Xylose-Isomerase

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Fructose - Xylose-Isomerase

Bei Xylose-Isomerase – eine andere Bezeichnung ist Glucose-Isomerase – handelt es sich um einen Wirkstoff aus der großen Gruppe der Enzyme, das vor allem von dem Bakterium Streptomyces rubiginosus, aber auch von anderen Bakterien gebildet wird. Eine industrielle Verwendung findet Xylose-Isomerase seit den 1950er Jahren bei der Produktion von Isoglucose, einem Gemisch aus Traubenzucker und Fruchtzucker, aus dem Grundstoff Glucosesirup.

Xylose-Isomerase ist als medizinisches Produkt bzw. als Nahrungsergänzungsmittel unter verschiedenen Namen (Fructosin(R), Fructaid(R), Fructease(R)) in Form von Kapseln erhältlich. Das Enzym wird eingesetzt, um Beschwerden bei einer Fructosemalabsorption vorzubeugen und diese zu lindern. Es unterstützt im Dünndarm die Umwandlung von Fructose in Glucose, die vom Blutkreislauf leicht aufgenommen wird. Durch diese Umwandlung wird verhindert, dass Fructose später in den Dickdarm gelangen kann und zu Beschwerden führt.

Fructose - Xylose-Isomerase

In welchen Lebensmitteln und Stoffen ist Fructose enthalten?

Natürliche Vorkommen von Fructose finden sich in unterschiedlichen Anteilen in Obst und Fruchtsäften sowie in relativ kleinen Mengen in manchen Gemüsearten. Während letztere normalerweise problemlos vertragen werden, sind vor allem Obst und Fruchtsäfte für Personen mit einer Fructosemalabsorption relevant. Fruchtzucker kommt darüber hinaus in vielen verarbeiteten Lebensmitteln vor, da er eine höhere Süßkraft hat als gewöhnlicher Zucker. Mit Vorsicht zu genießen sind auch fructosehaltige Zuckervarianten und Zuckeralkohole.

Fructosehaltige Zuckervarianten:

  • Fructose- und Glucosesirup
  • Saccharose
  • Rohr-, Kristall-, Rüben-, Puder- und brauner Zucker
  • Gelier-, Einmach- und Vanillezucker
  • Kandis
  • Ahornsirup
  • Invertzucker
  • Ursüße
  • sämtliche Arten von Dicksäften

Zuckeralkohole:

  • Sorbit/Sorbitol (E 420)
  • Mannit/Mannitol (E 412)
  • Isomalt (E 953)
  • Maltit (E 965)
  • Laktit (E 966)
  • Xylit (E 967)

Was ist eine Fructosemalabsorption?

Nicht wenige Menschen leiden unter einer Fructosemalabsorption. Schätzungen gehen davon aus, dass jeder dritte erwachsene Mensch in Europa und in Nordamerika davon betroffen ist. Die Fructosemalabsorption sollte nicht mit einer Frucoseintoleranz verwechselt werden, was leider häufig der Fall ist. Es handelt sich dabei um zwei verschiedene Stoffwechselstörungen. Die Fructosemalabsorption gehört zu den Arten der Lebensmittelunverträglichkeiten.

In der Dünndarmschleimhaut befinden sich Transporteiweiße, die dafür sorgen, dass Nährstoffe aus dem Inneren des Darms ins Blut überführt werden. Einige dieser Eiweiße (GLUT-5) transportieren neben Traubenzucker auch Fruchtzucker (Fructose). Natürlicherweise ist die Menge an Fructose, die in einem bestimmten Zeitraum in die Blutbahn befördert werden kann, begrenzt. Es ist bei jedem Menschen individuell recht unterschiedlich, welches Maß an Fruchtzucker er verträgt. Zudem haben die Veränderungen von Lebensgewohnheiten in der Vergangenheit dazu beigetragen, dass wir mehr Fructose aufnehmen und die Verweildauer des Nahrungsbreis im Dünndarm sich verkürzt hat

Wird über die Nahrung mehr Fructose aufgenommen, als der Dünndarm verarbeiten kann, treten aber immer die gleichen Folgen auf: Die überschüssige Menge wandert in den Dickdarm und wird dort zum Teil in das Gas Methan umgewandelt. Das löst Verdauungsprobleme aus, die sich als

  • Bauchschmerzen
  • Völlegefühl
  • Durchfall
  • Verstopfung
  • Blähungen
  • Krämpfe
  • Bauchgeräusche
  • Aufstoßen
  • Müdigkeit
  • Energiemangel

äußern können, ähnlich wie bei anderen Nahrungsmittelunverträglichkeiten – zum Beispiel Laktoseintoleranz. Zudem wird die Darmflora des Dickdarms verändert, so dass auch ein Mangel an wichtigen Substanzen wie Zink, Folsäure oder Tryptophan, einer Aminosäure, auftreten kann.

