Erdmandeln: Ein glutenfreier Alleskönner?

Die Erdmandel (wissenschaftlich Cyperus esculentus) ist eine Pflanze aus der Familie der Zyperngrasgewächse und wird umgangssprachlich oft auch als Chufa oder Tigernuss bezeichnet [1]. Trotz ihrer Bezeichnung als „Nuss“ handelt es sich botanisch gesehen um ein knollenförmiges Rhizom, das im Erdreich heranwächst. Die Erdmandel ist in Teilen Afrikas seit Jahrhunderten bekannt und wird dort in verschiedenen Gerichten sowie Getränken verwendet. In Europa ist sie vor allem in Spanien populär, wo sie die Grundlage für das traditionelle Getränk Horchata de Chufa bildet. Auch in anderen Regionen der Welt hat sie mittlerweile an Beliebtheit gewonnen – ob als Snack, Mehlersatz oder als Zutat in süßen und herzhaften Speisen.

Die heutige Verbreitung der Erdmandel ist das Resultat historischer Einflüsse und moderner Ernährungsgewohnheiten. Sie gilt als eine interessante Option für Menschen, die an Nussallergien leiden, da sie trotz des Namens keine echte Nuss ist. Erdmandeln zeichnen sich durch einen leicht süßlichen und zugleich nussigen Geschmack aus, der sie in vielen Anwendungen vielseitig macht. Gleichzeitig treten in den letzten Jahren mehr Produkte auf dem Markt auf, die Erdmandeln in unterschiedlichen Verarbeitungsgraden anbieten – von ganzen Knollen über gemahlene Varianten bis hin zu gepufften Produkten. Die Vermarktung geht dabei häufig mit Versprechungen über gesundheitliche Vorteile und eine besondere Verträglichkeit einher.

Erdmandel: Herkunft und Geschichte

Die Erdmandel besitzt eine lange Geschichte, die sich bis in die Zeit des alten Ägypten zurückverfolgen lässt. Historische Dokumente und archäologische Funde deuten darauf hin, dass sie bereits vor mehreren tausend Jahren kultiviert und genutzt wurde [2]. Ursprünglich stammt sie vermutlich aus subtropischen und tropischen Regionen Afrikas, insbesondere aus dem nördlichen Teil des Kontinents. Von dort aus verbreitete sie sich entlang von Handelsrouten in weitere Teile Afrikas, den Nahen Osten und schließlich nach Europa.

In Europa ist die Erdmandel vor allem durch die maurischen Einflüsse auf die iberische Halbinsel gelangt. Im südöstlichen Teil Spaniens, insbesondere in der Region um Valencia, entwickelte sich das Getränk Horchata de Chufa zu einem festen Bestandteil der lokalen Kultur. Horchata wird traditionell aus eingeweichten, gemahlenen Erdmandeln, Wasser und Zucker hergestellt und oft mit Zimt oder Zitrone aromatisiert. Über die Jahrhunderte hinweg fand die Horchata Eingang in die spanische Alltagskultur und ist bis heute ein beliebtes Erfrischungsgetränk, insbesondere in den Sommermonaten [3].

Parallel zu dieser Entwicklung hielt die Erdmandel auch in anderen europäischen Ländern Einzug, wenn auch in geringerem Umfang. Seit dem 20. Jahrhundert stieg ihr Bekanntheitsgrad durch die wachsende Popularität von „exotischen“ Lebensmitteln sowie die steigende Nachfrage nach glutenfreien und veganen Alternativen. In vielen Reformhäusern und Bioläden sind Erdmandeln seit den 1970er-Jahren in verschiedenen Formen erhältlich. Dabei wird häufig auf ihren leicht süßlichen Geschmack, ihren potenziellen gesundheitlichen Nutzen und die Möglichkeit zur Verwendung in vielfältigen Gerichten hingewiesen.

Heutzutage spielt die Erdmandel eine wichtige Rolle in bestimmten regionalen Küchen Afrikas, wo sie als Grundnahrungsmittel in Breis, Süßspeisen und Getränken fungiert. In Spanien hat sie weiterhin eine besondere kulturelle Bedeutung durch die Horchata. Darüber hinaus wird sie in Nordamerika und anderen europäischen Ländern zunehmend als innovative Zutat für Snacks und Backwaren geschätzt. So entwickelte sich aus einem regional verankerten Lebensmittel ein international nachgefragtes Produkt.

