Ein Glas Cola

Phosphorsäure (E338): Gefahr für Knochen und Nieren?

Von Yannik13. November 202516 Min. Lesezeit

Ein Schluck Cola, ein Löffel Pudding, eine Scheibe Schmelzkäse – was haben diese Lebensmittel gemeinsam? Sie alle können einen Stoff enthalten, der in Reinform Metalle zersetzen kann und in verdünnter Form unseren Alltag durchdringt. E338, besser bekannt als Phosphorsäure, verleiht nicht nur der Cola ihren typischen Biss, sondern wirft auch Fragen auf, die Wissenschaftler seit Jahren beschäftigen. Was macht diese Säure mit unseren Knochen? Warum warnen Nierenärzte vor ihr? Und weshalb halten Zahnmediziner sie für einen der größten Feinde des Zahnschmelzes? Die Antworten darauf überraschen selbst Experten – und könnten Ihren Blick auf alltägliche Lebensmittel grundlegend verändern.

Chemische Eigenschaften und Herstellung

Phosphorsäure (H3PO4) gehört zu den wichtigsten anorganischen Säuren und kommt in der Natur gebunden in verschiedenen Formen vor. In ihrer reinen Form ist sie ein kristalliner Feststoff, der bei 42,35 Grad Celsius schmilzt und bei 212 Grad Celsius siedet. Die Säure ist hervorragend wasserlöslich und bildet dabei durchsichtige Lösungen, die in hoher Konzentration stark ätzend wirken.

Für die industrielle Produktion wird Phosphorsäure hauptsächlich durch das sogenannte Nassverfahren gewonnen. Dabei werden phosphathaltige Mineralien, meist Apatite, mit Schwefelsäure, Salzsäure oder Salpetersäure behandelt. Die dabei entstehende Säure wird anschließend destilliert und gereinigt. Ein alternatives thermisches Verfahren, bei dem elementarer Phosphor verbrannt und mit Wasser umgesetzt wird, liefert zwar reinere Phosphorsäure, wird aber aufgrund des hohen Energieaufwands seltener eingesetzt.

Die so gewonnene Säure unterscheidet sich grundlegend vom natürlich in Lebensmitteln vorkommenden organisch gebundenen Phosphor. Während natürliche Phosphatquellen wie Hülsenfrüchte, Nüsse oder Vollkornprodukte ihre Mineralstoffe nur langsam und unvollständig freigeben, wird industriell zugesetzte Phosphorsäure vom Körper besonders gut und schnell aufgenommen – eine Eigenschaft, die sich als problematisch erweisen kann.

Technische Spezifikationen

Die für Lebensmittel zugelassene Phosphorsäure muss strenge Reinheitskriterien erfüllen. Der Gehalt an H3PO4 liegt üblicherweise zwischen 75 und 85 Prozent. Dabei gelten strenge Grenzwerte für Verunreinigungen: Der Arsengehalt darf maximal 1 Milligramm pro Kilogramm betragen, Blei maximal 0,3 Milligramm pro Kilogramm und Cadmium höchstens 0,2 Milligramm pro Kilogramm. Diese Grenzwerte sollen sicherstellen, dass keine gesundheitsschädlichen Schwermetalle in relevanten Mengen in unsere Lebensmittel gelangen.

ParameterGrenzwertEinheit
Arsen (As)max. 1,0mg/kg
Blei (Pb)max. 0,3mg/kg
Cadmium (Cd)max. 0,2mg/kg
Quecksilber (Hg)max. 1,0mg/kg
Fluoride (F)max. 10mg/kg

Verwendung in der Lebensmittelindustrie

Der wichtigste Einsatzbereich von E338 sind Cola-Getränke, wo die Säure für den charakteristischen, leicht säuerlichen Geschmack sorgt. Ein Liter Cola enthält etwa 140 Milligramm Phosphat und weist einen pH-Wert zwischen 2,5 und 4,2 auf. Doch die Verwendung beschränkt sich keineswegs auf Erfrischungsgetränke.

