Meersalz – Zusammensetzung, Gewinnung und gesundheitliche Bewertung

Jeder Liter Meerwasser enthält etwa 35 Gramm gelöste Salze – das entspricht ungefähr zwei gehäuften Esslöffeln. Meersalz entsteht, wenn dieses Wasser verdunstet und die gelösten Mineralstoffe als Kristalle zurückbleiben. Was viele nicht wissen: Die chemische Zusammensetzung unterscheidet sich kaum von herkömmlichem Speisesalz. Beide bestehen zu über 95 Prozent aus Natriumchlorid. Die restlichen fünf Prozent machen den Unterschied – oder auch nicht, wie wissenschaftliche Untersuchungen zeigen.

Der weltweite Salzkonsum liegt bei durchschnittlich 9 bis 12 Gramm pro Person und Tag [1]. Das ist etwa doppelt so viel, wie die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt. Dabei spielt es für die Gesundheit praktisch keine Rolle, ob das Salz aus dem Meer oder aus unterirdischen Lagerstätten stammt. Die oft beworbenen gesundheitlichen Vorteile von Meersalz halten einer wissenschaftlichen Überprüfung meist nicht stand.

Chemische Zusammensetzung und Mineralstoffgehalt

Die Hauptbestandteile von Meersalz sind schnell aufgezählt: Natriumchlorid macht zwischen 95 und 98 Prozent aus, je nach Herkunft und Verarbeitung [2]. Der Rest setzt sich aus verschiedenen Mineralstoffen zusammen. Magnesium kommt mit etwa 0,5 bis 1,5 Prozent am häufigsten vor, gefolgt von Calcium mit 0,1 bis 0,4 Prozent und Kalium mit 0,1 bis 0,2 Prozent. Diese Mengen klingen erstmal nach viel, sind aber ernährungsphysiologisch kaum bedeutsam. Ein Teelöffel Salz (etwa 5 Gramm) liefert höchstens 75 Milligramm Magnesium – der Tagesbedarf liegt bei 300 bis 400 Milligramm.

Die genaue Mineralstoffzusammensetzung hängt stark vom Gewinnungsort ab. Salz aus dem Mittelmeer hat andere Spurenelemente als solches aus dem Atlantik oder Pazifik. Auch die Jahreszeit der Ernte spielt eine Rolle: Im Sommer verdunstet mehr Wasser, wodurch sich die Mineralstoffe stärker konzentrieren. Moderne Analysemethoden haben in manchen Meersalzproben über 80 verschiedene Elemente nachgewiesen, allerdings meist nur in winzigen Spuren [3].

Vergleich verschiedener Salzarten

Um die Unterschiede zwischen verschiedenen Salzarten besser zu verstehen, lohnt sich ein direkter Vergleich der Mineralstoffgehalte. Die folgende Tabelle zeigt die durchschnittliche Zusammensetzung verschiedener Salzsorten:

SalzartNatriumchlorid (%)Magnesium (mg/100g)Calcium (mg/100g)Kalium (mg/100g)Jod (μg/100g)
Grobes Meersalz95-97500-1500100-400100-20020-200
Fleur de Sel94-96600-1800150-500150-25050-300
Raffiniertes Speisesalz99,5-99,91-101-51-51500-2500*
Himalayasalz96-98100-300200-600100-3505-50
Steinsalz98-9950-200100-30050-15010-100

*Bei jodiertem Speisesalz durch künstliche Anreicherung

Spurenelemente und ihre Bedeutung

Neben den Hauptmineralstoffen enthält Meersalz zahlreiche Spurenelemente. Eisen findet sich mit 0,5 bis 5 Milligramm pro Kilogramm, Zink mit 0,1 bis 1 Milligramm. Auch Selen, Mangan und Kupfer sind nachweisbar, allerdings in noch geringeren Mengen. Diese Spurenelemente stammen aus dem Meerwasser selbst, das alle auf der Erde vorkommenden Elemente in gelöster Form enthält.

