Silizium in der Ernährung: Fakten statt Mythen

Silizium kennen die meisten Menschen nur aus Computerchips oder als Sand am Strand. Dabei nehmen wir täglich kleine Mengen dieses Elements mit der Nahrung auf. Der menschliche Körper enthält etwa 1-2 Gramm Silizium – das klingt nach wenig, ist aber mehr als bei vielen bekannten Spurenelementen wie Eisen oder Zink. Trotzdem wissen selbst viele Ernährungsexperten kaum etwas über die Bedeutung von Silizium für unsere Gesundheit. Zeit, genauer hinzuschauen und die Fakten von den Mythen zu trennen.

Was ist Silizium überhaupt?

Silizium ist ein chemisches Element mit dem Symbol Si und der Ordnungszahl 14. In der Natur kommt es praktisch nie in reiner Form vor, sondern fast immer als Verbindung – meist als Siliziumdioxid (Quarz) oder in Silikaten. Diese Verbindungen machen etwa 28 Prozent der Erdkruste aus. Nur Sauerstoff ist noch häufiger.

In unserem Körper und in Lebensmitteln finden wir Silizium hauptsächlich als Kieselsäure. Das ist eine wasserlösliche Form, die unser Körper aufnehmen kann. Die chemische Formel lautet Si(OH)₄ – also ein Siliziumatom umgeben von vier OH-Gruppen. Diese Form ist wichtig, denn nur so kann Silizium seine biologischen Funktionen erfüllen.

Oft herrscht Verwirrung bei den Begriffen: Silizium ist das Element selbst. Silikate sind Salze der Kieselsäure. Kieselsäure ist die biologisch aktive Form. Und Silica oder Siliziumdioxid (SiO₂) ist die häufigste Verbindung in der Natur – aber für unseren Körper kaum verwertbar.

Silizium im menschlichen Körper

Ein erwachsener Mensch trägt etwa 1 bis 2 Gramm Silizium in sich. Das meiste davon befindet sich in Knochen, Knorpeln, Bindegewebe, Haut, Haaren und Nägeln. Besonders hohe Konzentrationen finden sich in der Aorta (der Hauptschlagader), der Luftröhre und den Sehnen. Mit zunehmendem Alter nimmt der Siliziumgehalt in vielen Geweben ab – besonders deutlich in der Haut und den Arterien [1].

Die höchsten Siliziumkonzentrationen im Körper zeigen sich in den Bereichen, wo viel Bindegewebe gebildet wird. Das ist kein Zufall: Silizium spielt eine wichtige Rolle bei der Bildung von Kollagen und Elastin. Diese beiden Proteine sorgen für Festigkeit und Elastizität unseres Gewebes. Ohne ausreichend Silizium kann der Körper diese Strukturproteine nicht optimal herstellen.

Interessant ist auch die Verteilung: Neugeborene haben deutlich höhere Siliziumwerte als Erwachsene. Ein Baby kommt mit etwa 250 Milligramm Silizium pro Kilogramm fettfreier Körpermasse zur Welt. Bei einem 30-Jährigen sind es nur noch etwa 100 Milligramm, bei einem 80-Jährigen sogar nur 80 Milligramm. Diese Abnahme könnte mit verschiedenen Alterungsprozessen zusammenhängen [2].

Transport und Speicherung

Silizium wird im Dünndarm aufgenommen. Die Aufnahmerate liegt zwischen 10 und 40 Prozent – je nachdem, in welcher Form das Silizium vorliegt. Lösliche Kieselsäure aus Getränken wie Bier wird besonders gut aufgenommen (etwa 50 Prozent), während Silizium aus festen Nahrungsmitteln schlechter verfügbar ist.

Im Blut liegt Silizium hauptsächlich als monomere Kieselsäure vor. Die normale Konzentration im Serum beträgt 50 bis 180 Mikrogramm pro Liter. Nach einer siliziumreichen Mahlzeit steigt dieser Wert innerhalb von zwei Stunden an und fällt dann wieder ab. Der Körper scheidet überschüssiges Silizium hauptsächlich über die Nieren aus [3].