Phosphorsäure und ihre Salze sind für mehr als 40 verschiedene Lebensmittelkategorien zugelassen. Die Substanz findet sich in Sportgetränken, Energydrinks, Milchpulver, Kaffeeweißer, Sahneerzeugnissen, Speiseeis, Flüssigei und Kartoffelprodukten. Auch in Fischpasteten, Fischfilets, Krebsfleischerzeugnissen und dem Krebsfleischimitat Surimi ist sie zu finden. Selbst Tee, Apfel- und Birnenwein sowie Malzgetränke können Phosphorsäure enthalten.

Die zulässigen Höchstmengen variieren je nach Lebensmittelart erheblich und liegen zwischen 500 und 20.000 Milligramm pro Kilogramm Lebensmittel. Diese große Spannweite zeigt, wie unterschiedlich die technologische Notwendigkeit in verschiedenen Produkten eingeschätzt wird. In alkoholfreien Getränken sind beispielsweise bis zu 700 Milligramm pro Liter erlaubt, während in Milchprodukten deutlich höhere Konzentrationen zulässig sind.

Technologische Funktionen

Die Lebensmittelindustrie schätzt Phosphorsäure aus verschiedenen Gründen. Als Säuerungsmittel reguliert sie den pH-Wert und sorgt für einen angenehm säuerlichen Geschmack. Als Säureregulator stabilisiert sie den Säuregehalt während der Lagerung. Die konservierende Wirkung beruht auf der Hemmung von Bakterien- und Schimmelwachstum, was die Haltbarkeit verlängert. In Milchprodukten modifiziert Phosphorsäure zudem Milchproteine und verbessert damit die Textur. Als Trennmittel verhindert sie zusammen mit Phosphaten das Verklumpen von Pulvern.

Gesundheitliche Auswirkungen – Ein differenzierter Blick

Die gesundheitlichen Folgen eines regelmäßigen Konsums von Phosphorsäure sind Gegenstand intensiver wissenschaftlicher Diskussionen. Während die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) die Substanz innerhalb der festgelegten Grenzwerte als unbedenklich einstuft, mehren sich kritische Stimmen aus der medizinischen Forschung.

Auswirkungen auf die Knochengesundheit

Der Verdacht, dass Phosphorsäure die Knochen schwächt, besteht schon seit den 1980er Jahren. Die Säure kann das Calcium-Phosphor-Verhältnis im Körper stören, das idealerweise bei 1:1 liegen sollte. Wenn dieses Gleichgewicht dauerhaft gestört ist, kann Calcium aus den Knochen gelöst werden, um den Blutspiegel auszugleichen. Dies erhöht langfristig das Risiko für Osteoporose.

Eine Studie der Harvard Medical School an 460 Mädchen zeigte, dass Teenagerinnen, die regelmäßig Cola tranken, fünfmal häufiger Knochenbrüche erlitten als solche, die Mineralwasser bevorzugten. Die Framingham Osteoporose-Studie fand bei Frauen, die täglich mindestens ein Glas Cola konsumierten, eine um 2,1 bis 5,4 Prozent geringere Knochendichte im Hüftbereich.

Allerdings ist der Zusammenhang zwischen Phosphorsäure und Osteoporose nicht vollständig wissenschaftlich belegt. Bei einigen Studien tranken die Probanden vor der Untersuchung regelmäßig kalziumreiche Getränke wie Milch und ersetzten diese während des Studienzeitraums durch Cola. Der eigentliche Grund für die schwächeren Knochen könnte daher auch der verminderte Kalziumkonsum sein.

StudieErgebnisEinschränkung
Harvard Medical School (n=460)5-fach erhöhtes Frakturrisiko bei Cola-KonsumNur Mädchen untersucht
Framingham-Studie2,1-5,4% geringere KnochendichteEffekt nur bei Frauen
Mexikanische StudieNiedrigere Kalziumwerte nach MenopauseKleine Stichprobe

Belastung der Nieren

Eine hohe Phosphataufnahme kann die Nierenfunktion erheblich belasten. Bei gesunden Nieren werden täglich etwa 4 bis 8 Gramm Phosphat filtriert, wovon der größte Teil wieder rückresorbiert wird. Nur 5 bis 20 Prozent erscheinen im Urin. Bei einer eingeschränkten Nierenfunktion kann dieser Mechanismus gestört sein.

