Anthocyane als Nahrungsergänzungsmittel: Nutzen und Risiken

Anthocyane sind natürliche Farbstoffe, die in einer Vielzahl von Pflanzen vorkommen und ihnen ihre charakteristischen roten, violetten oder blauen Farbtöne verleihen [1]. Von roten Trauben über Blaubeeren bis hin zu Rotkohl: Die Vielfalt der anthocyanreichen Lebensmittel in unserer Ernährung ist groß, und immer mehr Menschen interessieren sich für den möglichen gesundheitlichen Nutzen dieser Substanzen. Anthocyanen, die zu den sekundären Pflanzenstoffen gehören, werden unterschiedliche biologische Wirkungen zugeschrieben, darunter antioxidative, entzündungshemmende und möglicherweise sogar kardiovaskulär schützende Eigenschaften [2].

In den letzten Jahren hat auch die Nahrungsergänzungsmittelindustrie Anthocyane für sich entdeckt. Auf dem Markt finden sich mittlerweile zahlreiche Präparate in Form von Kapseln, Pulvern oder flüssigen Extrakten. Sie werden häufig als „natürliche Antioxidantien“ beworben und sollen das Immunsystem stärken oder das allgemeine Wohlbefinden steigern [3]. Doch wie viel davon ist wissenschaftlich belegt, und was lässt sich wirklich über die Wirksamkeit von Anthocyanen als Nahrungsergänzungsmittel sagen? Diese und weitere Fragen möchten wir in dem nachfolgenden Beitrag klären!

Bitte beachte, dass die Forschung zu Anthocyanen, wie bei vielen sekundären Pflanzenstoffen, noch nicht abgeschlossen ist und einige Ergebnisse weiterhin kontrovers diskutiert werden. Dennoch kann ein Blick auf den aktuellen Wissensstand helfen, den Nutzen und die Risiken einer möglichen Supplementierung realistisch einzuschätzen.

Was sind Anthocyane?

Definition und chemische Struktur

Anthocyane sind eine Untergruppe der Flavonoide, einer großen Klasse sekundärer Pflanzenstoffe [4]. Chemisch gesehen handelt es sich um wasserlösliche Pflanzenfarbstoffe, die in den Zellvakuolen von Blüten, Früchten und anderen Pflanzenteilen gespeichert werden. Der Name „Anthocyan“ leitet sich aus dem Griechischen ab („anthos“ = Blume und „kyaneos“ = blau). Die Grundstruktur eines Anthocyans basiert auf dem Flavylium-Kation, das für die Färbung verantwortlich ist.

Die tatsächliche Farbe eines Anthocyans hängt sowohl vom pH-Wert der Umgebung als auch von der spezifischen Substitutionsmusterung am Grundgerüst ab [5]. So können Anthocyane unter sauren Bedingungen eher rot wirken, während sie in neutralen oder basischen Bereichen eher bläuliche oder violette Farbtöne annehmen. In der Natur existieren über 600 verschiedene Anthocyanverbindungen, wobei einzelne Pflanzen oder Pflanzenteile oft ein ganzes Spektrum unterschiedlicher Anthocyane enthalten.

Obwohl es eine große strukturelle Vielfalt gibt, ähneln sich Anthocyane in ihrem grundsätzlichen Aufbau. Bekannte Vertreter sind Cyanidin, Delphinidin, Malvidin, Pelargonidin, Peonidin und Petunidin. Diese Verbindungen unterscheiden sich vor allem durch Hydroxyl- und Methoxyl-Gruppen an verschiedenen Positionen des Flavyl-Kerns und können zudem mit Zuckern (z. B. Glukose, Rhamnose) verknüpft sein. Diese glykosidischen Formen werden als Anthocyanidine bezeichnet [4].

Vorkommen in der Natur

Anthocyane kommen vor allem in Beeren wie Heidelbeeren, Brombeeren, Johannisbeeren, Aroniabeeren und Holunderbeeren vor [6]. Aber auch Kirschen, rote Weintrauben, Pflaumen und Granatäpfel sind reich an Anthocyanen. In der Gemüsewelt sind besonders Rotkohl, Auberginen (vor allem die Schale), Rote Zwiebeln oder rote Mais-Sorten zu nennen. Auch einige Blüten und Blätter enthalten hohe Anthocyangehalte, die jedoch selten Teil unserer alltäglichen Ernährung sind.