Biologische Funktionen von Silizium

Lange Zeit galt Silizium als biologisch unbedeutend. Erst in den 1970er Jahren zeigten Tierversuche, dass Silizium für normales Wachstum und Entwicklung notwendig ist. Heute kennen wir verschiedene Funktionen dieses Elements im Körper, auch wenn viele Details noch unklar sind.

Bindegewebsbildung und Kollagensynthese

Die wichtigste Rolle spielt Silizium bei der Bildung von Bindegewebe. Es ist direkt an der Synthese von Kollagen beteiligt – dem häufigsten Protein in unserem Körper. Kollagen macht etwa 30 Prozent aller Proteine aus und bildet das Grundgerüst von Haut, Knochen, Sehnen und Blutgefäßen.

Silizium wirkt dabei auf mehreren Ebenen: Es aktiviert das Enzym Prolyl-Hydroxylase, das für die Kollagenbildung unverzichtbar ist. Dieses Enzym wandelt die Aminosäure Prolin in Hydroxyprolin um – einen wichtigen Baustein des Kollagens. Ohne ausreichend Silizium läuft diese Reaktion langsamer ab [4].

Außerdem bindet Silizium direkt an Kollagenfasern und vernetzt sie miteinander. Diese Quervernetzung macht das Bindegewebe erst stabil und elastisch. Man kann sich das wie bei einem Seil vorstellen: Die einzelnen Fasern allein sind schwach, aber durch die Verbindung untereinander entsteht ein stabiles Gebilde.

Knochengesundheit und Mineralisierung

In den Knochen erfüllt Silizium mehrere Aufgaben. Es ist besonders in den aktiven Wachstumszonen konzentriert, wo neuer Knochen gebildet wird. Hier unterstützt es die Einlagerung von Kalzium und anderen Mineralien in die Knochenmatrix.

Studien zeigen einen klaren Zusammenhang: Menschen mit höherer Siliziumaufnahme haben meist eine bessere Knochendichte. Eine Untersuchung an über 3000 Personen fand heraus, dass eine Siliziumzufuhr von mehr als 40 Milligramm täglich mit einer um 10 Prozent höheren Knochendichte einherging – verglichen mit einer Aufnahme unter 14 Milligramm täglich [5].

Der Mechanismus dahinter ist komplex: Silizium stimuliert die Osteoblasten (knochenaufbauende Zellen) und hemmt gleichzeitig die Osteoklasten (knochenabbauende Zellen). Es beeinflusst auch die Bildung der Knochenmatrix, indem es die Synthese von Kollagen Typ I fördert – dem Hauptprotein im Knochen.

Gefäßgesundheit und Arterienschutz

Besonders viel Silizium findet sich in den Wänden unserer Blutgefäße. Die Aorta enthält mit 200 bis 500 Mikrogramm pro Gramm Trockengewicht eine der höchsten Konzentrationen im ganzen Körper. Mit dem Alter und bei Arteriosklerose sinkt dieser Wert deutlich.

Silizium trägt zur Elastizität der Gefäßwände bei. Es ist wichtig für die Bildung von Elastin – einem Protein, das Arterien dehnbar macht. Tierversuche zeigen: Bei Siliziummangel werden die Gefäßwände steifer und brüchiger. Die Tiere entwickeln häufiger Gefäßschäden [6].

Epidemiologische Studien unterstützen diese Befunde: In Gegenden mit siliziumreichem Trinkwasser (mehr als 10 Milligramm pro Liter) treten weniger Herz-Kreislauf-Erkrankungen auf als in Gebieten mit siliziumarmem Wasser. Der Zusammenhang ist nicht eindeutig bewiesen, aber die Hinweise sind bemerkenswert [7].

Gesundheitliche Auswirkungen

Die Forschung zu den Gesundheitseffekten von Silizium steckt noch in den Kinderschuhen. Viele Studien wurden an Tieren durchgeführt, Humanstudien sind seltener. Trotzdem gibt es interessante Erkenntnisse zu verschiedenen Gesundheitsbereichen.