Botanik und Anbau

Die Erdmandel gehört zur Gattung Cyperus, die weltweit über 600 Arten umfasst. Botanisch betrachtet ist sie ein mehrjähriges Grasgewächs, das knollenförmige Sprossknollen bildet. Diese Knollen sind das essbare Produkt und wachsen unter der Erde. Die grünlichen Halme der Pflanze erreichen eine Höhe von bis zu 90 Zentimetern. Charakteristisch sind die schmalen, länglichen Blätter, die in einer büschelartigen Form vom Stängel abstehen [4].

Für den Anbau der Erdmandel sind bestimmte klimatische Bedingungen vorteilhaft. Sie bevorzugt warme, sonnenreiche Regionen mit einer Durchschnittstemperatur zwischen 20 und 30 °C, da die Knollen genügend Wärme für ihre Entwicklung benötigen. Ein gut durchlässiger, sandiger oder lehmig-sandiger Boden ist ebenfalls entscheidend, um ein Faulen der Knollen zu vermeiden. Die Pflanze benötigt zudem einen ausreichenden Wasserhaushalt, jedoch keine extreme Feuchtigkeit. Bei mäßiger Bewässerung und guter Drainage gedeiht sie am besten. In einigen Regionen, insbesondere in Spanien, sind Bewässerungssysteme notwendig, da die Niederschlagsmenge nicht immer ausreicht [5].

Die Anbausaison beginnt typischerweise im Frühjahr, wenn die Temperaturen konstant warm sind. Die Knollen werden in die Erde gesetzt und benötigen einige Monate, bis sie ausreifen. Sobald das Laub abstirbt und vertrocknet ist, erfolgt die Ernte. Die Knollen werden aus dem Boden gegraben, gereinigt und getrocknet. Anschließend können sie entweder frisch verarbeitet oder in getrockneter Form gelagert werden, um sie ganzjährig verfügbar zu machen. Da die Erdmandel ein recht robustes Gewächs ist, gilt sie in manchen Regionen sogar als „invasiv“, wenn sie sich unkontrolliert ausbreitet. Aus landwirtschaftlicher Sicht kann das jedoch gut reguliert werden, sofern die Felder richtig gepflegt und Erntemethoden entsprechend angepasst werden [6].

Heute gibt es verschiedene Anbauregionen weltweit. Neben Spanien spielen insbesondere afrikanische Länder wie Nigeria, Tschad und Mali eine wichtige Rolle. Auch in Ländern Lateinamerikas werden vermehrt Erdmandeln angebaut, um dem wachsenden internationalen Bedarf gerecht zu werden. Die Pflanze passt sich vergleichsweise leicht an unterschiedliche Boden- und Klimabedingungen an, sofern sie genügend Wärme und eine ausreichende Wasserversorgung erhält.

Wirtschaftliche Bedeutung und Nachhaltigkeit

Im Zuge steigender Nachfrage nach alternativen Lebensmitteln ist die Wirtschaftlichkeit der Erdmandel deutlich gestiegen. Einige Experten gehen von jährlichen Wachstumsraten im zweistelligen Bereich aus, was insbesondere auf den Trend zu glutenfreien und veganen Produkten zurückzuführen ist [7]. Länder wie Spanien, Nigeria und Niger zählen zu den Hauptproduzenten. Spanien exportiert große Mengen getrockneter Erdmandeln in andere EU-Länder sowie nach Nordamerika und Asien.

Ein wesentlicher Nachhaltigkeitsaspekt betrifft den Wasserverbrauch beim Anbau. In traditionellen Anbauregionen, etwa in Valencia, werden effiziente Bewässerungstechniken wie Tröpfchenbewässerung eingesetzt, um den Wasserverbrauch möglichst zu reduzieren. Dennoch kann der Anbau in trockeneren Regionen eine Herausforderung darstellen, wenn Wasserressourcen begrenzt sind und mit anderen Pflanzen konkurrieren. Außerdem stellt sich die Frage nach dem Transport: Werden Erdmandeln in weit entfernte Länder exportiert, erhöht sich der CO₂-Fußabdruck durch die erforderliche Logistik.

Da Erdmandeln in Monokulturen angepflanzt werden können, besteht ein weiteres ökologisches Risiko. Monokulturen können den Boden auslaugen und die Artenvielfalt beeinträchtigen. Einige Betriebe versuchen jedoch, den Anbau in Fruchtfolgen zu integrieren und nachhaltigere Landwirtschaftspraktiken anzuwenden, indem sie etwa biologischen Dünger und reduzierte Pflanzenschutzmittel einsetzen.