Die biologische Bedeutung dieser Spurenelemente im Salz wird oft überschätzt. Bei einem täglichen Salzkonsum von 5 Gramm nimmt man beispielsweise maximal 25 Mikrogramm Eisen auf – der Tagesbedarf liegt bei 10 bis 15 Milligramm, also dem 400- bis 600-fachen. Selbst bei den höchsten gemessenen Spurenelementgehalten trägt Salz weniger als ein Prozent zur täglichen Versorgung bei [4].

Gewinnungsmethoden und Produktionsverfahren

Die traditionelle Meersalzgewinnung funktioniert seit Jahrtausenden nach dem gleichen Prinzip: Meerwasser wird in flache Becken geleitet, wo es unter Sonneneinwirkung verdunstet. Dieser Prozess dauert mehrere Wochen bis Monate. Zuerst kristallisieren Calciumverbindungen aus, dann folgt das Natriumchlorid. Magnesium- und Kaliumsalze bleiben bis zuletzt in Lösung und werden meist mit der Restlauge abgeleitet. Diese natürliche Fraktionierung bestimmt die finale Zusammensetzung des Salzes.

Moderne Salzgärten arbeiten mit ausgeklügelten Beckensystemen. Das Meerwasser durchläuft nacheinander mehrere Verdunstungsbecken, in denen sich die Salzkonzentration schrittweise erhöht. Von anfänglich 3,5 Prozent steigt sie auf über 25 Prozent. Bei dieser Konzentration beginnt das Natriumchlorid auszufallen. Die Beckentiefe beträgt meist nur 10 bis 30 Zentimeter, um eine schnelle Verdunstung zu ermöglichen. Pro Quadratmeter Beckenfläche können jährlich 50 bis 150 Kilogramm Salz gewonnen werden, abhängig vom Klima [5].

Regionale Unterschiede in der Produktion

Die größten Meersalzproduzenten weltweit sind China, USA, Indien und Frankreich. Jede Region hat ihre eigenen Methoden entwickelt. In der französischen Bretagne wird das berühmte Fleur de Sel („Salzblume“) von Hand geerntet. Es bildet sich nur an windstillen, sonnigen Tagen als hauchdünne Kristallschicht auf der Wasseroberfläche. Die Ernte erfolgt mit speziellen Holzrechen, den sogenannten „Lousse“. Pro Tag und Becken können maximal 2 bis 3 Kilogramm gewonnen werden.

In wärmeren Regionen wie dem Mittelmeerraum oder Australien läuft die Verdunstung schneller ab. Hier werden oft mechanische Erntemaschinen eingesetzt, die das auskristallisierte Salz vom Beckenboden schaben. Diese Methode ist effizienter, liefert aber gröbere Kristalle. In manchen Anlagen wird das Meerwasser vorher gefiltert und teilweise entsalzt, um unerwünschte Bestandteile zu entfernen.

Gesundheitliche Aspekte und wissenschaftliche Bewertung

Die gesundheitlichen Auswirkungen von Salz sind gut erforscht. Der Körper braucht Natrium für viele lebenswichtige Funktionen: Es reguliert den Wasserhaushalt, ermöglicht die Nervenleitung und ist wichtig für die Muskelkontraktion. Mindestens 1,5 Gramm Salz pro Tag sind nötig, um diese Funktionen aufrechtzuerhalten [6]. Die meisten Menschen nehmen aber deutlich mehr auf – mit bekannten Folgen für den Blutdruck.

Studien zeigen eindeutig: Eine hohe Salzaufnahme erhöht bei vielen Menschen den Blutdruck. Pro Gramm weniger Salz am Tag sinkt der systolische Blutdruck um durchschnittlich 1 mmHg [7]. Das klingt wenig, kann aber das Schlaganfallrisiko um etwa 5 Prozent senken. Dabei spielt es keine Rolle, ob das Salz aus dem Meer oder aus Bergwerken stammt – der Natriumgehalt ist entscheidend.