Knochen und Osteoporose

Der Zusammenhang zwischen Silizium und Knochengesundheit ist am besten untersucht. Mehrere große Beobachtungsstudien zeigen: Menschen mit höherer Siliziumaufnahme haben dichtere Knochen. Die Framingham-Studie mit über 2800 Teilnehmern fand einen deutlichen Zusammenhang zwischen Siliziumzufuhr und Knochendichte – besonders bei Frauen vor der Menopause [11].

Interventionsstudien bestätigen diese Beobachtungen teilweise. In einer Studie mit postmenopausalen Frauen führte die Gabe von 3, 6 oder 12 Milligramm Silizium täglich (als Cholinsilizat) über 12 Monate zu einer leichten Verbesserung der Knochendichte. Die Wirkung war dosisabhängig – höhere Dosen zeigten bessere Ergebnisse [12].

Der Mechanismus ist mittlerweile besser verstanden: Silizium stimuliert die Bildung von Typ-I-Kollagen in den Osteoblasten. Es erhöht auch die Aktivität der alkalischen Phosphatase – einem wichtigen Enzym für die Knochenmineralisierung. Gleichzeitig hemmt es die Aktivität der Osteoklasten und reduziert so den Knochenabbau.

Haut, Haare und Nägel

Silizium ist ein beliebter Inhaltsstoff in Nahrungsergänzungsmitteln für Haut, Haare und Nägel. Die wissenschaftliche Basis dafür ist gemischt. Einige kleine Studien zeigen positive Effekte, große kontrollierte Untersuchungen fehlen jedoch.

Eine Studie mit 50 Frauen untersuchte die Wirkung von 10 Milligramm Silizium täglich (als Kieselsäure) über 20 Wochen. Die Teilnehmerinnen berichteten über festere Nägel und weniger Haarausfall. Objektive Messungen zeigten eine leichte Verbesserung der Hautfeuchtigkeit und eine Zunahme der Nageldicke [13].

Eine andere Untersuchung fand positive Effekte auf die Hautelastizität. Nach 90 Tagen Supplementierung mit Silizium verbesserte sich die Hautelastizität um durchschnittlich 19 Prozent. Auch die Faltenbildung nahm leicht ab. Die Effekte waren bei älteren Teilnehmern ausgeprägter als bei jüngeren [14].

Kritisch anzumerken: Viele dieser Studien wurden von Herstellern finanziert. Unabhängige Forschung ist rar. Die beobachteten Effekte sind meist gering und die Studienqualität oft mäßig. Silizium ist sicher kein Wundermittel für ewige Jugend.

Herz-Kreislauf-System

Epidemiologische Daten deuten auf einen Schutzeffekt von Silizium für Herz und Gefäße hin. In der bereits erwähnten Framingham-Studie hatten Menschen mit höherer Siliziumaufnahme ein geringeres Risiko für Arteriosklerose. Der Effekt war bei Männern deutlicher als bei Frauen.

Tierversuche unterstützen diese Beobachtung. Kaninchen mit siliziumreicher Ernährung entwickelten trotz cholesterinreicher Kost weniger Gefäßablagerungen. Die Elastizität der Arterien blieb besser erhalten. Bei Siliziummangel dagegen verschlechterte sich die Gefäßgesundheit rapide [15].

Der Wirkmechanismus könnte über mehrere Wege laufen: Silizium ist wichtig für die Bildung von Elastin und Kollagen in den Gefäßwänden. Es könnte auch die Aufnahme von Aluminium hemmen – einem Element, das mit Gefäßschäden in Verbindung gebracht wird. Zusätzlich zeigen einige Studien antioxidative Effekte von Silizium.

Gehirn und Alzheimer-Prävention

Eine der interessantesten Hypothesen betrifft die Rolle von Silizium bei der Alzheimer-Prävention. Die Idee: Silizium könnte die Aufnahme und Ablagerung von Aluminium im Gehirn verhindern. Aluminium wird seit langem als möglicher Risikofaktor für Alzheimer diskutiert.

