Galactose ist ein natürlich vorkommender Einfachzucker, der häufig in Verbindung mit Milchprodukten genannt wird. Zusammen mit Glucose bildet sie den Hauptbestandteil des Milchzuckers (Lactose) und spielt in zahlreichen biologischen Prozessen eine Rolle. Doch was genau verbirgt sich hinter diesem Monosaccharid? Dieser Ratgeber vermittelt detaillierte Informationen über Herkunft, Eigenschaften, Vorkommen, den Stoffwechsel und mögliche gesundheitliche Wirkungen von Galactose. Zugleich werden Risiken beleuchtet, die insbesondere bei bestimmten Stoffwechselstörungen auftreten können. Ziel ist es, Ihnen einen fundierten Einblick in das Thema Galactose zu geben, ohne dabei ins Uferlose abzuschweifen.
In den vergangenen Jahren ist Galactose verstärkt in den Fokus wissenschaftlicher Untersuchungen gerückt. Während früher vor allem die Rolle als Teil des Milchzuckers im Mittelpunkt stand, erforschen Experten heute vielfältige Zusammenhänge – unter anderem im Bereich der Gehirngesundheit, Darmmikrobiota und der allgemeinen Stoffwechselregulation [1]. Dabei zeigt sich, dass Galactose keineswegs nur ein passiver Energielieferant ist, sondern sich in entscheidenden Stoffwechselwegen einbringt. Auf der anderen Seite gibt es seltene Stoffwechselstörungen wie die Galactosämie, bei denen selbst kleinste Mengen gesundheitliche Probleme verursachen können [2]. Dieses Spannungsfeld zwischen möglichem Nutzen und potenziellen Risiken unterstreicht die Bedeutung, Galactose näher zu betrachten.
Was ist Galactose?
Galactose zählt zur Gruppe der Monosaccharide, also der Einfachzucker. Wie Glucose (Traubenzucker) und Fruktose (Fruchtzucker) ist sie eine Grundbaustein-Verbindung, aus der komplexere Kohlenhydrate aufgebaut sein können. In der Natur findet sich Galactose oft gemeinsam mit Glucose als Lactose (Milchzucker). Durch das Enzym Laktase wird die Lactose im menschlichen Verdauungstrakt in Galactose und Glucose aufgespalten. Diese Einfachzucker gelangen dann über spezielle Transportproteine in den Blutkreislauf.
Im Organismus wird Galactose in der Leber weiterverarbeitet. Hier übernimmt das Enzym Galactokinase die Phosphorylierung, also die Anlagerung einer Phosphatgruppe an das Galactose-Molekül. Im weiteren Verlauf entsteht aus Galactose das Molekül Glucose-1-phosphat, das wiederum an vielen unterschiedlichen Stellen im Stoffwechsel Verwendung finden kann. Ein Teil davon wird in Glucose-6-phosphat umgewandelt, welches entweder in die Glykolyse (Energiegewinnung) eingeschleust wird oder als Glykogen gespeichert werden kann. Alternativ trägt Galactose zur Synthese von Glykolipiden und Glykoproteinen bei, die für eine Vielzahl biologischer Funktionen wesentlich sind [3].
Vorkommen von Galactose in Lebensmitteln
Die Ernährung liefert Galactose vor allem über Milch und Milchprodukte. Kuhmilch enthält in der Regel rund 4,5 bis 5 Gramm Lactose pro 100 Milliliter; beim Verdauungsvorgang wird diese Lactose in Glucose und Galactose aufgespalten. Auch Schafs- und Ziegenmilch weisen vergleichbare Mengen Lactose auf. Vergleicht man verschiedene Milchprodukte, dann variiert der Gehalt häufig aufgrund der Fermentation oder anderer Verarbeitungsmethoden. So enthält Joghurt in der Regel etwas weniger Lactose als frische Milch, Käse kann den Lactoseanteil stark verringern, wenn er länger gereift ist.
Neben den tierischen Milchprodukten gibt es einige wenige pflanzliche Quellen für Galactose. Hülsenfrüchte enthalten Spuren dieses Einfachzuckers, obgleich in geringeren Mengen als Milchprodukte. Manche tropischen Früchte können ebenfalls kleine Mengen Galactose aufweisen. Allerdings ist ihr Anteil meist so niedrig, dass sie im Vergleich zu tierischen Milchprodukten eine untergeordnete Rolle spielen. Wer ohnehin wenig Milchprodukte zu sich nimmt, wird in der Regel nur minimale Mengen an Galactose aufnehmen.
