Planetary Health Diet

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Planetary Health

Die Schallmauer von acht Milliarden Menschen wurde durchbrochen, noch nie lebten so viele Menschen auf der Erde. Während der Großteil der Bevölkerung in den Industrieländern ernährungstechnisch im Überfluss schwelgt, hungern weltweit rund 828 Millionen Menschen – ein bedrückendes Ungleichgewicht. Die Nahrungsfülle in der nördlichen Hemisphäre bedeutet jedoch nicht zwangsläufig Gesundheit der Bevölkerung. Insbesondere beim Thema industrielle Fleischproduktion scheiden sich die Geister: Bedarf an billigem Fleisch einerseits, Umweltbelastung, Tier- und letztendlich auch Menschenwohl andererseits. Genau an dieser Stelle setzt die Planetary Health Diet an – hier alle wichtigen Fakten im Überblick.

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Was ist die Planetary Health Diet?

Um es vorweg zu nehmen: Diese Diät ist nicht zum individuellen Reduzieren des Körpergewichtes geeignet, wird sich aber gleich in mehrfacher Hinsicht positiv auswirken. Es geht nämlich vielmehr um das Wohl unseres Planeten und gleichzeitig um die Gesundheit der Menschen. Entwickelt wurde der Ernährungsansatz von der EAT-Lancet Commission on Food, Planet, Health – und zwar schon im Jahr 2019. Die Non-Profit-Organisation befasst sich wissenschaftsbasiert mit der Umgestaltung des weltweiten Lebensmittelsystems. Zu ihren wichtigsten Partnern zählen renommierte Institute wie das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK), die Harvard University, das Stockholm Resilience Centre (SRC) und die Consultative Group on International Agricultural Research (OneCGIAR).

Mit Ihrer Arbeit zeigte die Kommission auf, das es nicht nur nötig, sondern auch möglich ist, bis zum Jahr 2050 rund zehn Milliarden Menschen gesund zu ernähren – und gleichzeitig die gravierende Zerstörung der Umwelt zu vermeiden. Mit der Planetary Health Diet könnte demnach der vorzeitige Tod von rund elf Millionen erwachsenen Menschen verhindert werden – ein triftiges Argument. Dieser Ernährungsansatz ist also nicht weniger als eine Anleitung dafür, wie sich die Weltbevölkerung ökologisch, sozial vertretbar und gesund ernähren könnte. In der vorliegenden ersten Fassung basiert die Diät auf einer Reduzierung des Konsums von Milch- und Fleischprodukten. Der Fokus liegt also grundsätzlich auf einer pflanzenbasierten Nahrung. Doch das wird nach neusten Erkenntnissen nicht ausreichen. Wie immer ist es jedoch der erste Schritt, der den Erfolg einer Reise ausmacht – und genau deswegen befassen wir uns im Folgenden mit den Details dieser Ernährungsweise.

Worum geht es genau bei der Planetary Health Diet?

Die EAT-Lancet Commission ging also von der Frage aus, wie eine gesunde und nachhaltige Ernährung aussehen könnte. Das Ergebnis: ein Ernährungsplan, der zwei zentrale Probleme adressiert – einerseits die ständig steigende Anzahl von durch die aktuellen Ernährungsgewohnheiten in den Industrieländern verursachten Krankheiten, andererseits die Umweltschäden, die auf diese Ernährungsweise zurückzuführen sind. Dreh- und Angelpunkt ist die industrielle Produktion von Lebensmitteln, insbesondre von Milch- und Fleischerzeugnissen, die die vergleichsweise niedrigen Preise möglich macht, aber eben auch erhebliche Umweltbelastungen verursacht. Die Lösung dieser Probleme kann demnach nur in einer flexetarischen Ernährung liegen, die tierische Produkte zwar erlaubt, allerdings nur in Maßen, aber zum großen Teil auf pflanzliche Nahrung setzt.

