Molybdän: Funktionen, Quellen und täglicher Bedarf

Molybdän gehört zu den Spurenelementen, die der Körper nur in winzigen Mengen braucht. Trotzdem ist es lebenswichtig. Ohne Molybdän könnten wichtige Enzyme im Körper nicht arbeiten. Das Metall hilft beim Abbau von Eiweißbausteinen und schwefelhaltigen Verbindungen. Die meisten Menschen nehmen genug davon über die normale Ernährung auf – ein Mangel ist extrem selten. Doch was genau macht Molybdän im Körper? In welchen Lebensmitteln steckt es? Und wann könnte eine zusätzliche Einnahme sinnvoll sein?

Was ist Molybdän?

Molybdän ist ein silberweißes Metall, das in der Natur nur in Verbindungen vorkommt. Der Name stammt vom griechischen Wort „molybdos“, was Blei bedeutet – früher wurde es oft damit verwechselt. In der Erdkruste macht Molybdän nur etwa 0,001 Prozent aus [1]. Für den menschlichen Körper ist es trotz der geringen Menge unverzichtbar.

Im Körper eines Erwachsenen befinden sich insgesamt nur 8 bis 10 Milligramm Molybdän. Das entspricht etwa dem Gewicht eines Staubkorns. Die höchsten Konzentrationen finden sich in der Leber, den Nieren, den Knochen und der Haut [2]. Der Körper speichert das Spurenelement hauptsächlich in der Leber. Von dort aus wird es bei Bedarf zu den verschiedenen Geweben transportiert.

Als essentielles Spurenelement muss Molybdän regelmäßig über die Nahrung aufgenommen werden. Der Körper kann es nicht selbst herstellen. Die chemische Form, in der wir es aufnehmen, ist meist Molybdat – eine Verbindung aus Molybdän und Sauerstoff. Diese Form kann der Darm besonders gut aufnehmen.

Funktionen von Molybdän im Körper

Die Hauptaufgabe von Molybdän besteht darin, als Bestandteil von Enzymen zu fungieren. Enzyme sind Eiweiße, die chemische Reaktionen im Körper beschleunigen. Ohne sie würden viele lebenswichtige Prozesse viel zu langsam ablaufen. Molybdän ist Teil des aktiven Zentrums von mindestens vier wichtigen Enzymen. Diese Enzyme arbeiten alle im Bereich des Stoffwechsels und helfen beim Umbau verschiedener Substanzen.

Die vier Molybdän-abhängigen Enzyme

Das erste und bekannteste Enzym ist die Sulfitoxidase. Sie wandelt Sulfit in Sulfat um. Sulfit entsteht beim Abbau schwefelhaltiger Aminosäuren wie Cystein und Methionin. Ohne die Sulfitoxidase würde sich giftiges Sulfit im Körper ansammeln [3]. Das Enzym arbeitet hauptsächlich in den Mitochondrien – den Kraftwerken der Zellen.

Die Xanthinoxidase ist das zweite wichtige Molybdän-Enzym. Sie baut Purine ab – das sind Bausteine der Erbsubstanz DNA. Am Ende dieses Abbaus entsteht Harnsäure, die über die Nieren ausgeschieden wird. Bei zu viel Harnsäure im Blut kann Gicht entstehen. Die Xanthinoxidase reguliert also indirekt den Harnsäurespiegel [4].

Das dritte Enzym heißt Aldehydoxidase. Es hilft beim Abbau verschiedener Aldehyde – das sind bestimmte chemische Verbindungen, die im Stoffwechsel entstehen. Auch manche Medikamente werden von diesem Enzym verarbeitet. Die genaue Bedeutung der Aldehydoxidase für die Gesundheit ist noch nicht vollständig geklärt [5].

Als viertes gibt es die mitochondriale Amidoxim-reduzierende Komponente (mARC). Dieses Enzym wurde erst vor wenigen Jahren entdeckt. Es hilft beim Umbau stickstoffhaltiger Verbindungen und spielt eine Rolle im Energiestoffwechsel. Die Forschung zu diesem Enzym steht noch am Anfang [6].