Tatsächlich zeigen epidemiologische Studien: In Regionen mit siliziumreichem Trinkwasser (mehr als 11 Milligramm pro Liter) ist das Alzheimer-Risiko niedriger – selbst wenn das Wasser gleichzeitig viel Aluminium enthält. Eine französische Studie mit über 7000 Teilnehmern fand ein um 11 Prozent reduziertes Alzheimer-Risiko pro 10 Milligramm Silizium im Trinkwasser [16].

Laborstudien bestätigen: Silizium kann Aluminium binden und seine Aufnahme im Darm verringern. Es bildet mit Aluminium lösliche Komplexe, die leichter ausgeschieden werden. Bei Menschen mit Alzheimer finden sich oft niedrigere Siliziumwerte im Gehirngewebe als bei Gesunden.

Trotz dieser spannenden Hinweise: Ein eindeutiger Beweis fehlt. Die Alzheimer-Forschung ist komplex und Aluminium ist nur einer von vielen diskutierten Faktoren. Silizium allein wird die Krankheit sicher nicht verhindern können.

Bewertung der allgemeinen Studienlage

Die Studienlage zu Silizium-Supplementen ist durchwachsen. Einige Untersuchungen zeigen positive Effekte, andere finden keinen Nutzen. Ein Problem: Viele Studien sind klein, kurz und von schlechter Qualität.

Kritisch zu sehen: Viele positive Studien wurden von Herstellern finanziert. Unabhängige Forschung zeigt oft weniger beeindruckende Ergebnisse. Die beobachteten Effekte sind meist gering und klinisch kaum relevant.

Täglicher Bedarf und Aufnahme

Eine offizielle Empfehlung für die tägliche Siliziumzufuhr gibt es nicht. Silizium gilt (noch) nicht als essentielles Spurenelement, obwohl immer mehr Wissenschaftler das anzweifeln. Schätzungen gehen von einem Bedarf zwischen 20 und 50 Milligramm pro Tag aus.

Die tatsächliche Aufnahme variiert stark je nach Ernährungsweise. Vegetarier nehmen meist 40 bis 100 Milligramm täglich auf, Mischköstler etwa 20 bis 50 Milligramm. In westlichen Industrieländern liegt die durchschnittliche Zufuhr bei etwa 20 bis 30 Milligramm – möglicherweise zu wenig für optimale Gesundheit [10].

Risikogruppen für Unterversorgung

Bestimmte Personengruppen haben ein erhöhtes Risiko für Siliziummangel. Ältere Menschen gehören dazu – sie nehmen weniger auf und haben gleichzeitig einen höheren Bedarf für Knochen und Gefäße. Auch Menschen mit einseitiger Ernährung, die wenig Vollkornprodukte und Gemüse essen, sind gefährdet.

Sportler könnten ebenfalls einen erhöhten Bedarf haben. Intensive körperliche Belastung führt zu vermehrtem Verschleiß von Knorpel und Bindegewebe. Hier könnte zusätzliches Silizium die Regeneration unterstützen – eindeutige Studien fehlen aber noch.

Siliziummangel: Symptome und Folgen

Einen klar definierten Siliziummangel gibt es offiziell nicht. Silizium gilt nicht als essentielles Spurenelement, also kann es per Definition auch keinen Mangel geben. Diese Sichtweise wird aber zunehmend hinterfragt.

Tierversuche zeigen deutliche Mangelerscheinungen bei siliziumarmer Ernährung: Verzögertes Wachstum, schwache Knochen, dünnes Fell, deformierte Schädel und Gelenke. Die Tiere entwickeln auch häufiger Gefäßschäden. Bei Küken führt Siliziummangel zu Wachstumsstörungen und Skelettdeformationen [17].

Beim Menschen sind die Zeichen subtiler. Mögliche Hinweise auf unzureichende Siliziumversorgung könnten sein: Brüchige Nägel, dünnes Haar, schlaffe Haut, langsame Wundheilung, häufige Knochenbrüche. Diese Symptome haben aber viele mögliche Ursachen – Silizium ist nur ein Faktor von vielen.

