Mineralstoffe

Mineralstoffe: Unverzichtbare Bausteine für Gesundheit und Leistungsfähigkeit

Von Yannik22. Oktober 202524 Min. Lesezeit

Mineralstoffe: Unverzichtbare Bausteine für Gesundheit und Leistungsfähigkeit

Jeden Tag nehmen wir mit unserer Nahrung winzige Mengen bestimmter Stoffe auf, die für unser Überleben genauso wichtig sind wie Wasser und Sauerstoff. Diese Mineralstoffe machen zwar nur etwa vier Prozent unseres Körpergewichts aus, steuern aber lebenswichtige Prozesse - vom Herzschlag über die Knochenbildung bis zur Nervenfunktion. Ein erwachsener Mensch trägt etwa drei Kilogramm dieser anorganischen Verbindungen in sich, wobei allein Calcium mit etwa einem Kilogramm den größten Anteil ausmacht [1].

Was diese Stoffe so besonders macht: Der Körper kann sie nicht selbst herstellen. Wir müssen sie über die Nahrung aufnehmen, weshalb Ernährungswissenschaftler sie als essentiell bezeichnen - also lebensnotwendig. Dabei unterscheidet die Wissenschaft zwischen Mengenelementen wie Calcium oder Magnesium, von denen wir täglich mehrere hundert Milligramm brauchen, und Spurenelementen wie Eisen oder Zink, bei denen schon wenige Milligramm ausreichen [2].

Die Aufnahme dieser Stoffe im Darm folgt komplexen Regeln. Manche unterstützen sich gegenseitig, andere konkurrieren um dieselben Transportwege. So kann zu viel Calcium die Eisenaufnahme blockieren, während Vitamin C die Eisenverwertung verbessert. Diese Wechselwirkungen machen eine ausgewogene Ernährung so wichtig - und zeigen gleichzeitig, warum die unkontrollierte Einnahme hochdosierter Präparate problematisch sein kann [3].

Klassifizierung und grundlegende Eigenschaften

Die Einteilung der Mineralstoffe erfolgt nach der Menge, die unser Körper täglich benötigt. Diese Klassifizierung hat sich in der Ernährungswissenschaft bewährt und hilft dabei, Empfehlungen für die tägliche Zufuhr zu entwickeln. Mengenelemente benötigen wir in Mengen über 50 Milligramm pro Tag. Dazu gehören sieben Stoffe: Calcium, Phosphor, Magnesium, Natrium, Kalium, Chlorid und Schwefel. Von Spurenelementen braucht der Körper weniger als 50 Milligramm täglich - trotzdem sind sie nicht weniger wichtig für unsere Gesundheit [4].

Ein grundlegender Unterschied zu Vitaminen besteht darin, dass Mineralstoffe hitzebeständig sind. Während Vitamin C beim Kochen zerstört wird, bleiben Calcium oder Eisen erhalten. Allerdings können sie ins Kochwasser übergehen - weshalb Gemüsebrühe durchaus nahrhaft ist. Die chemische Stabilität der Mineralstoffe bedeutet auch, dass sie in Lebensmitteln über lange Zeit erhalten bleiben, solange diese nicht ausgewaschen werden [5].

Im Körper liegen diese Stoffe in unterschiedlichen Formen vor. Calcium findet sich hauptsächlich in den Knochen als Calciumphosphat, während Eisen im Blut an das Protein Hämoglobin gebunden ist. Natrium und Kalium schwimmen als elektrisch geladene Teilchen (Ionen) in unseren Körperflüssigkeiten. Diese verschiedenen Formen bestimmen, wie gut der Körper die Stoffe aufnehmen und nutzen kann - Fachleute sprechen hier von der Bioverfügbarkeit [6].

Die sieben Mengenelemente im Detail

Calcium steht mit einem Bedarf von 1000 Milligramm täglich für Erwachsene an der Spitze. Etwa 99 Prozent davon stecken in Knochen und Zähnen, wo das Mineral für Festigkeit sorgt. Das restliche Prozent zirkuliert im Blut und steuert dort die Muskelkontraktion, die Blutgerinnung und die Signalübertragung zwischen Nervenzellen. Der Körper reguliert den Calciumspiegel im Blut sehr genau - notfalls holt er sich das Mineral aus den Knochen, was langfristig zu Osteoporose führen kann [7].

Phosphor arbeitet eng mit Calcium zusammen und ist mit 700 Milligramm täglichem Bedarf der zweithäufigste Mineralstoff im Körper. Er steckt nicht nur in den Knochen, sondern auch in jeder einzelnen Zelle als Teil der Erbsubstanz DNA und des Energieträgers ATP (Adenosintriphosphat). Ohne Phosphor könnte keine Zelle Energie speichern oder weitergeben. In der modernen Ernährung ist Phosphormangel praktisch unbekannt, eher nehmen wir durch Fertigprodukte und Softdrinks zu viel auf [8].

