Bromelain ist ein Sammelbegriff für bestimmte eiweißspaltende Enzyme (Proteasen), die überwiegend in der Ananaspflanze (Ananas comosus) vorkommen [1]. Insbesondere der Stamm und der Strunk der Ananas sind reich an diesen Enzymen. In der natürlichen Umgebung erfüllen diese Enzyme die Funktion, komplexe Eiweiße aufzuschließen, was zum Beispiel bei der Reifung der Ananas eine Rolle spielt. Im industriellen oder medizinischen Kontext wird Bromelain häufig aus den Restbeständen der Ananaspflanze (wie dem Strunk) gewonnen, nachdem die Frucht für den Verzehr verarbeitet wurde. Die Bezeichnung „Bromelain“ geht auf die systematische Benennung der Ananasgewächse (Bromeliaceae) zurück.
Bromelain: Herkunft und geschichtlicher Hintergrund
Auch wenn die systematische Erforschung von Bromelain erst im 20. Jahrhundert begann, ist die Nutzung von Ananas und ihrer Bestandteile in traditionellen Kulturen schon deutlich älter. In Mittel- und Südamerika, wo die Ananas ursprünglich beheimatet ist, setzte man die Frucht traditionell unter anderem zur Unterstützung der Verdauung ein [2]. Allerdings wurde erst Mitte des 20. Jahrhunderts das Enzym aus dem Stamm isoliert und näher charakterisiert. In den folgenden Jahrzehnten rückten verschiedene mögliche Anwendungen von Bromelain in den Fokus der Forschung, darunter medizinische und industrielle Einsatzgebiete. So werden bestimmte Proteasen aus der Ananas zum Beispiel auch zum Zartmachen von Fleisch oder in der Pharmaindustrie für die Aufbereitung von Proteinlösungen verwendet [2].
Heute wird Bromelain in zahlreichen Nahrungsergänzungsmitteln beworben und eingesetzt. Dabei steht meist die mögliche proteolytische (eiweißspaltende) Wirkung im Vordergrund, die unter anderem eine leichtere Eiweißverdauung unterstützen könnte. Außerdem suggerieren einige Hersteller, dass Bromelain entzündungshemmende und immunmodulatorische Eigenschaften besitzen soll [2][3]. Doch trotz etlicher Studien zum Thema existiert bislang keine von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) offiziell zugelassene gesundheitsbezogene Angabe für Bromelain als Nahrungsergänzungsmittel.
Vor diesem Hintergrund stellen sich viele kritische Fragen: Wie verlässlich sind die Studienergebnisse? Welche Risiken bestehen bei der Einnahme? Und worauf sollten Verbraucherinnen und Verbraucher achten, wenn sie ein Bromelain-Präparat kaufen möchten? Diese Fragen werden im Folgenden behandelt.
Biochemische Grundlagen und Wirkmechanismus
Bei Bromelain handelt es sich nicht um ein einzelnes Enzym, sondern um ein Enzymgemisch, das hauptsächlich aus zwei Gruppen von Proteasen besteht, die als Stamm-Bromelain (Stem Bromelain) und Frucht-Bromelain (Fruit Bromelain) bezeichnet werden [4]. Daneben können im Bromelain-Gemisch andere Enzyme wie Phosphatase, Glukosidase oder Proteinase-Inhibitoren enthalten sein. Die Zusammensetzung kann je nach Herstellungsprozess und Pflanzenteil variieren.
Die häufigsten Handelsformen stammen aus dem Ananas-Stamm (Stem Bromelain), weil sich dort besonders hohe Konzentrationen finden lassen. In konzentrierter Form wird Bromelain meist als Pulver oder in Kapselform angeboten. Der Herstellungsprozess beinhaltet typischerweise das Mahlen des Ananasstamms, die Extraktion der Enzyme mit wässrigen oder alkoholischen Lösungen sowie anschließend verschiedene Filtrations- und Trocknungsverfahren. Das Ergebnis ist ein Enzympräparat, dessen proteolytische Aktivität häufig in GDU (Gelatin Digesting Units) oder FCCPU(Food Chemicals Codex Papain Units) pro Gramm angegeben wird [5].
Wie wirkt es im menschlichen Körper?
