L-Lysin

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L-Lysin Strukturformel

L-Lysin ist von grundlegender Bedeutung für den Aufbau und die Funktion von Zellen, Geweben und Organen. Als essentielle Aminosäure ist sie nicht nur unentbehrlich, sondern muss zwingend mit der Nahrung aufgenommen werden. Doch wofür genau braucht unser Körper eigentlich Lysin? Besteht die Gefahr, dass er zu wenig bekommt? Ist es sinnvoll, L-Lysin zu supplementieren oder birgt das ungeahnte Risiken? Diese und weitere Fragen sollen in diesem Ratgeber umfassend beantwortet werden.

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Zuletzt aktualisiert am 25. Juli 2024 um 3:25 . Wir weisen darauf hin, dass sich hier angezeigte Preise inzwischen geändert haben können. Alle Angaben ohne Gewähr.

Was ist eigentlich L-Lysin?

L-Lysin ist eine der 21 proteinogenen Aminosäuren. Sie alle bilden die Bausteine für sämtliche Proteine, die im Körper zusammengesetzt werden und dessen Baupläne im Erbgut jeder Zelle hinterlegt sind. Die 21 Aminosäuren können mit Buchstaben verglichen werden, aus denen jede erdenkliche Geschichte zusammengestellt werden kann. Ihre Verfügbarkeit ist die Grundvoraussetzung für das Leben, da Proteine sowohl für die Struktur als auch für die Funktion des Körpers absolut notwendig sind. Die meisten Aminosäuren können im Körper ineinander umgewandelt und so bei Bedarf in einem gewissen Rahmen selbst hergestellt werden. L-Lysin gehört allerdings zu den 9 essentiellen Aminosäuren, die zwingend mit der Nahrung aufgenommen werden müssen, da sie unter anderem die Basis für diese Umwandlung darstellen. Auf diese Weise wird der Bedarf an allen 21 proteinogenen Aminosäuren abgedeckt.

L-Lysin Strukturformel
Die Strukturformel von L-Lysin

Chemisch betrachtet handelt es sich bei Aminosäuren um eine organische Verbindung, die eine Aminogruppe (-NH2) und eine Corbonsäuregruppe (-COOH) enthalten. Diese beiden Gruppen können gespiegelt vorliegen, sodass auch Lysin in zwei sogenannten Enantiomeren vorkommen kann: L-Lysin und D-Lysin. In Proteinen kommt ausschließlich L-Lysin vor, währen D-Lysin für den Menschen keine besondere Rolle spielt. In vielen Texten, so auch in diesem, wird die daher die kürzere Bezeichnung Lysin mit L-Lysin gleichgesetzt. Sollte das D-Enantiomer gemeint sein, wird dies immer explizit benannt. Zusätzlich zu diesen zwei für Aminosäuren charakteristischen chemischen Gruppen enthält Lysin als variablen Rest eine weitere Aminogruppe, die für die basischen Eigenschaften von Lysin verantwortlich ist.

Welche Aufgabe erfüllt L-Lysin im Körper?

Wie alle proteinogenen Aminosäuren wird auch Lysin als Baustein für unterschiedlichste Proteine benötigt. Diese Eiweiße könnten dann nicht in ausreichender Menge hergestellt werden, wenn auch nur eine der notwendigen Aminosäuren nicht zur Verfügung steht. Unter anderem folgende Proteine benötigen für ihre Bildung Lysin:

Strukturproteine

Lysin kommt besonders in Strukturproteinen wie dem Kollagen in großer Menge vor. Kollagen ist von großer Bedeutung in der Haut und dem Bindegewebe und sichert dort die mechanische Stabilität. So werden sowohl Knorpel als auch Sehnen und Blutgefäße stabilisiert und erhalten eine gesunde Mischung aus Festigkeit und Flexibilität. Dadurch ist Kollagen nicht nur wichtig für eine straffe Haut, sondern vielmehr für eine gute Beweglichkeit der Gelenke und ein mechanisch stabiles Herz-Kreislauf-System.