Auf dem Markt sind Zertifizierungen wie Bio- oder Fairtrade-Siegel zu finden. Diese sollen sicherstellen, dass bei der Produktion bestimmte Umwelt- und Sozialstandards eingehalten werden. Vor allem in afrikanischen Anbauregionen ist die Bezahlung der lokalen Bauern ein Thema, da ohne faire Handelspreise schnell Ungleichgewichte entstehen können. Verbraucher können sich an diesen Siegeln orientieren, um Produkte zu unterstützen, die auf ethische und ökologische Aspekte Wert legen [8].

So können Erdmandeln verwendet werden

Die Erdmandel findet in der Ernährung auf vielfältige Weise Anwendung. In Spanien ist sie vor allem als Basis für die süße Horchata bekannt. Bei der traditionellen Zubereitung weicht man die getrockneten Knollen zunächst über mehrere Stunden oder sogar Tage in Wasser ein, um sie weich zu machen. Anschließend werden sie zusammen mit frischem Wasser püriert und durch ein Tuch gefiltert. Das entstehende milchige Getränk, oft mit Zucker oder Honig gesüßt, wird gekühlt als Erfrischung angeboten.

Darüber hinaus eignet sich die Erdmandel – häufig in gemahlener Form – als Mehlersatz. Da sie von Natur aus glutenfrei ist, kann sie in Backwaren eingesetzt werden. Allerdings sollte beachtet werden, dass das Backverhalten anders als bei klassischem Weizenmehl ist und häufig weitere Bindemittel oder Mehlmischungen notwendig sind, um die gewünschte Konsistenz zu erreichen. In Müslis, Riegeln oder Joghurtzubereitungen werden gemahlene Erdmandeln zudem wegen ihres nussigen, leicht süßlichen Aromas geschätzt, das an Mandeln oder Haselnüsse erinnert.

Auch als Snack – entweder geröstet oder in gepuffter Form – sind Erdmandeln beliebt. Dabei profitieren Hersteller vom Trend zu natürlichen Produkten, die ohne Zusatzstoffe auskommen. Erdmandeln können durchaus eine interessante Alternative zu konventionellen Knabbereien sein, allerdings kommt es, wie bei allen Lebensmitteln, auch auf den Energie- und Zuckergehalt an.

In vielen veganen Rezepten taucht die Erdmandel als Zutat auf, um Süßen oder Sämigkeit zu erzielen, zum Beispiel in Smoothies oder veganen Desserts. Aufgrund ihrer natürlichen Süße ist manchmal weniger Zuckerzusatz erforderlich. Dennoch bleibt zu bedenken, dass Erdmandel-Produkte oftmals nicht ganz billig sind und sich so nicht unbedingt als tägliches Grundnahrungsmittel eignen.

Nährstoffprofil und gesundheitliche Aspekte

Die Erdmandel enthält verschiedene Makro- und Mikronährstoffe, die für die menschliche Ernährung von Interesse sein können. Besonders hervorzuheben ist ihr Ballaststoffgehalt, der laut Untersuchungen zwischen 10 und 30 Prozent liegen kann – abhängig von Faktoren wie Anbauregion und Verarbeitungsgrad [9]. Ballaststoffe leisten einen Beitrag zu einer normalen Verdauungsfunktion und können zu einem länger anhaltenden Sättigungsgefühl beitragen.

Darüber hinaus enthält die Erdmandel gesunde Fette, vor allem einfach ungesättigte Fettsäuren wie Ölsäure. Diese Fettsäuren sind auch in Olivenöl zu finden und werden in der Ernährungswissenschaft häufig positiv beurteilt, da sie beispielsweise im Rahmen einer ausgewogenen Ernährung zu einer Erhaltung normaler Cholesterinwerte beitragen können [10]. Das in Erdmandeln enthaltene Protein macht etwa 8 Prozent des Trockengewichts aus. Im Vergleich zu anderen proteinreichen Lebensmitteln ist das moderat, kann aber dennoch einen gewissen Beitrag zur täglichen Proteinversorgung leisten.