Mit dem Alter sinkt der Siliziumgehalt in vielen Geweben. Gleichzeitig nehmen typische Alterserscheinungen zu: Falten, Arteriosklerose, Osteoporose. Ob hier ein ursächlicher Zusammenhang besteht oder nur eine Korrelation, ist unklar. Möglicherweise könnte eine bessere Siliziumversorgung einige Alterungsprozesse verlangsamen.

Sicherheit und Nebenwirkungen

Silizium gilt generell als sehr sicher. Der Körper reguliert die Aufnahme gut und scheidet Überschüsse über die Nieren aus. Nebenwirkungen sind bei normaler Dosierung selten.

Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat keinen oberen Grenzwert für Silizium festgelegt. Es gibt keine Hinweise auf Toxizität bei oraler Aufnahme. Selbst sehr hohe Dosen (mehrere hundert Milligramm täglich) führten in Studien zu keinen ernsthaften Problemen [20].

Mögliche Probleme bei Überdosierung

Bei extremer Überdosierung können Probleme auftreten. Sehr hohe Siliziummengen könnten theoretisch die Nieren belasten. Menschen mit Nierenproblemen sollten vorsichtig sein und vorher einen Arzt konsultieren.

Ein weiteres theoretisches Risiko: Silizium könnte die Aufnahme anderer Mineralien beeinflussen. In Tierstudien führten sehr hohe Dosen zu verminderter Aufnahme von Magnesium und Zink. Bei normaler Supplementierung ist das aber unwahrscheinlich.

Vorsicht ist geboten bei kristallinem Siliziumdioxid (Quarzstaub). Das Einatmen kann zu Silikose führen – einer schweren Lungenerkrankung. Für oral eingenommenes Silizium besteht diese Gefahr nicht.

Wechselwirkungen mit Medikamenten

Silizium kann die Aufnahme einiger Medikamente beeinflussen. Besonders Aluminium-haltige Antazida (Mittel gegen Sodbrennen) werden schlechter aufgenommen – was in diesem Fall sogar erwünscht ist. Auch die Wirkung von Thiazid-Diuretika könnte beeinflusst werden.

Menschen, die regelmäßig Medikamente einnehmen, sollten sicherheitshalber einen zeitlichen Abstand von zwei Stunden zwischen Medikament und Silizium-Präparat einhalten. Bei Unsicherheit hilft ein Gespräch mit Arzt oder Apotheker.

Silizium in Lebensmitteln

Die Siliziumgehalte in Lebensmitteln schwanken stark. Pflanzliche Nahrungsmittel enthalten generell mehr Silizium als tierische. Besonders reich sind Getreide, Hülsenfrüchte und bestimmte Gemüsesorten. Aber Vorsicht: Nicht alles Silizium aus der Nahrung kann unser Körper auch nutzen.

Die besten Siliziumquellen

Hier eine Übersicht der wichtigsten Siliziumlieferanten in unserer Ernährung:

LebensmittelSiliziumgehalt (mg/100g)Bioverfügbarkeit
Haferflocken15-25mittel
Hirse40-50niedrig
Gerste20-30mittel
Kartoffeln (mit Schale)2-5hoch
Vollkornbrot4-8mittel
Bananen4-8hoch
Grüne Bohnen6-10hoch
Spinat2-4mittel
Bier (pro 100ml)2-6sehr hoch
Mineralwasser (pro 100ml)0,5-4sehr hoch

Die Tabelle zeigt: Hoher Gehalt bedeutet nicht automatisch gute Verwertbarkeit. Hirse enthält zwar viel Silizium, aber hauptsächlich in Form schwer löslicher Silikate. Dagegen liegt Silizium in Bier und Mineralwasser als gut verwertbare Kieselsäure vor. Ein halber Liter Bier kann 10 bis 30 Milligramm bioverfügbares Silizium liefern – mehr als viele feste Nahrungsmittel [8].