Weitere biologische Funktionen

Neben der Enzymfunktion hat Molybdän noch andere Aufgaben im Körper. Es unterstützt die Eisenaufnahme aus dem Darm. Bei einem Molybdänmangel kann deshalb auch ein Eisenmangel entstehen. Das Spurenelement hilft außerdem beim Aufbau von Nervenzellen und beeinflusst die Zahngesundheit. In Gebieten mit molybdänreichem Trinkwasser haben Menschen oft weniger Karies [7].

Molybdän wirkt auch als Antioxidans. Es schützt Zellen vor schädlichen freien Radikalen. Diese entstehen bei normalen Stoffwechselprozessen, aber auch durch Umweltgifte oder UV-Strahlung. Die antioxidative Wirkung von Molybdän ist zwar schwächer als die von Vitamin C oder E, trägt aber zum Gesamtschutz bei [8].

Molybdänbedarf und Empfehlungen

Der tägliche Bedarf an Molybdän ist sehr gering. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) gibt Schätzwerte für eine angemessene Zufuhr an. Diese Werte basieren auf Beobachtungen gesunder Menschen und Bilanzstudien. Eine exakte Bedarfsbestimmung ist schwierig, weil Mangelerscheinungen beim Menschen praktisch nicht vorkommen.

AltersgruppeMolybdänbedarf pro Tag
Säuglinge 0-4 Monate7 μg
Säuglinge 4-12 Monate20-40 μg
Kinder 1-10 Jahre25-50 μg
Jugendliche 10-15 Jahre50-65 μg
Jugendliche ab 15 Jahre und Erwachsene50-100 μg
Schwangere50-100 μg
Stillende50-100 μg

Die meisten Menschen in Deutschland nehmen täglich zwischen 60 und 500 Mikrogramm Molybdän auf. Das liegt deutlich über dem Mindestbedarf. Die große Spanne erklärt sich durch unterschiedliche Ernährungsgewohnheiten und den schwankenden Molybdängehalt in Lebensmitteln [9].

Aufnahme und Bioverfügbarkeit

Der Körper nimmt Molybdän sehr gut aus der Nahrung auf. Die Aufnahmerate liegt bei 80 bis 90 Prozent – das ist für ein Spurenelement außergewöhnlich hoch. Zum Vergleich: Bei Eisen liegt die Aufnahme oft nur bei 10 bis 15 Prozent. Die Aufnahme erfolgt hauptsächlich im Dünndarm. Von dort gelangt das Molybdän über das Blut zur Leber [10].

Einige Faktoren können die Aufnahme beeinflussen. Schwefelhaltige Verbindungen und Kupfer verringern die Molybdänaufnahme. Auch ein sehr saurer Magen-pH-Wert kann die Aufnahme verschlechtern. Umgekehrt verbessern Eiweiße die Aufnahme. Deshalb ist Molybdän aus tierischen Lebensmitteln oft besser verfügbar als aus pflanzlichen [11].

Was der Körper nicht braucht, scheidet er schnell wieder aus. Die Halbwertszeit von Molybdän im Körper beträgt nur etwa 3 Tage. Das bedeutet: Nach 3 Tagen ist die Hälfte des aufgenommenen Molybdäns wieder ausgeschieden. Der Großteil verlässt den Körper über den Urin, ein kleinerer Teil über den Stuhl [12].

Molybdänreiche Lebensmittel

Der Molybdängehalt in Lebensmitteln schwankt stark. Er hängt vom Molybdängehalt des Bodens ab, auf dem die Pflanzen wachsen. Auch die Düngung und der pH-Wert des Bodens spielen eine Rolle. In sauren Böden ist Molybdän schlechter für Pflanzen verfügbar. Deshalb enthalten Lebensmittel aus Gebieten mit sauren Böden oft weniger von dem Spurenelement.