Magnesium aktiviert über 300 Enzyme im Körper und wird täglich in einer Menge von 300 bis 400 Milligramm benötigt. Es entspannt die Muskeln (während Calcium sie anspannt), stabilisiert die Herzfunktion und unterstützt die Proteinsynthese. Etwa 60 Prozent des Magnesiums lagern in den Knochen, der Rest verteilt sich auf Muskeln und Weichgewebe. Bei Stress oder Sport steigt der Bedarf deutlich an [9].

Natrium und Chlorid - bekannt als Kochsalz - regulieren gemeinsam den Wasserhaushalt und den Blutdruck. Der Natriumdedarf liegt bei etwa 550 Milligramm täglich, für Chlorid bei 830 Milligramm. In der Praxis nehmen die meisten Menschen deutlich mehr auf - durchschnittlich 8 bis 12 Gramm Salz täglich, was etwa 3200 bis 4800 Milligramm Natrium entspricht. Natrium hält Wasser im Körper zurück und erhöht das Blutvolumen. Die Natrium-Kalium-Pumpe in jeder Zelle verbraucht etwa ein Drittel unserer Ruheenergie, um Natrium aus den Zellen herauszupumpen und Kalium hineinzutransportieren. Dieser Konzentrationsgradient ist die Grundlage für die elektrische Erregbarkeit von Nerven- und Muskelzellen.

Kalium wirkt als Gegenspieler des Natriums und senkt den Blutdruck. Mit einem Bedarf von 4000 Milligramm täglich ist es mengenmäßig das wichtigste intrazelluläre Kation. Etwa 98 Prozent des Kaliums befinden sich in den Zellen, nur zwei Prozent im Blut. Diese ungleiche Verteilung erzeugt das elektrische Potential über Zellmembranen. Kalium unterstützt die Nierenfunktion, reguliert den Säure-Basen-Haushalt und ist essentiell für die Proteinsynthese. Obst und Gemüse sind die Hauptquellen - eine große Banane enthält etwa 450 Milligramm, eine Portion Spinat (200 Gramm) sogar 800 Milligramm Kalium.

Schwefel ist der am häufigsten übersehene Mineralstoff, obwohl ein Erwachsener etwa 140 Gramm davon im Körper trägt. Es gibt keinen festgelegten Tagesbedarf, da Schwefel ausreichend über schwefelhaltige Aminosäuren (Methionin und Cystein) aus proteinreichen Lebensmitteln aufgenommen wird. Schwefel ist Bestandteil von Glutathion, dem wichtigsten körpereigenen Antioxidans, sowie von Insulin und vielen anderen Proteinen. Die Schwefelbrücken (Disulfidbrücken) in Proteinen bestimmen deren dreidimensionale Struktur und damit ihre Funktion. Knoblauch, Zwiebeln und Kohlgemüse enthalten zusätzlich organische Schwefelverbindungen mit gesundheitsfördernden Eigenschaften.

Spurenelemente und ihre Funktionen

Eisen ist das mengenmäßig wichtigste Spurenelement. Männer benötigen 10 Milligramm, Frauen vor den Wechseljahren 15 Milligramm täglich. Der höhere Bedarf bei Frauen erklärt sich durch die monatlichen Blutverluste. Im Zentrum des Hämoglobins bindet Eisen Sauerstoff und transportiert ihn zu allen Körperzellen. Ohne ausreichend Eisen entsteht eine Blutarmut (Anämie) mit Müdigkeit, Blässe und verminderter Leistungsfähigkeit. Der Körper kann Eisen aus pflanzlichen Lebensmitteln (dreiwertiges Eisen) schlechter aufnehmen als aus Fleisch (zweiwertiges Häm-Eisen). Vitamin C wandelt dreiwertiges in zweiwertiges Eisen um und verbessert so die Aufnahme um das Zwei- bis Vierfache [10].

Zink unterstützt über 200 Enzyme und spielt eine zentrale Rolle für das Immunsystem, die Wundheilung und das Wachstum. Der tägliche Bedarf liegt bei 7 bis 10 Milligramm. Besonders in Phasen schnellen Wachstums - bei Kindern, Jugendlichen und während der Schwangerschaft - steigt der Bedarf. Zink aus tierischen Quellen wird besser aufgenommen als aus pflanzlichen, da Phytinsäure aus Getreide und Hülsenfrüchten die Zinkaufnahme hemmt. Diese Hemmung lässt sich durch Einweichen, Keimen oder Fermentieren der Lebensmittel reduzieren [11].

Jod benötigt die Schilddrüse zur Produktion ihrer Hormone, die den gesamten Stoffwechsel steuern. Mit nur 200 Mikrogramm täglichem Bedarf gehört es zu den Spurenelementen mit dem geringsten Mengenbedarf. Trotzdem war Jodmangel lange Zeit ein großes Problem in Mitteleuropa, da die Böden jodarm sind. Erst die Einführung von jodiertem Speisesalz hat die Versorgung deutlich verbessert. Die Schilddrüsenhormone T3 und T4 enthalten drei beziehungsweise vier Jodatome und regulieren Wachstum, Entwicklung und Energiestoffwechsel [12].