Dass dieser Ansatz keineswegs zu weit hergeholt ist, beweisen die sogenannten blauen Zonen auf der Erde: Hier werden Menschen nicht nur sehr alt, sie bleiben im Gegensatz zur Bevölkerung in den Industrieländern auch gesund. Als Beispiele seien Sardinien und die zu Griechenland gehörende Insel Ikaria genannt, wo überdurchschnittlich alte Menschen Leben, die sich bester Gesundheit erfreuen. Die mediterrane Ernährung, die auf Gemüse, Hülsenfrüchten, Getreide und Kartoffeln, aber auch Milch- und Fleischprodukten basiert, ist bereits seit Langem als gesund anerkannt. Das Wesentliche: der hohe Anteil an Omega-3-Fettsauren, der sich nicht nur im Olivenöl, sondern vor allem in den bevorzugt konsumierten Weidetieren findet.

Ist die Planetary Health Diet alltagstauglich?

Allein die Tatsache, dass es diese blauen Zonen bereits gibt und sich die Ernährung dort in den letzten Jahrzehnten kaum geändert hat, bestätigt die Machbarkeit der Planetary Health Diet – zumindest theoretisch. Die dort lebenden Menschen profitieren natürlich von den klimatischen Bedingungen, die die Qualität und Vielfalt der Lebensmittel beeinflussen. Wichtiger als die Menge der Nahrung, die Menschen konsumieren, scheint also zu sein, wie gehaltvoll an gesunden Vitaminen, Mineralien, Aminosäuren, Ballaststoffen und eben den wichtigen Fettsäuren diese ist.

Und genau an dieser Stelle beginnen die Probleme: Die Knappheit an Lebensmitteln nach dem zweiten Weltkrieg hatte zu einer Unterversorgung der Bevölkerung geführt. Mit dem wirtschaftlichen Aufschwung und der immer besseren Versorgung mit Nahrungsmitteln, konnten diese Bedürfnisse gestillt werden. Doch der Schritt zum Überangebot, zu immer gehaltvolleren Nahrungs- und Genussmitteln war dann nicht mehr weit. Die Nahrungsmittelindustrie musste auf die steigenden Ansprüche der wachsenden Bevölkerung reagieren und die eigenen Angebote ausweiten, gleichzeitig aber im zunehmenden Wettbewerb auch auf günstige Preise und vor allem Wirtschaftlichkeit achten.

Um den enormen Bedarf an Lebensmitteln zu decken, setzen vor allem die Industrienationen auch auf industrielle Produktion von Lebensmitteln wie Massentierhaltung, das Züchten von Hochleistungskühen oder Chemie, um die Erträge der Monokulturen auf den Feldern immer weiter zu optimieren. Was wirtschaftlich sinnvoll klingt, erweist sich jedoch oft genug als Bumerang – die Qualität der Nahrungsmittel leidet, von Tierwohl soll an dieser Stelle gar nicht die Rede sein. Darüber hinaus ist die Produktion der Lebensmittel in besonderem Maße abhängig vom Wetter, so können Trockenheit oder Starkregen die Ernten dramatisch reduzieren.

Diese Abhängigkeit ist jedoch keine Einbahnstraße: Unsere Ernährungsweise wirkt sich nämlich auch auf die Umwelt und damit letztendlich auf das Klima aus. Vor allem der überbordende Konsum von Milch- und Fleischprodukten gilt als Treiber des Klimawandels. So könnte eine Reduzierung dieser Nahrungsmittel gleich zwei positive Effekte haben: Einerseits empfehlen die Ernährungsgesellschaften diese Schritte zur Vermeidung von Herz-Kreislauferkrankungen. Erkrankungen der Blutgefäße oder Diabetes und anderer Krankheiten. Andererseits ließen sich die Umweltschäden deutlich reduzieren, was letztendlich ebenfalls im Interesse der gesamten Menschheit ist.