LebensmittelMolybdängehalt (μg pro 100g)
Sojabohnen200-350
Linsen150-200
Kidneybohnen130-180
Erbsen110-130
Buchweizen100-150
Haferflocken80-120
Leber (Schwein)80-100
Reis60-80
Vollkornbrot50-70
Nüsse (gemischt)40-90
Eier25-50
Milch5-10

Hülsenfrüchte sind die besten Molybdänquellen. Eine Portion Linsen (200 Gramm gekocht) liefert bereits 300 bis 400 Mikrogramm – das deckt den Tagesbedarf mehrfach. Auch Getreideprodukte, besonders Vollkornprodukte, enthalten nennenswerte Mengen. Bei tierischen Lebensmitteln ist hauptsächlich die Leber reich an Molybdän. Muskelfleisch enthält dagegen nur wenig [13].

Molybdän in der täglichen Ernährung

Ein typischer Speiseplan liefert ausreichend Molybdän. Zum Frühstück eine Schale Haferflocken (40 Gramm) mit Milch – das sind schon etwa 35 Mikrogramm. Mittags eine Portion Vollkornnudeln mit Tomatensoße bringt weitere 30 Mikrogramm. Ein Snack aus einer Handvoll Nüsse liefert nochmals 20 Mikrogramm. Damit ist der Tagesbedarf bereits gedeckt.

Vegetarier und Veganer nehmen oft sogar mehr Molybdän auf als Mischköstler. Der Grund: Sie essen mehr Hülsenfrüchte, Vollkornprodukte und Nüsse. Eine Studie zeigte, dass Vegetarier im Durchschnitt 190 Mikrogramm täglich aufnehmen, Mischköstler nur 120 Mikrogramm [14].

Die Zubereitung beeinflusst den Molybdängehalt kaum. Beim Kochen geht nur wenig verloren – etwa 5 bis 10 Prozent gehen ins Kochwasser über. Wer das Kochwasser mitverwendet, etwa für Suppen oder Soßen, nutzt auch diesen Anteil. Langes Lagern oder Einfrieren verändert den Gehalt ebenfalls nicht nennenswert [15].

Wechselwirkungen mit anderen Nährstoffen

Molybdän steht in komplexen Beziehungen zu anderen Mineralstoffen. Die wichtigste Wechselwirkung besteht mit Kupfer. Beide Metalle nutzen ähnliche Transportwege im Körper. Bei hoher Molybdänzufuhr kann die Kupferaufnahme sinken. Umgekehrt kann viel Kupfer die Molybdänaufnahme verringern. In der normalen Ernährung spielt das aber keine Rolle [27].

Schwefel und Molybdän

Schwefelverbindungen beeinflussen die Molybdänverfügbarkeit. In Tierversuchen führte eine schwefelreiche Ernährung zu erhöhtem Molybdänbedarf. Der Mechanismus ist noch nicht vollständig geklärt. Vermutlich bilden sich im Darm schwerlösliche Molybdän-Schwefel-Komplexe. Menschen mit hohem Verzehr schwefelhaltiger Lebensmittel (Knoblauch, Zwiebeln, Kohl) könnten einen leicht erhöhten Bedarf haben [28].

Einfluss auf die Vitaminstoffwechsel

Molybdän beeinflusst auch den Vitaminstoffwechsel. Die Aldehydoxidase, eines der molybdänabhängigen Enzyme, ist am Abbau von Vitamin A beteiligt. Bei Molybdänmangel könnte sich theoretisch Vitamin A anreichern. In der Praxis wurde das aber nicht beobachtet. Die Beziehungen zwischen Molybdän und Vitaminen sind noch wenig erforscht [30].

Molybdänmangel – Ursachen und Symptome

Ein echter Molybdänmangel ist extrem selten. Weltweit sind nur wenige Fälle dokumentiert. Die meisten davon betrafen Menschen mit schweren Darmerkrankungen oder Patienten, die über lange Zeit künstlich ernährt wurden. In den 1980er Jahren trat bei einigen Patienten mit totaler parenteraler Ernährung ein Mangel auf. Damals enthielten die Nährlösungen noch kein Molybdän [16].

Risikogruppen für einen Mangel

Bestimmte Erkrankungen erhöhen das Risiko für einen Molybdänmangel. Dazu gehören chronisch-entzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Crohn. Hier ist die Aufnahme über den Darm gestört. Auch nach Darmoperationen, besonders wenn große Teile des Dünndarms entfernt wurden, kann ein Mangel entstehen.