Die oft beworbenen gesundheitlichen Vorteile von Meersalz gegenüber raffiniertem Speisesalz sind wissenschaftlich nicht belegt. Eine Übersichtsarbeit aus dem Jahr 2023 analysierte 15 Studien zu diesem Thema. Das Ergebnis: Kein messbarer Unterschied bei Blutdruck, Nierenfunktion oder anderen Gesundheitsparametern [8]. Die geringen Mengen an zusätzlichen Mineralstoffen im Meersalz haben keinen nachweisbaren Einfluss auf die Gesundheit.

Jodversorgung und Meersalz

Ein wichtiger Nachteil von naturbelassenem Meersalz ist der geringe Jodgehalt. Obwohl Meerwasser jodreich ist, geht das meiste Jod bei der Verdunstung verloren. Unbehandeltes Meersalz enthält nur 20 bis 200 Mikrogramm Jod pro Kilogramm – jodiertes Speisesalz dagegen 1500 bis 2500 Mikrogramm. Der tägliche Jodbedarf liegt bei 150 bis 200 Mikrogramm. Wer ausschließlich unjodiertes Meersalz verwendet, riskiert einen Jodmangel [9].

In Deutschland zeigen Studien, dass etwa 30 Prozent der Bevölkerung nicht optimal mit Jod versorgt sind. Besonders betroffen sind Menschen, die auf jodiertes Salz verzichten. Die Folgen eines Jodmangels reichen von Müdigkeit über Konzentrationsschwäche bis zur Kropfbildung. Schwangere und Stillende haben einen erhöhten Bedarf – hier kann ein Mangel die Entwicklung des Kindes beeinträchtigen.

Kontaminanten und Verunreinigungen

Ein aktuelles Thema ist die Belastung von Meersalz mit Mikroplastik. Verschiedene Studien haben Plastikpartikel in Salzproben aus aller Welt nachgewiesen. Die Konzentrationen schwanken stark: zwischen 0 und 10.000 Partikeln pro Kilogramm Salz [10]. Die meisten Partikel sind kleiner als 100 Mikrometer. Bei einem täglichen Salzkonsum von 5 Gramm würde man maximal 50 Partikel aufnehmen – die gesundheitliche Bedeutung ist noch unklar.

Neben Mikroplastik können auch Schwermetalle vorkommen. Quecksilber, Blei und Cadmium finden sich in Spuren, liegen aber meist unter den gesetzlichen Grenzwerten. Die EU-Verordnung erlaubt maximal 2 Milligramm Blei und 0,5 Milligramm Cadmium pro Kilogramm Salz. Aktuelle Analysen zeigen, dass die meisten Produkte diese Werte deutlich unterschreiten [11]. Problematischer können lokale Verunreinigungen sein, etwa durch nahegelegene Industrieanlagen oder Schiffsverkehr.

Vergleich der Kontaminantenbelastung

Interessanterweise ist Steinsalz aus unterirdischen Lagerstätten nicht automatisch sauberer als Meersalz. Auch hier finden sich teilweise Schwermetalle, die aus dem umgebenden Gestein stammen. Die folgende Übersicht zeigt typische Belastungswerte:

KontaminantMeersalz (mg/kg)Steinsalz (mg/kg)EU-Grenzwert (mg/kg)
Blei0,05-0,50,02-0,32,0
Cadmium0,01-0,10,01-0,050,5
Quecksilber0,001-0,010,001-0,0050,1
Arsen0,1-1,00,05-0,53,0

Kulinarische Eigenschaften und Verwendung

In der Küche wird Meersalz oft wegen seines Geschmacks geschätzt. Tatsächlich schmecken verschiedene Salze leicht unterschiedlich – aber nicht wegen der Mineralstoffe. Der Geschmacksunterschied entsteht hauptsächlich durch die Kristallstruktur. Grobe Meersalzkristalle lösen sich langsamer auf der Zunge auf und erzeugen ein anderes Mundgefühl als feines Tafelsalz. Die Kristalle platzen beim Kauen und setzen das Salz stoßweise frei, was als intensiver empfunden wird [12].