Für die etwa zehn Prozent der Bevölkerung mit Nierenerkrankungen sind Phosphatzusätze besonders gefährlich. Bei ihnen kann sich der Körper nicht mehr ausreichend von überschüssigem Phosphat befreien. Dies führt zu einer Hyperphosphatämie, also erhöhten Phosphatspiegeln im Blut. Die Folgen können schwerwiegend sein: Ablagerungen von Kalziumphosphat in Weichteilen und Gefäßwänden, was zu Durchblutungsstörungen führt.

Doch auch für Menschen mit gesunden Nieren bergen die Zusätze nach Ansicht des Deutschen Ärzteblattes bislang unerkannte Risiken. So könnten Phosphate dazu führen, dass Alterungsvorgänge beschleunigt werden und die Nieren zunehmend versagen. Das Ärzteblatt fordert daher eine umfassende Aufklärung der Bevölkerung sowie eine klare Kennzeichnung phosphathaltiger Lebensmittel.

Herz-Kreislauf-System

Hohe Phosphatspiegel im Blut stehen nach Ansicht mancher Forscher in direktem Zusammenhang mit Arteriosklerose und ihren Folgen wie Herzinfarkt, Bluthochdruck und Schlaganfall. Bei chronischer Nierenerkrankung ist dieser Zusammenhang gut belegt. Die erhöhten Phosphatwerte führen zu einer sogenannten Mediasklerose, einer Verkalkung der mittleren Schicht der Arterienwand.

Im Gegensatz zur klassischen Arteriosklerose, bei der sich Ablagerungen in der innersten Gefäßschicht bilden, handelt es sich hier um Kalziumphosphat-Ablagerungen in der Muskelschicht der Arterien. Dies führt zu einer zunehmenden Versteifung der Gefäßwände. Das Herz muss stärker pumpen, um den Körper mit Blut zu versorgen, was auf Dauer den Herzmuskel ermüdet.

Phosphat kann zudem die Herzmuskelzellen zu krankhaftem Wachstum anregen. Dabei entsteht eine sogenannte Linksherzhypertrophie, bei der die linke Herzkammer teilweise ihre Funktion verliert. Diese Form der Herzschädigung ist mit einer deutlich erhöhten Sterblichkeit verbunden.

Auswirkungen auf die Zahngesundheit

Phosphorsäure in Getränken greift den Zahnschmelz direkt an. Mit einem pH-Wert zwischen 2,5 und 4,2 liegt Cola deutlich unter dem kritischen Wert von 5,5, ab dem der Zahnschmelz zu erodieren beginnt. Die Säure löst Kalzium und Phosphat aus dem Zahnschmelz heraus, wodurch dieser demineralisiert und aufgeweicht wird.

Bei regelmäßigem Konsum säurehaltiger Getränke können große, flächenhafte Erosionen entstehen. Besonders problematisch ist das sogenannte "Sipping" - das schlückchenweise Trinken über den Tag verteilt. Der Speichel benötigt mindestens 10 bis 20 Minuten, um die Säure abzupuffern. Bei ständigem Nachschub an Säure kann diese Schutzfunktion nicht mehr greifen.

Zwar ist Zahnschmelz das härteste Material, das unser Körper produziert, doch gegen die kontinuierliche Säureeinwirkung ist er machtlos. Wenn die erosiven Schäden bis ins Dentin vordringen, können schmerzhafte Überempfindlichkeiten entstehen. In schweren Fällen kann sogar eine Wurzelkanalbehandlung notwendig werden.

ADI-Wert und tatsächliche Aufnahme

Die EFSA hat für c einschließlich Phosphorsäure einen ADI-Wert (Acceptable Daily Intake) von 40 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht festgelegt. Dieser Wert wurde 2019 von zuvor 70 Milligramm gesenkt. Für einen 70 Kilogramm schweren Erwachsenen entspricht dies einer täglichen Aufnahme von 2,8 Gramm Phosphor.