Aktueller Ernährungsreport 2022 – “Deutschland, wie es isst”

Wie ist also der Status Quo in puncto Ernährung? Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) veröffentlicht jährlich den Ernährungsreport unter dem Titel “Deutschland, wie es isst”. Grundsätzlich sollen demnach Bemühungen um einen größeren Anteil saisonal-regionaler und ökologisch produzierter Lebensmittel vor allem in Kitas, Schulen und Kantinen gefördert werden, was ja ganz im Sinne der Planetary Health Diet ist. Darüber hinaus steht auch hier eine pflanzenbasierte Ernährung im Fokus, aber eben auch eine bessere Kennzeichnung der Lebensmittel, die ab 2023 umgesetzt werden soll. Ebenso sinnvoll ist der Ansatz, den sogenannten Nutri-Score, also die fünfstufige Buchstaben- und Farbskala zur Bewertung der Nährwerte von Lebensmitteln, soll auf die gesamte EU ausgedehnt und um eine Herkunftskennzeichnung ergänzt werden.

Einige wichtige Ergebnisse des Ernährungsreports 2022, der auf einer forsa-Studie im Auftrag des BMEL beruht:

Wie häufig kochen die Deutschen frisch?

  • 46 % täglich
  • 34 % zwei- bis dreimal in der Woche
  • 7 % einmal in der Woche
  • 3 % seltener
  • 10 % gar nicht

Welche Lebensmittel kommen täglich auf den Tisch?

  • 72 % Obst und Gemüse
  • 61 % Milchprodukte
  • 29 % Süßigkeiten und Knabbereien
  • 25 % Fleisch und Wurst
  • 9 % vegane und vegetarische Alternativen
  • 1 % Meerestiere und Fisch
  • 1 % gelieferte Gerichte
  • 1 % Fertiggerichte

Wie wichtig ist der regionale Bezug – je Lebensmittel?

  • 86 % bei Eiern
  • 84 % bei Obst und Gemüse
  • 82 % bei Backwaren
  • 76 % bei Fleisch und Wurst
  • 70 % bei Milchprodukten
  • 46 % bei Getränken
  • 38 % bei Fisch
  • 24 % bei pflanzlichen Alternativen

Was ist wichtig beim Essen?

  • 99 % Geschmack
  • 89 % Gesundheit
  • 50 % einfach Zubereitung
  • 34 % wenig Kalorien

Welche Möglichkeiten gibt es zur Ernährungssicherheit für die Weltbevölkerung?

  • 90 % Reduzieren der Lebensmittelabfälle
  • 83 % Konzentration auf regionale Produkte
  • 82 % Fleischkonsum einschränken
  • 69 % Förderung der Landwirtschaft in urbanen Ballungsräumen
  • 61 % verstärkt pflanzliche Produkte konsumieren
  • 56 % kompletter Verzicht auf Fleisch
  • 54 % Produktivitätssteigerung in der Landwirtschaft
  • 47 % Lebensmittel aus Insekten herstellen
  • 26 % im Labor produziertes Fleisch konsumieren

Worauf achten die Befragten beim Einkauf und bei der Ernährung?

  • 96 % abgelaufene Lebensmittel auf Genießbarkeit testen
  • 91 % Erzeugnisse mit weniger Verpackung bevorzugen
  • 88 % Gemüse und Obst saisonal einkaufen
  • 83 % Produkte aus der Region wählen
  • 74 % eigene Verpackungen mitbringen
  • 67 % weniger Fleisch konsumieren
  • 47 % Hülsenfrüchte essen
  • 46 % ohne Auto einkaufen

Zur Erklärung: Bei der Studie waren teilweise Mehrfachantworten möglich.

Alles in allem lässt sich also festhalten, dass die Planetary Health Diet die Bedürfnisse eines erheblichen Teils deutscher Verbraucher durchaus aufgreift, diese aber konsequent weiterführt. Dass die bisher vorliegenden Ansätze noch nicht ausreichen, wurde auch von der EAT-Lancet Commission erkannt.