Auch mit Eisen gibt es Verbindungen. Molybdän unterstützt die Eisenaufnahme und -verwertung. Bei Molybdänmangel kann sich eine Anämie entwickeln, obwohl genug Eisen vorhanden ist. Das liegt daran, dass bestimmte eisenhaltige Enzyme Molybdän für ihre Funktion brauchen. Eine gute Molybdänversorgung hilft also indirekt gegen Eisenmangel [29].

Menschen mit der seltenen Erbkrankheit Molybdän-Cofaktor-Defizienz können das aufgenommene Molybdän nicht verwerten. Bei ihnen funktionieren die molybdänabhängigen Enzyme nicht. Die Krankheit zeigt sich meist schon im Säuglingsalter mit schweren neurologischen Störungen [17].

In manchen Regionen der Welt ist der Boden extrem arm an Molybdän. Besonders betroffen sind Teile Chinas und des Iran. Menschen, die sich ausschließlich von lokal angebauten Lebensmitteln ernähren, können dort einen Mangel entwickeln. In Deutschland ist das kein Problem – unsere Böden enthalten genug von dem Spurenelement [18].

Symptome eines Molybdänmangels

Die wenigen dokumentierten Fälle zeigen ein breites Spektrum an Beschwerden. Typisch sind Herzrhythmusstörungen und eine beschleunigte Atmung. Betroffene klagen über Kopfschmerzen, Übelkeit und Verwirrtheit. Im Blut finden sich erhöhte Sulfitkonzentrationen und erniedrigte Harnsäurewerte – beides Zeichen dafür, dass die molybdänabhängigen Enzyme nicht richtig arbeiten [19].

Bei längerem Mangel können Sehstörungen auftreten. Einige Patienten entwickelten eine Nachtblindheit. Auch die Bildung von Nierensteinen wurde beobachtet. Die Symptome verschwinden meist schnell, wenn wieder genug Molybdän zugeführt wird. Schon 300 Mikrogramm täglich reichen aus, um die Beschwerden innerhalb weniger Tage zu bessern [20].

Molybdän-Überschuss und Toxizität

Molybdän gilt als eines der am wenigsten giftigen Spurenelemente. Der Körper verträgt auch größere Mengen gut. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat eine tolerierbare tägliche Höchstaufnahme von 600 Mikrogramm festgelegt. Dieser Wert liegt weit über dem normalen Bedarf und wird bei üblicher Ernährung nicht erreicht [21].

Mögliche Folgen einer Überdosierung

Bei sehr hohen Dosen über längere Zeit können Probleme auftreten. In Tierversuchen führten Mengen über 10 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht zu Wachstumsstörungen und Nierenschäden. Beim Menschen würde das einer täglichen Aufnahme von 700 Milligramm entsprechen – das ist das 7000-fache des normalen Bedarfs.

Arbeiter in Molybdän-Minen zeigten bei hoher Staubbelastung erhöhte Harnsäurewerte im Blut. Das liegt daran, dass zu viel Molybdän die Xanthinoxidase überaktiviert. Dadurch entsteht mehr Harnsäure als normal. Bei empfindlichen Menschen könnte das Gichtanfälle auslösen [22].

Eine hohe Molybdänaufnahme kann, wie weiter oben bereits erwähnt wurde,s die Kupferaufnahme stören. Beide Spurenelemente konkurrieren um die gleichen Aufnahmewege im Darm. In Gebieten mit sehr molybdänreichem Trinkwasser wurde bei Tieren Kupfermangel beobachtet. Beim Menschen ist das bisher nicht dokumentiert [23].