Problematisch ist jedoch, dass dieser Grenzwert bei vielen Bevölkerungsgruppen überschritten wird. Nach einer Studie der EU-Kommission nehmen Kinder bei Phosphorsäure und Phosphaten bis zum 1,7-fachen der akzeptablen Menge auf. Die EFSA selbst räumt ein, dass die Phosphatexposition über die Ernährung den neuen ADI-Wert bei Säuglingen, Kleinkindern und Kindern mit durchschnittlicher Aufnahme übersteigen kann. Auch Jugendliche mit phosphatreicher Ernährung überschreiten häufig die Grenzwerte.

Besonders kritisch sieht die EFSA die Situation bei Nahrungsergänzungsmitteln. Hier können Phosphate derzeit in der Menge "quantum satis" eingesetzt werden - also so viel wie technisch notwendig. Bei Personen über drei Jahren, die solche Präparate regelmäßig einnehmen, kann die geschätzte Aufnahme Werte erreichen, die mit Risiken für die Nierenfunktion verbunden sind.

BevölkerungsgruppeAufnahme im Verhältnis zum ADIRisikobewertung
Kleinkinderbis 170%Hoch
Kinder100-170%Erhöht
Jugendliche80-150%Moderat bis erhöht
Erwachsene60-100%Gering bis moderat

Versteckte Phosphate in Lebensmitteln

Phosphorsäure taucht nicht immer deutlich auf dem Etikett auf. Manchmal wird sie unter Begriffen wie "Säuerungsmittel", "E338" oder als Bestandteil komplexer Zutatenmischungen geführt. Dies erschwert es Verbrauchern erheblich, ihre tatsächliche Phosphataufnahme einzuschätzen.

Neben E338 gibt es zahlreiche weitere phosphathaltige Zusatzstoffe: Diphosphate (E450), Triphosphate (E451), Polyphosphate (E452) und verschiedene Phosphatsalze (E339-E343). Diese werden als Stabilisatoren, Emulgatoren, Verdickungsmittel oder Backtriebmittel eingesetzt. Die fünf wichtigsten Quellen für zugesetzte Phosphate sind nach einer US-Studie Käse, Erfrischungsgetränke, Kuchen und Torten, Brötchen und Kekse, die zusammen 45 Prozent des hinzugefügten Phosphors ausmachen.

Besonders tückisch ist, dass künstliche Phosphate vom Körper zu fast 100 Prozent aufgenommen werden, während natürlich vorkommende Phosphate aus pflanzlichen Lebensmitteln nur zu etwa 40 bis 60 Prozent resorbiert werden. Dies liegt daran, dass pflanzliche Phosphate häufig an Phytinsäure gebunden sind, die der menschliche Körper nur schlecht aufschließen kann.

Kennzeichnungsproblematik

Die derzeitige Kennzeichnungspraxis ist aus Verbrauchersicht unbefriedigend. Zwar müssen Phosphatzusätze in der Zutatenliste aufgeführt werden, doch die tatsächlichen Mengen bleiben unklar. Auch die Gesamtphosphatbelastung eines Produkts ist für Konsumenten nicht ersichtlich. Mediziner und Verbraucherschützer fordern daher eine klarere Kennzeichnung, ähnlich wie bei Salz oder Zucker.

Natürliche versus künstliche Phosphate

Es ist wichtig zu unterscheiden zwischen natürlich vorkommendem Phosphor und industriell zugesetzten Phosphaten. Natürliche Phosphorquellen wie Hülsenfrüchte, Nüsse, Vollkornprodukte, Fleisch und Milchprodukte enthalten organisch gebundenes Phosphat. Dieses wird langsamer und unvollständiger vom Körper aufgenommen und ist für den Organismus besser regulierbar.

Künstliche Phosphate wie Phosphorsäure werden dagegen sehr schnell und nahezu vollständig resorbiert. Sie lassen den Phosphatspiegel im Blut stark ansteigen, was die beschriebenen gesundheitlichen Probleme verursachen kann. Zudem fehlt bei künstlichen Phosphaten oft das ausgleichende Kalzium, das in natürlichen Lebensmitteln meist parallel vorhanden ist.