Transportproteine

Der Blutkreislauf sichert die Versorgung sämtlicher Zellen des Körpers mit den unterschiedlichsten Substanzen. Transportproteine übernehmen dabei die Aufgabe, bestimmte Substanzen für diesen Transfer zu binden und am Zielort wieder zu entlassen. So benötigt Hämoglobin, das notwendig für den Transport von Sauerstoff ist ebenso Lysin wie unterschiedliche Lipoproteine, die unter anderem wichtige Omega-3-Fettsäuren durch die Blutbahn geleiten. Integriert in Zellmembranen sind Transportproteine von wesentlicher Bedeutung für die Versorgung der Zellen sowie für die Aufrechterhaltung eines notwendigen Gefälles der Ionenkonzentration zwischen dem Innern und Äußeren der Zelle. Bei einer mangelhaften Herstellung der unterschiedlichen Transportproteine kann zu erheblichen Funktionsstörungen im Stoffwechsel kommen. 

Kontraktile Proteine

Kontraktile Proteine bewirken Bewegung auf Molekülebene. Schließen sich sehr viele dieser Proteine zusammen, sind sie in der Lage, einen ganzen menschlichen Körper zu bewegen. Die kontraktilen Proteine Aktin und Myosin, die in sehr großer Menge in Muskelzellen vorkommen und für dessen Kontraktilität verantwortlich sind, enthalten als wichtigen Baustein Lysin. Sie werden regelmäßig von den Muskelzellen gebildet und auf diese Weise erneuert. Dadurch bewirken sie nicht nur den Aufbau von Muskeln, sondern sichern auch ihren Fortbestand.

Gerinnungsfaktoren im Blut

Die Blutgerinnung ist ein lebenswichtiger biochemischer Prozess, durch den offene Wunden zügig von innen verschlossen werden, sodass bei Verletzungen der Blutverlust in Grenzen gehalten wird. Er läuft über eine Reaktionskaskade mit 12 unterschiedlichen Gerinnungsfaktoren, die nacheinander aktiviert werden und unter anderem Lysin als wichtigen Baustein enthalten. Bei Störungen der Blutgerinnung neigen Betroffene zu einer verstärkten Blutungsneigung. Dadurch bluten nicht nur Wunden länger, sondern es zeigen sich auch häufig Blutergüsse oder Einblutungen in die Haut, die scheinbar grundlos entstanden sind. Andersherum kann das Gerinnungssystem aber auch überschießen, sodass eine übermäßige Blutgerinnung stattfindet. Mediziner sprechen von einer Thrombophilie. Dabei können sich Blutgerinnsel bilden, die mitunter lebensbedrohlich werden können.

Hormone und Enzyme

Hormone und Enzyme steuern wichtige Stoffwechselprozesse und wirken regulierend auf die unterschiedlichsten Abläufe im Körper, die optimalerweise in einem gesunden Gleichgewicht ablaufen. Bei einer Unterversorgung mit Lysin kann diese Aminosäure zu einem limitierenden Faktor bei der Synthese unterschiedlicher Hormone und Enzyme werden, sodass sie nicht mehr in der eigentlich benötigten Menge hergestellt werden können. Bei einem Ungleichgewicht entstehen Funktionsstörungen oder Stoffwechselerkrankungen. Der komplexe Zusammenhang zwischen Lysin und Stoffwechselerkrankungen wird am Beispiel von Diabetes deutlich. Bei Diabetes-Patienten zeigt sich eine erhöhte Lysin-Acetylierung von unterschiedlichen Proteinen in der Niere. Durch die Acetylierung werden die jeweiligen Proteine in Struktur und Funktion verändert, sodass sie zum Beispiel an- und ausgeschaltet werden können. Der Prozess ist eine Anpassung an die veränderten Blutwerte bei Diabetikern, die langfristig eine große Belastung für die Nieren darstellen. Zusätzlich kann aber die Einnahme von Lysin den Blutzuckerspiegel bei diesen Patienten leicht senken und so diesem Prozess entgegenwirken. Die genauen Mechanismen sind allerdings bis heute noch nicht ganz verstanden. [1]