Faktoren die die Aufnahme beeinflussen

Mehrere Faktoren bestimmen, wie gut wir Silizium aus der Nahrung aufnehmen können. Die chemische Form ist entscheidend: Monomere Kieselsäure wird am besten aufgenommen, polymere Formen und unlösliche Silikate dagegen kaum. Die Verarbeitung spielt auch eine Rolle: Kochen kann gebundenes Silizium freisetzen und die Verfügbarkeit erhöhen.

Ballaststoffe haben einen zwiespältigen Effekt. Einerseits enthalten ballaststoffreiche Lebensmittel oft viel Silizium. Andererseits können Ballaststoffe die Aufnahme behindern, indem sie Silizium binden. Phytinsäure aus Getreide wirkt ähnlich – sie bildet mit Silizium schwer lösliche Komplexe.

Das Alter beeinflusst die Aufnahme ebenfalls. Junge Menschen absorbieren Silizium besser als ältere. Bei über 60-Jährigen sinkt die Aufnahmerate um etwa 30 Prozent. Das könnte ein Grund sein, warum der Siliziumgehalt im Körper mit dem Alter abnimmt [9].

Nahrungsergänzung mit Silizium

Der Markt für Silizium-Präparate wächst stetig. Versprochen werden straffere Haut, kräftigere Haare, festere Nägel und stabile Knochen. Aber was ist dran an diesen Versprechen? Und welche Präparate sind überhaupt sinnvoll?

Verschiedene Siliziumformen im Vergleich

Silizium-Präparate gibt es in verschiedenen Formen. Ihre Bioverfügbarkeit unterscheidet sich erheblich:

SiliziumformBioverfügbarkeitTypische DosierungBesonderheiten
Kieselsäure-Gel30-70%15-30 ml/TagFlüssig, gute Aufnahme
Cholin-stabilisierte Kieselsäure60-70%5-10 mg Si/TagSehr stabil, gut erforscht
Kolloidales Silizium20-40%20-40 mg/TagFeine Partikel in Wasser
Bambusextrakt10-30%200-500 mg/TagNatürlich, aber variable Qualität
Schachtelhalmextrakt10-20%300-600 mg/TagTraditionell, mäßige Aufnahme
Kieselerde<5%3-6 g/TagSehr schlechte Aufnahme

Die Tabelle macht deutlich: Nicht alle Siliziumformen sind gleich gut. Kieselerde – lange Zeit sehr beliebt – hat eine miserable Bioverfügbarkeit. Der Großteil wird unverdaut wieder ausgeschieden. Moderne Präparate mit stabilisierter Kieselsäure sind deutlich effektiver.

Dosierung und Anwendung

Wer Silizium supplementieren möchte, sollte auf die Form achten. Flüssige Präparate mit stabilisierter Kieselsäure werden am besten aufgenommen. Die übliche Dosierung liegt bei 5 bis 20 Milligramm Silizium pro Tag. Höhere Dosen bringen keinen zusätzlichen Nutzen.

Die Einnahme erfolgt am besten auf nüchternen Magen, etwa 30 Minuten vor dem Essen. So ist die Aufnahme optimal. Die Wirkung zeigt sich – wenn überhaupt – erst nach mehreren Wochen bis Monaten. Geduld ist gefragt.

Wichtig: Silizium-Supplemente sind kein Ersatz für eine ausgewogene Ernährung. Wer sich abwechslungsreich mit viel Vollkorn, Gemüse und Obst ernährt, bekommt normalerweise genug Silizium. Supplements können allenfalls eine Ergänzung sein.

Silizium und die Health Claims Verordnung

In der EU regelt die Health Claims Verordnung, welche Gesundheitsaussagen für Nahrungsergänzungsmittel erlaubt sind. Für Silizium gibt es derzeit keine zugelassenen Health Claims. Das bedeutet: Hersteller dürfen keine konkreten Gesundheitsversprechen machen.

Aussagen wie „Silizium stärkt die Knochen“ oder „für schöne Haut und Haare“ sind rechtlich nicht zulässig. Die wissenschaftliche Evidenz reicht nach Ansicht der EFSA nicht aus, um solche Aussagen zu rechtfertigen. Hersteller umgehen das oft mit vagen Formulierungen.