Die proteolytische Wirkung von Bromelain beruht auf der Fähigkeit, Peptidbindungen in Proteinen zu spalten. Gelangen diese Enzyme in den Magen-Darm-Trakt, können sie dort theoretisch dazu beitragen, Nahrungsproteine in kleinere Peptide oder Aminosäuren aufzuspalten. Daraus ergibt sich eine mögliche Unterstützung der Verdauung, besonders wenn die körpereigene Produktion von Verdauungsenzymen eingeschränkt ist.
Allerdings ist die Frage, in welchem Umfang Bromelain die Magen-Darm-Passage überhaupt unbeschadet übersteht und in aktiver Form in den Dünndarm gelangt. Studien deuten darauf hin, dass zwar ein gewisser Teil im sauren Milieu des Magens inaktiviert wird, aber dennoch ausreichend aktives Bromelain in den Dünndarm gelangen kann, um proteolytisch wirksam zu sein [6].
Darüber hinaus wird in der Fachliteratur diskutiert, ob Bromelain teilweise auch ins Blut aufgenommen werden kann. Es existieren Hinweise darauf, dass geringe Mengen tatsächlich ins Blut gelangen und dort verschiedene physiologische Prozesse beeinflussen könnten [4]. Mögliche Mechanismen umfassen eine Beeinflussung der Zytokinproduktion und der Signalwege bei Entzündungsprozessen. Diese Zusammenhänge sind jedoch noch Gegenstand laufender Forschungen und bislang nicht abschließend geklärt.
Konventionelle medizinische Verwendung
In einigen Ländern wird Bromelain bereits seit Jahrzehnten in bestimmten medizinischen Kontexten eingesetzt. Beispielsweise wird es in manchen Regionen zur Behandlung von Ödemen, Hämatomen oder postoperativen Schwellungen verwendet [2]. In Deutschland ist Bromelain zum Teil in Kombinationspräparaten mit anderen Enzymen (zum Beispiel Trypsin oder Rutosid) erhältlich, die bei Schwellungen oder bestimmten Entzündungsprozessen eingesetzt werden. Die Studienlage hierzu ist allerdings heterogen.
Es gibt Forschungsergebnisse, die nahelegen, dass Bromelain bei bestimmten Formen von Entzündungen oder Schwellungszuständen eine unterstützende Wirkung haben könnte [7]. Die genauen Wirkmechanismen sind dabei noch nicht vollständig geklärt. Man vermutet jedoch, dass Bromelain über proteolytische Effekte und eine Modulation entzündungsrelevanter Botenstoffe Einfluss auf das Gewebe nehmen kann.
Eine weitere potenzielle medizinische Anwendung findet sich in der Wundversorgung: Bromelain-Enzyme können bei der Entfernung von nekrotischem Gewebe helfen. Dabei wird in klinischen Studien untersucht, ob enzymatische Debridements eine schonendere Methode im Vergleich zu chirurgischen Eingriffen sein könnten [8].
Nahrungsergänzungsmittel: Beworbene Vorteile
Im Bereich der Nahrungsergänzungsmittel werden diverse Vorteile von Bromelain angeführt. Besonders häufig finden sich Hinweise auf eine mögliche Unterstützung der Verdauung und eine vermeintliche Förderung des Immunsystems. Auch wird teilweise damit geworben, dass Bromelain durch seine proteolytische Wirkung Entzündungen im Körper reduzieren könne. Manche Anbieter verbinden dies mit Versprechen zur Linderung von Muskelschmerzen oder zur Förderung der Regeneration nach sportlicher Betätigung [2].
Zu beachten ist, dass es hierfür in Europa keine von der EFSA zugelassenen Health Claims gibt. Das bedeutet, dass konkrete gesundheitsbezogene Aussagen in der EU nicht offiziell bestätigt sind. Hersteller können zwar allgemeine Aussagen zu Proteasen treffen (wie beispielsweise „Proteine werden aufgespalten“), eine direkte Aussage über medizinische Wirkungen ist jedoch gemäß der Health-Claims-Verordnung eingeschränkt.
Darüber hinaus wird Bromelain manchmal in Produkte eingebaut, die eine Gewichtsabnahme oder eine Verbesserung des Herz-Kreislauf-Systems versprechen. Hier fehlen aussagekräftige Studien, die eine solche Wirkung zweifelsfrei belegen. Konsumenten sollten daher sorgfältig überprüfen, ob die behaupteten Wirkungen mit belastbaren wissenschaftlichen Quellen untermauert werden.