L-Carnitin

L-Carnitin spielt eine bedeutende Rolle im menschlichen Energiestoffwechsel und sichert die Bereitstellung des universellen Energieträgers Adenosintriphosphat (ATP). Es wird vor allen Dingen in der Leber, den Nieren und dem Gehirn aus den essentiellen Aminosäuren Lysin und Methionin hergestellt. Als Cofaktoren werden die Mikronährstoffe Vitamin C, Vitamin B3 (Niacin), Vitamin B6 (Pyridoxin) und Eisen zwingend benötigt. Bei einer Unterversorgung mit Lysin könnte die Aminosäure zum limitierenden Faktor werden und so die Herstellung von Carnitin begrenzen, sodass es nicht in der benötigten Menge zur Verfügung steht. Die Folge wäre eine mangelnde Bereitstellung von Energie, die sich durch Leistungsabfall oder Konzentrationsschwäche darstellen könnte. Faktisch ist eine Unterversorgung mit Carnitin allerdings sehr unwahrscheinlich, weil es zusätzlich zur Eigensynthese auch über die Nahrung aufgenommen werden kann.

Lysin in Schmerzmitteln

Neben den eigentlichen Funktionen für den menschlichen Organismus kennen viele Menschen Lysin als hoch beworbenen Zusatz in schmerzstillenden Medikamenten. Dort soll die Aminosäure eine schnellere Aufnahme des jeweiligen Wirkstoffes (z. B. Ibuprofen) in die Blutbahn bewirken und dadurch zu einer beschleunigten Wirkung des Medikamentes führen. Studien, die diese Hypothese untersucht haben, kommen allerdings zu uneindeutigen Ergebnissen. Es scheint, als zeige sich die gewünschte Beschleunigung nur bei sogenannten in-vitro-Versuchen, also bei Studien, die nicht an lebenden Organismen durchgeführt werden, sondern in einem experimentellen Aufbau. Klinische Studien an Menschen (auch „in-vivo“) zeigen hingegen kaum eine nennenswerte Beschleunigung der Wirksamkeit. [2]

Was passiert bei einem Mangel an Lysin?

Ein isolierter Mangel an Lysin tritt in der Praxis in der Regel nicht auf, da sämtliche Aminosäuren kombiniert in Form von pflanzlichen oder tierischen Proteinen mit der Nahrung aufgenommen werden. Vielmehr kann eine generelle Unterversorgung mit den essentiellen Aminosäuren vorliegen, die auf eine mangelnde Proteinaufnahme insgesamt zurückgeführt werden kann. Die Beschwerden, die sich aufgrund der großen Funktionsvielfalt der Aminosäuren dann einstellen, sind vielseitig und sehr allgemein. So treten meist Müdigkeit und Konzentrationsschwäche sowie eine reduzierte körperliche Leistungskraft auf. Auch eine Schwächung des Immunsystems kann auf eine Unterversorgung mit Lysin und anderen essentiellen Aminosäuren hin deuten. Bei Kindern führt eine mangelnde Proteinzufuhr zu Wachstumsstörungen. Eine mögliche Unterversorgung kann über eine Blutuntersuchung ermittelt werden und rasch durch eine Anpassung der Proteinaufnahme behoben werden.

Wie kann L-Lysin aufgenommen werden?

