Laktoseintoleranz

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Laktose Intoleranz

Laktose ist der Fachausdruck für Milchzucker. Menschen, die unter einer Laktoseintoleranz leiden, können in ihrem Körper bzw. im Darm diesen in Milch, Milchprodukten und als Zusatz in anderen Lebensmitteln enthaltenen Zucker nicht abbauen. Die Ursache ist ein angeborener oder im späteren Leben erworbener Mangel an dem Enzym Laktase, das für die Verdauung von Laktose verantwortlich ist. Die Folge sind Symptome und Beschwerden wie Durchfall, Blähungen und Bauchschmerzen.

Betroffene können durch einen Arzt verschiedene Tests zur Diagnose von Laktoseintoleranz durchführen lassen. Um sie zu therapieren, wird der Mediziner oder die Medizinerin eine laktosearme Ernährungsweise verordnen, die durch Laktase-Medikamente eine Ergänzung finden kann.

Laktoseintoleranz tritt in Deutschland bei etwa zehn Prozent der Erwachsenen auf, wobei der Grad der Ausprägung von Person zu Person variiert. Manche Quellen gehen auch von 20 Prozent aus. Insgesamt wächst der Anteil am Laktasedefizit innerhalb der Bevölkerung in Europa von Nord nach Süd. Studien haben gezeigt, dass sich die genetischen Anlagen für die Laktase-Aktivität vor etwas mehr als 7.000 Jahren in Ostmitteleuropa herausbildeten, wo die ersten Milchwirtschaften entstanden.

In vielen Regionen der Erde ergibt sich ein anderes Bild. Auf Grund genetischer Unterschiede liegt die Quote in Asien, wo Milch oder Käse nicht zum Speiseplan gehören, und in Afrika bei mehr als 90 Prozent, in der schwarzen US-amerikanischen Bevölkerung sogar bei rund 95 Prozent.

Laktoseintoleranz sollte übrigens nicht mit einer Allergie gegen Milcheiweiß verwechselt werden. Bei dieser Stoffwechselstörung werden selbst geringste Mengen an Milch oder Milchprodukten nicht vertragen, während Personen mit einer Laktoseintoleranz durchaus ein bestimmtes Maß an Milchzucker verdauen können, ohne anschließend unter Beschwerden zu leiden.

Laktose Intoleranz

Was genau ist Laktose?

Laktose kommt in natürlicher Form nur in der menschlichen Muttermilch sowie in der Milch von Säugetieren, wie Kühen, Schafen und Ziegen vor. Sie besteht aus den beiden miteinander verknüpften Zuckermolekülen Glukose und Galaktose. Da der Darm diese Komponenten jedoch nur als Einzelzucker verarbeiten kann, muss die Laktose aufgespalten werden, was durch das erwähnte Enzym Laktase in der Dünndarmschleimhaut geschieht.

Beide Zuckerarten sind nicht nur Lieferanten, sondern auch Speicher von Energie, die der Organismus für seine Funktionen benötigt. Zudem unterstützt Laktose die Aufnahme von Kalzium. Die Glukose wird über die Blutbahnen zu den einzelnen Zellen transportiert, die aus dem Zucker Energie produzieren. Die Weiterverarbeitung der Galaktose erfolgt vor allem in der Leber. Von dort gelangt sie ebenfalls in den Energiehaushalt des Körpers.

Die Ursachen der Laktoseintoleranz

Ohne die Arbeit des Enzyms Laktase gelangt die Laktose unverdaut in den Dickdarm, wo sie von Bakterien in der Darmflora zum Teil als Nahrung aufgenommen wird. Dabei bleiben mehrere Abbauprodukte übrig. Diese sind Essig- und Milchsäure, kurzkettige Fettsäuren sowie Gase wie Methan, Wasserstoff und Kohlendioxid. Sie sind verantwortlich für die typischen Symptome der Laktoseintoleranz.

Formen der Laktoseintoleranz

Die Wissenschaft unterscheidet zwei grundlegend verschiedene Formen der Laktoseintoleranz: die primäre (angeborene) Laktoseintoleranz und die sekundäre (erworbene) Laktoseintoleranz. Gemeinsam ist ihnen letztendlich immer ein Mangel des Laktaseenzyms, der durch eine genetische Entwicklung bestimmt ist. Bei vielen Menschen auf der Erde reicht die genetische Fähigkeit nicht aus, um über ihr gesamtes Leben hinweg Laktase zu produzieren.