Diese strenge Regulierung hat gute Gründe. Sie schützt Verbraucher vor übertriebenen Versprechen. Andererseits macht sie es schwer, über mögliche Vorteile zu informieren. Die Forschung zu Silizium ist noch nicht abgeschlossen – vielleicht ändert sich die Bewertung in Zukunft.

Unsere Empfehlungen

Für die Allgemeinbevölkerung

Die meisten Menschen bekommen über eine ausgewogene Ernährung genug Silizium. Wer regelmäßig Vollkornprodukte, Haferflocken, Kartoffeln, Bananen und grünes Gemüse isst, muss sich keine Sorgen machen. Ein bis zwei Portionen Haferflocken pro Woche und täglich Gemüse reichen normalerweise aus.

Mineralwasser kann eine gute zusätzliche Quelle sein. Wässer mit mehr als 15 Milligramm Silizium pro Liter sind besonders wertvoll. Der Gehalt steht meist nicht auf dem Etikett – Nachfragen beim Hersteller lohnt sich.

Für Risikogruppen

Bestimmte Personen könnten von einer erhöhten Siliziumzufuhr profitieren. Dazu gehören ältere Menschen über 60 Jahre, Frauen nach der Menopause und Menschen mit Osteoporose-Risiko. Auch bei chronischen Gelenkproblemen könnte zusätzliches Silizium sinnvoll sein.

Für diese Gruppen kann eine Supplementierung erwogen werden. Eine Dosis von 10 bis 20 Milligramm Silizium täglich als gut bioverfügbare Kieselsäure erscheint angemessen. Die Einnahme sollte über mindestens drei Monate erfolgen, um mögliche Effekte zu sehen.

Vegetarier und Veganer haben meist eine gute Siliziumversorgung durch den hohen Anteil pflanzlicher Kost. Sie brauchen normalerweise keine Supplements. Sportler mit hoher Belastung könnten einen erhöhten Bedarf haben – eindeutige Empfehlungen gibt es aber nicht.

Ausblick

Die Siliziumforschung entwickelt sich langsam aber stetig weiter. Neue Studien untersuchen die Rolle von Silizium bei verschiedenen Krankheiten und Alterungsprozessen. Besonders interessant sind Untersuchungen zu neurodegenerativen Erkrankungen.

Ein Forschungsschwerpunkt liegt auf der Interaktion zwischen Silizium und anderen Spurenelementen. Wie beeinflusst Silizium die Aufnahme von Eisen, Kupfer oder Zink? Gibt es optimale Verhältnisse zwischen den Elementen? Diese Fragen sind noch weitgehend ungeklärt.

Auch die Entwicklung neuer Siliziumformen schreitet voran. Forscher arbeiten an noch besser bioverfügbaren Verbindungen. Nanopartikel-basierte Systeme könnten die Aufnahme weiter verbessern. Ob das sinnvoll ist, muss sich zeigen.

Die große Frage bleibt: Ist Silizium ein essentielles Spurenelement? Immer mehr Wissenschaftler sagen ja. Für eine offizielle Anerkennung fehlen aber noch eindeutige Beweise. Dafür bräuchte es Studien, die einen klaren Mangel mit spezifischen Symptomen zeigen.

Fazit: Was wir wirklich über Silizium wissen

Silizium ist ein faszinierendes Element mit wichtigen Funktionen im Körper. Es unterstützt die Bildung von Bindegewebe, stärkt möglicherweise die Knochen und könnte die Gefäßgesundheit fördern. Die wissenschaftliche Evidenz ist bei vielen Aspekten noch dünn, aber die bisherigen Erkenntnisse sind vielversprechend.

Für die meisten Menschen reicht eine ausgewogene Ernährung zur Siliziumversorgung aus. Silizium-reiche Lebensmittel wie Haferflocken, Vollkornprodukte und grünes Gemüse sollten regelmäßig auf dem Speiseplan stehen. Nahrungsergänzungsmittel können für bestimmte Risikogruppen sinnvoll sein, sind aber kein Allheilmittel.