Überblick über typische Lebensmittelquellen
Die folgende Tabelle bietet eine grobe Orientierung, welche Produkte in Relation zu ihrem Lactoseanteil auch Galactose liefern. Beachten Sie, dass die Werte schwanken können – je nach Hersteller, Sorte und Verarbeitungsprozess.
Lebensmittel | Lactose pro 100 g (durchschnittlich) |
---|---|
Vollmilch | ca. 4,5 – 5,0 g |
Joghurt | ca. 3,2 – 4,0 g |
Buttermilch | ca. 4,0 – 5,0 g |
Frischkäse | ca. 2,0 – 3,0 g |
Hülsenfrüchte (getrocknet) | Spuren von Galactose |
Litschis | Spuren von Galactose |
Auch fermentierte Milchprodukte wie Kefir oder bestimmte Joghurtvarianten können variierten Lactosegehalt aufweisen, was letztlich Auswirkungen auf die Menge an freigesetzter Galactose hat.
Stoffwechsel und Aufnahme im Körper
Die Resorption von Galactose erfolgt im Dünndarm. Im Normalfall wird die verzehrte Lactose in Glucose und Galactose gespalten und gelangt dann mithilfe spezieller Transportmechanismen über die Darmzotten in den Blutkreislauf. Studien zeigen, dass dieser Prozess relativ effizient ist und die Galactose rasch der Leber zugeführt wird, wo sie den bereits erwähnten Stoffwechselschritten unterliegt [1].
Im Gegensatz zu Glucose erhöht Galactose den Insulinspiegel meist weniger stark. Dies könnte für Personen, die auf starke Blutzuckerspitzen empfindlich reagieren, von Vorteil sein. Zugleich wird Galactose im Energiestoffwechsel nicht so unmittelbar genutzt wie Glucose. Vielmehr durchläuft sie erst verschiedene Stoffwechselschritte, ehe sie letztlich in die allgemeinen Energiegewinnungsprozesse einfließen kann. Einige Forschungsergebnisse weisen darauf hin, dass Galactose für bestimmte Zellfunktionen essenziell ist – etwa für die Synthese komplexer Moleküle oder für die Gehirnentwicklung in früher Kindheit [3].
Galactose bei Laktase-Mangel
Einige Personen leiden unter Laktoseintoleranz, bei der das Enzym Laktase nur unzureichend gebildet wird. Dies führt zu Beschwerden wie Blähungen, Durchfall oder Bauchschmerzen, wenn sie Milchprodukte zu sich nehmen. In diesem Fall gelangt die Lactose ungespalten in den Dickdarm, wo sie von Bakterien abgebaut wird. Anders als oft angenommen, ist der Galactose-Anteil dann nicht das Hauptproblem. Vielmehr ist es die ungespaltene Lactose, die zu den typischen Symptomen beiträgt. Dennoch wird bei einer starken Laktoseintoleranz auch weniger Galactose im Darm frei, da der Abbauprozess kaum stattfindet.
Auch wer laktosefreie Produkte verwendet, erhält vergleichsweise kleine Mengen Galactose, denn bei der industriellen Herstellung wird die Lactose teilweise schon in ihre Bestandteile (Glucose und Galactose) zerlegt. Das bedeutet, dass laktosefreie Milch durchaus noch Galactose enthalten kann, jedoch in aller Regel deutlich weniger als herkömmliche Milch. Bei leichter bis mittelschwerer Laktoseintoleranz reicht dies meist aus, um Beschwerden zu vermeiden, ohne völlig auf Milchprodukte zu verzichten.
Wechselwirkung mit anderen Nährstoffen
Galactose befindet sich in einem komplexen Nährstoffgefüge. Milch beispielsweise liefert neben diesem Zucker auch Proteine, Fette und diverse Mikronährstoffe wie Calcium und Vitamin B2. Die Aufnahme von Galactose kann im Zusammenspiel mit diesen weiteren Komponenten variieren. Dennoch beeinflusst Galactose nicht in gleichem Maße die Resorption von Mineralstoffen und Vitaminen wie gewisse Ballaststoffe oder bestimmte Antinährstoffe (beispielsweise Phytinsäure). Milchprodukte gelten im Allgemeinen sogar als gute Lieferanten wichtiger Mikronährstoffe, weshalb sie in einer ausgewogenen Ernährung häufig einen Platz finden, sofern keine Unverträglichkeit dagegen spricht.