Primäre Laktoseintoleranz

Die primäre oder angeborene Laktoseintoleranz manifestiert sich in einem neonatalen und einem physiologischen Laktasemangel. Bei ersterem handelt es sich um eine sehr seltene, vererbbare Stoffwechselkrankheit. Der Gendefekt bewirkt, dass ein Säugling nur winzige Mengen an Laktase oder gar keine produzieren kann. Man bezeichnet diese Form auch als eine absolute Laktoseintoleranz. Sie ist allerdings sehr selten und betrifft nur etwa ein bis drei Prozent bei Neugeborenen. Eine wirksame Therapie ist ausschließlich ein lebenslanger Verzicht auf den Verzehr von laktosehaltigen Lebensmitteln. Medikamente gibt es für eine Heilung der Unverträglichkeit nicht.

Betroffene Kinder bekommen innerhalb weniger Tage durch die Muttermilch einen anhaltenden Durchfall, so dass ein Stillen unmöglich wird. Weitere Symptome bei Babys sind:

  • Bauchschmerzen und laute Bauchgeräusche
  • vermehrtes Aufstoßen
  • Blähungen
  • Verstopfung
  • vermehrtes Weinen nach dem Stillen

Die bei Säuglingen bringt die Intoleranz eine Gefahr der Austrocknung, einer unzureichenden Gewichtszunahme und somit der Unterernährung mit sich. In schweren Fällen kann die nicht aufgespaltene Laktose über die Schleimhäute von Magen und Darm sogar in den Blutkreislauf gelangen und dort starke Vergiftungserscheinungen auslösen. Deshalb sollte bei einem Verdacht auf Milchzuckerunverträglichkeit schnell gehandelt und ein Kinderarzt konsultiert werden, wenn sich andere Erkrankungen ausschließen lassen. Die Diagnose gestaltet sich bei Babys leider schwierig, trotz der verschiedenen möglichen Testverfahren (siehe weiter unten), denn die Dauer der Tests beträgt oft einige Stunden, in denen die Betroffenen meist nüchtern bleiben müssen.

Aus diesen Gründen empfehlen Mediziner bei einem Verdacht auf Laktoseintoleranz eine milchzuckerfreie Ernährung für zwei bis vier Wochen, nach denen bereits eine Besserung eintreten kann. In Apotheken gibt es laktosefreie Säuglingsnahrung als Ersatz für diesen Zeitraum. Sollte die abschließende Diagnose bei einem Baby tatsächlich eine Laktoseintoleranz ergeben, kann der behandelnde Kinderarzt eine spezielle Nahrung verschreiben.

Wenn im Kleinkindalter die erste Beikost eingeführt wird, sollten Eltern auf laktosefreie Produkte wie Gemüse, Obst, Fleisch und Getreide zurückgreifen. Auch Milchbreie ohne Milchzucker werden von einigen Herstellern angeboten. Falls das Kind geringe Mengen Laktose verträgt, reicht eventuell eine laktosearme Nahrung aus, ohne dass es zu den typischen Beschwerden kommt. In diesem Fall ist aber ebenfalls eine Rücksprache mit dem Arzt zu empfehlen.

Physiologischer Laktasemangel

Der physiologische Laktasemangel beginnt nach dem Abstillen eines Säuglings. Denn Neugeborene, die gestillt werden, können Laktose normalerweise problemlos verarbeiten, da sie nach der Geburt reichliche Mengen an Laktase produzieren. Das müssen sie auch können, denn die Muttermilch enthält Laktose, und zwar sogar mehr als beispielsweise Kuhmilch.

Nach dem Abstillen und mit zunehmendem Alter geht die Produktion der Laktase dann vollständig zurück und die Milchzuckerverträglichkeit sinkt. Dieser Prozess läuft meist zwischen dem fünften und zwanzigsten Lebensjahr ab. Man findet diese Form des physiologischen Laktasemangels auf der ganzen Welt.

Manchmal tritt eine Laktoseintoleranz bei Babys nur vorübergehend auf und verschwindet nach einigen Monaten wieder, spätestens aber nach Ablauf des ersten Lebensjahres. Der Dünndarm dieser Kinder ist noch nicht vollständig entwickelt, so dass nicht ausreichend Laktase produziert werden kann. Mit einer fortschreitenden Ausreifung des Darms erledigt sich das Problem von selbst.

Sekundäre Laktoseintoleranz

Die sekundäre oder erworbene Laktoseintoleranz tritt in der Regel als eine Begleiterscheinung anderer Erkrankungen auf, die die Oberfläche des Dünndarms schädigen und die Produktion des Enzyms Laktase beeinträchtigen. Sie kann Menschen deshalb in jedem Alter treffen, auch wenn diese zuvor keine Probleme mit der Laktoseverdauung hatten.