Selen wirkt als Bestandteil von etwa 25 Selenoproteinen, darunter die wichtigen Glutathionperoxidasen, die Zellen vor oxidativen Schäden schützen. Der Tagesbedarf liegt bei 60 bis 70 Mikrogramm. Selen unterstützt das Immunsystem, die Schilddrüsenfunktion (es aktiviert Schilddrüsenhormone) und möglicherweise die Krebsprävention. Der Selengehalt in Lebensmitteln schwankt stark je nach Bodengehalt - Paranüsse aus Brasilien enthalten extrem viel (eine Nuss kann den Tagesbedarf decken), während mitteleuropäische Produkte oft selenarm sind [31].

Kupfer ermöglicht die Eisenverwertung und ist mit einem Bedarf von 1,0 bis 1,5 Milligramm täglich essentiell für die Blutbildung. Es ist Bestandteil der Cytochrom-c-Oxidase in der Atmungskette und der Superoxiddismutase, die freie Radikale neutralisiert. Kupfer unterstützt die Bildung von Kollagen und Elastin im Bindegewebe sowie die Pigmentierung von Haut und Haaren. Innereien, Nüsse, Vollkornprodukte und Kakao sind gute Kupferquellen. Ein Mangel ist selten, kann aber zu Anämie und Knochenproblemen führen [32].

Mangan aktiviert Enzyme im Kohlenhydrat- und Fettstoffwechsel und wird in einer Menge von 2 bis 5 Milligramm täglich benötigt. Es ist wichtig für die Knochenentwicklung, die Wundheilung und den Schutz vor freien Radikalen als Teil der Mangan-Superoxiddismutase. Vollkornprodukte, Nüsse und Tee sind reich an Mangan. Die Aufnahme liegt nur bei etwa 3 bis 5 Prozent, wird aber bei Bedarf gesteigert [13].

Fluorid härtet den Zahnschmelz und macht ihn widerstandsfähig gegen Karies. Der Bedarf liegt bei 3,1 bis 3,8 Milligramm täglich. Fluorid wird in Knochen und Zähne eingebaut und bildet Fluorapatit, das säureresistenter ist als normaler Hydroxylapatit. Hauptquellen sind fluoridiertes Salz, Zahnpasta und in manchen Regionen das Trinkwasser. Bei Überdosierung kann es zu Zahnfluorose (weiße Flecken) oder bei extremer Überdosierung zu Knochenfluorose kommen [2].

Chrom verbessert die Insulinwirkung und unterstützt den Glucosestoffwechsel. Der Bedarf liegt bei 30 bis 100 Mikrogramm täglich. Es bildet mit anderen Molekülen den Glucosetoleranzfaktor, der die Bindung von Insulin an seine Rezeptoren verstärkt. Vollkornprodukte, Fleisch und Hefe enthalten Chrom. Ein Mangel kann zu gestörter Glucosetoleranz führen, ist aber in Industrieländern selten [2].

Molybdän ist Cofaktor für nur drei, aber wichtige Enzyme: Sulfitoxidase (entgiftet Sulfit), Xanthinoxidase (Purinstoffwechsel) und Aldehydoxidase. Der Bedarf liegt bei nur 50 bis 100 Mikrogramm täglich. Hülsenfrüchte, Getreide und Nüsse sind gute Quellen. Molybdänmangel ist extrem selten und wurde nur bei Patienten mit längerer parenteraler Ernährung ohne Molybdänzusatz beobachtet [2].

Biochemische Wirkmechanismen im Körper

Die Wirkung der Mineralstoffe in unserem Körper beruht auf verschiedenen biochemischen Mechanismen, die sich grundlegend von denen der Vitamine unterscheiden. Während Vitamine oft als Coenzyme arbeiten und chemische Reaktionen ermöglichen, erfüllen Mineralstoffe strukturelle und regulatorische Aufgaben. Sie bilden das Gerüst unserer Knochen, halten den Wasserhaushalt im Gleichgewicht und ermöglichen die elektrische Erregung von Nerven- und Muskelzellen. Diese vielfältigen Funktionen machen sie zu unverzichtbaren Bausteinen des Lebens.

Ein faszinierender Aspekt ist die Rolle der Mineralstoffe als Elektrolyte. Natrium, Kalium, Calcium und Chlorid tragen elektrische Ladungen und erzeugen dadurch elektrische Spannungen über Zellmembranen. Diese Spannungen - etwa minus 70 Millivolt in einer ruhenden Nervenzelle - sind die Grundlage für die Signalübertragung im Nervensystem. Wenn ein Nervenimpuls weitergeleitet wird, strömen Natriumionen in die Zelle und kehren die elektrische Spannung kurzzeitig um. Anschließend pumpt die Natrium-Kalium-Pumpe die Ionen wieder zurück und stellt den Ruhezustand her. Dieser Prozess verbraucht etwa 20 bis 30 Prozent unserer gesamten Körperenergie [13].