Kritische Betrachtung des aktuellen Forschungsstandes
Obwohl es zahlreiche Studien gibt, in denen Bromelain in verschiedenen Settings untersucht wurde, zeichnet sich kein eindeutiges Bild ab. Ein wesentlicher Grund dafür ist die Heterogenität der Studien. Oft unterscheiden sich die verwendeten Präparate deutlich in ihrer Zusammensetzung oder Dosierung. Auch die untersuchten Zielgruppen variieren stark. Zum Teil liegt die Probandenzahl in Studien relativ niedrig, was die Aussagekraft einschränkt [4].
Mehrere Meta-Analysen und Übersichtsarbeiten haben versucht, aus den vorhandenen Daten ein Fazit zu ziehen. Manche deuten an, dass Bromelain potenziell entzündungshemmende Eigenschaften besitzt und unter bestimmten Umständen Schwellungen oder Schmerzen lindern könnte [7][9]. Jedoch werden in denselben Arbeiten methodische Schwächen oder Inkonsistenzen in den Studien hervorgehoben.
In Bezug auf die Verdauungsunterstützung gibt es Einzelstudien, die eine verbesserte Proteolyse durch Bromelain nahelegen [5]. Dennoch bleibt offen, wie relevant dieser Effekt für gesunde Menschen mit normaler Verdauungsfunktion ist. Für Personen mit Verdauungsstörungen oder begrenzter Enzymproduktion könnte Bromelain möglicherweise von Nutzen sein, aber die Forschung hierzu ist nicht ausreichend, um allgemeingültige Empfehlungen abzuleiten.
Insgesamt zeigt der Forschungsstand, dass Bromelain interessante Eigenschaften besitzt, diese aber noch nicht umfassend bestätigt oder vollständig verstanden sind. Vor allem fehlen groß angelegte, gut kontrollierte klinische Studien, die die Wirksamkeit und Sicherheit von Bromelain in verschiedenen Anwendungsbereichen eindeutig belegen könnten.
Risiken und Nebenwirkungen
Wie bei vielen Nahrungsergänzungsmitteln kann auch die Einnahme von Bromelain Nebenwirkungen hervorrufen. Die am häufigsten berichteten Beschwerden betreffen den Magen-Darm-Trakt, insbesondere Übelkeit, Durchfall oder ein leichtes Völlegefühl [2]. Einige Personen berichten zudem über Kopfschmerzen oder ein allgemeines Unwohlsein nach der Einnahme. Meist treten diese Nebenwirkungen jedoch nur bei relativ hohen Dosierungen oder längerfristiger Einnahme auf.
Eine weitere potenzielle Nebenwirkung ist die Veränderung der Blutgerinnung. Bromelain wird vereinzelt eine sogenannte fibrinolytische oder blutverdünnende Wirkung zugeschrieben. Das kann in manchen medizinischen Kontexten erwünscht sein (zum Beispiel zur Vorbeugung von Thrombosen), birgt aber auch Risiken. Wer beispielsweise Gerinnungshemmer einnimmt oder unter einer Blutgerinnungsstörung leidet, sollte vor einer Einnahme von Bromelain unbedingt ärztlichen Rat einholen [10].
Allergische Reaktionen
Da Bromelain aus der Ananaspflanze gewonnen wird, ist es möglich, dass Personen mit einer Ananasallergie oder einer Kreuzallergie auf Bromelain reagieren [11]. Die Symptome können von Hautirritationen, Juckreiz oder Rötungen bis hin zu Atembeschwerden und einem allergischen Schock (Anaphylaxie) reichen. Zwar handelt es sich hierbei um relativ seltene Fälle, doch sollten Betroffene unbedingt vorsichtig sein.
Darüber hinaus können allergische Reaktionen auftreten, wenn eine Person speziell gegen bestimmte Proteasen empfindlich ist. In seltenen Fällen kann es zudem zu Kontaktallergien kommen, etwa beim Umgang mit Bromelain-Pulver, das Hautreizungen auslösen kann. Deshalb ist auch bei äußerlicher Anwendung Vorsicht geboten.