PhosphatquelleBioverfügbarkeitWeitere Inhaltsstoffe
Pflanzliche Lebensmittel40-60%Ballaststoffe, Vitamine, Mineralien
Tierische Lebensmittel60-80%Protein, Kalzium, B-Vitamine
Künstliche Phosphate90-100%Keine weiteren Nährstoffe

Regulierung und behördliche Bewertung

Die Bewertung von Phosphorsäure durch Behörden fällt unterschiedlich aus. Während die EFSA die Substanz innerhalb der Grenzwerte als unbedenklich einstuft, sehen nationale Gesundheitsbehörden und medizinische Fachgesellschaften die Situation kritischer.

Die EFSA hat 2019 ihre Bewertung von Phosphaten überarbeitet. Dabei senkte sie den ADI-Wert von 70 auf 40 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht. Gleichzeitig stellte sie fest, dass dieser Wert für Personen mit mittelschwerer bis schwerer Einschränkung der Nierenfunktion nicht gilt. Diese sollten als empfindliche Bevölkerungsgruppe betrachtet werden.

Trotz der Absenkung des ADI-Wertes sieht die EFSA für die Allgemeinbevölkerung keine ausreichenden Beweise für Gesundheitsschäden durch Phosphate. Die vorgelegten Studien zu Knochenschäden und Herz-Kreislauf-Erkrankungen bewertet sie als nicht überzeugend genug für weitergehende Einschränkungen.

Kritik an der behördlichen Bewertung

Kritiker bemängeln, dass die EFSA-Bewertung sich stark auf Eingaben aus Herstellerkreisen stützt. Zudem wird kritisiert, dass die Behörde zwar einräumt, dass viele Menschen die Grenzwerte überschreiten, aber dennoch keine strengeren Maßnahmen fordert. Der Europäische Rechnungshof hat in einem Sonderbericht massive Kritik an der laxen Überwachungspraxis geübt und bemängelt, dass die Erfassung der tatsächlichen Verzehrsmengen systematisch verschleppt wurde.

Empfehlungen für Verbraucher

Um die Aufnahme von Phosphorsäure und anderen künstlichen Phosphaten zu reduzieren, können Verbraucher verschiedene Maßnahmen ergreifen. Der wichtigste Schritt ist, den Konsum stark verarbeiteter Lebensmittel zu reduzieren. Frische, unverarbeitete Lebensmittel enthalten in der Regel keine zugesetzten Phosphate.

Bei Getränken sollte Wasser die erste Wahl sein. Wer nicht auf Erfrischungsgetränke verzichten möchte, sollte diese nur gelegentlich und am besten zu den Mahlzeiten konsumieren. Das schlückchenweise Trinken über den Tag verteilt sollte vermieden werden. Nach dem Konsum säurehaltiger Getränke empfiehlt es sich, den Mund mit Wasser auszuspülen und mindestens 30 Minuten mit dem Zähneputzen zu warten.

  • Zutatenlisten sorgfältig lesen und auf E-Nummern von E338 bis E343 sowie E450 bis E452 achten
  • Frische Lebensmittel bevorzugen und selbst kochen
  • Softdrinks und Limonaden meiden oder stark einschränken
  • Bei Milchprodukten auf naturbelassene Varianten setzen
  • Fertiggerichte und Fast Food nur ausnahmsweise konsumieren
  • Nahrungsergänzungsmittel kritisch hinterfragen

Besondere Risikogruppen

Bestimmte Personengruppen sollten besonders auf ihre Phosphataufnahme achten. Menschen mit Nierenerkrankungen müssen ihre Phosphatzufuhr streng kontrollieren, da ihre Nieren das überschüssige Phosphat nicht ausreichend ausscheiden können. Für sie gelten strengere Grenzwerte, die individuell mit dem behandelnden Arzt abgestimmt werden sollten.