Potenzielle Wirkungen von Galactose auf die Gesundheit
Galactose ist weit mehr als nur ein unscheinbarer Baustein des Milchzuckers. Im Körper werden aus ihr bestimmte Glykoproteine aufgebaut, die für vielfältige biologische Prozesse essenziell sind. Ebenso beschäftigt man sich in der Wissenschaft intensiv mit möglichen Zusammenhängen zwischen Galactose und bestimmten physiologischen Effekten im Gehirn, bei Entzündungsprozessen und der Darmmikrobiota. Allerdings müssen viele dieser Forschungsansätze noch vertieft werden, um klare Empfehlungen zu formulieren. Nachfolgend einige Bereiche, in denen Galactose in Studien untersucht wurde.
Gehirnfunktion und kognitive Leistung
Es existieren Forschungsarbeiten, die die Rolle von Galactose bei bestimmten Prozessen im Gehirn beleuchten. Insbesondere während der frühen Entwicklung kann Galactose für den Aufbau neuronaler Strukturen relevant sein, da sie bei der Bildung komplexer Struktureinheiten in Nervenzellen hilft [3]. In Tierversuchen wurde zudem untersucht, ob Galactose neuroprotektive Eigenschaften hat. Erste Hinweise deuten darauf hin, dass Galactose zusammen mit weiteren Substanzen eine schützende Wirkung auf bestimmte Gehirnareale haben könnte [4]. Ob sich solche Resultate eins zu eins auf den Menschen übertragen lassen, ist bislang nicht hinreichend geklärt.
Andererseits sprechen manche Untersuchungen für einen negativen Zusammenhang zwischen erhöhter Galactose-Aufnahme und beschleunigten Alterungsprozessen im Gehirn, allerdings nur bei extrem hohen Dosen im Tierversuch [5]. Beim Menschen dürfte eine ähnlich hochdosierte Zufuhr kaum realistisch sein, da typische Ernährungsweisen nicht solche Mengen an Galactose beinhalten. Hier wird also deutlich, dass mehr Studien nötig sind, um die exakten Zusammenhänge zu verstehen.
Darmmikrobiota und Immunfunktion
Die menschliche Darmflora setzt sich aus unzähligen Mikroorganismen zusammen. Diese Mikroben sind auf verschiedene Nährstoffquellen angewiesen, darunter auch verschiedene Zuckerarten. Einige Untersuchungen legen nahe, dass Galactose eine potenzielle Nahrungsquelle für bestimmte Bakterienstämme sein könnte, die ihrerseits das Immunsystem positiv beeinflussen [6]. Dabei ist zu beachten, dass unsere Mikrobiota sehr komplex ist und von zahlreichen Faktoren abhängt: Lebensstil, Ernährungsweise, Stresslevel und vieles mehr.
Bei gesunden Erwachsenen, die normale Mengen an Milchprodukten zu sich nehmen, dürfte Galactose im Darmmikrobiom eine eher moderate Rolle spielen. Eine stark erhöhte Aufnahme, etwa durch übermäßig hohen Milchkonsum, ist in westlichen Ländern relativ selten. Daher sind Effekte, die speziell auf Galactose zurückzuführen sind, bislang eher weniger erforscht als Effekte anderer Ballaststoffe und Präbiotika (beispielsweise Inulin oder resistente Stärke). Nichtsdestotrotz kann man vermuten, dass Galactose zur Diversität im Darm beitragen könnte, indem sie bestimmten Bakterienstämmen als Substrat dient. Ob sich daraus ein echter, klinisch messbarer Vorteil ergibt, ist bislang unklar.
Entzündungsprozesse und Zellkommunikation
Galactose ist an der Bildung von Glykoproteinen und Glykolipiden beteiligt, die auf den Zellmembranen sitzen und als Kommunikationsstellen zwischen Zellen fungieren. In der Immunologie betrachtet man verschiedene Kohlenhydrat-Strukturen, die eine Rolle bei Entzündungsprozessen spielen können. Es ist denkbar, dass Galactose in diesem Kontext eine Funktion übernimmt, indem sie die Oberflächeneigenschaften von Zellen beeinflusst. Einige Laborversuche an Zellkulturen deuten darauf hin, dass Galactose-bindende Proteine (sogenannte Lectine) in Entzündungsreaktionen mitwirken [7].