Zu diesen Erkrankungen zählen unter anderem:

  • Zöliakie (Glutenunverträglichkeit)
  • Morbus Crohn
  • Magen-Darm-Infektionen
  • Lambliasis (hervorgerufen durch Geißeltierchen)
  • Nahrungsmittelallergien

Auch Darmoperationen und Medikamente wie Antibiotika oder Zytostatika während einer Chemotherapie kommen diesbezüglich als Ursache in Frage. Ist die auslösende Krankheit abgeheilt, kann der Darm sich unter Umständen wieder erholen, so dass die Laktoseintoleranz nur eine vorübergehende Erscheinung bleibt.

Die häufigsten Symptome bei einer Laktoseintoleranz

Menschen mit einer Laktoseintoleranz leiden vor allem unter den folgenden Symptomen und Beschwerden:

  • Bauchschmerzen und -koliken
  • aufgeblähter Bauch
  • Völlegefühl
  • (starke) Blähungen
  • Übelkeit und Erbrechen
  • Durchfall (manchmal aber auch Verstopfung und schmerzhafter Stuhldrang)

Die Beschwerden beginnen frühestens nach etwa 15 oder 30 Minuten nach der Aufnahme von laktosehaltigen Nahrungsmitteln. Ihren Höhepunkt erreichen sie nach etwa anderthalb bis zwei Stunden. Sie können je nach Grad der Laktoseintoleranz aber auch länger andauern. Pauschal lässt sich keine Antwort geben, da die Dauer immer von der Stärke der Laktoseintoleranz und von der Laktosemenge in einer Mahlzeit abhängt. Weitere Faktoren für die Dauer und Intensität der Beschwerden können die Einnahme von Medikamenten, die Zusammensetzung der individuellen Darmflora, die Geschwindigkeit des Nahrungsdurchgangs durch den Darm sowie das persönliche Schmerzempfinden der Betroffenen sein.

Unspezifische Symptome

Wird eine Laktoseintoleranz nicht erkannt und behandelt, kann es in vielen Fällen zu unspezifischen Symptomen kommen, die auf Grund der permanenten Belastung von Körper und Stoffwechsel auftreten. Zu diesen zählen unter anderem:

  • allgemeines Unwohlsein
  • Schwindelgefühle
  • Abgeschlagenheit
  • Herzklopfen
  • Konzentrationsstörungen
  • Schmerzen in den Muskeln und Gelenken
  • kalte Schweißausbrüche
  • ein starker Gewichtsverlust
  • Kopfschmerzen
  • Müdigkeit
  • depressive Verstimmungen
  • innere Unruhe

Betroffene Personen, bei denen eine Laktoseintoleranz schon sehr lange besteht, ohne erkannt worden zu sein, nehmen die eigentlichen, typischen Beschwerden im Magen-Darm-Trakt teilweise kaum noch wahr. Bei ihnen fallen eher die unspezifischen Symptome wie zum Beispiel Depressionen auf. Deshalb ist eine Diagnose in solchen Fällen nicht einfach, da ein Arzt oder eine Ärztin dann häufig nach anderen, oftmals psychischen Ursachen sucht.

Wie wird Laktoseintoleranz diagnostiziert?

Häufig wird eine Laktoseintoleranz durch einen Arzt erst dann diagnostiziert, wenn Patienten über mehr oder weniger häufige Probleme mit der Verdauung berichten. Dazu erfolgt zunächst eine körperliche Untersuchung und dem Ausschluss möglicher anderer Erkrankungen. Weitere Methoden sind ein Bluttest, ein H2-Atemtest, eine Biopsie (Gewebeentnahme) der Dünndarmschleimhäute sowie ein Gentest, um die Diagnose abzusichern.

Darüber hinaus gibt es auch die Möglichkeit, zu Hause einen Selbsttest durchzuführen, wenn nach dem Verzehr von Milch und milchhaltigen Produkten Beschwerden einer Laktoseintoleranz auftreten. Der erste Teil ist ein Diät- bzw Selbstbelastungstest. Dafür sollten rund zwei Wochen keinerlei Produkte mit Laktose gegessen oder getrunken werden. Lebensmittel wie manche Wurst und Fertigprodukte enthalten häufig versteckte Laktose, die dort eher nicht vermutet wird. Deshalb ist darauf zu achten, dass auch solche Speisen und Getränke vermieden werden. Treten bereits nach kurzer Zeit keine Symptome mehr auf, dürfte eine Laktoseintoleranz wahrscheinlich sein.