Kinder und Jugendliche sind ebenfalls eine Risikogruppe, da sie häufig große Mengen an Softdrinks und verarbeiteten Lebensmitteln konsumieren. Gerade in der Wachstumsphase ist ein ausgewogenes Kalzium-Phosphat-Verhältnis wichtig für den Knochenaufbau. Eltern sollten daher besonders auf eine phosphatarme Ernährung ihrer Kinder achten.

Ältere Menschen und Frauen nach der Menopause haben ein erhöhtes Osteoporoserisiko. Für sie ist es wichtig, nicht nur auf ausreichende Kalziumzufuhr zu achten, sondern auch die Phosphataufnahme zu begrenzen. Dies kann helfen, den altersbedingten Knochenabbau zu verlangsamen.

Alternative Säuerungsmittel

Die Lebensmittelindustrie könnte auf alternative Säuerungsmittel ausweichen. Zitronensäure (E330), Äpfelsäure (E296) oder Weinsäure (E334) erfüllen ähnliche technologische Funktionen wie Phosphorsäure. Diese organischen Säuren werden vom Körper anders verstoffwechselt und haben nicht die gleichen negativen Auswirkungen auf den Mineralstoffhaushalt.

Einige Hersteller haben bereits reagiert und ersetzen in ihren Produkten Phosphorsäure durch Zitronensäure. Dies zeigt, dass ein Verzicht auf E338 technologisch möglich ist. Allerdings verändert sich dadurch oft der Geschmack, weshalb viele Hersteller an der bewährten Rezeptur festhalten.

Internationale Perspektive

Die Regulierung von Phosphorsäure unterscheidet sich international erheblich. Während in der EU relativ hohe Grenzwerte gelten, sind andere Länder restriktiver. In einigen asiatischen Ländern ist die Verwendung von Phosphorsäure in bestimmten Lebensmittelkategorien verboten oder stark eingeschränkt.

In den USA gibt es keine spezifischen Höchstmengen für Phosphorsäure in Lebensmitteln. Sie gilt dort als "Generally Recognized As Safe" (GRAS), was bedeutet, dass sie in den üblichen Mengen als sicher angesehen wird. Allerdings wächst auch dort die Kritik an der weitverbreiteten Verwendung von Phosphaten in der Lebensmittelindustrie.

Zukunftsperspektiven und Forschungsbedarf

Die wissenschaftliche Diskussion um Phosphorsäure ist noch lange nicht abgeschlossen. Es besteht weiterer Forschungsbedarf, um die langfristigen Auswirkungen des regelmäßigen Konsums besser zu verstehen. Insbesondere die Wechselwirkungen mit anderen Zusatzstoffen und die kumulative Belastung durch verschiedene Phosphatquellen müssen genauer untersucht werden.

Wichtig wären auch Langzeitstudien, die den Einfluss von Phosphaten auf die Entstehung chronischer Krankheiten untersuchen. Die bisherigen Studien sind oft zu kurz oder haben zu kleine Stichproben, um definitive Aussagen treffen zu können. Zudem fehlen Untersuchungen, die zwischen verschiedenen Phosphatquellen differenzieren.

Die Entwicklung besserer Analysemethoden könnte helfen, die tatsächliche Phosphatbelastung der Bevölkerung genauer zu erfassen. Biomarker, die eine zuverlässige Aussage über die Phosphataufnahme ermöglichen, wären für die Risikoabschätzung wertvoll.

Fazit

Phosphorsäure (E338) ist ein Lebensmittelzusatzstoff mit zwiespältigem Charakter. Einerseits erfüllt sie wichtige technologische Funktionen und trägt zum gewohnten Geschmack vieler Produkte bei. Andererseits mehren sich die Hinweise auf gesundheitliche Risiken bei regelmäßigem Konsum. Die Auswirkungen auf Knochen, Nieren, Herz-Kreislauf-System und Zähne sind nicht von der Hand zu weisen, auch wenn die wissenschaftliche Beweislage noch nicht vollständig eindeutig ist.

Warum die Verwendung von Phosphorsäure in so vielen Lebensmitteln erlaubt bleibt, obwohl viele Menschen die empfohlenen Grenzwerte überschreiten, ist nicht vollständig nachvollziehbar. Die Tatsache, dass besonders Kinder und Jugendliche betroffen sind, macht die Situation noch bedenklicher. Die Forderung nach einer klareren Kennzeichnung und strengeren Grenzwerten erscheint vor diesem Hintergrund durchaus gerechtfertigt.