Die Forschung zu Silizium steht noch am Anfang. Viele Fragen sind offen: Wie viel brauchen wir wirklich? Welche Form ist optimal? Kann Silizium Krankheiten vorbeugen? Die kommenden Jahre werden hoffentlich mehr Klarheit bringen.

Bis dahin gilt: Silizium ist ein wichtiger, aber oft übersehener Nährstoff. Eine gute Versorgung schadet nicht und könnte verschiedene Gesundheitsaspekte unterstützen. Wunder sollte man aber nicht erwarten. Wie so oft in der Ernährung kommt es auf das Gesamtpaket an – Silizium ist nur ein Puzzleteil von vielen.

📚 Verwendete Quellen: (20) – zum Aufklappen klicken
  1. Jugdaohsingh R. Silicon and bone health. J Nutr Health Aging. 2007;11(2):99-110.
  2. Carlisle EM. Silicon: an essential element for the chick. Science. 1972;178(4061):619-621.
  3. Sripanyakorn S, et al. The silicon content of beer and its bioavailability in healthy volunteers. Br J Nutr. 2004;91(3):403-409.
  4. Reffitt DM, et al. Orthosilicic acid stimulates collagen type 1 synthesis in human osteoblast-like cells in vitro. Bone. 2003;32(2):127-135.
  5. Jugdaohsingh R, et al. Dietary silicon intake is positively associated with bone mineral density in men and premenopausal women. J Bone Miner Res. 2004;19(2):297-307.
  6. Schwarz K. A bound form of silicon in glycosaminoglycans and polyuronides. Proc Natl Acad Sci USA. 1973;70(5):1608-1612.
  7. Macdonald HM, et al. Dietary silicon interacts with oestrogen to influence bone health. Proc Nutr Soc. 2012;71(1):50-57.
  8. Casey TR, Bamforth CW. Silicon in beer and brewing. J Sci Food Agric. 2010;90(5):784-788.
  9. Pennington JA. Silicon in foods and diets. Food Addit Contam. 1991;8(1):97-118.
  10. McNaughton SA, et al. Dietary silicon intake in post-menopausal women. Br J Nutr. 2005;94(5):813-817.
  11. Tucker KL, et al. Effects of beer, wine, and liquor intakes on bone mineral density in older men and women. Am J Clin Nutr. 2009;89(4):1188-1196.
  12. Spector TD, et al. Choline-stabilized orthosilicic acid supplementation as an adjunct to calcium/vitamin D3 stimulates markers of bone formation in osteopenic females. BMC Musculoskelet Disord. 2008;9:85.
  13. Barel A, et al. Effect of oral intake of choline-stabilized orthosilicic acid on skin, nails and hair in women with photodamaged skin. Arch Dermatol Res. 2005;297(4):147-153.
  14. Wickett RR, et al. Effect of oral intake of choline-stabilized orthosilicic acid on hair tensile strength. Arch Dermatol Res. 2007;299(10):499-505.
  15. Loeper J, et al. The antiatheromatous action of silicon. Atherosclerosis. 1979;33(4):397-408.
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  17. Carlisle EM. Silicon deficiency as a factor in aging. Fed Proc. 1974;33:704.
  18. Eisinger J, Clairet D. Effects of silicon, fluoride, etidronate and magnesium on bone mineral density. Magnes Res. 1993;6(3):247-249.
  19. Schiano A, et al. Silicon, bone tissue and immunity. Rev Rhum Mal Osteoartic. 1979;46(7-9):483-486.
  20. European Food Safety Authority. Opinion on the safety of organic silicon. EFSA Journal. 2009;7(9):1289.
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Hey, mein Name ist Yannik. Ich bin der Co-Chefredakteur von nahrung.de und befasse mich bereits seit geraumer Zeit mit den Themen Ernährung sowie Nahrungsergänzung. Eine objektive und aufklärende Berichterstattung ist mir besonders wichtig!

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