AufnahmemengeMögliche Wirkung
50-100 μg/TagOptimale Versorgung
100-500 μg/TagSichere Aufnahme ohne Nebenwirkungen
500-600 μg/TagObere Grenze der sicheren Aufnahme
600-1500 μg/TagMögliche Erhöhung der Harnsäurewerte
über 1500 μg/TagRisiko für Kupfermangel und Gicht
über 10 mg/TagToxische Wirkungen möglich

Molybdän als Nahrungsergänzung

Molybdän-Präparate sind als Einzelsubstanz oder in Multivitamin-Produkten erhältlich. Die meisten enthalten 50 bis 150 Mikrogramm pro Tagesdosis. Das liegt im Bereich der empfohlenen Zufuhr. Als chemische Verbindung wird meist Natriummolybdat oder Ammoniummolybdat verwendet. Beide Formen nimmt der Körper gut auf.

Wann könnte eine Ergänzung sinnvoll sein?

Für die meisten Menschen ist eine Nahrungsergänzung mit Molybdän überflüssig. Die normale Ernährung deckt den Bedarf ausreichend. Es gibt aber Situationen, in denen eine Ergänzung erwogen werden kann. Menschen mit chronischen Durchfällen verlieren mehr Spurenelemente. Auch bei künstlicher Ernährung muss auf eine ausreichende Molybdänzufuhr geachtet werden.

Einige Heilpraktiker empfehlen Molybdän bei Sulfitunverträglichkeit. Die Idee: Mehr Molybdän könnte die Sulfitoxidase unterstützen und so den Sulfitabbau verbessern. Wissenschaftliche Belege dafür fehlen aber. Die meisten Menschen mit Sulfitunverträglichkeit haben keinen Molybdänmangel [24].

Bei Gicht wird manchmal von Molybdän abgeraten. Der Grund: Es könnte über die Xanthinoxidase die Harnsäurebildung erhöhen. Studien zeigen aber, dass normale Mengen (bis 500 Mikrogramm täglich) den Harnsäurespiegel nicht nennenswert beeinflussen. Nur sehr hohe Dosen könnten problematisch sein [25].

Qualität und Sicherheit von Präparaten

Wer sich für ein Molybdän-Präparat entscheidet, sollte auf Qualität achten. Seriöse Hersteller geben den genauen Gehalt an und verwenden gut verfügbare Verbindungen. Die Dosierung sollte 150 Mikrogramm pro Tag nicht überschreiten. Höhere Dosen bringen keinen zusätzlichen Nutzen.

Vorsicht ist bei Produkten aus dem Internet geboten. Manche enthalten deutlich mehr Molybdän als angegeben. Eine Untersuchung fand in einigen Präparaten das Dreifache der deklarierten Menge. Auch die Reinheit kann problematisch sein. Billige Produkte enthalten manchmal Verunreinigungen mit anderen Schwermetallen [26].

Besondere Bevölkerungsgruppen

Manche Menschen haben einen besonderen Molybdänbedarf oder ein erhöhtes Risiko für Störungen. Dazu gehören Frühgeborene, deren Molybdänspeicher noch nicht gefüllt sind. Sie erhalten über die Muttermilch meist ausreichende Mengen. Frühgeborenen-Nahrung ist heute mit Molybdän angereichert.

Ältere Menschen

Mit dem Alter nimmt die Aufnahme vieler Nährstoffe ab. Bei Molybdän scheint das nicht der Fall zu sein. Studien zeigen bei älteren Menschen normale Blutwerte. Allerdings essen viele Senioren weniger Hülsenfrüchte und Vollkornprodukte. Bei einseitiger Ernährung könnte die Zufuhr grenzwertig werden [38].

Menschen mit Schluckbeschwerden oder Kaubeschwerden meiden oft feste Nahrung wie Nüsse oder Vollkornbrot. Pürierte Kost enthält meist weniger Molybdän. In Altenheimen sollte deshalb auf eine abwechslungsreiche Kost geachtet werden. Molybdänreiche Lebensmittel wie Linsensuppe oder Erbsenpüree sind gut geeignet [39].

Sportler und körperlich Aktive

Intensive körperliche Belastung erhöht den Bedarf an vielen Nährstoffen. Für Molybdän gibt es dazu kaum Daten. Eine kleine Studie mit Marathonläufern fand nach dem Wettkampf erhöhte Molybdänverluste im Urin. Die Bedeutung ist unklar. Bei ausgewogener Ernährung dürfte auch für Leistungssportler kein Mangel entstehen [40].