Der zweite Teil ist ein sogenannter Expositionstest oder Laktosebelastungstest. Hierbei trinkt die betreffende Person ein Glas Wasser mit einer größeren Menge aufgelöster Laktose bzw. Milchzucker, der in Drogerien, Apotheken und Reformhäusern erhältlich ist. Empfohlen werden zwischen 50 g und 100 g. Falls dann nach der Einnahme innerhalb weniger Stunden die typischen Beschwerden einer Laktoseintoleranz auftreten, sollte ein Arzt aufgesucht werden, um eine eindeutige und sichere Diagnose zu stellen. Am besten ist zunächst ein Besuch beim Hausarzt, der den Patienten dann an einen Facharzt, beispielsweise einen Gastroenterologen oder einen Internisten, überweist.

H2-Atemtest

Bei einem H2-Atemtest wird der Wasserstoffgehalt in der Atemluft des Patienten gemessen, und zwar jeweils einmal vor und nach der Einnahme einer Lösung mit 25 g oder auch 50 g Laktose. Der Abbau des Milchzuckers im Darmtrakt setzt eine größere Menge Wasserstoff (H2) frei, der zu einem großen Teil mit der Atemluft ausgeschieden wird. Beträgt dessen Anteil in der Atemluft 10 bis 20 ppm (parts per Million = Teile pro Million) und leidet der Patient unter den spezifischen Symptomen, kann von einer Laktoseintoleranz ausgegangen werden. Ein Mediziner kann an dem gemessenen Wert auch feststellen, wie hoch die Ausprägung der Laktoseintoleranz ist. Diese ist um so stärker, je höher der Messwert ausfällt.

Allerdings ist zu berücksichtigen, dass die Ergebnisse bei einem H2-Atemtest durch verschiedene Faktoren verfälscht werden können, etwa durch eine vermehrte Anzahl an methanausstoßenden Bakterien im Darmtrakt. Methan wird bei diesem Atemtest nicht angezeigt, was möglicherweise zu einem Ausschluss einer Laktoseintoleranz führt. Die Einnahme von Antibiotika zum Zeitpunkt des Tests oder eine mangelhafte oder falsche Mundhygiene können ebenfalls zu einem verfälschten Ergebnis führen.

Bluttest

Auch ein Bluttest zur Erkennung der Laktoseintoleranz ist ein Belastungstest, der die gleichen Vorbereitungen wie ein Wasserstoff-Atemtest erfordert. Der Patient muss die Milchzuckerlösung dazu auf nüchternen Magen trinken. Anschließend wird dann der Blutzuckerspiegel gemessen.

Während der Verdauung wird Laktose bei einem gesunden Menschen – wie bereits oben angeführt – in die Bestandteile Glukose und Galaktose aufgespalten. Durch die Glukose steigt der Blutzuckerspiegel. Ist dieser nicht oder um weniger als 20 mg/dl erhöht, gilt die Diagnose einer Laktoseintoleranz als sicher. Blut- und H2-Test werden häufig parallel vorgenommen, um ein noch sichereres Ergebnis zu erhalten.

Biopsie

Bei dieser Variante entnimmt die Ärztin oder der Arzt mit Hilfe eines Endoskops eine Gewebeprobe aus der Schleimhaut des Dünndarms. Im Labor wird diese dann auf den Gehalt am Enzym Laktase überprüft. Allerdings wird eine Biopsie nur selten angewendet und zählt nicht zu den Routineuntersuchungen.

Gentest

Ein Gentest kommt ebenfalls nur selten zur Anwendung, da er sich lediglich zur Erkennung einer angeborenen Laktoseintoleranz eignet. Bei dieser Methode wird entweder Blut des Patienten entnommen oder ein Abstrich der Mundschleimhaut gemacht. Da mit diesem Testverfahren keine sekundäre Laktoseintoleranz zu erkennen ist, lässt ein negatives Ergebnis allenfalls darauf schließen, dass eine primäre Laktoseunverträglichkeit nicht vorliegt.

Bioresonanzmessung und IgG-Test

Bei diesem Test werden die elektrischen Ströme im Körper mit Elektroden gemessen, um eine Aussage zum gesundheitlichen Zustand und Befinden zu erhalten. Wissenschaftlich ist die Bioresonanzmessung nicht gesichert. Deshalb wird sie in der Schulmedizin kaum genutzt, sondern eher durch Heilpraktiker.

Nicht selten kommt es vor, dass auf Internetseiten oder von Freunden und Bekannten der Vorschlag eines IgG-Tests gemacht wird. Es handelt sich dabei um einen Test zur Messung von Immunglobin G im Blut und einer möglichen Immunreaktion. Allerdings ist eine Laktoseintoleranz – siehe oben – keine Allergie und löst auch keine Antikörperbildung im Organismus aus, weshalb der Test diesbezüglich nutzlos ist.