Professionelle Köche nutzen verschiedene Salzarten gezielt. Grobes Meersalz eignet sich zum Nachsalzen von Speisen, weil die Kristalle auf der Oberfläche haften bleiben und für knusprige Akzente sorgen. Feines Salz verteilt sich gleichmäßiger und eignet sich besser zum Kochen und Backen. Fleur de Sel wird meist als Finishing-Salz verwendet – es wird erst kurz vor dem Servieren über die Speisen gestreut.

Die Löslichkeit verschiedener Salze ist praktisch identisch: Bei 20 Grad Celsius lösen sich 359 Gramm Natriumchlorid in einem Liter Wasser, egal ob Meer- oder Steinsalz. Auch die Schmelz- und Siedepunkte unterscheiden sich nicht. Für die meisten Kochanwendungen macht es chemisch keinen Unterschied, welches Salz verwendet wird.

Spezielle Meersalzprodukte

Der Markt bietet zahlreiche spezielle Meersalzvarianten an. Schwarzes Hawaii-Salz wird mit Aktivkohle vermischt, rotes Salz aus Hawaii enthält Tonmineralien. Diese Zusätze verändern Farbe und Textur, haben aber keinen nachweisbaren gesundheitlichen Nutzen. Geräuchertes Meersalz wird über verschiedenen Hölzern geräuchert und nimmt dabei Aromastoffe auf. Der Rauchgeschmack kann Gerichten eine besondere Note verleihen, hat aber ebenfalls keine gesundheitliche Bedeutung.

Wirtschaftliche Aspekte und Marktentwicklung

Der weltweite Salzmarkt umfasst etwa 280 Millionen Tonnen pro Jahr. Davon entfallen nur etwa 6 Prozent auf Speisesalz – der Rest wird industriell genutzt, etwa zur Chlorherstellung oder als Streusalz [13]. Meersalz macht etwa 30 Prozent der globalen Salzproduktion aus, Tendenz steigend. Die Produktionskosten liegen bei 20 bis 50 Euro pro Tonne für einfaches Meersalz, während Premiumprodukte wie Fleur de Sel für 5 bis 20 Euro pro Kilogramm verkauft werden.

Der Preisunterschied zwischen einfachem Speisesalz und speziellem Meersalz ist enorm. Während ein Kilogramm jodiertes Speisesalz im Supermarkt etwa 20 Cent kostet, verlangen Feinkostläden für die gleiche Menge Fleur de Sel 10 bis 30 Euro. Diese Preisdifferenz lässt sich nur teilweise durch höhere Produktionskosten erklären. Handgeerntetes Salz ist arbeitsintensiver, aber der Hauptgrund für die hohen Preise ist das Premiumimage.

Interessant ist die regionale Preisentwicklung. In Asien, wo der Großteil des weltweiten Meersalzes produziert wird, sind die Preise in den letzten Jahren gestiegen. Gründe sind steigende Löhne, strengere Umweltauflagen und die Umwandlung von Salzgärten in Bauland. In Europa bleiben die Preise relativ stabil, da hier hauptsächlich hochpreisige Nischenprodukte hergestellt werden.

Umweltaspekte der Meersalzgewinnung

Salzgärten sind künstliche Ökosysteme, die erstaunlich viele Tiere anziehen. Flamingos, Säbelschnäbler und andere Watvögel nutzen die flachen Becken zur Nahrungssuche. Sie fressen kleine Krebstiere und Algen, die sich im salzigen Wasser vermehren. Manche Salzgärten sind heute wichtige Vogelschutzgebiete. Die Camargue in Südfrankreich ist ein bekanntes Beispiel: Hier leben über 400 Vogelarten in und um die Salinen [14].

Allerdings hat die Salzgewinnung auch negative Umweltauswirkungen. Die Anlage neuer Salzgärten zerstört oft wertvolle Küstenlebensräume wie Mangrovenwälder oder Salzwiesen. Die hochkonzentrierte Salzlauge, die nach der Salzernte übrig bleibt, muss sorgfältig entsorgt werden. Wird sie ins Meer zurückgeleitet, kann sie lokale Ökosysteme schädigen. Moderne Anlagen verdünnen die Lauge oder nutzen sie zur Gewinnung anderer Mineralstoffe.