Wissenschaftlich fundierte Aussagen über konkrete Effekte von Galactose auf Entzündungen sind jedoch noch rar. Es kann vermutet werden, dass diese Zuckerart in Verbindung mit anderen Nährstoffen und in bestimmten Mengen unterstützend oder hemmend auf Entzündungsprozesse einwirkt. Eine Übertragung von Zellkultur- und Tiermodellen auf den Menschen bleibt allerdings komplex. Daher sollte man die Bedeutung von Galactose für Entzündungsvorgänge nicht überbewerten, solange keine klaren klinischen Studien am Menschen vorliegen.
Nebenwirkungen und Risiken
Wie bei vielen Stoffen hängt die Verträglichkeit von Galactose in erster Linie von der individuellen Gesundheit, genetischen Disposition und der zugeführten Menge ab. Generell gilt Galactose in üblichen Mengen, wie sie in einer ausgewogenen Ernährung vorkommt, als sicher. Kritisch wird es vor allem bei bestimmten Stoffwechselstörungen oder bei stark übertriebener Aufnahme, die allerdings in der Alltagsernährung nur selten vorkommt.
Galactosämie
Galactosämie ist eine seltene, aber ernste Erbkrankheit, bei der die Umwandlung von Galactose in Glucose gestört ist. Es existieren verschiedene Typen der Galactosämie, die allesamt dazu führen können, dass sich Galactose oder deren Abbauprodukte im Körper ansammeln. Die klassische Form (Typ I) entsteht durch einen Defekt des Enzyms Galactose-1-phosphat-Uridyltransferase (GALT). Die Folgen sind schwere Stoffwechselschwächen, die schon bei Neugeborenen auftreten können, sobald diese Milch zu sich nehmen [2].
Typische Symptome sind Erbrechen, Durchfall, Gelbsucht, geistige Entwicklungsverzögerungen und Organschäden. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung ist essenziell, damit schwerwiegende Folgen vermieden werden können. Bei gesicherter Galactosämie muss Galactose nahezu vollständig aus der Ernährung ausgeschlossen werden, was konkret den Verzicht auf die meisten Milchprodukte erfordert. Darüber hinaus sind Betroffene auf eine konsequente ärztliche Begleitung angewiesen, um ihre Stoffwechselsituation stabil zu halten.
Tierversuche zu hohen Dosen
In verschiedenen Tierversuchen wurden sehr hohe Mengen an Galactose verabreicht, die weit über dem liegen, was Menschen normalerweise aufnehmen würden. Diese Extremdosierungen führten teilweise zu erhöhtem oxidativen Stress, beschleunigten Alterungsprozessen und negativen Effekten auf Gehirnstrukturen [5]. Da diese Untersuchungen jedoch nicht den typischen Ernährungsbedingungen beim Menschen entsprechen, lassen sich die Ergebnisse nur bedingt übertragen. Trotzdem zeigen sie, dass ein übermäßiger Konsum einzelner Zuckerarten potenziell Risiken birgt, wenn er über lange Zeit hinweg erfolgt.
Allergische Reaktionen oder Unverträglichkeiten
Allergien gegen Galactose selbst sind ausgesprochen selten. Häufiger tritt eine Laktoseintoleranz auf, die den enzymatischen Abbau des Milchzuckers betrifft. Da Galactose ein Teil der gespaltenen Lactose ist, werden die Beschwerden in der Regel eher von ungespaltener Lactose verursacht als von Galactose. Wer allerdings empfindlich auf Milchproteine reagiert, kann wiederum andere Symptome entwickeln, die mit dem Zuckergehalt selbst wenig zu tun haben. Bei unklaren Beschwerden ist daher eine medizinische Abklärung sinnvoll.
Galactose im Kontext verschiedener Lebensphasen
Der Bedarf an Galactose wird durch die allgemeine Ernährung in aller Regel problemlos gedeckt. Dennoch kann die Rolle von Galactose je nach Lebensphase unterschiedlich bewertet werden. In der Stillzeit beispielsweise bildet Galactose einen wichtigen Nährstoff für Säuglinge, da Muttermilch reich an Lactose ist. Im Alter wiederum spielt eine möglicherweise nachlassende Aktivität der Verdauungsenzyme (etwa bei Laktase-Mangel) eine Rolle. Nachfolgend ein Blick auf verschiedene Lebenssituationen.