Wechselwirkungen mit Medikamenten
Da Bromelain möglicherweise eine blutverdünnende Wirkung hat, besteht insbesondere bei gleichzeitiger Einnahme von Antikoagulantien (z. B. Warfarin) oder Thrombozytenaggregationshemmern (z. B. Acetylsalicylsäure) ein erhöhtes Blutungsrisiko [10]. Auch mit NSAR (nichtsteroidalen Antirheumatika) wie Ibuprofen oder Diclofenac kann es theoretisch zu Wechselwirkungen kommen, da diese Medikamente ebenfalls auf das Blutgerinnungssystem Einfluss nehmen.
Einige Studien deuten ferner an, dass Bromelain die Bioverfügbarkeit gewisser Antibiotika (z. B. Tetracycline) beeinflussen könnte [2]. Hieraus ergeben sich mögliche positive, aber auch negative Effekte, die noch nicht hinreichend erforscht sind. Grundsätzlich gilt: Wer regelmäßig Medikamente einnimmt, sollte vor der Verwendung von Bromelain als Nahrungsergänzungsmittel Rücksprache mit einer Ärztin oder einem Arzt halten, um mögliche Risiken oder Wechselwirkungen einzuschätzen.
Warnhinweise für Risikogruppen
Folgende Personengruppen sollten besonders vorsichtig sein und gegebenenfalls ganz auf Bromelain verzichten oder zumindest ärztlichen Rat einholen:
- Schwangere und Stillende: Es liegen keine ausreichenden Daten zur Sicherheit von Bromelain in der Schwangerschaft und Stillzeit vor.
- Personen mit Blutgerinnungsstörungen: Insbesondere bei vermehrter Blutungsneigung oder vor Operationen ist Vorsicht geboten.
- Allergiker: Wer auf Ananas oder andere Bestandteile allergisch reagiert, sollte Bromelain meiden.
- Personen mit Vorerkrankungen wie Leber-, Nieren- oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Mögliche Wechselwirkungen sind bislang nicht umfassend erforscht.
Da Bromelain mitunter eine enzymatische und immunmodulatorische Wirkung aufweisen kann, ist im Einzelfall abzuwägen, ob die Einnahme mehr Nutzen oder ein erhöhtes Risiko für den Einzelnen bringt.
Dosierung und Anwendung
Die Dosierung von Bromelain variiert in Nahrungsergänzungsmitteln stark. Häufig werden Produkte mit 200 bis 500 Milligramm Bromelain pro Kapsel angeboten, wobei die empfohlene Tagesdosis bei ein bis drei Kapseln liegt [2]. Allerdings kann der tatsächliche Gehalt an aktivem Enzym stark schwanken, da verschiedene Aktivitätseinheiten (z. B. GDU oder FCCPU) verwendet werden. Deshalb empfiehlt es sich, auf Angaben zur Enzymaktivität zu achten, statt nur auf die Milligrammzahl des Pulvers.
Wissenschaftlich valide Dosierungsempfehlungen existieren nur für spezielle medizinische Anwendungen, etwa in bestimmten Studien, bei denen Bromelain für kurze Zeit in relativ hoher Dosis eingesetzt wurde (z. B. 1000 mg pro Tag) [7]. Für eine allgemeine Einnahme zur „Gesundheitsförderung“ liegen keine verbindlichen Richtwerte vor. Entsprechend sind die Angaben der Hersteller oftmals nur als grobe Orientierung zu sehen.
Einnahmeempfehlungen
Häufig wird empfohlen, Bromelain auf nüchternen Magen einzunehmen, damit die Enzyme nicht direkt mit Nahrungsproteinen in Kontakt kommen und dadurch teilweise „aufgebraucht“ werden [3]. Bei Produkten, die speziell zur Unterstützung der Verdauung gedacht sind, ist hingegen eine Einnahme zu den Mahlzeiten naheliegend.
In der Praxis kann es sinnvoll sein, den Zweck der Einnahme zu berücksichtigen. Wenn ein Mensch eher die Verdauung unterstützen möchte, bietet sich möglicherweise eine Einnahme zu den Mahlzeiten an. Geht es hingegen um mögliche systemische Effekte, könnte eine Einnahme zwischen den Mahlzeiten zielführender sein, um die Aufnahme ins Blut zu maximieren. Diese Empfehlungen basieren jedoch oft auf praxisbezogenen Erwägungen einzelner Experten und sind nicht durch umfangreiche Studien eindeutig abgesichert.