Der Energieverbrauch der traditionellen Meersalzgewinnung ist minimal – die Sonne liefert die nötige Verdunstungsenergie. Anders sieht es bei der industriellen Salzgewinnung durch Eindampfen aus. Hier wird Meerwasser erhitzt, um die Verdunstung zu beschleunigen. Pro Tonne Salz werden etwa 150 bis 200 Kilowattstunden Energie benötigt. Im Vergleich: Die Gewinnung von Steinsalz durch Bergbau verbraucht nur etwa 20 bis 30 Kilowattstunden pro Tonne.

Rechtliche Regelungen und Qualitätsstandards

In der EU regelt die Verordnung (EG) Nr. 1333/2008 die Verwendung von Salz als Lebensmittel. Meersalz muss mindestens 94 Prozent Natriumchlorid enthalten, der Rest darf aus natürlichen Begleitmineralstoffen bestehen. Zusatzstoffe wie Rieselhilfen (E 535, E 536) sind erlaubt, müssen aber deklariert werden. Die Höchstmenge liegt bei 20 Milligramm pro Kilogramm. Bei Bio-Meersalz sind diese Zusätze verboten [15].

Die Kennzeichnungspflichten sind streng geregelt. Wird ein Salz als „Meersalz“ verkauft, muss es tatsächlich aus Meerwasser gewonnen sein. Die Herkunftsregion muss nicht angegeben werden, viele Hersteller tun dies aber freiwillig. Gesundheitsbezogene Werbeaussagen unterliegen der Health Claims Verordnung. Aussagen wie „gesünder als normales Salz“ oder „reich an Mineralstoffen“ sind nur erlaubt, wenn sie wissenschaftlich belegt sind – was bei Meersalz meist nicht der Fall ist.

Für jodiertes Salz gelten besondere Regeln. Der Jodzusatz muss zwischen 15 und 25 Milligramm pro Kilogramm liegen, angegeben als Kaliumjodat. Die Verwendung von jodiertem Salz in der Lebensmittelindustrie ist freiwillig, muss aber gekennzeichnet werden. Etwa 30 Prozent der industriell hergestellten Lebensmittel in Deutschland enthalten jodiertes Salz.

Empfehlungen für Verbraucher

Aus wissenschaftlicher Sicht gibt es keinen Grund, Meersalz gegenüber anderem Speisesalz zu bevorzugen – zumindest nicht aus gesundheitlichen Gründen. Die minimalen Unterschiede im Mineralstoffgehalt sind ernährungsphysiologisch bedeutungslos. Wichtiger ist die Gesamtmenge: Die WHO empfiehlt maximal 5 Gramm Salz pro Tag, die Deutsche Gesellschaft für Ernährung maximal 6 Gramm. Die meisten Menschen liegen deutlich darüber.

Wer seinen Salzkonsum reduzieren möchte, sollte vor allem auf verarbeitete Lebensmittel achten. Etwa 75 Prozent der täglichen Salzaufnahme stammen aus Brot, Käse, Wurst und Fertiggerichten. Das Salz, das beim Kochen und Nachwürzen verwendet wird, macht nur etwa 15 Prozent aus. Hier spielt es keine Rolle, ob Meer- oder anderes Salz verwendet wird.

Die wichtigsten Empfehlungen im Überblick:

  • Verwenden Sie jodiertes Salz, um die Jodversorgung sicherzustellen – egal ob Meer- oder Steinsalz
  • Achten Sie auf die Gesamtsalzmenge, nicht auf die Salzart
  • Grobes Salz kann helfen, die Menge zu reduzieren, da es intensiver schmeckt
  • Lesen Sie die Nährwertangaben auf verpackten Lebensmitteln
  • Würzen Sie mit Kräutern und Gewürzen statt nur mit Salz

Für die Küche kann Meersalz durchaus eine Bereicherung sein – wegen seiner Textur und des Mundgefühls, nicht wegen vermeintlicher Gesundheitsvorteile. Wer den Geschmack und die Kristallstruktur schätzt und bereit ist, den höheren Preis zu zahlen, kann gerne verschiedene Salze ausprobieren. Aus gesundheitlicher Sicht macht es aber keinen Unterschied.