Säuglingsalter und Kindheit
In den ersten Lebensmonaten ist Galactose für den Säugling besonders bedeutsam, denn Muttermilch enthält viel Lactose, die zu gleichen Teilen aus Galactose und Glucose besteht. Der Organismus des Babys nutzt diese Einfachzucker nicht nur zur Energiegewinnung. Auch für den Aufbau verschiedener Zellstrukturen – vor allem im Gehirn – ist Galactose nützlich. Forschungen zeigen, dass die frühkindliche Versorgung mit Kohlenhydraten die neuronale Entwicklung unterstützen kann [3].
Bei Säuglingen mit Galactosämie wird das Problem schnell ersichtlich: Schon wenige Tage nach der Geburt können Symptome auftreten, wenn das Kind gestillt wird oder herkömmliche Säuglingsnahrung erhält. Umso wichtiger ist das Neugeborenenscreening, durch das eine Galactosämie frühzeitig erkannt werden kann. In solchen Fällen muss eine spezielle Ernährung erfolgen, um schädliche Ansammlungen von Galactose oder ihren Abbauprodukten im Körper zu vermeiden.
Jugend und Erwachsenenalter
Für Jugendliche und Erwachsene ohne Galactosämie oder Laktoseintoleranz stellt Galactose in der üblichen Kost selten ein Problem dar. Milchprodukte werden bei guter Verträglichkeit oft in den Speiseplan eingebunden und können zum Erhalt wichtiger Nährstoffe beitragen. Allerdings verändert sich im Lauf des Lebens bei manchen Menschen die Toleranz gegenüber Lactose. Wer feststellt, dass er Milchprodukte schlechter verträgt, sollte individuell herausfinden, welche Formen (z.B. Joghurt, Hartkäse, laktosearme Milch) sich gut integrieren lassen. Es geht weniger um eine gezielte Erhöhung oder Verringerung der Galactoseaufnahme als um einen generellen Umgang mit den möglichen Beschwerden.
Ältere Menschen
Im höheren Lebensalter kann es vorkommen, dass die Produktion des Enzyms Laktase nachlässt. Infolgedessen steigt das Risiko, an Laktoseintoleranz zu leiden. Trotzdem bedeutet das nicht, dass Galactose automatisch zu Problemen führt. Vielmehr werden Betroffene oft vorsichtiger im Umgang mit Milchprodukten und passen ihre Ernährungsgewohnheiten an. Wer nur geringe Mengen an Lactose verträgt, nimmt dementsprechend auch weniger Galactose auf. Allerdings besteht in diesem Zusammenhang selten ein Mangel, da Galactose nicht zu den essenziellen Nährstoffen gehört. Bei Verdacht auf Laktoseintoleranz kann eine diagnostische Abklärung per Atemtest Gewissheit verschaffen.
Galactose im Vergleich zu anderen Zuckern
Die Diskussion um verschiedene Zuckerarten ist in der Ernährungswissenschaft allgegenwärtig. Während Glucose die bekannteste Form ist und bei raschem Energiebedarf eine Hauptrolle spielt, besitzt Fruktose (Fruchtzucker) eine höhere Süßkraft und wird deshalb gern in Fertigprodukten eingesetzt. Galactose hingegen findet nur selten direkt Verwendung, ist aber als Teil von Lactose ein wichtiger Bestandteil des Alltagslebens in Form von Milchprodukten.
Grundsätzlich unterscheidet sich Galactose in ihrer metabolischen Verarbeitung von Glucose und Fruktose. Während Glucose rasch ins Blut geht und den Insulinspiegel erhöht, durchläuft Galactose erst weitere Schritte, ehe sie ebenfalls in Glucose-1-phosphat umgewandelt wird. Fruktose wiederum wird zu großen Teilen in der Leber verstoffwechselt und erhöht den Blutzuckerspiegel im Vergleich zu Glucose weniger stark, kann aber bei exzessivem Konsum zu einer Belastung des Fettstoffwechsels beitragen. All diese Zuckerarten sollten in einer ausgewogenen Ernährung in moderaten Mengen auftreten, sodass es weder zu Mangel noch zu Überversorgung kommt.
Aktuelle Studienlage
Die wissenschaftlichen Erkenntnisse zu Galactose haben sich in den letzten Jahren erweitert, bleiben aber in vielen Bereichen noch lückenhaft. Verschiedene Studien und Forschungsprojekte widmen sich unter anderem folgenden Fragestellungen:
- Welche Rolle spielt Galactose in frühkindlicher Gehirnentwicklung und kognitiver Reifung?
- Wie beeinflusst Galactose das Gleichgewicht der Darmmikrobiota?