Laktoseintoleranz Prognose und Verlauf

Klarzustellen ist, dass eine Laktoseintoleranz in keinem Fall gefährliche oder gar lebensbedrohliche Auswirkungen hat. Bei einer richtigen Ernährungsweise treten keine bedeutenden Mangelerscheinungen auf, da die Darmschleimhäute durch die Unverträglichkeit nicht geschädigt und alle anderen Nahrungssubstanzen neben der Laktose ganz normal verdaut werden können.

Betroffene sollten sich in jedem Fall ausführlich beraten lassen und möglichst mit milchzuckerarmen Lebensmitteln ernähren. Liegt ein neonataler Laktasemangel vor, ist eine konsequent laktosefreie Ernährung jedoch die sinnvollere Lösung.

Mögliche Mangelerscheinungen und Komplikationen bei einer Laktoseintoleranz

Personen, die von einer stark ausgeprägten Laktoseintoleranz betroffen sind und deren Diät schlecht eingestellt ist, verlieren über den Darmtrakt mehr wasserlösliche Vitamine und Elektrolyte. Sie müssen deshalb auf eine ausreichende Einnahme von Vitamin C, den B-Vitaminen, Zink und Elektrolyten achten.

Besonders wichtig ist in diesem Zusammenhang eine gute Zufuhr von Kalzium, denn Milch und Milchprodukte, auf die verzichtet werden muss, sind die hauptsächlichen Lieferanten für das Mineral. Kalzium ist wesentlich für die Stabilität des Knochenapparates. Menschen mit einem Laktasemangel und somit einer Laktoseintoleranz sind besonders gefährdet, an Osteoporose (Knochenschwund) zu erkranken, bei der die Knochen mit der Zeit porös werden und leicht brechen können.

Für Vegetarier, die Milch und Milchprodukte als Hauptlieferant für Eiweiß nutzen, besteht zusätzlich die Gefahr, an Proteinmangel zu leiden. Sie sollten sich für einen gesunden Speiseplan gut über die Zusammensetzung der Nährstoffe in Lebensmitteln und über deren Bedarf für ihren Körper informieren.

Therapie der Laktoseintoleranz und Möglichkeiten der Selbsthilfe

Die Laktoseintoleranz ist vom medizinischen Standpunkt aus betrachtet nicht behandelbar. Vielmehr zielt eine Therapie darauf ab, die auftretenden Beschwerden zu verringern bzw. zu lindern und trotz Laktasemangel die Aufspaltung von Milchzucker zu ermöglichen. Deshalb liegt der Schwerpunkt dabei auf einer Umstellung der Ernährung, sprich: hin zu einer laktosefreien oder wenigstens laktosearmen Kost.

Laktasepräparate als Nahrungsergänzung

Unterstützend wirken laktasehaltige Präparate in Form von Tabletten, Kapseln oder Pulvern. Das in ihnen enthaltene Enzym wird heute mit biotechnologischen Methoden aus Mikroorganismen gewonnen und ist in der Lage, die aufgenommene Laktase aufzuspalten. Milchprodukte und andere laktosehaltige Nahrungsmittel werden dadurch verträglich bzw. verträglicher. Die Zahl der rezeptfreien Präparate ist recht groß, allerdings werden die Kosten nicht von den Krankenkassen übernommen.

Personen mit Laktoseintoleranz sollten sich vorab am besten von ihrem Arzt, in der Apotheke oder bei einer Ernährungsberatung informieren lassen und sich nach eventuell vorhandenen Zusatzstoffen erkundigen, bevor sie zu solch einem Präparat greifen. Empfehlenswert sind zum Beispiel Produkte ohne Süß- oder Zuckeraustauschstoffe.

Tabletten und Kapseln werden in der vorgeschriebenen Dosierung zusammen mit der jeweiligen Mahlzeit aufgenommen. Pulver kann auch direkt über die Speisen gestreut werden. Als Faustregel gilt, dass die Menge des Enzyms Laktase dem Gehalt der Laktose in den verzehrten Lebensmitteln entsprechen sollte. Das kann aber bei außer Haus aufgenommenen Mahlzeiten, etwa in Restaurants während des Urlaubs oder auf Dienstreisen, kaum nachvollzogen werden, so dass die Hinweise auf der Packungsbeilage die beste Empfehlung sind.

Gut zu wissen: eine Überdosierung des Enzyms Laktase kann den betroffenen Personen nicht durch Nebenwirkungen schaden, sondern allerhöchstens den Geldbeutel überstrapazieren. Sie sollten allerdings durch die Präparate auch keine vollständige Befreiung von den Beschwerden erwarten. Bei Laktoseintoleranz ist die Umstellung der individuellen Ernährungsweise auf Produkte mit wenig oder gar keiner Laktose grundsätzlich besser geeignet.