Die Konzentration an Anthocyanen in einem Lebensmittel hängt von verschiedenen Faktoren ab. Dazu gehören die Pflanzenart, die Sorte, der Reifegrad, die Anbaubedingungen und sogar die Lagerdauer nach der Ernte. So können beispielsweise Wildbeeren höhere Anthocyangehalte aufweisen als konventionell angebaute Sorten, weil sie oft Stressfaktoren wie Temperaturschwankungen oder Schädlingsdruck ausgesetzt sind, was zu einer vermehrten Produktion von sekundären Pflanzenstoffen führt [7].

Der Hauptzweck von Anthocyanen in Pflanzen besteht darin, UV-Strahlung zu absorbieren, Schädlinge abzuschrecken und Bestäuber anzulocken. Darüber hinaus spielen Anthocyane eine Rolle bei der Krankheitsabwehr der Pflanze. Der Konsum anthocyanreicher Lebensmittel führt nicht nur zu einer farbenfrohen Mahlzeit, sondern kann aus ernährungsphysiologischer Sicht verschiedene potenzielle Vorteile bieten, die in den folgenden Kapiteln näher erläutert werden.

Wirkmechanismus und gesundheitliche Vorteile

Antioxidative und entzündungshemmende Eigenschaften

Eines der am häufigsten genannten Argumente für den gesundheitlichen Nutzen von Anthocyanen ist ihre antioxidative Kapazität. Antioxidantien sind Verbindungen, die freie Radikale abfangen und so mögliche oxidative Schäden an Zellen und Geweben reduzieren können [9]. Da freie Radikale bei einer Vielzahl von Erkrankungen, darunter Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs und neurodegenerative Krankheiten, eine Rolle spielen, liegt es nahe, dass eine erhöhte Aufnahme von antioxidativen Substanzen zumindest theoretisch positive Auswirkungen haben könnte.

Zahlreiche In-vitro-Studien und Tierversuche zeigen, dass Anthocyane tatsächlich ein hohes antioxidatives Potenzial besitzen [2]. Sie können beispielsweise Lipidperoxidation hemmen und Enzyme des antioxidativen Abwehrsystems aktivieren. Auch eine entzündungshemmende Wirkung wurde beobachtet, indem bestimmte Signalwege, die an Entzündungsreaktionen beteiligt sind (z. B. die NF-κB-Signaltransduktion), moduliert wurden [10]. Allerdings muss betont werden, dass Ergebnisse aus Zell- und Tierstudien nicht ohne Weiteres auf den Menschen übertragbar sind.

Wirkung auf Herz-Kreislauf-Gesundheit

Ein weiterer viel diskutierter Aspekt ist die mögliche kardioprotektive Wirkung von Anthocyanen. In einigen Studien konnte gezeigt werden, dass der regelmäßige Konsum anthocyanreicher Lebensmittel mit einem reduzierten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen assoziiert war [11]. Die Mechanismen hierfür sind vielfältig und umfassen antioxidative Effekte, eine Verbesserung der Endothelfunktion, eine Verringerung von Entzündungsfaktoren und eine mögliche Blutdrucksenkung.

Insbesondere Heidelbeeren und Rotweintrubstoffe (wie sie in Trauben und Weintraubenprodukten vorkommen) stehen im Fokus der Forschung. So fanden einige Humanstudien eine leichte Absenkung des systolischen und diastolischen Blutdrucks bei Probanden, die regelmäßig anthocyanreiche Getränke zu sich nahmen [12]. Auch die Verbesserung des Cholesterinprofils (z. B. Anstieg des HDL-Cholesterins) wird gelegentlich berichtet, wobei die Studienergebnisse hier nicht immer eindeutig sind [13].

Einfluss auf Gehirn und kognitive Funktionen

Ein weiterer potenzieller Nutzen von Anthocyanen wird im Bereich der Gehirngesundheit diskutiert. Es gibt erste Hinweise darauf, dass Anthocyane aus Beerenfrüchten kognitive Funktionen unterstützen könnten, indem sie entzündliche Prozesse im Gehirn reduzieren und den Neuronenstoffwechsel günstig beeinflussen [14]. So fanden in einer placebo-kontrollierten Studie ältere Erwachsene, die über mehrere Wochen hinweg Heidelbeer- oder Erdbeerpräparate zu sich nahmen, leichte Verbesserungen in bestimmten Gedächtnistests [15].