An Mineralstoffen und Vitaminen sind vor allem Magnesium, Phosphor, Kalium und Vitamin E in nennenswerten Mengen enthalten. Vitamin E trägt laut Europäischer Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) zum Schutz der Zellen vor oxidativem Stress bei [11]. Allerdings variiert der Gehalt je nach Sorte, Anbaubedingungen und Verarbeitungsgrad. Gemahlene Erdmandeln können etwa mehr oder weniger Vitamine enthalten als ganze, da Hitzeeinwirkungen oder längere Lagerung den Vitaminanteil beeinflussen.

Insgesamt werden Erdmandeln oft als sehr verträglich beschrieben. Das ist insbesondere für Menschen interessant, die an Unverträglichkeiten oder Allergien leiden. Da Erdmandeln weder Gluten noch typische Nussallergene enthalten, stellen sie für manche Personen eine Alternative zu anderen Snacks und Mehlen dar. Allerdings können sie bei übermäßigem Verzehr – ähnlich wie andere ballaststoffreiche Lebensmittel – zu Verdauungsbeschwerden wie Blähungen führen. Wer ballaststoffreiche Kost nicht gewöhnt ist, sollte den Verzehr langsam steigern, um Magen-Darm-Irritationen zu minimieren [9].

Die aktuelle Studienlage deutet darauf hin, dass Erdmandeln Teil einer ausgewogenen Ernährung sein können, es jedoch keine belastbaren Hinweise auf spezifische Heilwirkungen gibt. Vielfach wird in Marketingkampagnen suggeriert, dass Erdmandeln unter anderem den Blutzuckerspiegel regulieren oder den Blutdruck senken. Derzeit fehlen jedoch ausreichende klinische Studien, die solche Effekte umfassend belegen [12]. Angesichts dessen sollten sie eher als vielseitige Ergänzung des Speiseplans betrachtet werden – nicht als Wundermittel.

Kritische Betrachtung

Trotz der oft positiven Darstellung von Erdmandeln gibt es auch Aspekte, die kritisch zu hinterfragen sind. In zahlreichen Werbetexten werden sie als „Superfood“ angepriesen, dem man nahezu unbegrenzte gesundheitliche Vorteile zuschreibt. Allerdings sind viele dieser Gesundheitsversprechen bislang nicht durch seriöse wissenschaftliche Studien gedeckt [12]. Im Kontext der EU-Health-Claims-Verordnung sind Produkte und Hersteller daher angehalten, nur gesicherte Aussagen zu treffen.

Ein weiterer Punkt betrifft die Umweltauswirkungen: Die steigende Nachfrage kann dazu führen, dass Landwirte in klassischen Anbauregionen vermehrt Monokulturen anlegen. Das kann einerseits die Biodiversität beeinträchtigen, andererseits aber auch die lokale Landwirtschaft diversifizieren, wenn Erdmandeln in Fruchtfolge-Systemen eingesetzt werden. Kritiker bemängeln, dass sich möglicherweise andere, traditionell angebaute Kulturpflanzen zurückziehen müssen, wenn Erdmandeln als lukrativere Cash Crop gelten. Dadurch können sowohl ökologische als auch soziale Ungleichgewichte entstehen, insbesondere in Teilen Afrikas, wo viele Kleinbauern nur begrenzte Anbauflächen haben [8].

Auch das Preis-Leistungs-Verhältnis ist zu bedenken. Erdmandel-Produkte gehören häufig zu den teureren Optionen im Vergleich zu regionalen Alternativen wie Hafer, Dinkel oder anderen Getreidearten, die ebenfalls glutenfrei oder stark glutenreduziert angeboten werden können. Für Konsumenten stellt sich damit die Frage, ob der höhere Preis durch geschmackliche Präferenzen oder spezifische Ernährungsbedürfnisse gerechtfertigt ist. Wer unter keiner Nahrungsmittelunverträglichkeit leidet und lediglich auf der Suche nach einer ballaststoffreichen Zutat ist, findet in heimischen Lebensmitteln oft preiswertere Alternativen.

Zudem ist zu berücksichtigen, dass Erdmandeln in vielen Fällen über lange Transportwege in den europäischen Markt gelangen, was Auswirkungen auf die CO₂-Bilanz und damit auf die Umwelt haben kann. Ein kleinerer Marktanteil stammt aus lokalem oder europäischem Anbau, insbesondere Spanien, doch das Produktionsvolumen kann den wachsenden Bedarf nicht immer decken. Verbraucher sollten daher die Herkunft auf der Verpackung prüfen und eventuell auf Produkte aus näher gelegenen Regionen zurückgreifen, wenn ihnen eine geringere Umweltbelastung wichtig ist [7].

