänzungsmittel ist sehr lukrativ. Hersteller konkurrieren um Kunden, die auf schnelle und unkomplizierte Lösungen zum Abnehmen hoffen. In diesem Spannungsfeld werden manche Stoffe regelrecht zum „Hype“ erklärt, ohne dass die wissenschaftliche Datenlage immer angemessen berücksichtigt wird.
Glucomannan ist hier keine Ausnahme. Sobald ein Health Claim zugelassen war, wuchs das Interesse an Produkten, die diesen Stoff enthalten. Dadurch ist der Wettbewerb gestiegen, und es haben sich teils unübersichtliche Produktlandschaften entwickelt. Während seriöse Unternehmen ihre Produkte anerkanntermaßen prüfen lassen und im Rahmen der gesetzlichen Vorgaben vermarkten, gibt es auch fragwürdige Anbieter, die mit aggressiven Marketingstrategien den Ballaststoff als Wundermittel anpreisen.
Kritik von Experten
Einige Ernährungswissenschaftler weisen darauf hin, dass die Wirkung von Glucomannan auf das Gewichtsmanagement zwar existiert, jedoch häufig überschätzt wird [8]. Kritisiert wird insbesondere, dass manche Studien relativ kurze Laufzeiten haben und Langzeiteffekte unklar bleiben. Auch wird bemängelt, dass viele Menschen den Faktor „Lebensstil“ außer Acht lassen. Wird Glucomannan in eine unausgewogene Ernährung mit hohem Fett- und Zuckergehalt integriert, verpufft der Effekt auf das Körpergewicht meist.
Zudem wird darauf hingewiesen, dass Ballaststoffe zwar grundsätzlich gesund sind, aber nur ein Baustein von vielen in einer ausgewogenen Ernährung. Wer sich ausschließlich auf einen einzelnen Stoff konzentriert, läuft Gefahr, andere wichtige Aspekte wie Vitamine, Mineralstoffe, Protein und eine ausreichende Kalorienreduktion zu vernachlässigen.
Kombination mit einer ausgewogenen Ernährungsweise und Sport
Die Langzeitwirkung von Glucomannan und anderen Nahrungsergänzungsmitteln hängt maßgeblich von der Gesamtlebensweise ab. Eine kalorienbewusste, nährstoffreiche Ernährung bildet das Fundament jeder Gewichtsreduktion. Wer sich mehr bewegt, zum Beispiel durch regelmäßigen Ausdauersport oder Krafttraining, erhöht seinen Energieverbrauch und fördert die Muskelmasse, was wiederum den Grundumsatz steigern kann [12].
Glucomannan kann dabei unterstützend wirken, indem es das Sättigungsgefühl erhöht und möglicherweise hilft, die Gesamtenergieaufnahme zu reduzieren. Dennoch bleibt es essenziell, ein gesundes Essverhalten zu entwickeln und langfristig beizubehalten. Eine Diät oder Ernährungsform, die nur auf kurzfristige Effekte abzielt, führt oft zum sogenannten Jo-Jo-Effekt. Insbesondere dann, wenn die Person nach Beendigung der Diät in alte Gewohnheiten zurückfällt.
Zudem sollte man beachten, dass Glucomannan allein keine Mikronährstoffe wie Vitamine und Mineralstoffe liefert, die für den Körper wichtig sind. Daher ist eine abwechslungsreiche Ernährung mit frischem Obst, Gemüse, Vollkornprodukten und hochwertigen Proteinquellen unverzichtbar. Ob eine Einnahme von Glucomannan im individuellen Fall sinnvoll ist, hängt von persönlichen Zielen, eventuellen Unverträglichkeiten und dem allgemeinen Gesundheitszustand ab. Eine Ernährungsberatung kann helfen, die richtige Entscheidung zu treffen und das Produkt gegebenenfalls in ein ganzheitliches Konzept zu integrieren.
Unser Fazit
Glucomannan ist ein wasserlöslicher Ballaststoff, der aus der Knolle der Konjakpflanze (Amorphophallus konjac) gewonnen wird. Aufgrund seiner Fähigkeit, große Mengen Wasser zu binden und im Magen aufzuquellen, wird ihm nachgesagt, das Sättigungsgefühl zu erhöhen und so beim Gewichtsmanagement unterstützend zu wirken. Tatsächlich hat die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) einen Health Claim zugelassen, der Glucomannan eine unterstützende Wirkung auf die Gewichtsabnahme bescheinigt, sofern es im Rahmen einer kalorienarmen Ernährung eingenommen wird.