Molybdän in der Medizin

In der Medizin spielt Molybdän eine untergeordnete Rolle. Es gibt keine zugelassenen Arzneimittel, die Molybdän als Wirkstoff enthalten. Das Spurenelement wird aber in der Diagnostik genutzt. Molybdän-99 ist ein radioaktives Isotop, das in der Nuklearmedizin verwendet wird. Es zerfällt zu Technetium-99m, dem häufigsten Radionuklid für bildgebende Verfahren.

Therapeutische Ansätze

Einige Studien untersuchen Molybdän bei verschiedenen Erkrankungen. Bei der Wilson-Krankheit, einer Kupferspeicherkrankheit, könnte Molybdän theoretisch helfen. Es würde die Kupferaufnahme verringern und so die Kupferüberladung mildern. Erste kleine Studien zeigen positive Effekte. Größere Untersuchungen fehlen aber noch [31].

Bei Morbus Crohn und Colitis ulcerosa haben Patienten oft niedrige Molybdänspiegel. Ob eine Supplementierung den Krankheitsverlauf beeinflusst, ist unklar. Eine kleine Studie mit 20 Patienten zeigte keine Verbesserung der Symptome durch 150 Mikrogramm Molybdän täglich. Möglicherweise profitieren aber Patienten mit nachgewiesenem Mangel [32].

In der Krebsforschung wird die Rolle von Molybdän diskutiert. Epidemiologische Studien fanden in Gebieten mit molybdänreichem Boden weniger Speiseröhrenkrebs. Der Zusammenhang ist aber nicht eindeutig. Viele andere Faktoren könnten eine Rolle spielen. Experimentelle Studien zu Molybdän und Krebs liefern widersprüchliche Ergebnisse [33].

Molybdän und Umwelt

Der Molybdängehalt in Lebensmitteln hängt stark von Umweltfaktoren ab. Saure Böden mit einem pH-Wert unter 5,5 binden Molybdän fest. Pflanzen können es dann schlechter aufnehmen. Kalkung erhöht den pH-Wert und macht Molybdän verfügbarer. In der Landwirtschaft wird deshalb manchmal molybdänhaltiger Dünger eingesetzt.

Regionale Unterschiede

Weltweit gibt es große Unterschiede im Molybdängehalt der Böden. Teile Finnlands und Neuseelands haben sehr niedrige Werte. Dort müssen Nutztiere teilweise Molybdän zugefüttert bekommen. In anderen Regionen, etwa Teilen Armeniens, ist der Gehalt so hoch, dass bei Weidetieren Kupfermangel auftritt.

In Deutschland variiert der Bodengehalt regional. Die höchsten Werte finden sich in Kalkgebieten, die niedrigsten in sauren Sandböden. Trotzdem ist die Versorgung überall ausreichend. Durch den Handel mit Lebensmitteln gleichen sich regionale Unterschiede aus [34].

Industrielle Verschmutzung kann den Molybdängehalt in der Umwelt erhöhen. In der Nähe von Bergwerken und Metallhütten wurden erhöhte Werte in Böden und Gewässern gemessen. Für Menschen stellt das meist kein Gesundheitsrisiko dar. Bei Weidetieren kann es aber zu Problemen führen [35].

Analytik und Bestimmung

Die Bestimmung von Molybdän im Blut oder Urin ist technisch aufwendig. Die Konzentrationen liegen im Bereich von wenigen Mikrogramm pro Liter. Normale Laborverfahren sind dafür nicht empfindlich genug. Speziallabore nutzen Verfahren wie die Atomabsorptionsspektrometrie oder Massenspektrometrie.

Referenzwerte und Interpretation

Im Blutserum liegen die Normalwerte zwischen 0,5 und 1,5 Mikrogramm pro Liter. Im Urin werden täglich 10 bis 60 Mikrogramm ausgeschieden. Die Werte schwanken je nach Ernährung stark. Ein einzelner Messwert sagt deshalb wenig über die Versorgung aus. Aussagekräftiger sind Messungen über mehrere Tage [36].