Die genauen Mechanismen sind noch nicht vollständig geklärt, es wird jedoch vermutet, dass Anthocyane sowohl direkt als Antioxidantien im Gehirn wirken als auch indirekt über eine verbesserte Durchblutung und eine Stabilisierung der Blut-Hirn-Schranke [2]. Allerdings ist die Datenlage noch nicht ausreichend, um definitive Empfehlungen zur Prävention oder gar Therapie neurodegenerativer Erkrankungen wie Alzheimer oder Parkinson auszusprechen.

Bewertung der aktuellen Studienlage

Obwohl es eine Vielzahl von Studien zu Anthocyanen gibt, ist die Datenlage mit Blick auf konkrete Gesundheitseffekte beim Menschen teilweise uneinheitlich. Oft fehlen gut konzipierte, randomisierte, placebo-kontrollierte Langzeitstudien, die klare Aussagen zu Dosierung, Bioverfügbarkeit und tatsächlichem Nutzen erlauben [16]. Hinzu kommt, dass die Bioverfügbarkeit von Anthocyanen beim Menschen relativ gering ist und stark von Faktoren wie der individuellen Darmflora oder der Art der Anthocyane abhängt.

Viele Ergebnisse stammen aus Beobachtungsstudien, bei denen Menschen, die mehr anthocyanreiche Lebensmittel verzehren, tendenziell auch einen insgesamt gesünderen Lebensstil pflegen. Das erschwert die Zuordnung spezifischer Effekte ausschließlich zu Anthocyanen. Trotzdem deuten die meisten Studien darauf hin, dass Anthocyane durchaus einen positiven Beitrag zur Gesundheit leisten können – wenn auch oft nur als Baustein eines insgesamt ausgewogenen Lebensstils [17].

Sicherheit, Risiken und Nebenwirkungen

Verträglichkeit und gängige Nebenwirkungen

In Lebensmitteln sind Anthocyane generell als unbedenklich eingestuft, zumal sie in vielen Früchten und Gemüsesorten natürlich vorkommen [1]. Bei einer normalen Aufnahme über die Nahrung sind keine nennenswerten Nebenwirkungen dokumentiert. Auch in Tierversuchen haben sich Anthocyane als relativ sicher erwiesen, selbst bei höheren Dosierungen [2].

Bei Nahrungsergänzungsmitteln, die hohe Konzentrationen an Anthocyanen enthalten, können jedoch in seltenen Fällen leichte Magen-Darm-Beschwerden auftreten, wie Übelkeit oder Durchfall [18]. Diese Effekte sind in der Regel mild und klingen schnell wieder ab. Darüber hinaus könnten mögliche allergische Reaktionen auftreten, insbesondere wenn das Supplement aus einer Pflanzenquelle stammt, auf die eine Person ohnehin allergisch reagiert.

Mögliche Wechselwirkungen mit Medikamenten

Über Wechselwirkungen zwischen Anthocyan-Supplementen und Medikamenten ist noch wenig bekannt. Da Anthocyane jedoch teilweise als Antioxidantien wirken und möglicherweise auch den Blutfluss beeinflussen können, ist es denkbar, dass sie eine Wirkung auf Blutgerinnungshemmer oder blutdrucksenkende Medikamente haben [19]. Bisher liegen aber keine belastbaren Daten vor, die konkrete Wechselwirkungen belegen.

Dennoch wird bei der Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln generell empfohlen, im Zweifelsfall mit einem Arzt oder Apotheker Rücksprache zu halten. Dies gilt besonders für Personen, die regelmäßig Medikamente einnehmen müssen. Oft sind es nicht allein die Anthocyane, die eine Wechselwirkung verursachen können, sondern andere Inhaltsstoffe im jeweiligen Präparat, wie z. B. Hilfsstoffe, Pflanzenextrakte oder Polyphenolmischungen.

Hinweise zur Vorsicht für bestimmte Personengruppen

Schwangere und stillende Frauen sollten prinzipiell vorsichtig bei neuen Nahrungsergänzungsmitteln sein. Zwar gibt es keine spezifischen Studien, die negative Effekte von Anthocyan-Supplementen in der Schwangerschaft oder Stillzeit nahelegen, doch fehlen oft ausreichende Daten, um eine uneingeschränkte Empfehlung auszusprechen [20].