Lysin gelangt in der Regel als Baustein unterschiedlicher Proteine in den Verdauungstrakt. Damit die Aminosäure aufgenommen werden kann, müssen diese Proteine durch bestimmte Verdauungsenzyme in kleine Fragmente zerlegt werden. Bereits im Magen wird diese Aufgabe von Pepsin erfüllt, sodass die großen Proteine bei der Passage in den Darm bereits in deutlich kleinere Peptide aufgespalten sind. Dort spalten Peptidasen aus der Bauchspeicheldrüse die Peptide weiter auf, sodass die enthaltenen Aminosäuren schließlich einzeln vorliegen und von den Zellen der Darmschleimhaut aktiv aufgenommen werden können. Die Aufnahmerate von essentiellen Aminosäuren liegt bei einem gesunden Menschen bei annähernd 100 Prozent und ist somit als extrem effizient zu bezeichnen. Überschüssig aufgenommene Aminosäuren werden über die Nieren wieder ausgeschieden.

L-Lysin in natürlichen Nahrungsmitteln

Lysin ist ein wichtiger Bestandteil in pflanzlichen und tierischen Proteinen und kommt grundsätzlich in fast allen natürlichen Nahrungsmittel vor. Besonders große Mengen, das gilt für alle Aminosäuren, finden sich dabei in Fleisch, Fisch und anderen tierischen Erzeugnissen. Tierische Lebensmittel bieten neben einer großen Menge an Proteinen außerdem den Vorteil, dass sie immer alle essentiellem Aminosäuren enthalten. So sind auch Eier, Milch und Milchprodukte eine gute Quelle für Lysin und andere essentiellen Aminosäuren. Bei pflanzlichen Lebensmitteln hingegen ist die Vielfalt an Aminosäuren mitunter deutlich geringer. Doch bei einer ausgewogenen und vielseitigen Ernährung stellt auch der komplette Verzicht auf Fleisch in der Regel kein Problem für die Versorgung mit Lysin dar. Vergleichsweise große Mengen an Lysin finden sich in Hülsenfrüchten, Nüssen und Getreide.

Lebensmittel mit einem hohen Anteil an Lysin:

  • Fleisch und Wurst
  • Fisch
  • Eier
  • Bohnen
  • Linsen
  • Erdnüsse
  • Cashewkerne
  • Haferflocken
  • Whey Protein

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) stellt basierend auf der aktuellen Forschungslage Empfehlungen auf, in welchen Mengen bestimmte Nährstoffe täglich aufgenommen werden sollten. Da es keine gesonderten Empfehlungen für Lysin gibt, wird an dieser Stelle auf die Empfehlungen für die Proteinaufnahme im Allgemeinen hingewiesen. Hier rät die DGE allen Erwachsenen bis 65 Jahre zu einer Zufuhr von 0,8 g Protein pro Kilogramm Körpergewicht und Tag. Für einen 70 kg schweren Menschen mittleren Alters läge der Bedarf an Proteinen somit bei 56 g pro Tag. Das entspricht in etwa einem Ei, 100 g Lachs und einer Portion Bohnen. Ältere Menschen sollten ihre Proteinzufuhr etwas erhöhen und 1 g pro kg und Tag erreichen. Diese Empfehlung ist darauf zurückzuführen, dass der körpereigene Proteinabbau im Alter langsamer läuft und bestehende Proteine schneller abgebaut werden. Aus diesem Grunde kommt es mit zunehmendem Alter zu einem fortschreitenden Muskelabbau, der den Körper schwächt. Eine erhöhte Proteinaufnahme kann diesem Effekt entgegenwirken. Auch Schwangere und insbesondere Stillende sollten laut DGE ihre Proteinzufuhr erhöhen, da das Baby die enthaltenen Aminosäuren unter anderem für ein gesundes Wachstum und die für das Immunsystem benötigt. Eine spezifische Empfehlung für Sportler gibt es vonseiten der DGE allerdings nicht. Sie hält die empfohlene Tagesmenge für ausreichend, um auch den erhöhten Proteinbedarf bei 4-5 Sporteinheiten mittlerer Intensität decken zu können. Lediglich im ambitionierten Breitensport und im Leistungssport könne eine angepasste Proteinzufuhr sinnvoll sein. [3]