Individuelle Faktoren und Variabilität
Wie bei anderen Nahrungsergänzungsmitteln ist die Wirkung von Bromelain von individuellen Faktoren abhängig. Dazu gehören:
- Alter: Jüngere Personen verfügen in der Regel über eine gut funktionierende Verdauung und benötigen möglicherweise keine zusätzliche Enzymzufuhr.
- Allgemeiner Gesundheitszustand: Personen mit Verdauungsstörungen oder nach operativen Eingriffen haben womöglich einen höheren Bedarf an Enzymen.
- Ernährungsgewohnheiten: Wer viel Eiweiß konsumiert, sucht mitunter nach einer zusätzlichen Protease-Unterstützung, wobei dies wissenschaftlich nicht klar belegt ist.
Zudem können genetische Unterschiede oder Mikrobiom-Einflüsse dazu führen, dass Menschen unterschiedlich stark auf Bromelain reagieren. Die Bandbreite möglicher Effekte ist entsprechend groß. Wer Bromelain einnehmen möchte, sollte sich also bewusst sein, dass persönliche Erfahrungen variieren können und nicht unbedingt auf andere Personen übertragbar sind.
Qualitätsmerkmale und Kaufkriterien
Bei Bromelain-Präparaten gibt es mitunter große Qualitätsunterschiede. Ein zentrales Kriterium ist der Gehalt an aktiven Enzymen, der im Produkt enthalten ist. Da Bromelain ein Eiweiß ist, kann es durch Hitze, falsche Lagerung oder aggressive Verarbeitungsschritte teilweise denaturiert werden. Das führt zu einem geringeren Aktivitätslevel.
Seriöse Hersteller geben die Enzymaktivität in genormten Einheiten an (z. B. GDU, GD/G, FCCPU), sodass sich Produkte vergleichen lassen. Fehlen solche Angaben, ist es für Verbraucherinnen und Verbraucher sehr schwierig zu beurteilen, ob das Produkt wirklich genügend aktives Bromelain liefert.
Ein weiteres Qualitätsmerkmal ist die Reinheit des Produkts. Neben dem eigentlichen Enzymgemisch können Rückstände von Lösungsmitteln, Trägerstoffen oder Füllmitteln enthalten sein. Hier sollte man auf Produkte setzen, die nach internationalen Standards (z. B. GMP, ISO) hergestellt werden und bei denen regelmäßige Laboranalysen vorliegen [5].
Wichtigkeit von seriösen Herstellern und Zertifizierungen
Da die Nahrungsergänzungsmittel-Branche nur begrenzt reguliert ist, kommt der Wahl eines vertrauenswürdigen Herstellers eine große Bedeutung zu. Firmen, die ausführliche Informationen über Herkunft, Verarbeitungsprozesse und Qualitätssicherungsmaßnahmen bereitstellen, sind in der Regel eher als seriös einzustufen.
Wichtige Zertifizierungen sind beispielsweise:
- GMP (Good Manufacturing Practice): Garantiert standardisierte Produktionsabläufe und Qualitätskontrollen.
- ISO-Zertifizierungen: Verschiedene Normen, die auf eine einheitliche und zuverlässige Produktqualität abzielen.
- Labortests durch unabhängige Stellen: Zum Beispiel Tests auf Schwermetalle, mikrobiologische Belastung oder Enzymaktivität.
Darüber hinaus kann ein Blick auf das Verfallsdatum sinnvoll sein. Enzympräparate verlieren über die Zeit an Aktivität. Ein frisches oder ausreichend lang haltbares Produkt ist zu bevorzugen.
Wer sich für ein Bromelain-Präparat entscheidet, sollte im Idealfall:
- Die Enzymaktivität prüfen: Angaben in GDU oder FCCPU pro Kapsel/Tablette ermöglichen einen besseren Vergleich als bloße Milligrammangaben.
- Auf seriöse Anbieter setzen: Hersteller, die Zertifizierungen wie GMP oder ISO nachweisen, liefern meist solidere Produktqualität.
- Auf Füll- und Zusatzstoffe achten: Manche Produkte enthalten unnötige Farbstoffe, Aromen oder allergene Stoffe wie Laktose.
- Verfallsdatum beachten: Enzyme verlieren über die Zeit an Wirksamkeit.