Enzymatische Funktionen und Cofaktoren

Viele Enzyme benötigen Mineralstoffe als Cofaktoren, um ihre katalytische Funktion ausüben zu können. Zink beispielsweise ist Bestandteil der Alkoholdehydrogenase, die Alkohol in der Leber abbaut. Das Enzym Superoxiddismutase, das freie Radikale unschädlich macht, enthält je nach Typ Kupfer, Zink oder Mangan in seinem aktiven Zentrum. Diese Metallionen stabilisieren die dreidimensionale Struktur der Enzyme und ermöglichen die Bindung und Umwandlung der Substrate.

Ein beeindruckendes Beispiel ist die Cytochrom-c-Oxidase in unseren Mitochondrien, den Kraftwerken der Zellen. Dieses Enzym enthält Kupfer und Eisen und katalysiert den letzten Schritt der Atmungskette, bei dem Sauerstoff zu Wasser reduziert wird. Pro Sekunde kann ein einzelnes Enzymmolekül etwa 300 Sauerstoffmoleküle umsetzen. Ohne die Metallionen wäre diese lebensnotwendige Reaktion unmöglich [14].

Magnesium spielt eine besondere Rolle als Cofaktor für alle Enzyme, die ATP nutzen oder umsetzen. Da ATP der universelle Energieträger in unseren Zellen ist, bedeutet das: Ohne Magnesium keine Energieübertragung. Das Magnesiumion stabilisiert die negative Ladung der Phosphatgruppen im ATP und macht es so erst für Enzyme zugänglich. Bei Magnesiummangel laufen daher viele Stoffwechselprozesse verlangsamt ab, was sich in Müdigkeit und Leistungsschwäche äußert [15].

Hormonelle Regulation und Signalübertragung

Calcium fungiert als universeller Botenstoff in Zellen. Wenn ein Hormon oder Neurotransmitter an einen Rezeptor auf der Zelloberfläche bindet, öffnen sich Calciumkanäle, und die Calciumkonzentration im Zellinneren steigt innerhalb von Millisekunden um das Hundertfache an. Dieses Calciumsignal aktiviert verschiedene Proteine und löst zelluläre Antworten aus: Muskelkontraktion, Hormonausschüttung oder Zellteilung. Nach der Signalübertragung pumpen Calciumtransporter die Ionen wieder aus der Zelle oder in interne Speicher.

Die Regulation des Mineralstoffhaushalts selbst unterliegt einer komplexen hormonellen Kontrolle. Das Parathormon aus den Nebenschilddrüsen erhöht bei niedrigem Calciumspiegel die Calciumfreisetzung aus den Knochen und steigert die Rückgewinnung in den Nieren. Gleichzeitig aktiviert es Vitamin D, das die Calciumaufnahme im Darm verstärkt. Calcitonin aus der Schilddrüse wirkt als Gegenspieler und senkt den Calciumspiegel, indem es den Einbau in die Knochen fördert. Diese feine Abstimmung hält den Calciumspiegel im Blut in einem engen Bereich von 2,2 bis 2,6 Millimol pro Liter [16].

Aufnahme und Stoffwechsel

Die Aufnahme der Mineralstoffe aus der Nahrung ist ein aktiver, energieabhängiger Prozess, der hauptsächlich im Dünndarm stattfindet. Die Effizienz dieser Aufnahme schwankt erheblich: Während der Körper Natrium und Kalium fast vollständig (über 90 Prozent) resorbiert, nimmt er von Eisen nur etwa 10 bis 15 Prozent und von Calcium 25 bis 40 Prozent auf. Diese unterschiedlichen Aufnahmeraten haben sich im Lauf der Evolution entwickelt und spiegeln die Verfügbarkeit der Stoffe in der natürlichen Nahrung wider.

Die Darmschleimhaut verfügt über spezielle Transportproteine für jeden Mineralstoff. Das Eisentransportprotein DMT1 (Divalent Metal Transporter 1) beispielsweise sitzt in der Membran der Darmzellen und schleust zweiwertiges Eisen ins Zellinnere. Von dort gelangt es über Ferroportin ins Blut, wo es an Transferrin gebunden zu den Zielgeweben transportiert wird. Bei guten Eisenvorräten produziert die Leber das Hormon Hepcidin, das Ferroportin blockiert und so die weitere Eisenaufnahme verhindert. Dieser Mechanismus schützt vor Eisenüberladung, die zu Organschäden führen kann [17].

Interessanterweise kann der Körper die Aufnahmerate vieler Mineralstoffe an den Bedarf anpassen. Bei Calciummangel steigt die Aufnahmerate im Darm auf bis zu 60 Prozent, bei guter Versorgung sinkt sie auf 15 bis 20 Prozent. Diese Anpassung erfolgt über die Produktion von Transportproteinen: Je mehr Calbindin (das Calcium-bindende Protein) die Darmzellen herstellen, desto mehr Calcium können sie aufnehmen. Vitamin D steuert die Calbindin-Produktion und verbindet so den Vitamin- mit dem Mineralstoffhaushalt [18].