Durch die große Vielfalt an Lebensmitteln mit Lysin und die exzellente Resorptionsrate ist davon auszugehen, dass bei einer ausgewogenen Ernährung problemlos eine ausreichende Menge an Lysin mit der Nahrung aufgenommen wird. Doch da Vermutungen allein nicht ausreichen wird in Deutschland regelmäßig die Versorgungslage der Bevölkerung mit den unterschiedlichsten Nährstoffen ermittelt. Die letzte große bundesweite Verzehrsstudie wurde in dem Zeitraum von 2005 bis 2007 durchgeführt und untersuchte unter anderem auch die durchschnittliche Aufnahme von Proteinen. Sie wurde im Auftrag des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz von der Bundesforschungsanstalt für Ernährung und Lebensmittel durchgeführt. Dabei zeigte sich, dass sowohl Männer als auch Frauen im Schnitt mehr Proteine zu sich nahmen als empfohlen wird. Diese hohen Aufnahmen kamen vermutlich durch einen meist sehr hohen Fleischkonsum zustande. Trotz des hohen Durchschnittswertes erreichten etwa 11 % der Männer und 15 % der Frauen die empfohlene Tagesmenge für Proteine nicht. [4]

L-Lysin in Supplements

Neben den natürlichen Nahrungsmitteln sind auch Supplements eine mögliche Quelle für eine Extraportion Lysin. Die Aminosäure kann in industriellem Maßstab aus Bakterien gewonnen werden, die genetisch so verändert sind, dass sie große Mengen davon produzieren. Sie ist 1:1 identisch mit dem Lysin, das aus natürlichen Lebensmitteln aufgenommen wird. Als einzelnes Supplement wird L-Lysin in der Regel als Kapsel angeboten. Sie bietet den Vorteil, dass die Aminosäure bereits dosiert und unkompliziert einzunehmen ist. Aber auch loses Pulver zur eigenen Dosierung oder Tabletten werden auf dem Markt angeboten. Die Hersteller empfehlen meist mehrere kleine Dosen über den Tag verteilt, sodass eine Tagesdosis zwischen 500 und 3000 mg erreicht wird. Die Einnahme erfolgt am besten zu den Mahlzeiten.

Lysin als Supplement befindet sich auch in vielen Kombipräparaten. An dieser Stelle sind natürlich kombinierte EAA-Supplements ((Essential Amino Acids) zu benennen, die sämtliche 9 essentiellen Aminosäure enthalten. Aber auch Mischungen unter anderem zur Stärkung des Immunsystems beinhalten häufig L-Lysin. Von Seiten er Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) liegen bis heute noch keine zugelassenen gesundheitsbezogenen Aussagen für Lysin vor, weswegen Formulierungen auf den jeweiligen Produkten meist sehr wage sind.

 

Wer könnte von Supplements mit L-Lysin profitieren?

Bei einer ausgewogenen Ernährung mit einem genügenden Proteinanteil ist die Versorgung mit sämtlichen Aminosäuren, wobei eigentlich nur die 9 essentiellen Aminosäuren kritisch zu betrachten sind, normalerweise problemlos gewährleistet. Ein kritischer Mangel, vor allen Dingen einer einzelnen Aminosäure, ist äußerst unwahrscheinlich. Wohl aber kann es durch verschiedene Szenarien zu einer (leichten) Unterversorgung mit essentiellen Aminosäuren im Allgemeinen kommen. Dabei gilt, dass diejenige der neun Aminosäuren den limitierenden Faktor für die Neubildung der meisten Proteine darstellt, die am wenigsten vorhanden ist. Sollte dies zufällig Lysin sein, dann könnte in dieser Situation eine gezielte Supplementierung dieser einzelnen Aminosäure einen minimalen positiven systematischen Effekt haben. Dieses Szenario ist allerdings eher ein theoretisches Konstrukt.