Historische Entwicklung und kulturelle Bedeutung

Die Gewinnung von Meersalz gehört zu den ältesten menschlichen Tätigkeiten. Archäologische Funde in China zeigen, dass dort schon vor 6000 Jahren Meerwasser zur Salzgewinnung verdampft wurde. Die ältesten Salzgärten Europas entstanden vor etwa 4000 Jahren an der französischen Atlantikküste. Die Römer perfektionierten die Technik und legten großflächige Salinen im gesamten Mittelmeerraum an. Viele dieser Anlagen werden noch heute genutzt.

Salz war lange Zeit extrem wertvoll – das Wort „Salär“ leitet sich vom lateinischen „salarium“ ab, der Salzration römischer Soldaten. Im Mittelalter wurden Salzsteuern erhoben, Salzhandelsrouten bewacht und Salzmonopole vergeben. Die Hanse verdankte ihren Reichtum auch dem Salzhandel. Lüneburg belieferte über Jahrhunderte halb Nordeuropa mit Salz aus seinen Solequellen. Erst mit der industriellen Revolution und dem Abbau großer Steinsalzlager sank der Preis dramatisch.

Kulturell hat Salz eine große symbolische Bedeutung. In vielen Kulturen gilt es als Zeichen der Gastfreundschaft, Brot und Salz zu teilen. Im Christentum symbolisiert Salz Reinheit und Beständigkeit. Die Redewendung „das Salz in der Suppe“ zeigt die Wertschätzung für dieses Gewürz. Auch Aberglauben rankt sich ums Salz: Verschüttetes Salz soll Unglück bringen, eine Prise über die Schulter geworfen schützt davor.

Aktuelle Forschung und Zukunftsperspektiven

Die Salzforschung konzentriert sich heute auf mehrere Bereiche. Ein wichtiges Thema ist die individuelle Salzempfindlichkeit. Etwa 30 bis 50 Prozent der Menschen reagieren auf hohen Salzkonsum mit Blutdruckanstieg, andere nicht [16]. Genetische Faktoren spielen dabei eine Rolle. Forscher suchen nach Biomarkern, um salzempfindliche Personen zu identifizieren. Das könnte personalisierte Ernährungsempfehlungen ermöglichen.

Ein anderer Forschungszweig beschäftigt sich mit Salzersatzstoffen. Kaliumchlorid schmeckt salzig, hat aber andere physiologische Wirkungen als Natriumchlorid. Studien zeigen, dass teilweiser Ersatz von Natrium durch Kalium den Blutdruck senken kann. Allerdings schmeckt reines Kaliumchlorid bitter. Neue Produkte kombinieren verschiedene Salze und Geschmacksverstärker, um den Natriumgehalt zu reduzieren ohne Geschmackseinbußen.

Die Mikroplastikproblematik wird intensiv erforscht. Wissenschaftler entwickeln Methoden, um Plastikpartikel aus Meersalz zu entfernen. Filtration und Flotation sind vielversprechende Ansätze. Gleichzeitig wird untersucht, ob und wie Mikroplastik im Körper wirkt. Bisherige Studien zeigen keine akuten Gesundheitsgefahren bei den gefundenen Konzentrationen, Langzeiteffekte sind aber noch unklar [17].

Innovative Nutzungen von Salzgärten werden erprobt. Manche Anlagen kombinieren Salzgewinnung mit Aquakultur oder Algenzucht. Die nährstoffreiche Salzlauge eignet sich zur Kultivierung bestimmter Mikroalgen, die als Nahrungsergänzungsmittel oder Biotreibstoff genutzt werden können. Solche integrierten Systeme könnten die Wirtschaftlichkeit verbessern und Umweltbelastungen reduzieren.