EAT-Lancet 2.0: Fortschritt beschleunigen und neue Erkenntnisse aufgreifen

Wie das PIK mitteilt, startete EAT-Lancet im Sommer 2022 eine neue Runde an Konsultationen, die sich über 12 Monate erstrecken werden. Ziel ist es, einen spürbaren Beitrag zur Agenda 2030, die 17 Nachhaltigkeitsziele umfasst, zu leisten und den Fortschritt in der Ernährungsumstellung zu beschleunigen. Die bisherigen Diät-Regeln sollen um neue Elemente erweitert werden. Dazu gehören zum Beispiel

  • die Anpassung der Planetary Health Diet an die regional und lokal unterschiedlichen Ernährungsweisen,
  • ein stärkerer Fokus auf Vielfalt,
  • soziale Ernährungssystemziele und
  • die Berücksichtigung der Ernährungsgerechtigkeit.

Ein wichtiger Schritt in diese Richtung ist eine diversere Zusammensetzung der EAT-Lancet Commission, die neben den globalen Konsultationen vor allem die Annahme der Ernährungsempfehlungen und damit die lokale Akzeptanz stärken soll. Darüber hinaus werden die Wissenschaftler verschiedene Übergangslösungen auf dem Weg zu einer nachhaltigen, gerechten und gesunden Zukunft der Lebensmittel mit Hilfe der auch vom Weltklimarat (IPCC) genutzten Modelle prüfen und bewerten. Diese Erkenntnisse werden dann in neue Empfehlungen einfließen. Zunächst geht es aber darum, die Ernährungsgewohnheiten insgesamt auf den Prüfstand zu stellen – und sich bei Bedarf neuen Ansätzen zu öffnen.

Wie sieht die Planetary Health Diet konkret aus?

Der wesentliche Grundsatz dabei lautet: Getreide ist knapp – also sollte es effizient eingesetzt werden. Statt es in großen Mengen in der Tierproduktion zu verfüttern, sollte es direkt vom Menschen konsumiert werden. Immerhin braucht es sieben bis zehn Kilokalorien Getreide, um eine Kilokalorie Rindfleisch zu erzeugen. Wird das Getreide selbst verarbeitet, lassen sich diese erheblichen Verluste vermeiden. Ohnehin ernähren sich immer mehr Menschen vegetarisch oder sogar vegan. Das ist jedoch für eine erfolgreiche Planetary Health Diet gar nicht notwendig, Fleisch und Fisch sind durchaus erlaubt – doch im Vergleich zu Gemüse, Hülsenfrüchten und Nüssen in einem deutlich geringeren Umfang.

Der Planetary Health Diet Wochenplan – die Mengenempfehlungen

Selbstverständlich kann es sich bei den erarbeiteten Mengenangaben der Planet Health Diet nur um eine grobe Richtlinie handeln, die zudem auf eine tägliche Kalorienzufuhr von 2.500 Kilokalorien ausgelegt ist. Der individuelle Bedarf sollte aber auch bei dieser Diät die Hauptrolle spielen: Körperlich Tätige benötigen nun einmal mehr Energie, als dies bei Menschen der Fall ist, die überwiegend Bürotätigkeiten ausführen. Darüber hinaus ist es überhaupt nicht notwendig, diese Mengenempfehlungen akribisch Woche für Woche einzuhalten. Wird in der einen Woche mal mehr Fleisch gegessen, weil beispielsweise eine Grillparty ansteht, darf es in den nächsten entsprechend weniger sein – es sollte also auf lange Sicht eine gewisse Ausgewogenheit erreicht werden. Ausreißer sind kein Problem, schmecken soll es natürlich auch.

Planetary Health Diet Wochenplan

Getreide – 230 Gramm pro Tag dabei kann es sich beispielsweise um

  • 6 EL Haferflocken und 2 Scheiben Brot (Vollkorn) oder
  • 3 EL Müsli, 1 Scheibe Brot (Vollkorn) und 1 Portion Reis handeln.