Fördernde und hemmende Faktoren

Die tatsächliche Aufnahme von Mineralstoffen hängt stark von anderen Nahrungsbestandteilen ab. Diese Wechselwirkungen können die Bioverfügbarkeit erheblich beeinflussen:

  • Vitamin C (Ascorbinsäure) hält Eisen in der zweiwertigen Form und verbessert die Aufnahme um das Zwei- bis Vierfache. Schon ein Glas Orangensaft (200 ml mit etwa 100 mg Vitamin C) zu einer eisenhaltigen Mahlzeit kann die Eisenaufnahme deutlich steigern.
  • Organische Säuren wie Zitronen- oder Milchsäure aus fermentierten Lebensmitteln bilden lösliche Komplexe mit Mineralstoffen und erleichtern deren Aufnahme. Sauerkraut oder Joghurt sind daher gute Mineralstoffquellen.
  • Bestimmte Aminosäuren, besonders Cystein und Histidin, binden Zink und verbessern dessen Aufnahme. Daher wird Zink aus Fleisch besser aufgenommen als aus pflanzlichen Quellen.
  • Laktose erhöht die Calciumaufnahme im Dünndarm, indem sie den pH-Wert senkt und Calcium in Lösung hält. Menschen mit Laktoseintoleranz sollten daher besonders auf alternative Calciumquellen achten.

Auf der anderen Seite gibt es Substanzen, die die Mineralstoffaufnahme hemmen. Phytinsäure aus Getreide und Hülsenfrüchten bindet Eisen, Zink und Calcium zu unlöslichen Komplexen. Durch Einweichen, Keimen oder Sauerteigführung lässt sich der Phytinsäuregehalt reduzieren. Oxalsäure aus Spinat, Rhabarber oder Kakao bildet mit Calcium unlösliches Calciumoxalat. Gerbstoffe (Tannine) aus Tee und Kaffee können die Eisenaufnahme um bis zu 60 Prozent verringern, wenn sie gleichzeitig mit eisenhaltigen Mahlzeiten konsumiert werden [19].

Speicherung und Ausscheidung

Der Körper verfügt über ausgeklügelte Speichersysteme für verschiedene Mineralstoffe. Eisen wird hauptsächlich in der Leber als Ferritin gespeichert - ein kugelförmiges Protein, das bis zu 4500 Eisenatome aufnehmen kann. Bei Bedarf gibt Ferritin das Eisen kontrolliert ab. Ein erwachsener Mann speichert etwa 1000 Milligramm Eisen, eine Frau etwa 300 bis 400 Milligramm. Diese Reserve reicht für mehrere Monate, falls die Zufuhr unterbrochen wird.

Die Knochen dienen als riesiger Speicher für Calcium und Phosphor. Bei Bedarf können Osteoklasten (knochenabbauende Zellen) diese Mineralstoffe freisetzen. Dieser Prozess wird hormonell gesteuert und läuft ständig ab - etwa zehn Prozent unserer Knochenmasse werden jährlich erneuert. Magnesium wird zu etwa 60 Prozent in den Knochen und zu 40 Prozent in Muskeln und Weichgeweben gespeichert.

Die Ausscheidung erfolgt hauptsächlich über die Nieren und den Darm. Die Nieren filtern täglich etwa 180 Liter Primärharn und gewinnen dabei den Großteil der Mineralstoffe zurück. Hormone wie Aldosteron regulieren, wie viel Natrium und Kalium zurückgewonnen oder ausgeschieden wird. Eisen stellt eine Besonderheit dar: Der Körper hat keinen aktiven Ausscheidungsmechanismus für Eisen. Verluste entstehen nur durch Hautabschilferung, Blutverluste und bei Frauen durch die Menstruation. Daher ist die Regulation der Eisenaufnahme im Darm besonders wichtig [20].

Mangelsymptome und Risikogruppen

Ein Mangel an Mineralstoffen entwickelt sich meist schleichend über Wochen oder Monate, da der Körper zunächst auf seine Reserven zurückgreift. Die Symptome sind oft unspezifisch und werden häufig anderen Ursachen zugeschrieben. Müdigkeit kann auf Eisenmangel hinweisen, aber auch viele andere Gründe haben. Muskelkrämpfe deuten möglicherweise auf Magnesiummangel hin, können aber ebenso durch Überanstrengung entstehen. Diese Vieldeutigkeit macht die Diagnose schwierig, weshalb bei anhaltenden Beschwerden eine Blutuntersuchung sinnvoll ist.

Die Häufigkeit von Mineralstoffmängeln variiert stark zwischen verschiedenen Bevölkerungsgruppen und Regionen. In Deutschland zeigen Studien, dass etwa 30 Prozent der Frauen im gebärfähigen Alter einen Eisenmangel aufweisen, bei Teenagerinnen sind es sogar bis zu 50 Prozent. Magnesiummangel betrifft schätzungsweise 10 bis 20 Prozent der Bevölkerung, wobei ältere Menschen und Personen mit Diabetes besonders gefährdet sind. Zinkmangel findet sich bei etwa 15 Prozent der Senioren und kann deren Immunabwehr schwächen [21].