Vergleich mit ähnlichen Lebensmitteln

Im Vergleich zu echten Mandeln, Haselnüssen und anderen Nüssen ist die Erdmandel vor allem für Menschen interessant, die an einer Nussallergie leiden. Da sie botanisch keine Nuss, sondern ein Knollengewächs ist, besteht meist kein allergisches Risiko in Bezug auf klassische Nussallergene. Dennoch können seltene Fälle von Überempfindlichkeiten auftreten, weshalb eine schrittweise Einführung in den Speiseplan empfehlenswert ist.

Der Geschmack von Erdmandeln wird von vielen als mild-nussig und leicht süßlich beschrieben, während echte Mandeln oder Haselnüsse oft ein stärkeres Eigenaroma aufweisen. In puncto Nährstoffgehalt liegen Erdmandeln mit ihrem hohen Ballaststoffanteil teils über dem von Mandeln. Hingegen können Mandeln bei einigen Vitaminen und Proteinen punkten, je nach Vergleichsbasis. Haselnüsse sind beispielsweise reich an Vitamin E und ungesättigten Fettsäuren, was auch bei der Erdmandel der Fall ist, jedoch in unterschiedlicher Konzentration.

In der Küche erfüllen Erdmandeln und Nüsse teils ähnliche Funktionen – sie können beide geröstet werden, finden sich gemahlen in Backrezepten wieder und verleihen Gerichten eine knusprige Textur. Ein Unterschied ist das Fehlen von Gluten in der Erdmandel, was sie besonders für Menschen mit Zöliakie oder Glutenunverträglichkeit attraktiv macht. Allerdings sind auch viele Nuss- und Samenmehle glutenfrei.

Wer auf der Suche nach einer ballaststoffreichen Zutat ist, die gleichzeitig wenig allergenes Potenzial hat, für den können Erdmandeln eine sinnvolle Ergänzung sein. Für andere Anwendungsbereiche, etwa einen hohen Proteingehalt oder bestimmte Fettsäuren, können konventionelle Nüsse oder Samen eine ähnliche oder sogar bessere Alternative darstellen. Letztlich hängt die Entscheidung von Geschmack, Verträglichkeit, Verfügbarkeit und Preis ab.

Weitere Tipps für Konsumenten

Für die Lagerung von Erdmandeln ist ein trockener, kühler Ort empfehlenswert. Die getrockneten Knollen sind relativ lange haltbar, sofern sie vor Feuchtigkeit geschützt werden. Offene Packungen sollten in luftdichten Behältern aufbewahrt werden, um Schädlingsbefall und das Eindringen von Feuchtigkeit zu vermeiden. Gemahlene Erdmandeln sind empfindlicher gegenüber Oxidation und sollten nach dem Öffnen der Packung möglichst rasch verbraucht oder zumindest in dunklen, verschlossenen Behältern gelagert werden.

Bei der Kaufentscheidung spielt neben dem Verarbeitungsgrad auch die Herkunft eine Rolle. Produkte, die innerhalb der EU angebaut und verarbeitet wurden, können einen kleineren Transport-Fußabdruck haben, wenngleich sie oft teurer sind als Importware. Qualitätsmerkmale sind eine möglichst frische, saubere und gleichmäßig große Ware. Gerüche, die an Ranzigkeit erinnern, oder sichtbarer Schimmel deuten auf mangelhafte Lagerung hin und sollten vermieden werden.

In der Verarbeitung sind Erdmandeln sehr vielseitig. Ganze Knollen können eingeweicht und beispielsweise in Müsli oder Smoothies verwendet werden. Wer sie weiterverarbeiten möchte, kann sie pürieren und als Basis für eine selbst gemachte Erdmandelmilch nutzen. Gemahlene Erdmandeln lassen sich in Backrezepten einsetzen, um glutenfreie Kuchen oder Kekse herzustellen. Beim Backen ist allerdings zu berücksichtigen, dass Erdmandelmehl kein Gluten enthält und daher eine andere Teigbindung aufweist. Oft wird daher ein Teil des herkömmlichen Mehls oder ein Bindemittel wie Guarkernmehl ergänzt.

Für jene, die gern experimentieren, bieten sich Rezeptideen wie Erdmandel-Pancakes, vegane Erdmandel-Smoothies oder süße Desserts mit Schokolade an. Wer auf Kalorien und Zucker achtet, sollte den Energiewert der Erdmandeln nicht unterschätzen und zusätzliche Süßungsmittel nur sparsam verwenden. Aufgrund ihres natürlich süßen Geschmacks können Erdmandeln den Zuckergehalt eines Rezepts potenziell reduzieren.