Umstellung der Ernährung bei Laktoseintoleranz

Nicht jeder Mensch, der unter einer Laktoseintoleranz leidet, muss völlig auf Produkte mit Milchzucker verzichten. Bei einer laktosearmen Ernährungsweise können 2 g bis 10 g durchaus gut vertragen werden, wenn sie über den Tag hinweg aufgeteilt oder mit anderen verträglichen Produkten verzehrt werden.

Letztendlich müssen Betroffene das jedoch individuell austesten. Es empfiehlt sich, eine genau definierte Menge an Laktose aufzunehmen und in der folgenden Zeit abzuwarten, ob Symptome auftreten und wie stark sie ausfallen. Dabei sollte man mit einer kleinen Menge beginnen und diese dann nach und nach steigern. Je weniger Laktose dem Körper mit der Nahrung zugeführt wird, desto geringer fallen die Beschwerden aus und umgekehrt.

Ohne Ausprobieren ist die richtige Balance kaum herauszufinden. Das unterstützt Betroffene jedoch dabei, Nahrungsmittel besser kennen zu lernen und nach einiger Zeit eine gewisse Routine zu entwickeln, wie man Produkte mit versteckter Laktose erkennt bzw. welche Speisen und Getränke verträglich sind und welche nicht.

Milchzucker in zahlreichen Nahrungsmitteln

Milchzucker ist in unserem Alltag allgegenwärtig, deshalb sollten bei einem Einkauf stets die Angaben auf den Verpackungen überprüft werden. Die Hersteller müssen jedoch nicht explizit auf Laktose hinweisen, wenn in ihren Waren Milch, Milchbestandteile oder Milchprodukte enthalten sind. Dies gilt erst, wenn eine bestimmte Grenze an Laktosegehalt überschritten wird.

Ein Problem stellen frische Lebensmittel wie einige Wurstsorten dar, wenn sie beim Metzger oder an der Fleischtheke in Supermärkten gekauft werden. Immer mehr Wurstfabrikanten mengen der Rohmasse Milchzucker oder Molkepulver bei. Teilweise dienen sie als Färbe- und Bindemittel oder Aromaträger, teilweise werden sie auch einfach nur beigemischt, um das Gewicht zu erhöhen. Dies geschieht aus Gründen der Kosteneinsparung, denn Laktose ist am Markt günstig zu erwerben und billiger als die eigentlichen Zutaten.

Eine Kontrolle durch den Verbraucher ist dort nicht möglich wie bei fertig abgepackten Waren. Die Verkäuferinnen und Verkäufer können dazu in der Regel auch keine kompetenten Angaben machen. Wenn der Laktosegehalt nicht eindeutig zu ermitteln ist, sollten Personen mit Laktoseintoleranz am besten auf solche Produkte verzichten.

Milchzucker und Molkepulver werden aber nicht nur für Wurst oder Schinken verwendet, sondern auch für Fertiggerichte, Sport-Supplements wie Whey-Protein, zahlreiche konservierte Lebensmittel wie Gemüse in Dosen und Tiefkühlkost. Es hat sogar schon Funde in gefrorenen Fleischprodukten gegeben. Manche Brotwaren und Pulverkaffees werden unter Verwendung von Laktose hergestellt, ohne dass es verlässliche Angaben dazu gibt. Sie dienen hier ebenfalls als kostengünstiger Aromaträger und zur Erhöhung des Gewichts.

Nicht zuletzt sind Restaurants und Imbisse eine Quelle für mit Milchzucker vermengte Speisen. Die Laktose dient hier als Geschmacksverstärker oder ist in Gewürzmischungen enthalten, die in der Küche Verwendung finden.

Milchzucker in Getränken

Verschiedene Arten von Getränken, bei denen man normalerweise keine Laktose vermutet, können ebenfalls Spuren aufweisen. Dazu zählt zum Beispiel Wein, bei dessen Herstellung Milchzucker als Klärungsmittel zum Zuge kommt. Bei alkoholischen Getränken gibt es keinerlei Deklarierungspflicht, weshalb es für den Verbraucher unmöglich ist, einen eventuelen Laktosegehalt zu ermitteln. Weiterhin enthalten manche Softdrinks und Fruchtsäfte Milchzucker, jedoch muss er auf diesen Produkten angegeben werden.