Darüber hinaus deuten Studien auf mögliche positive Effekte in Bezug auf Blutzucker- und Cholesterinspiegel hin. Allerdings sind diese Effekte in der Praxis häufig moderat ausgeprägt und stark vom jeweiligen Lebensstil abhängig. Überzogene Werbeversprechen, die Glucomannan als „Wundermittel“ für eine rasche Gewichtsabnahme anpreisen, entsprechen weder den gesetzlichen Vorgaben der Health Claims Verordnung noch dem wissenschaftlichen Kenntnisstand.
Wichtig ist, auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr zu achten, da die Quellfähigkeit sonst zu Verschluckungsgefahren oder Blockaden in der Speiseröhre führen kann. Nebenwirkungen wie Blähungen, Völlegefühl oder andere Magen-Darm-Beschwerden können auftreten, vor allem bei Personen, die wenig Ballaststoffe gewohnt sind. Glucomannan ist zwar allgemein sicher, doch schwangere Frauen, Kinder und Menschen mit Schluckbeschwerden sollten im Zweifel ärztlichen Rat einholen.
Die aktuelle Studienlage zeigt, dass Glucomannan eine unterstützende Rolle bei der Gewichtskontrolle spielen kann. Es ist jedoch keinesfalls ein Ersatz für gesunde Ernährung und Sport. Langfristige Erfolge setzen eine kalorienbewusste und ausgewogene Ernährungsweise, regelmäßige Bewegung und ein aktives Gesundheitsbewusstsein voraus. Glucomannan kann ein Baustein in einem solchen Konzept sein, ersetzt aber keine grundlegenden Veränderungen des Lebensstils.
Quellen
[1] EFSA Journal. (2010). Scientific Opinion on the substantiation of health claims related to konjac mannan (glucomannan), 8(10), 1798.
[2] EU Register of nutrition and health claims made on foods. (Abrufdatum: aktuell).
[3] Zhang, N., et al. (2012). Amorphophallus konjac: an overview of its traditional uses, biological activities, and prospects for modern industry. Critical Reviews in Food Science and Nutrition, 52(2), 84–96.
[4] Chua, M., et al. (2010). Effect of konjac glucomannan on viscosity, texture and microstructure of wheat starch-based systems. Starch/Stärke, 62(6), 290–296.
[5] Keithley, J., & Swanson, B. (2005). Glucomannan and obesity: a critical review. Alternative Therapies in Health and Medicine, 11(6), 30–34.
[6] Vuksan, V., et al. (2000). Konjac-Mannan (Glucomannan) Improves Glycemia and Other Associated Risk Factors for Coronary Heart Disease in Type 2 Diabetes. Diabetes Care, 23(6), 709–715.
[7] EFSA Panel on Dietetic Products, Nutrition and Allergies. (2010). Scientific Opinion on the substantiation of health claims related to konjac mannan (glucomannan). EFSA Journal, 8(10), 1798.
[8] Onakpoya, I., Posadzki, P., & Ernst, E. (2014). The efficacy of glucomannan supplement in overweight and obesity: a systematic review and meta-analysis of randomized clinical trials. Journal of the American College of Nutrition, 33(1), 70–78.
[9] Chen, H. L., et al. (2003). Konjac supplement alleviated hypercholesterolemia and hyperglycemia in type 2 diabetic subjects—a randomized double-blind trial. Journal of the American College of Nutrition, 22(1), 36–42.
[10] Sood, N., et al. (2015). Effect of glucomannan supplementation on body weight, fasting blood glucose, and lipid profiles in overweight or obese adults: a systematic review. Canadian Journal of Dietetic Practice and Research, 76(2), 95–101.
[11] US National Library of Medicine. (2020). Konjac (Glucomannan). MedlinePlus Supplements.
[12] Westerterp, K. R. (2019). Exercise, energy balance and body composition. European Journal of Clinical Nutrition, 73(2), 274–279.