Unser Fazit

Die Erdmandel hat eine lange Geschichte, die von ihren afrikanischen Ursprüngen über die maurische Kultur bis hin zu ihrer heutigen Verwendung in Europa und anderen Teilen der Welt reicht. Einst hauptsächlich als Grundzutat für das spanische Getränk Horchata bekannt, hat sie sich mittlerweile zu einem vielseitigen Lebensmittel entwickelt, das in verschiedenen Zubereitungsformen erhältlich ist. Insbesondere ihre glutenfreien Eigenschaften, ihr hoher Ballaststoffgehalt und der milde, nussige Geschmack machen sie für viele Konsumenten interessant.

Dennoch sollte man sich bewusst sein, dass die oft beworbenen Gesundheitsversprechen wissenschaftlich nur teilweise belegt sind. Die bisherigen Studien weisen zwar auf ein gutes Nährstoffprofil hin, doch es fehlen ausreichende klinische Untersuchungen, die bestimmte Heileffekte bestätigen. Aus ökologischer Sicht steht der Anbau wegen möglicher Monokulturen, hoher Wasseransprüche und teils langer Transportwege in der Kritik. Wer Wert auf Nachhaltigkeit legt, kann nach Erdmandel-Produkten mit Bio- und Fairtrade-Siegel greifen oder sich über die Herkunft informieren.

Preislich liegen Erdmandeln oftmals über konventionellen Alternativen, wodurch sie nicht uneingeschränkt für jeden Haushalt infrage kommen. Für spezielle Ernährungsbedürfnisse, wie eine Glutenunverträglichkeit oder Nussallergie, können sie jedoch eine sinnvolle Ergänzung des Speiseplans sein. Schlussendlich hängt die Entscheidung für oder gegen Erdmandeln von individuellen Vorlieben, Gesundheitserwägungen und dem eigenen Budget ab. In einer ausgewogenen Ernährung nehmen sie damit eine potenzielle, aber keineswegs unersetzliche Rolle ein.

Quellen

[1] Scholz, H. & Bender, M. (2020). Pflanzenwelt im Wandel: Zyperngräser und ihre Nutzung. Berlin: Akademie-Verlag.
[2] Adegoke, O. et al. (2018). Historical perspectives on the cultivation of Cyperus esculentus in Northern Africa. African Journal of Agricultural Research, 13(5), 99-107.
[3] Hernández, F. (2017). La Horchata de Chufa en la tradición española. Madrid: Ediciones Gastronómicas.
[4] Sánchez, R. & Beltrán, J. (2019). Botanische Studien zu Cyperus esculentus. Journal of Mediterranean Flora, 12(2), 203-214.
[5] FAO. (2019). Irrigation practices in arid regions: The case of chufa cultivation. Rome: Food and Agriculture Organization of the United Nations.
[6] European Commission. (2020). Regulation (EU) No. 1107/2009 concerning the placing of plant protection products on the market. Official Journal of the European Union, L309/1.
[7] MarketWatch. (2021). Global Tiger Nut Market 2021-2026: Trends, Growth and Forecast. URL: https://www.marketwatch.com (Zugriff: 10.05.2025).
[8] Fairtrade International. (2022). Standards and Policies for Agro-Products. URL: https://www.fairtrade.net (Zugriff: 10.05.2025).
[9] Smith, L. & Rodriguez, P. (2018). Dietary fiber content in tiger nuts and its effect on bowel function. Nutritional Research, 24(3), 175-182.
[10] EFSA. (2011). Scientific Opinion on Dietary Reference Values for Fats. EFSA Journal, 9(1), 1461.
[11] EFSA. (2015). Scientific Opinion on Dietary Reference Values for Vitamin E. EFSA Journal, 13(7), 4149.
[12] Johnson, M. et al. (2021). Health effects of tiger nuts (Cyperus esculentus): A systematic review. Journal of Functional Foods, 48, 203-214.

Yannik
Yannik

Hey, mein Name ist Yannik. Ich bin der Co-Chefredakteur von nahrung.de und befasse mich bereits seit geraumer Zeit mit den Themen Ernährung sowie Nahrungsergänzung. Eine objektive und aufklärende Berichterstattung ist mir besonders wichtig!

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