Tatsächlich können einige Personengruppen von einer gezielten Supplementierung aller essentiellen Aminosäuren profitieren. Hierzu gehören Menschen mit einer ernährungsbedingten Unterversorgung oder bestimmten chronischen Erkrankungen. Auch Sportler oder ältere Menschen generell können von einer Supplementierung einen Vorteil haben. Genauere Informationen hierzu finden sich in folgendem Artikel: Essentielle Aminosäuren. Einzelne Aminosäuren zielen auch bei dieser Personengruppe womöglich ins Leere.

Hersteller von Lysin Supplements bewerben ihr Produkt in erster Linie für Veganer, Sportler oder Menschen, die ihr „Immunsystem unterstützen“ möchten. Ein positiver Effekt der Supplementierung bei diesen Personengruppen bleibt fraglich und das nicht nur, weil eine einzelne Aminosäure, wie oben beschrieben, in einem komplexen System wenig bewegen kann. Bei Veganern, die sich abwechslungsreich und vor allen Dingen mit ausreichend Hülsenfrüchten ernähren, ist keine Unterversorgung mit Lysin zu erwarten, weswegen eine zusätzliche Gabe nicht benötigt wird und über die Nieren wieder aus dem Körper gespült wird. Bei Sportlern liegt das Hauptargument für eine Lysin-Supplementierung in der positiven Wirkung auf die Bildung von Carnitin. Die Synthese von Carnitin erfolgt allerdings bedarfsdeckend und wäre nur bei einer tatsächlichen Unterversorgung mit Lysin eingeschränkt, die wiederum nicht zu erwarten ist. Informationen über L-Carnitin und warum es als Supplement meist deutlich weniger nutzt als die Werbeslogans suggerieren, sind unter obigen Link zu finden.

Zuletzt bleibt der vermeintliche Effekt von Lysin für eine Stärkung des Immunsystems. Ja, Lysin ist an der Bildung wesentlicher Proteine des Immunsystems maßgeblich beteiligt und bei einem Mangel, der wiederum nicht einzeln auftritt, sondern eher alle essentiellen Aminosäuren betrifft, kann es zu einem Nachlassen der Abwehrkräfte kommen. Doch auch in einem solchen Fall wäre eine zusätzliche Gabe von Lysin allein ein Tropfen auf dem heißen Stein und würde sinnlos bleiben, wenn andere Aminosäuren den limitierenden Faktor für die Bildung wichtiger Proteine des Immunsystems darstellen. Ohne eine bestehende Unterversorgung wird ein Überschuss an Lysin über die Nieren ausgeschieden und nicht weiter verwertet. Ein zusätzlicher Schub für das Immunsystem ist somit nicht zu erwarten.

Ein medizinisch interessanter Aspekt von Lysin ist allerdings seine potentielle Wirkung in der Therapie von Herpes simplex. Das Virus benötigt für seine Ausbreitung eine große Menge der semi-essentiellen Aminosäure Arginin. Diese kann jedoch bei einem hohen Aufkommen von Lysin verdrängt werden und dadurch die Ausbreitung und die Symptome der Erkrankung mildern. Hierfür scheint eine Dosis von mindestens 3 g pro Tag notwendig zu sein. Prophylaktisch scheint Lysin keine Wirkung gegen Herpesviren zu besitzen [5]. Obwohl die Studienlage bisher nur erste Hinweise liefert und genauere Erkenntnisse noch gewonnen werden müssen, gibt es bereits unterschiedliche lysinhaltige Präparate, die speziell zum Vorgehen gegen Herpes angepriesen werden. 

Höchstmengen und gesundheitliche Risiken

Es wird aktuell davon ausgegangen, dass bis zu 3 g Lysin pro Tag für einen Menschen kein gesundheitliches Problem darstellt. Über diese Menge hinaus kann es möglicherweise zu Gerinnungsstörungen des Blutes kommen. Sie lassen sich eventuell auf ein Ungleichgewicht der Gerinnungsfaktoren zurückführen. Differenzierte Studien hierzu gibt es allerdings nicht. Ebenso werden mögliche Schädigungen der Nieren oftmals als mögliches Risiko einer langfristigen hochdosierten Einnahme von Lysin genannt. Eine mögliche Überbelastung durch die stark vermehrte Ausscheidung der überschüssigen Aminosäure lässt diese auch Hypothese naheliegend erscheinen.