Kartoffeln – 350 Gramm pro Woche
Das entspricht in etwa zweimal wöchentlich jeweils drei mittelgroßen Kartoffeln.

Gemüse – 300 Gramm pro Tag
Diese Vorgabe lässt sich abdecken mitvjeweils einer Handvoll Feldsalat, Paprika und Brokkoli oder jeweils einer Handvoll Kürbis, Lauch und Tomaten – je nach Saison.

Obst – 200 Gramm pro Tag
Je nach Saison können dies Äpfel und Pfirsiche sein, aber auch anderes Obst kommt natürlich in Frage.

Hülsenfrüchte – 525 Gramm pro Woche
Das heißt unter dem Strich: Linsen, Bohnen, Kichererbsen, Soja oder Tofu sollten täglich auf dem Speiseplan stehen.

Nüsse – 350 Gramm pro Woche
Täglich eine Handvoll Hasel- oder Walnüsse, Sonnenblumen- oder Kürbiskerne – und schon ist diese Empfehlung erfüllt.

Milchprodukte – 250 Gramm pro Tag
Schon ein kleiner Joghurt oder ein schönes Stück Käse sind ausreichend, was sicher für viele Sahne- und Milchliebhaber erst einmal eine Umstellung ist.

Fleisch – 100 Gramm pro Woche
Und nun wird es noch schwieriger – zumindest für Fleischliebhaber: Diese Vorgabe bezieht sich auf Schweine-, Rind- und Lammfleisch und bedeutet, dass nur zweimal monatlich ein Steak von 200 Gramm ODER zweimal wöchentlich 50 Gramm Wurst drinnen sind.

Geflügel – 200 Gramm pro Woche
Hier kommt die Rettung: Zwei (moderate) Portionen Hähnchenfleisch sind pro Woche durchaus zulässig.

Fisch – einmal pro Woche
Und auch diese Empfehlung wird vielen Menschen gefallen: Es gibt keine Mengenbegrenzung, wenn es um Fisch geht – der ist gesund und liefert wichtige Fettsäuren.

Eier – zwei kleine pro Woche
Das klingt spartanisch, doch auch hier können die Mengen auf längere Sicht so optimiert werden, dass auch mal ein leckerer Kuchen mit abfällt.

Hochwertige Fette wie Raps-, Sonnenblumen-, Walnuss- und Olivenöl – 40 Gramm pro Tag. Umgerechnet sind dies drei bis vier Esslöffel voll Öl, die sich gut mit Salat oder anderen Speisen konsumieren lassen.

Gesättigte Fette wie Butter – 12 Gramm pro Tag
Wer den Geschmack von Butter mag, wird sich tüchtig einschränken müssen: Ein Stück Butter hat 250 G – nur 1/20 sind also zugelassen.

Süßungsmittel wie Zucker – 31 Gramm pro Tag
Ein Stück Würfelzucker bringt drei Gramm auf die Waage, damit kommen sicher die meisten zurecht. Allerdings sind viele Nahrungsmittel ohnehin zuckerhaltig, hier gilt es, ganz genau hinzuschauen.

Wichtig:

  • Wer also Fertiggerichte oder -produkte verwendet, sollte hier insbesondere auf enthaltenen Zucker oder auch gesättigte Fette achten.
  • Die Empfehlungen für Reis, Getreide und Hülsenfrüchte beziehen sich auf trockene Nahrungsmittel.
  • Obst und Gemüse lassen sich so austauschen, wie es zu den individuellen Vorlieben passt. Sinnvoll ist es aber, einerseits die saisonalen und andererseits die regionalen Angebote zu bevorzugen.
  • Nicht jeder Mensch mag Nüsse in den angegebenen Mengen, doch diese Zutaten lassen sich auch bei der Zubereitung leckerer Gerichte hervorragend verwenden, wie beispielsweise im Müsli, als Snack oder geröstet im Salat. Nicht zuletzt enthalten sie wertvolle Fettsäuren und Eiweiß.
  • Das Reduzieren der tierischen Produkte macht es leichter, die kostenintensiveren Bio-Produkte zu bevorzugen – der Geschmack wird ohnehin überzeugen.