Nahrungsquellen für Mineralstoffe

Die beste Strategie zur Mineralstoffversorgung ist eine abwechslungsreiche Ernährung mit natürlichen Lebensmitteln. Diese liefern nicht nur die Mineralstoffe selbst, sondern auch Begleitstoffe, die deren Aufnahme verbessern. Ein Stück Fleisch enthält nicht nur gut verfügbares Eisen, sondern auch Proteine und B-Vitamine, die dessen Verwertung unterstützen. Vollkornprodukte liefern neben Magnesium auch Ballaststoffe und sekundäre Pflanzenstoffe mit zusätzlichen gesundheitlichen Vorteilen.

Die Mineralstoffdichte - also der Gehalt pro 100 Kilokalorien - ist ein wichtiges Kriterium für die Lebensmittelauswahl. Gemüse und Salate haben eine sehr hohe Mineralstoffdichte, während Zucker und raffinierte Fette praktisch keine Mineralstoffe enthalten. Menschen mit niedrigem Energiebedarf, etwa ältere oder wenig aktive Personen, sollten besonders auf mineralstoffreiche Lebensmittel achten, um bei geringer Nahrungsmenge ausreichend versorgt zu sein.

Supplementierung: Nutzen und Risiken

Die Einnahme von Mineralstoffpräparaten ist ein kontroverses Thema. Während Befürworter auf die weit verbreiteten Mängel hinweisen, warnen Kritiker vor Überdosierung und Wechselwirkungen. Die Wahrheit liegt dazwischen: Für bestimmte Personen und Situationen können Supplemente sinnvoll sein, eine unkritische Einnahme nach dem Motto "viel hilft viel" kann jedoch schaden. Die Entscheidung sollte idealerweise auf einer Laboruntersuchung und ärztlicher Beratung basieren.

Der Markt für Mineralstoffe als Nahrungsergänzung wächst stetig. In Deutschland nehmen etwa 30 Prozent der Erwachsenen regelmäßig Mineralstoffpräparate ein. Die Qualität und Bioverfügbarkeit dieser Produkte unterscheidet sich erheblich. Organische Verbindungen wie Citrate, Gluconate oder Chelate werden meist besser aufgenommen als anorganische Formen wie Oxide oder Carbonate. Magnesiumoxid hat beispielsweise nur eine Bioverfügbarkeit von etwa 4 Prozent, während Magnesiumcitrat zu etwa 30 Prozent aufgenommen wird [25].

Risiken und Nebenwirkungen

Die Gefahr einer Überdosierung ist bei Mineralstoffen real. Während der Körper überschüssige wasserlösliche Vitamine einfach ausscheidet, können sich manche Mineralstoffe im Körper anreichern. Eisen ist hier besonders kritisch: Da der Körper keinen aktiven Ausscheidungsmechanismus hat, kann eine chronische Überdosierung zur Eisenüberladung (Hämochromatose) führen. Diese schädigt Leber, Herz und Bauchspeicheldrüse. Männer und postmenopausale Frauen sollten daher nur bei nachgewiesenem Mangel Eisen supplementieren.

Wechselwirkungen zwischen Mineralstoffen sind häufig. Hohe Zinkdosen (über 40 Milligramm täglich) können einen Kupfermangel verursachen, da beide Metalle um dieselben Transporter konkurrieren. Calcium kann die Aufnahme von Eisen, Zink und Magnesium behindern. Daher sollten Multipräparate so formuliert sein, dass konkurrierende Mineralstoffe zeitversetzt freigesetzt werden, oder man nimmt verschiedene Mineralstoffe zu unterschiedlichen Tageszeiten ein.

Auch mit Medikamenten gibt es relevante Interaktionen. Mineralstoffe können die Aufnahme von Antibiotika (besonders Tetracycline und Chinolone) und Schilddrüsenhormonen drastisch reduzieren. Ein Abstand von mindestens zwei Stunden zwischen Medikament und Mineralstoffpräparat ist daher wichtig. Protonenpumpenhemmer (Magensäureblocker) verschlechtern die Aufnahme von Calcium, Eisen und Vitamin B12. Patienten unter Langzeittherapie sollten ihren Mineralstoffstatus überwachen lassen [27].

Aktuelle Forschung und neue Erkenntnisse

Die Mineralstoffforschung hat in den letzten Jahren wichtige neue Erkenntnisse gebracht, die unser Verständnis dieser essentiellen Nährstoffe erweitern. Besonders die Entdeckung von Transportproteinen und Regulationsmechanismen auf molekularer Ebene ermöglicht gezieltere Therapieansätze. So wurde erst 2011 das Protein SLC30A10 identifiziert, das für den Mangantransport verantwortlich ist. Mutationen in diesem Gen führen zu Manganakkumulation im Gehirn mit Parkinson-ähnlichen Symptomen.