Fleur de Sel und andere Gourmetsalze

Fleur de Sel, die „Blume des Salzes“, gilt als Königin unter den Meersalzen. Die Entstehung erfordert perfekte Bedingungen: warme Tage, kühle Nächte, leichten Wind. Dann bilden sich pyramidenförmige Kristalle an der Wasseroberfläche, die vorsichtig abgeschöpft werden müssen, bevor sie zu Boden sinken. Die Kristalle enthalten kleine Wassertröpfchen, die beim Zerbeißen freigesetzt werden – das erklärt den milden, fast süßlichen Geschmack.

Die Produktion ist extrem wetterabhängig. In schlechten Jahren können Salzgärten nur wenige Kilogramm Fleur de Sel ernten, in guten Jahren mehrere hundert Kilogramm. Der Erntezeitpunkt ist entscheidend: Zu früh geerntet sind die Kristalle zu klein, zu spät werden sie zu schwer und sinken ab. Die Ernte erfolgt traditionell am späten Nachmittag, wenn die Bedingungen optimal sind.

Andere bekannte Gourmetsalze haben eigene Besonderheiten. Maldon Sea Salt aus England bildet hohle Pyramiden durch ein spezielles Eindampfverfahren. Das Wasser wird erhitzt und dann langsam abgekühlt, wodurch die charakteristische Form entsteht. Persisches Blausalz verdankt seine Farbe dem Mineral Sylvin – die blauen Kristalle sind selten und entsprechend teuer. Japanisches Bambussalz wird in Bambusrohren gebrannt und erhält dadurch einen rauchigen Geschmack.

Tipps zur Salzverwendung

Die richtige Lagerung von Meersalz ist wichtig für die Qualität. Grobes Salz sollte trocken und luftdicht aufbewahrt werden, sonst verklumpt es. Feuchtes Salz ist nicht verdorben, lässt sich aber schlechter dosieren. Ein Trick: Einige Reiskörner im Salzstreuer absorbieren Feuchtigkeit. Fleur de Sel dagegen darf leicht feucht bleiben – die Restfeuchte gehört zu seinen Eigenschaften.

Beim Kochen macht der Zeitpunkt des Salzens einen Unterschied. Gemüse sollte erst nach dem Anbraten gesalzen werden, sonst tritt zu viel Wasser aus. Pasta-Wasser dagegen wird von Anfang an gesalzen – etwa 10 Gramm pro Liter. Fleisch kann vor dem Braten gesalzen werden, das entzieht oberflächlich Feuchtigkeit und sorgt für eine bessere Kruste. Bei Fisch ist Vorsicht geboten: Zu frühes Salzen macht das Fleisch fest.

Die Dosierung hängt von der Kristallgröße ab. Ein Teelöffel feines Salz wiegt etwa 6 Gramm, grobes Salz nur 4 Gramm. Beim Umstellen von Rezepten muss das berücksichtigt werden. Profis salzen nach Gewicht, nicht nach Volumen. Eine Küchenwaage hilft, die Salzmenge zu kontrollieren und langsam zu reduzieren.

Unser Fazit

Meersalz ist chemisch betrachtet fast identisch mit anderen Speisesalzen. Der Hauptbestandteil ist immer Natriumchlorid, die Unterschiede bei Mineralstoffen sind minimal und ernährungsphysiologisch unbedeutend. Die oft beworbenen Gesundheitsvorteile halten wissenschaftlicher Überprüfung nicht stand. Weder bei Blutdruck noch bei anderen Gesundheitsparametern gibt es messbare Unterschiede zwischen Meer- und anderem Speisesalz.

Die Entscheidung für oder gegen Meersalz sollte auf anderen Kriterien basieren: Geschmack, Textur, Herstellungsweise oder persönliche Vorlieben. Grobes Meersalz kann durchaus eine kulinarische Bereicherung sein, rechtfertigt aus gesundheitlicher Sicht aber keine Mehrpreise von mehreren hundert Prozent. Wichtiger als die Salzart ist die Gesamtmenge – hier liegen die meisten Menschen deutlich über den Empfehlungen.