Welche Lebensmittel sollte man nach der Planetary Health Diet meiden?

Es sei noch einmal betont: Es geht weder um vegane noch um vegetarische Ernährung – lediglich um den reduzierten Konsum tierischer Produkte. Fleisch sollte grundsätzlich eine höhere Qualität haben, nicht mehr jeden Tag gegessen und dafür dann bewusst genossen werden. Das trifft aber auch auf Zucker oder zuckerhaltige Lebensmittel zu. Die Empfehlung lautet ganz klar, möglichst auf bereits verarbeitete Lebensmittel zu verzichten und frisch zu kochen. Das mag zunächst nach mehr Aufwand klingen, insbesondere in größeren Familien ist die Zeit im Alltag knapp bemessen. Umso wichtiger ist es, sich langsam an eine Umstellung heranzutasten. Mit der Übung spielen sich auch die neuen Abläufe und Essgewohnheiten zur Routine ein.

Wie lässt sich der Planetary Health Diet Wochenplan einordnen?

Die Ähnlichkeit fällt auf: Auch die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) geht in ihren Empfehlungen von fünf Portionen Gemüse und Obst pro Tag aus, präferiert Vollkornprodukte ebenso wie Hülsenfrüchte und Nüsse. Allerdings weichen die empfohlenen Mengen für Milchprodukte und Fleisch – hier vor allem rotes bzw. verarbeitetes – stark voneinander ab. Die DGE-Mengenempfehlungen für Milchprodukte sind doppelt so hoch, auch Wurst und Fleisch dürften mehr konsumiert werden. An diesem Punkt wirken sich zwei Aspekte aus: Einerseits bezieht sich die DGE auf den Wert der einzelnen Lebensmittel aus gesundheitlicher Perspektive, andererseits behält sie die regionalen Ernährungsgewohnheiten im Blick – es fehlt also der globale Bezug.

Allerdings lautet dann die logische Frage: Wenn schon die DGE-Empfehlungen für viele Menschen nicht so einfach umzusetzen sind, wie soll dann die radikalere Planetary Health Diet Erfolg haben? Hier ist eine Menge Aufklärungsarbeit notwendig, gleichzeitig fehlt es am passenden politische Rahmen:

  • Das Essen in Kitas, Schulen und Betriebskantinen sollte beispielsweise bestimmte Standards erfüllen müssen.
  • Überzuckerte Lebensmittel sollten nicht mehr beworben werden. Vielmehr wäre es sinnvoll, die Hersteller mit gezielten Anreizen dazu zu animieren, die Rezepturen für die Produkte zu überarbeiten.
  • Ebenso wichtig wäre die Ausweitung des Nutri-Scores, also einer genauen und vor allem leicht erkennbaren Kennzeichnung des Nährwertes – und zwar als Pflicht.

Es gibt weitere Ideen, wie beispielsweise die Mehrwertsteuerstreichung für Gemüse und Obst, um auch bei kleinem Budget eine gesunde Ernährung zu ermöglichen. Die gesamte Preisstruktur im Lebensmittelbereich müsste überdacht werden, sodass hochwertige Lebensmittel erschwinglich, gesundheitsschädliche entsprechend teurer werden. Dazu ist noch viel Vor- und Überzeugungsarbeit zu leisten. Allerdings hat es jeder Mensch selbst in der Hand, seine Essgewohnheiten kritisch zu hinterfragen und Korrekturen vorzunehmen.

Tipps für die Ernährungsumstellung: Nehmen Sie sich Zeit!