Auch für Kinder ist die Einnahme hoch dosierter Anthocyan-Produkte nicht systematisch untersucht. Da Anthocyane aber in vielen Obst- und Gemüsesorten enthalten sind, spricht grundsätzlich nichts gegen den Konsum anthocyanreicher Lebensmittel im Rahmen einer ausgewogenen Ernährung. Bei reinen Nahrungsergänzungsmitteln sollte jedoch auch hier ärztlicher Rat eingeholt werden.

Für Personen mit Vorerkrankungen – insbesondere Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Stoffwechselstörungen oder Autoimmunerkrankungen – kann die Supplementierung unter Umständen interessant sein, sollte aber ebenso mit dem behandelnden Arzt abgestimmt werden. Insbesondere, wenn bereits andere Supplemente oder Medikamente eingenommen werden, ist eine professionelle Einschätzung der Gesamtsituation sinnvoll.

Anthocyane als Nahrungsergänzungsmittel

Darreichungsformen

Anthocyane werden heutzutage in unterschiedlichsten Formen angeboten. Sehr gängig sind Kapseln und Pulver, die häufig aus konzentrierten Beerenextrakten (z. B. aus Aroniabeeren, Acai-Beeren, Cranberrys, Heidelbeeren) hergestellt werden [3]. Diese Extrakte können standardisiert sein, d. h. der Gehalt an Anthocyanen wird genau angegeben und schwankt nicht erheblich zwischen den Chargen.

Darüber hinaus gibt es flüssige Extrakte und Sirupe, die neben Anthocyanen oft noch andere Polyphenole enthalten. Manchmal werden solche Produkte mit zusätzlichen Vitaminen oder Mineralstoffen angereichert, um das vermeintliche Gesundheitsprofil zu stärken. Grundsätzlich sollte man darauf achten, ob das Produkt eine eindeutige Deklaration des Anthocyan-Gehalts (z. B. in Milligramm pro Portion) enthält.

Ebenfalls von Bedeutung ist der verwendete Extraktionsprozess. Hochwertige Extrakte werden meist schonend hergestellt, um die hitze- und oxidationsempfindlichen Anthocyane zu erhalten. Verfahren wie Gefriertrocknung können helfen, einen möglichst hohen Anteil der bioaktiven Verbindungen zu bewahren [21].

Übliche Dosierungen und Anwendungsempfehlungen

Da es keine offiziellen Empfehlungen oder Richtwerte für die tägliche Zufuhr von Anthocyanen gibt, sind die Dosierungshinweise bei Nahrungsergänzungsmitteln sehr unterschiedlich. In vielen Fällen werden Tagesdosen zwischen 100 mg und 500 mg Anthocyanen empfohlen, wobei einige Hersteller auch höhere Mengen angeben [22].

Wie viel tatsächlich sinnvoll ist, hängt einerseits vom individuellen Bedarf und der gesundheitlichen Situation ab, andererseits von der Qualität und Zusammensetzung des Produkts. Wer bereits über eine Ernährung, die reich an Beeren, Trauben, Rotkohl oder anderen anthocyanhaltigen Lebensmitteln ist, gut versorgt ist, benötigt möglicherweise keine zusätzliche Supplementierung. Umgekehrt kann eine gezielte Einnahme für Menschen sinnvoll sein, die wenig Obst und Gemüse essen oder bestimmte gesundheitliche Ziele verfolgen.

Wichtig ist, bei der Dosierung auch auf mögliche Wechselwirkungen und die individuelle Verträglichkeit zu achten. Da Anthocyane bei übermäßiger Aufnahme tendenziell zu Magen-Darm-Beschwerden führen können, sollte man gerade zu Beginn auf die eigene Körperreaktion achten und gegebenenfalls niedriger einsteigen.

Qualitätsunterschiede bei verschiedenen Produkten

Der Markt für Nahrungsergänzungsmittel ist groß und nicht immer transparent. Bei der Auswahl eines Anthocyan-Produkts spielen mehrere Faktoren eine Rolle:

  1. Reinheit
  2. Herkunft der Rohstoffe
  3. Verarbeitung
  4. Standardisierung
  5. Transparenz

Da Anthocyane relativ empfindlich sind und leicht oxidieren können, sollte man zudem auf eine korrekte Lagerung achten. Lichtgeschützte, kühle und trockene Umgebungen eignen sich am besten, um den Abbau der wertvollen Inhaltsstoffe zu verhindern.