Eine offizielle Stellungnahme für Lysin in Nahrungsergänzungsmitteln durch das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) gibt es zum aktuellen Zeitpunkt nicht. Lediglich die DGE weißt auf ihrer Homepage daraufhin, dass die hoch dosierte Zufuhr einzelner Aminosäuren zu einem Ungleichgewicht im Aminosäurenstoffwechsel insgesamt führen kann, wodurch die unterschiedlichen Stoffwechselprozesse aus dem natürlichen Gleichgewicht geraten können. Insbesondere auf neurologischer Ebene könne dies zu Problemen führen.

Fazit

L-Lysin ist eine von neun essentiellen Aminosäuren. Sie alle sind für den Menschen überlebenswichtig, da sie für eine Vielzahl an Proteinen benötigt werden, die die Struktur und die Funktion des Organismus sicherstellen. Lysin wird als Baustein von tierischen oder pflanzlichen Eiweißen mit der Nahrung aufgenommen, wobei davon ausgegangen werden kann, das die Versorgungslage bei den meisten Menschen in Deutschland mehr als ausreichend ist. Sollte doch eine ernährungsbedingte Unterversorgung vorliegen, wäre allerdings nicht Lysin einzeln betroffen, sondern mehrere (wahrscheinlich alle) essentielle Aminosäuren. In einem solchen Fall könnte eine gezielte Supplementierung aller essentiellen Aminosäuren die Unterversorgung ausgleichen. Eine isolierte Einnahme von Lysin allein hingegen bringt mit oder ohne allgemeine Unterversorgung wahrscheinlich keinen nennenswerten Vorteil. Immerhin scheint die Einnahme mit keinem markanten gesundheitlichen Risiko verbunden zu sein, solange die Höchstmenge von 3000 mg pro Tag nicht überschritten wird.

Quellen

[1] Kisanam H et al. (2014) Diabetes Induces Lysine Acetylation of Intermediary Metabolism Enzymes in the Kidney. Diabetes. 2014 Jul;63(7):2432-9.

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/24677711/

[2] Negt A (2020) Ibuprofen-Lysin zeigt keine schnellere Wirkung. Apotheke adhoc, 7.2.2020

https://www.apotheke-adhoc.de/nachrichten/detail/pharmazie/ibuprofen-lysin-zeigt-keine-schnellere-wirkung-galenik-entscheidet-ueber-freisetzung/

[3] Deutsche Gesellschaft für Ernährung  (DGE) Pressemeldung von 08/2017

https://www.dge.de/fileadmin/public/doc/pm/2017/DGE-Pressemeldung-aktuell-08-2017-Referenzwert-Protein.pdf

[4] Max Rubner-Institut & Bundesforschungsinstitut für Ernährung und Lebensmittel (2008) Nationale Verzehrsstudie II – Ergebnisbericht https://www.bmel.de/SharedDocs/Downloads/DE/_Ernaehrung/NVS_ErgebnisberichtTeil2.pdf

[5] Mailoo VJ & Rampes S (2017) Lysine for Herpes Simplex Prophylaxis: A Review of the Evidence. Integr Med (Encinitas). 2017 Jun;16(3):42-46.

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/30881246/

Annika Mix ist promovierte Biologin und arbeitete viele Jahre in der medizinischen Grundlagenforschung. Mit einer journalistischen Weiterbildung erfüllte sie sich den Wunsch, als freiberufliche Texterin und Wissenschaftsjournalistin Themen aus dem Bereich von Gesundheit und Forschung alltagsnah zu vermitteln.