Die Umstellung auf die Planetary Health Diet ist für viele Menschen gravierend – und unser Darm muss sich erst daran gewöhnen. Insbesondere die größere Menge Hülsenfrüchte, die beispielsweise auch als Fleischersatz in vielfältigen Varianten angeboten werden, könnten hier für Turbulenzen sorgen. Deswegen folgende Empfehlungen:

Reduzieren Sie den Konsum von Fleisch- und Wurstwaren

Fleisch gehört für viele Menschen selbstverständlich jeden Tag auf den Tisch – aber erst seit einigen Jahrzehnten. Warum nicht wieder zurück zur guten Tradition des Sonntagsbratens? Oder statt Rindfleisch lieber Hähnchen essen? Stammen die Fleisch- und Wurstwaren aus biologischer Landwirtschaft in Ihrer Nähe, erzielen Sie gleich mehrere Vorteile: Sie reduzieren die Transportkosten und werden mit hervorragendem Geschmack belohnt.

Schränken Sie den Konsum tierischer Lebensmittel ein

Milch, Milchprodukte und Eier nehmen nicht ohne Grund eine untergeordnete Rolle in der Planetary Health Diet ein: Einerseits kann sich ein übermäßiger Genuss negativ auf die Gesundheit auswirken, andererseits verbraucht die Herstellung eine Menge an Getreide und Energie – die Umweltbelastungen kommen noch dazu. Stattdessen können Sie auf Meeresfrüchte oder Fisch zurückgreifen, um Abwechslung in den Speiseplan zu bringen.

Achten Sie auf gesättigte Fette und Zucker

Auch diese Lebensmittel sind schädlich für die Gesundheit, sie fördern vor allem ein zu hohes Körpergewicht und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Es gibt durchaus interessante pflanzliche Alternativen zum Süßen, die im Geschmack nichts zu wünschen übriglassen. Insbesondere in Fertigprodukten finden sich vermehrt Industriezucker und gesättigte Fette – hier gilt es also, umsichtig vorzugehen.

Probieren Sie Hülsenfrüchte in ihrer großen Vielfalt

Sowohl Hülsenfrüchte und Vollkornprodukte als auch Gemüse, Nüsse und Obst enthalten viele wertvolle Vitamine, Mineral- und Nährstoffe – nicht zuletzt die ungesättigten Fette sind essenziell wichtig. Vor allem aber lassen sie sich auf die unterschiedlichsten Arten zubereiten, nicht umsonst basieren Fleischersatzprodukte oft genug auf Hülsenfrüchten. Testen Sie die Alternativen aus und lassen Sie Ihrer Kreativität bei der Verarbeitung freien Lauf.

Passen Sie die empfohlenen Mengen auf Ihren individuellen Energiebedarf an

Nicht nur die kulinarischen Vorlieben sind unterschiedlich, sondern auch der Bedarf an Energiezufuhr. Die im Rahmen der Planetary Health Diet empfohlenen Mengen lassen sich jedoch so anpassen, dass die Ernährung nicht nur individuell, sondern vor allem flexibel ist. Konsumieren Sie in der einen Woche mehr von einem bestimmten Lebensmittel, können Sie das in der Folge einfach ausgleichen. So lassen sich kulturelle Eigenheiten ebenso umsetzen wie ganz spezielle Präferenzen.

Behalten Sie Ihre Vorräte im Blick

Der Schrank ist voll – doch die Hälfte der gelagerten Lebensmittel hat die Mindesthaltbarkeitsdauer bereits überschritten. Geben Sie nicht gleich dem Drang, alles wegzuwerfen, nach, sondern begutachten Sie die Produkte kritisch. Oft genug sind die Fristen so kurz angesetzt, dass sich die Lebensmittel durchaus noch verzehren lassen. Bleiben Sie vorsichtig – und passen Sie Ihre Lagerbestände an den tatsächlichen Bedarf an.