Unser Fazit

Anthocyane sind wichtige Vertreter der sekundären Pflanzenstoffe und verleihen zahlreichen Früchten und Gemüsesorten ihre intensiven Farben. Ihre potenziellen gesundheitlichen Wirkungen – von antioxidativer und entzündungshemmender Aktivität bis hin zum möglichen Schutz der Blutgefäße und positiven Einflüssen auf Gehirnfunktionen – machen sie zu einem interessanten Gegenstand der Forschung. Die Studienlage lässt vermuten, dass ein regelmäßiger Verzehr anthocyanreicher Lebensmittel durchaus gesundheitsfördernd sein kann. 

Obwohl Anthocyane grundsätzlich gut verträglich sind und nur selten Nebenwirkungen zeigen, gelten die üblichen Vorsichtsmaßnahmen: Schwangere, Stillende, Kinder und chronisch Kranke sollten vor einer Supplementierung Rücksprache mit medizinischem Fachpersonal halten. 

Wann sind Anthocyane als Supplement sinnvoll?

Eine Supplementierung kann dann sinnvoll sein, wenn man aus unterschiedlichen Gründen nicht genügend anthocyanreiche Lebensmittel in die Ernährung integrieren kann oder möchte. Beispielsweise kommen Personen, die wenig Obst und Gemüse essen oder unter starkem Stress stehen, mitunter auf die Idee, ihre Versorgung über Kapseln oder Pulver zu verbessern.

Auch bei bestimmten Gesundheitszielen – etwa der Unterstützung der Herz-Kreislauf-Gesundheit oder dem Wunsch, mögliche Entzündungsprozesse im Körper zu reduzieren – kann eine zusätzliche Einnahme von Anthocyanen in Erwägung gezogen werden. Allerdings sollte dies immer im Kontext eines insgesamt gesunden Lebensstils geschehen, der eine ausgewogene Ernährung, ausreichende Bewegung, Stressmanagement und gegebenenfalls den Verzicht auf Rauchen und übermäßigen Alkoholkonsum einschließt.

Wie bei jedem Nahrungsergänzungsmittel gilt auch hier: Die individuelle Situation ist ausschlaggebend. Ein pauschales „Viel hilft viel“ trifft nicht zu, da es immer auf die persönliche Ernährung, Lebensumstände und den gesundheitlichen Status ankommt.

Ausblick

Obwohl bereits zahlreiche Studien vorliegen, wird die Forschung rund um Anthocyane intensiv fortgesetzt. Zukünftige Untersuchungen werden sich vermutlich noch stärker auf konkrete Krankheitsbilder konzentrieren, etwa Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes oder neurodegenerative Erkrankungen. Auch die Rolle der Darmflora (Mikrobiom) bei der Verstoffwechslung von Anthocyanen könnte interessante neue Erkenntnisse bringen. Darüber hinaus müssen auch noch Fragen in Bezug auf die optimale Dosierung, Bioverfügbarkeit und langfristige (Neben-)Wirkungen geklärt werden.

Langzeitstudien mit großen Probandenzahlen wären wünschenswert, um robuste Aussagen über Präventions- und Therapiewirkungen treffen zu können. Dabei ist auch die standardisierte Herstellung und exakte Quantifizierung der Anthocyane im Studienmaterial essenziell.

Quellen:

  1. EFSA Panel on Dietetic Products, Nutrition and Allergies (NDA). „Scientific Opinion on the re-evaluation of anthocyanins (E 163) as a food additive.“ EFSA Journal 11, no. 4 (2013): 3145.
  2. Prior, R. L., & Wu, X. „Anthocyanins: structural characteristics that result in unique metabolic patterns and biological activities.“ Free Radical Research 40, no. 10 (2006): 1014-1028.
  3. Wallace, T. C., & Giusti, M. M. „Anthocyanins – Nature’s bright-colored health promoters: A review of health effects of anthocyanins in humans.“ Advances in Nutrition 6, no. 5 (2015): 620-633.
  4. Andersen, Ø. M., & Jordheim, M. „The anthocyanins.“ In Flavonoids: chemistry, biochemistry and applications, edited by Ø. M. Andersen & K. R. Markham, Boca Raton: CRC Press, 2006, pp. 471-551.
  5. Shipp, J., & Abdel-Aal, E.-S. M. „Food applications and physiological effects of anthocyanins as functional food ingredients.“ Open Food Science Journal 4 (2010): 7-22.
  6. Neto, C. C. „Cranberries: ripe for more research.“ Journal of the Science of Food and Agriculture 91, no. 13 (2011): 2303-2307.
  7. Kalt, W., Ryan, D. A. J., Duy, J. C., & McDonald, J. E. „Interspecies variation in anthocyanins, phenolics, and antioxidant capacity among genotypes of small fruit Vaccinium species.“ Journal of Agricultural and Food Chemistry 49, no. 10 (2001): 4761-4767.
  8. Clifford, M. N. „Anthocyanins – nature, occurrence and dietary burden.“ Journal of the Science of Food and Agriculture 80, no. 7 (2000): 1063-1072.
  9. He, J., & Giusti, M. M. „Anthocyanins: natural colorants with health-promoting properties.“ Annual Review of Food Science and Technology 1 (2010): 163-187.
  10. Esposito, D., et al. „Black currant anthocyanins attenuate weight gain and improve glucose metabolism in C57BL/6 mice fed a high-fat diet.“ Journal of Berry Research 5, no. 4 (2015): 241-251.
  11. Cassidy, A., et al. „High anthocyanin intake is associated with a reduced risk of myocardial infarction in young and middle-aged women.“ Circulation 127, no. 2 (2013): 188-196.
  12. Curtis, P. J., et al. „Blueberry anthocyanins and cardiovascular risk reduction in postmenopausal women.“ The Journals of Gerontology Series A: Biological Sciences and Medical Sciences 64A, no. 11 (2009): 1228-1235.
  13. Qin, Y., et al. „Cranberry extract powder lowers plasma cholesterol and boosts antioxidant capacity in ovariectomized rats.“ Journal of Agricultural and Food Chemistry 57, no. 17 (2009): 8383-8388.
  14. Joseph, J. A., Shukitt-Hale, B., Denisova, N. A., et al. „Reversals of age-related declines in neuronal signal transduction, cognitive, and motor behavioral deficits with blueberry, spinach, or strawberry dietary supplementation.“ Journal of Neuroscience 19, no. 18 (1999): 8114-8121.
  15. Krikorian, R., et al. „Blueberry supplementation improves memory in older adults.“ Journal of Agricultural and Food Chemistry 58, no. 7 (2010): 3996-4000.
  16. Wallace, T. C. „Anthocyanins in cardiovascular disease.“ Advances in Nutrition 2, no. 1 (2011): 1-7.
  17. McCullough, M. L., et al. „Flavonoid intake and cardiovascular disease mortality in a prospective cohort of US adults.“ The American Journal of Clinical Nutrition 95, no. 2 (2012): 454-464.
  18. Schaefer, E. J., et al. „Effects of wild blueberry (Vaccinium angustifolium) consumption on resting blood pressure, vascular function and arterial stiffness in community-dwelling older adults with stage 1 hypertension.“ Applied Physiology, Nutrition, and Metabolism 41, no. 9 (2016): 1032-1038.
  19. Xie, L., Su, H., Sun, C., & Zheng, X. „Sanguiin H-6, a major ellagitannin from Rubus occidentalis, alleviates obesity and insulin resistance in high-fat diet-fed mice by modulating the composition of the gut microbiota.“ Molecular Nutrition & Food Research 62, no. 2 (2018): 1700690.
  20. BfR – Bundesinstitut für Risikobewertung. „Bewertung von Nahrungsergänzungsmitteln in der Schwangerschaft.“ Letzter Zugriff: [kein konkretes Datum], abrufbar unter (entsprechende BfR-Veröffentlichungen).
  21. Patras, A., Brunton, N. P., O’Donnell, C., & Tiwari, B. K. „Effect of thermal processing on anthocyanin stability in foods; mechanisms and kinetics of degradation.“ Trends in Food Science & Technology 21, no. 1 (2010): 3-11.
  22. Borges, G., Roowi, S., Rouanet, J. M., Duthie, G. G., & Lean, M. E. „The bioavailability of raspberry anthocyanins and ellagitannins in rats.“ Molecular Nutrition & Food Research 51, no. 6 (2007): 714-725.
Yannik
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Hey, mein Name ist Yannik. Ich bin der Co-Chefredakteur von nahrung.de und befasse mich bereits seit geraumer Zeit mit den Themen Ernährung sowie Nahrungsergänzung. Eine objektive und aufklärende Berichterstattung ist mir besonders wichtig!

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