Die Aktivität der Sulfitoxidase kann als Funktionstest dienen. Bei Molybdänmangel ist sie erniedrigt. Der Test ist aber aufwendig und wird nur in Speziallaboren durchgeführt. Einfacher ist die Bestimmung der Harnsäure im Blut. Sehr niedrige Werte können auf Molybdänmangel hinweisen. Allerdings gibt es viele andere Ursachen für niedrige Harnsäurewerte [37].

Zukünftige Forschung

Trotz der Entdeckung vor über 200 Jahren ist Molybdän noch nicht vollständig erforscht. Besonders die Feinregulation der molybdänabhängigen Enzyme birgt noch Geheimnisse. Neue Analysemethoden ermöglichen genauere Einblicke in den Molybdänstoffwechsel. So wurde erst kürzlich ein fünftes molybdänabhängiges Enzym beim Menschen vermutet.

Die Rolle von Molybdän bei chronischen Erkrankungen wird intensiv untersucht. Möglicherweise beeinflusst der Molybdänstatus den Verlauf von Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder neurodegenerativen Leiden. Große epidemiologische Studien könnten hier Klarheit bringen. Auch die optimale Versorgung verschiedener Bevölkerungsgruppen muss noch genauer definiert werden.

In der Biotechnologie gewinnt Molybdän an Bedeutung. Molybdänhaltige Enzyme werden für industrielle Prozesse genutzt. Die Entwicklung neuer Katalysatoren nach dem Vorbild der natürlichen Enzyme ist ein aktives Forschungsgebiet. Möglicherweise führen diese Arbeiten auch zu neuen Erkenntnissen über die biologische Funktion von Molybdän.

Praktische Empfehlungen

Für eine gute Molybdänversorgung braucht es keine besonderen Maßnahmen. Eine abwechslungsreiche Kost mit Vollkornprodukten, Hülsenfrüchten und Nüssen liefert ausreichende Mengen. Vegetarier und Veganer sind meist sogar besser versorgt als Mischköstler. Nahrungsergänzungsmittel sind für gesunde Menschen überflüssig.

Bei Verdacht auf einen Mangel sollte zuerst die Ursache geklärt werden. Meist liegt eine Aufnahmestörung im Darm vor. Die alleinige Gabe von Molybdän löst dann das Problem nicht. Eine ärztliche Abklärung ist wichtig. Bei nachgewiesenem Mangel reichen 100 bis 300 Mikrogramm täglich zur Behandlung aus.

Menschen mit hohem Harnsäurespiegel müssen sich keine Sorgen machen. Normale Molybdänmengen aus der Nahrung erhöhen die Harnsäure nicht wesentlich. Nur bei extrem hohen Dosen über 1000 Mikrogramm täglich könnte ein Effekt auftreten. Solche Mengen werden über die normale Ernährung nicht erreicht.

Fazit

Molybdän ist ein lebensnotwendiges Spurenelement mit vielfältigen Funktionen im Stoffwechsel. Als Bestandteil wichtiger Enzyme ermöglicht es den Abbau schwefelhaltiger Verbindungen und die Bildung von Harnsäure. Der tägliche Bedarf von 50 bis 100 Mikrogramm wird über eine ausgewogene Ernährung leicht gedeckt. Besonders reich an Molybdän sind Hülsenfrüchte, Getreideprodukte und Nüsse.

Ein Mangel ist bei normaler Ernährung praktisch ausgeschlossen. Nur bei schweren Darmerkrankungen oder längerer künstlicher Ernährung kann er auftreten. Die Symptome sind unspezifisch und verschwinden bei ausreichender Zufuhr schnell. Eine Überversorgung ist ebenfalls selten und erst bei sehr hohen Dosen problematisch.

Für die meisten Menschen sind Nahrungsergänzungsmittel mit Molybdän unnötig. Die normale Ernährung liefert genug von dem Spurenelement. Wer sich abwechslungsreich ernährt und regelmäßig Vollkornprodukte und Hülsenfrüchte isst, muss sich um seine Molybdänversorgung keine Gedanken machen. Das gilt auch für besondere Lebenssituationen wie Schwangerschaft oder intensive sportliche Aktivität.

Quellenverzeichnis

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