Milchzucker in Medikamenten

Personen mit Laktoseintoleranz, die wegen anderer Erkrankungen und Beschwerden Medikamente einnehmen müssen, sollten vor der Einnahme in der Apotheke nachfragen und die Hinweise auf der Packungsbeilage genau studieren oder bei verschreibungspflichtigen Arzneimitteln ihren Arzt auf ihre Unverträglichkeit hinweisen, damit er eventuell ein anderes Präparat verordnet.

Milchzucker wird als Trägerstoff verwendet und stellt in manchen Fällen den größten Bestandteil bei Medikamenten dar. Besonders viel Laktose ist in mikrobiologischen Arzneien mit Milchsäurebakterien enthalten.

Milchprodukte gegen laktosefreie Nahrungsmittel austauschen

Unverträglliche Milchprodukte und andere laktosehaltige Lebensmittel müssen nicht vom Speiseplan gestrichen werden, sondern lassen sich durch laktosefreie Waren ersetzen. Diese sind in der Regel etwas süßlicher im Geschmack, da die Aufspaltung des Milchzuckers in Glukose und Galaktose bereits Teil des Herstellungsprozesses ist.

Erfreulicherweise werden heute nicht nur viele Produkte laktosefrei angeboten, darunter Milch, Joghurt und Käse. Sie sind auch im Gegensatz zu früher, wo sie deutlich teurer als gewöhnliche Milchprodukte waren, relativ günstig zu kaufen.

Wer sich völlig laktosefrei ernähren muss, verträgt nur weniger als ein Gramm Milchzucker pro Tag, ansonsten kommt es zu körperlichen Beschwerden. Betroffene müssen deshalb sämtliche laktosehaltigen Lebensmittel durch laktosefreie ersetzen.

Lebensmitteln und deren Milchzuckergehalt

Milch und Milchprodukte mit mehr als 1 g Laktose pro 100 g:

  • Kuh-, Schafs- und Ziegenmilch
  • Buttermilch
  • Kondensmilch
  • Dickmilch
  • Joghurt und Joghurt-Butter
  • Kefir
  • Quark
  • Sauerrahm
  • Sahne
  • Molkeprodukte
  • Creme fraiche
  • Frischkäse
  • Schmelzkäse
  • Hüttenkäse
  • Mascarpone

Fleisch, Wurstwaren und Fisch mit mehr als 1 g Laktose pro 100 g:

  • Streichwurst
  • paniertes Fleisch
  • panierter Fisch
  • Fischkonserven mit Sahneanteil

Eiprodukte mit mehr als 1 g Laktose pro 100 g:

  • Rührei mit Milch oder Sahne
  • Pfannkuchen
  • Omelette
  • Crepes

Brot, Backwaren und Getreide mit mehr als 1 g Laktose pro 100 g:

  • Kuchenbackmischungen
  • Torten
  • Milchbrötchen
  • Waffeln
  • Rosinenbrot
  • Puddingschnecken
  • Knusper- und Schokomüsli
  • Müsliriegel

Gemüse mit mehr als 1 g Laktose pro 100 g:

  • Kartoffelpüree mit Sahne, Milch oder Buttermilch
  • Kartoffelgratin
  • Fertigprodukte aus Kartoffeln mit Milch
  • Gemüseprodukte mit Sahne oder Milch
  • jede Art von Rahmgemüse

Obst mit mehr als 1 g Laktose pro 100 g:

  • alle Obstprodukte mit Sahne oder Milch
  • mit Schokolade überzogene Trockenfrüchte

Süßwaren mit mehr als 1 g Laktose pro 100 g:

  • (Voll-)Milchschokolade
  • Pralinen
  • Sahne- und Karamellbonbons
  • Nougat
  • Nuss-Nougat-Cremes
  • Eiscremes auf Sahnebasis
  • Desserts wie Pudding, Tiramisu oder Milchreis

Getränke mit mehr als 1 g Laktose pro 100 g:

  • Liköre mit Sahne
  • Cappucino
  • Latte macchiato
  • Milchkaffee
  • Joghurt- und Molkegetränke

Sonstiges mit mehr als 1 g Laktose pro 100 g:

  • Milch- und Molkepulver
  • trockener Kaffeeweißer
  • Präparate mit Eiweiß

Milch und Milchprodukte mit weniger als 1 g Laktose pro 100 g:

  • Butter
  • Camembert und Brie
  • Mozzarella
  • Ricotte
  • Feta mit einem Fettanteil von 45 %
  • Hartkäse mit einem Restgehalt an Milchzucker von 0,1 %
  • Parmesan
  • Ziegen- und Schafskäse
  • nicht erhitzte Produkte aus Sauermilch

Wurst mit weniger als 1 g Laktose pro 100 g:

  • Salami

Brot und Backwaren mit weniger als 1 g Laktose pro 100 g:

  • Brot und Brötchen mit geringem Laktose-Zusatz
  • Cräcker

Süßwaren mit weniger als 1 g Laktose pro 100 g:

  • Bitterschokolade mit mindestens 75 % Kakao

Sonstiges mit weniger als 1 g Laktose pro 100 g:

  • vegetarische Pasteten
  • Pizza mit laktosearmem Käse

Laktosefreie Milch und Milchprodukte

  • bestimmte Milch und Milchprodukte
  • Produkte aus Sojamilch
  • Reis-, Mandel- und Hafermilch
  • Tofu
  • Käse aus Sauermilch

Fleisch, Wurst und Fisch ohne Laktose

  • unpaniertes Fleisch ohne Zusätze
  • Schinken
  • bestimmte Wurstsorten
  • unpanierter Fisch ohne Zusätze
  • Meeresfrüchte
  • Fischkonserven mit Wasser oder Öl

Laktosefreie Eiprodukte:

  • Eier in natürlicher Form
  • Spiegeleier

Laktosefreie Fette:

  • Pflanzenmargarine ohne Milchzusätze
  • Pflanzenöle
  • Butterschmalz

Brot, Backwaren und Getreide ohne Laktose

  • verschiedene laktosefreie Brot- und Brötchensorten und Backwaren
  • alle Getreidesorten ohne sonstige Zusätze
  • Getreideflocken wie zum Beispiel Haferflocken
  • Weizenkleie
  • Leinsamen
  • Reis
  • trockene Nudelprodukte
  • Spätzle

Laktosefreies Gemüse:

  • Salz- und Bratkartoffeln
  • Pommes frites
  • Kartoffelpüree mit laktosefreier Milch
  • alle naturbelassenen, frischen und tiefgefrorenen Gemüsesorten
  • alle essbaren Pilzarten ohne Zusätze
  • unverarbeitete Hülsenfrüchte
  • Konserven ohne Zusätze

Laktosefreies Obst:

  • alle naturbelassenen, frischen und tiefgefrorenen Obstsorten
  • Konserven und Fruchtmus ohne Zusätze
  • Trockenobst
  • Nüsse

Laktosefreie Süßwaren:

  • Schokolade aus Reismilch
  • Fruchtgummis ohne Joghurtzusatz
  • Fruchtbonbons
  • Honig und Marmelade
  • Wassereis
  • Götterspeise
  • Hartlakritz

Laktosefreie Getränke:

  • Mineralwasser
  • Limonaden
  • reine Fruchtsäfte
  • Beuteltee
  • Grüntee
  • Kaffee

Sonstiges ohne Laktose:

  • Zucker und Salz
  • Essig
  • Senf
  • Ketchup
  • pure Kräuter und Gewürze
  • Hefe und Backpulver
  • Aromen
  • Hanföl

Fleisch-, Wurst- und Fischprodukte, die eventuell Laktose enthalten:

  • Würstchen
  • fettreduzierte Wurstwaren
  • mariniertes Fleisch
  • marinierter Fisch
  • Fischstäbchen

Eierspeisen, die eventuell Laktose enthalten:

  • Rührei

Fette, die eventuell Laktose enthalten:

  • Halbfettbutter und Halbfettmargarine
  • Pflanzencreme

Brot, Backwaren und Getreideprodukte, die eventuell Laktose enthalten:

  • Zwieback
  • Knäckebrot
  • Kekse
  • Brotbackmischungen
  • Cerealien
  • Paniermehl

Gemüse und Obst, das eventuell Laktose enthält:

  • Pulver für Kartoffelknödel und Kartoffelpüree
  • Pfannengemüse
  • Obst-Fertigmischungen

Süßwaren, die eventuell Laktose enthalten:

  • Löffelbiskuits und andere Kekse
  • Russisch Brot
  • Weichlakritze

Getränke, die eventuell Laktose enthalten:

  • Tee in Granulatform
  • Getränke auf Fruchtsaftbasis
  • lösliche Getränke

Sonstiges, das eventuell Laktose enthält:

  • Medikamente
  • Süßstoff
  • Fertiggerichte und Fertigsaucen
  • Würzpasten
  • Mayonnaise
  • Instant-Suppen
  • Gewürzmischungen
Dennis
Von Dennis
Hallo, mein Name ist Dennis Philippus. Auf Nahrung.de bin ich als Chefredakteur tätig. Mit den Themen Ernährung und Fitness setze ich mich nun schon seit fast zwei Jahren intensiv auseinander, da damals meine Abnehm-Reise startete.