- Kann übermäßiger Verzehr von Milchprodukten bestimmte Entzündungsprozesse triggern oder abmildern?
- Inwieweit ist Galactose für Menschen mit Insulinresistenz von Bedeutung?
Die Bandbreite an Untersuchungen reicht von Zellkultur-Experimenten über Tierversuche bis hin zu ersten Beobachtungsstudien am Menschen. Konkrete Ernährungsempfehlungen ergeben sich daraus allerdings nur bedingt, weil die Datenlage noch nicht ausreicht, um verbindliche Richtwerte festzulegen. Insbesondere für gesunde Personen, die Milchprodukte in moderaten Mengen genießen, ist aktuell kein Grund zur Annahme vorhanden, Galactose gezielt zu meiden oder verstärkt zu konsumieren.
Positive Ansätze und kontroverse Diskussionen
Während einige Wissenschaftler in Galactose einen potenziellen Helfer für bestimmte Zellschutzmechanismen sehen, warnen andere vor Überschätzungen der Effekte. Tierversuche, in denen Galactose in hohen Dosen verabreicht wurde, führten gelegentlich zu beschleunigten Alterungserscheinungen [5]. Allerdings wurden hier künstlich erhöhte Mengen verabreicht, die im normalen Lebensalltag selten erreicht werden. Auf der anderen Seite existieren Versuche, die neuroprotektive Effekte bei definierten, moderaten Mengen zeigen [4]. Diese teils widersprüchlichen Ergebnisse machen deutlich, dass die Komplexität des Themas hohe Anforderungen an die Forschung stellt.
Skeptisch beurteilen einige Fachleute den Hype, der um bestimmte Zuckerarten gelegentlich entsteht. So wurde Fruktose lange als besonders „gesunder Zucker“ beworben, ehe sich herausstellte, dass ein Zuviel an Fruktose durchaus eine Belastung für den Stoffwechsel darstellen kann. Ein ähnlicher Zyklus könnte bei Galactose auftreten, wenn sie ohne hinreichende Studiendaten als „Superzucker“ bezeichnet würde. Die Erkenntnis, dass eine ausgewogene, nicht einseitige Ernährung in den meisten Fällen der beste Weg ist, steht daher weiterhin an erster Stelle.
Fazit
Galactose ist ein grundlegender Bestandteil des Milchzuckers Lactose und übernimmt im Körper diverse Aufgaben, von der Energiegewinnung über die Synthese wichtiger Glykoproteine bis hin zu möglichen Einflüssen auf Darmbakterien und das Gehirn. Die meisten Menschen können Galactose problemlos verstoffwechseln und profitieren von einer Ernährungsweise, in der Milchprodukte in angemessenen Mengen verzehrt werden.
Problematisch wird Galactose in der Regel nur bei sehr hohen Aufnahmemengen oder im Zusammenhang mit erblichen Stoffwechselstörungen wie der Galactosämie. Wer eine normale, ausgewogene Ernährung praktiziert, braucht sich um diesen Einfachzucker allerdings keine größeren Sorgen zu machen. Zwar existieren Forschungsansätze, die Galactose für bestimmte gesundheitsfördernde Effekte verantwortlich machen, doch kann man diese ohne valide Humanstudien derzeit weder eindeutig bestätigen noch dementieren. Eine abwechslungsreiche Kost mit moderaten Mengen an Milchprodukten ist nach heutigem Wissensstand die sinnvollste Herangehensweise.
Quellen Anzeigen
- [1] Schrezenmeir, J., & de Vrese, M. (2001). Probiotics, prebiotics, and synbiotics—approaching a definition. The American Journal of Clinical Nutrition, 73(2).
- [2] Fridovich-Keil, J. L. (2006). Galactosemia: The good, the bad, and the unknown. Journal of Cellular Physiology, 209(3).
- [3] Alberts, B. et al. (2015). Molecular Biology of the Cell. Garland Science.
- [4] Xu, Y. et al. (2014). Neuroprotective effects of D-galactose on the brain. Neuroscience Letters, 571.
- [5] Ho, S. C. et al. (2003). Galactose toxicity. Mechanisms of Ageing and Development, 124(4).
- [6] Macfarlane, G. T., Steed, H., & Macfarlane, S. (2008). Bacterial metabolism and health-related effects of galactooligosaccharides and other prebiotics. Journal of Applied Microbiology, 104(2).
- [7] Sharon, N., & Lis, H. (2004). History of lectins: from hemagglutinins to biological recognition molecules. Glycobiology, 14(11).