Planen Sie Ihre Einkäufe vorausschauend

Shoppen Sie im Supermarkt nicht einfach drauf los, sondern erstellen Sie eine Liste, nachdem Sie Ihre Vorräte geprüft haben. Suchen Sie Wochenmärkte auf, wenn das möglich ist, oder machen Sie einen landwirtschaftlichen Betrieb in Ihrer Nähe ausfindig, der Ihren Ansprüchen genügt. Vermeiden Sie es, mit großem Hunger einkaufen zu gehen – Ihr Wagen wird dann nämlich voller werden, als es vielleicht notwendig wäre. Das Risiko, dass Sie in der Folge Lebensmittel wegwerfe müssen, die deswegen mit großen Aufwand umsonst hergestellt wurden, steigt ebenso wie Ihre Kosten.

Eignen Sie sich Wissen zur Zubereitung, Lagerung und Resteverwertung an

Die Mengen an weggeworfenen Lebensmitteln – und das oft genug in Originalverpackungen – sind angesichts der globalen Situation viel zu groß. Oft genug lassen sich Essensreste schmackhaft verwerten oder sicher einlagern, sodass Sie nicht nur Geld sparen, sondern auch Arbeit. Apropos: Warum nicht wieder für die nächsten Tage vorkochen? Daraus lässt sich sogar ein gemeinsames Familienritual gestalten: neue Rezepte und Zutaten ausprobieren, Speisen fachgerecht lagern und so nicht nur Zeit, sondern auch Geld sparen, wenn es einmal schnell gehen muss.

Fangen Sie mit kleinen Schritten – und Portionen – an und steigern Sie diese sukzessive. Probieren Sie eventuell ungewohnte Gewürze wie Kümmel, Koriander, Ingwer, Thymian, Rosmarin oder Salbei aus – die erleichtern nämlich die Verdauung und schmecken ausgesprochen interessant. Viele dieser Tipps sind keineswegs neu, sie könnten auch von den Großeltern stammen, die noch echte Lebensmittelknappheit erlebt haben und bei der Versorgung ihrer Familie kreativ werden mussten. Besinnen wir uns also auf einen bewussteren Umgang mit unserer Nahrung – das ist die Voraussetzung für einen abwechslungsreichen Planetary Health Diet Wochenplan.

Fazit: Planetary Health Diet – Utopie oder Einsicht in die Notwendigkeit?

Die immer schneller wachsende Weltbevölkerung stellt neue Herausforderungen an die Menschheit: Während die Menschen in den Industrieländern oft genug ungesund ernähren, obwohl sie die Alternativen hätten, stehen andere gar nicht vor dieser Wahl – sie leiden an Hunger, Mangelernährung und den sich daraus ergebenden gesundheitlichen Problemen. Diese Probleme sind zwar nicht neu, doch endlich scheint sich eine Lösung abzuzeichnen: Die Planetary Health Diet wurde dafür konzipiert, in absehbarer Zeit rund zehn Milliarden Menschen ausgewogen, sozial verträglich und nachhaltig ernähren zu können. Schon aus diesem Grund sollten wir uns Zeit dafür nehmen und uns mit den damit verbundenen Veränderungen in unserer Ernährungsweise befassen.

Viele junge Menschen ernähren sich ohnehin bereits vegan oder vegetarisch – die Umstellung dürfte nicht so groß ausfallen: Der Grundsatz der Planetary Health Diet lautet nämlich, dass das knappe Getreide nicht verlustreich in die Massentierhaltung investiert, sondern direkt verarbeitet und konsumiert werden sollte. Der Schwerpunkt der Ernährungsempfehlungen liegt dementsprechend auf Hülsenfrüchten, Obst und Gemüse, die bevorzugt saisonal aus regionalem Anbau konsumiert werden sollten. Weg mit dem billigen Schnitzel, hin zum hochwertigen Steak, das dafür seltener genossen wird – das sollte im Interesse unseres Planeten und natürlich unserer Gesundheit machbar sein.

Dennis
Von Dennis
Hallo, mein Name ist Dennis Philippus. Auf Nahrung.de bin ich als Chefredakteur tätig. Mit den Themen Ernährung und Fitness setze ich mich nun schon seit fast zwei Jahren intensiv auseinander, da damals meine Abnehm-Reise startete.