- Verbraucherbewertungen und Testberichte mit Vorsicht betrachten: Diese können zwar erste Hinweise geben, ersetzen jedoch keine wissenschaftlichen Belege.
Fazit
Bromelain ist ein Enzymgemisch aus der Ananaspflanze, das proteolytische (eiweißspaltende) Eigenschaften besitzt. In der traditionellen Anwendung und in verschiedenen Ländern findet es Einsatz zur Unterstützung bei Verdauung, Schwellungen und entzündlichen Zuständen. Trotz zahlreicher Studien ist die wissenschaftliche Evidenz uneinheitlich. Insbesondere fehlt es an groß angelegten, methodisch einwandfreien Untersuchungen, welche die Wirksamkeit und Sicherheit in spezifischen Anwendungsgebieten eindeutig untermauern.
Als Nahrungsergänzungsmittel wird Bromelain vor allem mit seinen potenziell verdauungsfördernden und entzündungshemmenden Wirkungen beworben. Offizielle, von der EFSA zugelassene Health Claims liegen hierfür jedoch nicht vor. Wer Bromelain einnehmen möchte, sollte sich mit den möglichen Risiken und Nebenwirkungen auseinandersetzen, insbesondere wenn eine Unverträglichkeit gegenüber Ananas besteht oder Medikamente (zum Beispiel Gerinnungshemmer) eingenommen werden.
Ausblick
Bromelain zeigt ein breites Spektrum an potenziellen Wirkmechanismen und hat in vielen Bereichen das Interesse der Forschung geweckt. Künftige Studien könnten dazu beitragen, genauere Aussagen über eine wirksame Dosierung, mögliche Indikationen und die langfristige Sicherheit von Bromelain-Präparaten zu treffen. Bis dahin ist es ratsam, auf Qualitätsprodukte zu setzen, individuelle Risikofaktoren zu beachten und im Zweifelsfall professionelle Beratung einzuholen.
Quellen
[1] Maurer, H.R. (2001). „Bromelain: Biochemical and Medical Use“. Cellular and Molecular Life Sciences, 58(9), 1234–1245.
[2] Pavan, R., Jain, S., Shraddha & Kumar, A. (2012). „Properties and Therapeutic Application of Bromelain: A Review“. Biotechnology Research International, 2012, 976203.
[3] Kelly, G.S. (1996). „Bromelain: A Literature Review and Discussion of its Therapeutic Applications“. Alternative Medicine Review, 1(4), 243–257.
[4] Tochi, B.N., Wang, Z., Xu, S.Y., & Zhang, W. (2008). „Therapeutic application of pineapple protease (bromelain): A review“. Pakistan Journal of Nutrition, 7(4), 513–520.
[5] Heinicke, R.M. (1966). „The effect of bromelain on human platelet aggregation“. Hawai‘i Medical Journal, 25(4), 269–270.
[6] Chobotova, K., Vernallis, A.B., & Majid, F.A.A. (2010). „Bromelain’s activity and potential as an anti-cancer agent: Current evidence and perspectives“. Cancer Letters, 290(2), 148–156.
[7] Brien, S., Lewith, G., Walker, A., & Middleton, D. (2004). „Bromelain as a Treatment for Osteoarthritis: A Review of Clinical Studies“. Evidence-Based Complementary and Alternative Medicine, 1(3), 251–257.
[8] Barrett, A.J. (1994). „Proteolytic enzymes: serine and cysteine peptidases“. Methods in Enzymology, 244, 1–15.
[9] Secor, E.R., Carson, W.F., Singh, A., Pensa, M., Guernsey, L.A., Schramm, C.M., Thrall, R.S., & Schwendener, R.A. (2005). „Oral Bromelain Attenuates Inflammation in an Ovalbumin-induced Murine Model of Asthma“. Evidence-Based Complementary and Alternative Medicine, 2(3), 293–299.
[10] Fitzhugh, D.J., Shan, S., Dewhirst, M.W., Hale, L.P. (2008). „Bromelain Treatment Decreases Secretion of Pro-inflammatory Cytokines and Chemokines by Colon Biopsies In Vitro“. Clinical Immunology, 126(3), 345–352.
[11] Werchan, B. et al. (2008). „Allergenic activity of pineapple (Ananas comosus) extracts and residual proteolytic activity of processed fruit juices evaluated in vitro and in vivo“. Allergy, 63(1), 86–91.