Verbraucher sollten sich der möglichen Risiken bewusst sein und ihren Konsum phosphathaltiger Lebensmittel kritisch hinterfragen. Eine Ernährung mit frischen, unverarbeiteten Lebensmitteln ist nicht nur in Bezug auf Phosphate die gesündere Wahl. Auch wenn Phosphorsäure offiziell als sicher gilt, zeigt die aktuelle Forschung, dass weniger oft mehr ist – besonders wenn es um industrielle Zusatzstoffe geht.

Die Verantwortung liegt jedoch nicht allein bei den Verbrauchern. Politik und Lebensmittelindustrie sind gefordert, transparentere Kennzeichnungen einzuführen und nach Alternativen zu suchen. Nur so kann sichergestellt werden, dass die Gesundheit der Bevölkerung nicht unnötigen Risiken ausgesetzt wird. Bis dahin bleibt der bewusste und sparsame Umgang mit phosphorsäurehaltigen Produkten die beste Strategie zum Schutz der eigenen Gesundheit.

Quellenverzeichnis

  1. EFSA Panel on Food Additives and Flavourings (2019): Re-evaluation of phosphoric acid–phosphates – di-, tri- and polyphosphates (E 338–341, E 343, E 450–452) as food additives and the safety of proposed extension of use. EFSA Journal, 17(6), e05674.
  2. Tucker KL et al. (2006): Colas, but not other carbonated beverages, are associated with low bone mineral density in older women: The Framingham Osteoporosis Study. American Journal of Clinical Nutrition, 84(4), 936-942.
  3. Kristensen M et al. (2005): Short-term effects on bone turnover of replacing milk with cola beverages: a 10-day interventional study in young men. Osteoporosis International, 16(12), 1803-1808.
  4. Ritz E et al. (2012): Phosphate additives in food—a health risk. Deutsches Ärzteblatt International, 109(4), 49-55.
  5. Calvo MS, Uribarri J (2013): Public health impact of dietary phosphorus excess on bone and cardiovascular health in the general population. American Journal of Clinical Nutrition, 98(1), 6-15.
  6. Chang AR et al. (2014): High dietary phosphorus intake is associated with all-cause mortality: results from NHANES III. American Journal of Clinical Nutrition, 99(2), 320-327.
  7. Dhingra R et al. (2007): Relations of serum phosphorus and calcium levels to the incidence of cardiovascular disease in the community. Archives of Internal Medicine, 167(9), 879-885.
  8. Voelkl J et al. (2019): Welche Rolle spielen Phosphathaushalt und Gefäßverkalkungen bei der chronischen Niereninsuffizienz? Die Nephrologie, 14, 338-344.
  9. Lussi A, Carvalho TS (2014): Erosive tooth wear: a multifactorial condition of growing concern and increasing knowledge. Monographs in Oral Science, 25, 1-15.
  10. Europäischer Rechnungshof (2019): Sonderbericht Nr. 15/2019: Durchführung des Pakets zur Lebensmittelsicherheit - Chemische Gefahren in unserer Nahrung.
  11. Sullivan CM et al. (2009): Effect of food additives on hyperphosphatemia among patients with end-stage renal disease. JAMA, 301(6), 629-635.
  12. Kalantar-Zadeh K et al. (2010): Understanding sources of dietary phosphorus in the treatment of patients with chronic kidney disease. Clinical Journal of the American Society of Nephrology, 5(3), 519-530.
  13. Deutsche Gesellschaft für Ernährung (2024): Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr - Phosphor. 2. Auflage, Bonn.
  14. Block GA et al. (2004): Association of serum phosphorus and calcium x phosphate product with mortality risk in chronic hemodialysis patients. American Journal of Kidney Diseases, 43(2), 267-275.
  15. Tonelli M et al. (2005): Relation between serum phosphate level and cardiovascular event rate in people with coronary disease. Circulation, 112(17), 2627-2633.