Ein spannendes Forschungsfeld ist die Nutrigenetik, die untersucht, wie genetische Varianten den Mineralstoffbedarf beeinflussen. Etwa 40 Prozent der Nordeuropäer tragen eine Mutation im HFE-Gen, die zu erhöhter Eisenaufnahme führt. Diese Menschen haben ein geringeres Risiko für Eisenmangel, aber ein erhöhtes Risiko für Eisenüberladung. Umgekehrt haben Menschen mit bestimmten Varianten des TMPRSS6-Gens eine schlechtere Eisenaufnahme und neigen zu Anämie. Solche Erkenntnisse könnten künftig eine personalisierte Ernährungsberatung ermöglichen [28].

Neue Analysemethoden und Biomarker

Moderne Analyseverfahren ermöglichen eine genauere Bestimmung des Mineralstoffstatus. Die Massenspektrometrie (ICP-MS) kann mehrere Elemente gleichzeitig mit hoher Präzision messen. Neue Biomarker gehen über die einfache Serumbestimmung hinaus: Der lösliche Transferrinrezeptor (sTfR) zeigt eine beginnende Eisenverarmung an, bevor sich eine Anämie entwickelt. Das Verhältnis von sTfR zu Ferritin gilt als bester Parameter zur Unterscheidung zwischen Eisenmangel und Entzündungsanämie.

Für Zink wurde kürzlich entdeckt, dass bestimmte microRNAs im Blut den Zinkstatus widerspiegeln. Diese kleinen RNA-Moleküle regulieren die Genexpression und reagieren empfindlich auf Zinkmangel. Ihre Bestimmung könnte künftig eine genauere Diagnostik ermöglichen als die fehleranfällige Serummessung. Auch für Magnesium gibt es neue Ansätze: Die Bestimmung von ionisiertem Magnesium (der biologisch aktiven Form) mittels ionenselektiver Elektroden liefert aussagekräftigere Werte als die Gesamtmagnesiumbestimmung [30].

Praktische Empfehlungen für die optimale Versorgung

Eine bedarfsgerechte Versorgung mit allen wichtigen Mineralstoffen lässt sich durch bewusste Lebensmittelauswahl erreichen. Der Schlüssel liegt in der Vielfalt: Wer täglich aus allen Lebensmittelgruppen wählt - Vollkornprodukte, Gemüse, Obst, Milchprodukte oder pflanzliche Alternativen, Fleisch oder Hülsenfrüchte - deckt seinen Bedarf meist problemlos. Kritisch wird es bei einseitiger Ernährung, strengen Diäten oder erhöhtem Bedarf durch Krankheit, Sport oder besondere Lebensphasen.

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt täglich mindestens 400 Gramm Gemüse und 250 Gramm Obst - das entspricht etwa fünf Handvoll. Diese Menge liefert nicht nur Vitamine und Ballaststoffe, sondern auch reichlich Kalium, Magnesium und verschiedene Spurenelemente. Vollkornprodukte sollten Weißmehlprodukte weitgehend ersetzen. Der Unterschied ist beträchtlich: 100 Gramm Vollkornbrot enthalten etwa 90 Milligramm Magnesium, Weißbrot nur 25 Milligramm.

Optimale Mahlzeitengestaltung

Die Kombination von Lebensmitteln beeinflusst die Mineralstoffaufnahme erheblich. Ein klassisches Beispiel für eine optimale Kombination ist Chili con Carne: Das Vitamin C aus Tomaten und Paprika verbessert die Eisenaufnahme aus Bohnen und Fleisch. Der hohe Proteingehalt fördert zusätzlich die Zinkaufnahme. Solche synergistischen Effekte finden sich in vielen traditionellen Gerichten - oft ohne dass die Menschen früher die biochemischen Hintergründe kannten.

Praktische Kombinationstipps für bessere Mineralstoffaufnahme:

  • Haferflocken mit Beeren und Nüssen: Vitamin C aus den Beeren verbessert die Eisenaufnahme aus Hafer und Nüssen
  • Spinatsalat mit Zitronendressing und Sonnenblumenkernen: Die Säure löst Mineralstoffe und macht sie verfügbar
  • Linsensuppe mit einer Prise Essig oder Zitronensaft: Erhöht die Bioverfügbarkeit von Eisen und Zink
  • Vollkornbrot mit Käse und Tomaten: Calcium aus Käse, Magnesium aus Vollkorn, Lycopin und Vitamin C aus Tomaten
  • Smoothie aus grünem Blattgemüse, Banane und Mandelmilch: Liefert Calcium, Magnesium und Kalium in gut verfügbarer Form

Zeitliche Abstände können ebenfalls wichtig sein. Tee und Kaffee sollten nicht direkt zu den Hauptmahlzeiten getrunken werden, sondern mit mindestens 30 Minuten Abstand. Die Gerbstoffe würden sonst die Eisenaufnahme behindern. Calciumreiche Lebensmittel oder Supplemente nimmt man besser abends ein, da die Knochenaufbauaktivität nachts am höchsten ist und Calcium zudem beruhigend wirkt.