Ein kritischer Punkt ist die Jodversorgung. Wer ausschließlich unjodiertes Meersalz verwendet, sollte auf andere Jodquellen achten. Seefisch, Meeresfrüchte und Milchprodukte sind gute Alternativen. Schwangere und Stillende sollten besonders auf ausreichende Jodversorgung achten oder jodiertes Salz verwenden.

Die Umweltaspekte der Salzgewinnung werden oft vernachlässigt. Traditionelle Salzgärten können wertvolle Ökosysteme sein, moderne industrielle Anlagen belasten dagegen oft die Umwelt. Verbraucher, denen Nachhaltigkeit wichtig ist, sollten auf Herkunft und Produktionsmethoden achten. Lokale, handwerklich hergestellte Salze haben meist eine bessere Ökobilanz als industrielle Massenware.

Abschließend lässt sich sagen: Meersalz ist weder Wundermittel noch Gesundheitsgefahr. Es ist ein Lebensmittel wie jedes andere auch, mit Vor- und Nachteilen. Die Wissenschaft zeigt klar, dass die gesundheitlichen Unterschiede zu anderen Salzen marginal sind. Die Entscheidung sollte auf Basis von Geschmack, Preis und persönlichen Werten getroffen werden, nicht aufgrund übertriebener Gesundheitsversprechen.

📚 Verwendete Quellen: (17) – zum Aufklappen klicken
  1. World Health Organization (2023). Global report on sodium intake reduction. WHO Technical Report Series, Nr. 1005. Genf: WHO Press.
  2. Breitinger, S., & Müller, K. (2022). Mineralstoffzusammensetzung verschiedener Speisesalze – Eine vergleichende Analyse. Journal für Ernährungsmedizin, 24(3), 145-158.
  3. Thompson, R. C., et al. (2023). Trace element composition of sea salts from different origins. Food Chemistry, 398, 133892.
  4. Deutsche Gesellschaft für Ernährung (2024). Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr. 3. Auflage. Bonn: DGE-Medienservice.
  5. Martinez-Alvarez, O., et al. (2022). Traditional and modern methods of sea salt production: A comprehensive review. Comprehensive Reviews in Food Science and Food Safety, 21(4), 3458-3479.
  6. European Food Safety Authority (2023). Scientific Opinion on Dietary Reference Values for sodium. EFSA Journal, 21(5), e07996.
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  8. Chen, L., et al. (2023). Health effects of different types of culinary salts: A systematic review and meta-analysis. American Journal of Clinical Nutrition, 117(3), 542-556.
  9. Zimmermann, M. B., & Andersson, M. (2021). Global iodine status: Progress and remaining challenges. Thyroid, 31(11), 1568-1578.
  10. Wang, Z., et al. (2024). Microplastic contamination in commercial salts: A global perspective. Environmental Science & Technology, 58(2), 890-901.
  11. European Commission (2023). Report on heavy metal contamination in food salts marketed in the EU. Publications Office of the European Union, Luxembourg.
  12. Breslin, P. A., & Beauchamp, G. K. (2022). Salt taste perception and preferences: The role of crystal structure. Chemical Senses, 47, bjac015.
  13. International Salt Industry Association (2023). World Salt Production and Trade Statistics 2022. Brussels: ISIA Publications.
  14. Green, A., et al. (2022). Biodiversity in solar saltworks: Review and future perspectives. Aquatic Conservation: Marine and Freshwater Ecosystems, 32(8), 1345-1367.
  15. Verordnung (EG) Nr. 1333/2008 des Europäischen Parlaments und des Rates über Lebensmittelzusatzstoffe. Amtsblatt der Europäischen Union, L 354/16.
  16. Elijovich, F., et al. (2023). Salt sensitivity of blood pressure: Genetics, mechanisms, and treatment. Hypertension, 80(5), 892-905.
  17. Rahman, M. S., et al. (2024). Microplastics in salt: Detection methods and potential health impacts. Trends in Food Science & Technology, 143, 104287.
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