Spezielle Ernährungsformen

Vegetarier und Veganer müssen besonders auf ihre Mineralstoffversorgung achten. Kritische Nährstoffe sind Eisen, Zink, Calcium (bei Veganern) und Jod. Die Eisenaufnahme lässt sich durch geschickte Kombination pflanzlicher Eisenquellen mit Vitamin-C-reichen Lebensmitteln optimieren. Ein Beispiel: 100 Gramm Tofu liefern etwa 5 Milligramm Eisen - kombiniert mit einer Orange steigt die Aufnahmerate von 5 auf 15 Prozent. Fermentierte Sojaprodukte wie Tempeh oder Miso haben eine bessere Mineralstoffverfügbarkeit als unfermentierte.

Für Veganer sind angereicherte Pflanzendrinks eine wichtige Calciumquelle. Sie sollten mindestens 120 Milligramm Calcium pro 100 Milliliter enthalten. Mandel-, Soja- oder Haferdrinks werden meist mit Calciumcarbonat oder Calciumphosphat angereichert. Die Bioverfügbarkeit entspricht etwa der von Kuhmilch. Tahini, Mandelmus und grünes Blattgemüse ergänzen die Calciumversorgung. Zwei Esslöffel Tahini (30 Gramm) plus 200 Gramm gedünsteter Brokkoli liefern zusammen etwa 350 Milligramm Calcium.

Sportler haben einen erhöhten Mineralstoffbedarf durch Schweißverluste und intensiveren Stoffwechsel. Pro Liter Schweiß gehen etwa 40 Milligramm Calcium, 20 Milligramm Magnesium, 1 Milligramm Eisen und 1 Milligramm Zink verloren. Bei intensivem Training können das zwei bis drei Liter Schweiß täglich sein. Die Ernährung sollte daher mineralstoffdichter sein: Nüsse als Snack, Vollkornprodukte statt Weißmehl, mineralstoffreiches Wasser. Nach dem Sport unterstützt eine Banane mit Joghurt die Regeneration durch Kalium, Calcium und Magnesium.

Zusammenfassung und Ausblick

Die Bedeutung der Mineralstoffe für unsere Gesundheit kann kaum überschätzt werden. Diese anorganischen Substanzen sind an praktisch allen Lebensvorgängen beteiligt - von der Energieproduktion in den Zellen über die Signalübertragung im Nervensystem bis zur Stabilität unserer Knochen. Die Forschung der letzten Jahre hat gezeigt, dass die Wechselwirkungen zwischen verschiedenen Mineralstoffen und anderen Nährstoffen komplexer sind als lange angenommen. Dies erklärt, warum isolierte Supplementierung nicht immer die erhofften Effekte zeigt und manchmal sogar schadet.

Die individuelle Variation im Mineralstoffbedarf ist größer als früher gedacht. Genetische Faktoren, Lebensstil, Medikamente und Umwelteinflüsse beeinflussen, wie viel wir brauchen und wie gut wir die Stoffe aufnehmen. Die Zukunft liegt vermutlich in der personalisierten Ernährung, bei der Empfehlungen auf Basis von Genanalysen, Mikrobiom-Untersuchungen und kontinuierlichem Biomarker-Monitoring gegeben werden. Erste Ansätze dazu gibt es bereits, aber bis zur breiten Anwendung wird noch Zeit vergehen.

Für die Praxis gilt: Eine vielseitige, naturbelassene Ernährung mit reichlich Gemüse, Vollkornprodukten, Hülsenfrüchten und moderaten Mengen tierischer Produkte versorgt die meisten Menschen ausreichend mit Mineralstoffen. Supplemente sollten gezielt bei nachgewiesenem Mangel oder erhöhtem Bedarf eingesetzt werden, nicht nach dem Gießkannenprinzip. Die Kunst liegt darin, die Signale des eigenen Körpers wahrzunehmen und bei anhaltenden Beschwerden rechtzeitig ärztlichen Rat einzuholen. Denn viele Symptome eines Mineralstoffmangels sind unspezifisch und können auch andere Ursachen haben.

Die Herausforderungen der Zukunft liegen auch in der Lebensmittelproduktion. Der sinkende Mineralstoffgehalt in Gemüse und Getreide durch ausgelaugte Böden und Hochleistungssorten ist besorgniserregend. Studien zeigen, dass der Eisengehalt in Weizen seit 1960 um etwa 20 Prozent gesunken ist. Nachhaltige Landwirtschaft mit Fruchtfolge, organischer Düngung und Bodenpflege könnte diesem Trend entgegenwirken. Auch die Züchtung mineralstoffreicher Sorten (Biofortifikation) ist ein vielversprechender Ansatz, der besonders in Entwicklungsländern zur Bekämpfung von Mangelerscheinungen beiträgt.

Letztendlich zeigt die Mineralstoffversorgung exemplarisch, dass Gesundheit nicht durch einzelne "Wundermittel" zu erreichen ist, sondern durch das ausgewogene Zusammenspiel vieler Faktoren. Eine bewusste Ernährung, die den ganzen Menschen im Blick hat und nicht nur einzelne Nährstoffe optimiert, bleibt der Königsweg zu einer guten Versorgung mit allen essentiellen Mineralstoffen.

Quellenverzeichnis

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