Diagnose einer Fruktosemalabsorption

Treten die typischen Beschwerden nach der Aufnahme von weniger als 25 Gramm Fructose auf, liegt eine Fruktosemalabsorption vor. Da dies aber ein relativ unspezifisches Ergebnis ist, wenden Mediziner für die Diagnose einen Wasserstoff- oder H2-Atemtest an. Dafür wird über einen Zeitraum von etwa drei Stunden die Wasserstoffkonzentration in der Atemluft des Patienten gemessen. Steigt die H2-Konzentration in dieser Zeit an, liegt eine Fruktosemalabsorption vor, denn Bakterien im Darm wandeln überschüssige Fructose zum Teil in Wasserstoff um, der mit der Atemluft ausgeschieden wird.

Die Behandlung einer Fruktosemalabsorption

Die Behandlung einer Fruktosemalabsorption ist eine längerfristige Angelegenheit. Zu Beginn sollte der Patient die Aufnahme von Fructose erst einmal reduzieren. Anschließend geht es an eine Umstellung der Ernährungsweise, wobei der Gehalt an Fett und Eiweiß in der Nahrung erhöht wird. Das Ziel dahinter ist, dass der Organismus letztendlich wieder ungefähr die Menge an Fructose ohne Beschwerden verdauen kann, wie es bei einem gesunden Menschen der Fall ist. Von einem vollständigen Verzicht auf Fruchtzucker ist jedoch abzuraten, da sich die Beschwerden möglicherweise verschlimmern, sobald der Patient wieder Fructose zu sich nimmt.

Während der Behandlung ist die Begleitung durch einen Arzt oder eine Ernährungsberaterin empfehlenswert. Sie können kontrollieren, dass die betroffene Person keine Nährstoffdefizite entwickelt und dem Körper jederzeit alle relevanten Lebensmittel für eine gesunde Ernährung zur Verfügung stehen.

Ein Tipp: Menschen, die an einer Fruktosemalabsorption leiden, sollten langfristig auf Alkohol verzichten und auch kein Sorbit zu sich nehmen. Sorbit ist ein Lebensmittelzusatzstoff (E 420) und dient in vielen industriell hergestellten Nahrungsmitteln als Zuckeraustauschstoff oder Feuchthaltemittel, beispielsweise in Kaugummi, Senf, Ketchup, Mayonnaise, fertigen Salatdressings oder Toastbroten. Sorbit hemmt die Fructoseverdauung im Dünndarm und kann die Symptome und Beschwerden verstärken.

Wie wird das Enzym Xylose-Isomerase verwendet?

Eine Fructosemalabsorption kann im Alltag auf Grund der genannten Beschwerden ziemlich unangenehm und lästig sein. Durch die Einnahme von Kapseln wie Fructosin(R) oder Fructaid(R), die das Enzym Xylose-Isomerase enthalten, können Betroffene dem Problem vorbeugen bzw. die Symptome lindern. Der Vorteil ist, dass sie ihre Ernährung nicht komplett auf fructosefreie Lebensmittel umstellen müssen.

Die Kapseln mit Xylose-Isomerase sind nicht verschreibungspflichtig und deshalb in Apotheken frei erhältlich. Es handelt sich dabei nicht um zulassungspflichtige Arzneimittel, die Krankheiten vorbeugen oder heilen sollen, sondern um Medizinprodukte, zu denen beispielsweise auch Hörgeräte und Kontaktlinsen, Implantate, Rollstühle oder spezielle Pflegebetten gehören.

In der Regel genügt es, einige Minuten vor jeder Mahlzeit eine Kapsel zu sich zu nehmen, bei manchen Produkten auch mehr bis zu vier Kapseln. In den meisten Fällen kann die Anwendung bis zu viermal pro Tag durchgeführt werden. Eine spezifische Ernährung ist dann nicht erforderlich, man kann ganz normales Essen verzehren. Wie die jeweiligen Xylose-Isomerase-Kapseln anzuwenden sind, sollte auf jeden Fall an Hand der Packungsbeilage des Herstellers erfolgen.

Empfehlung: Einige Bevölkerungsgruppen sollten Produkte wie Fructosin(R) oder Fructaid(R) nur nach Rücksprache mit ihrer Ärztin oder ihrem Arzt einnehmen. Dazu zählen:

  • Kinder
  • schwangere Frauen
  • stillende Frauen
  • Diabetiker

Bei Diabetikern ist besondere Vorsicht geboten. Denn da die Kapseln mit Xylose-Isomerase Fructose in Glukose umwandeln, erhöht sich die Aufnahme von Glucose in den Blutkreislauf deutlich. Betroffene Patienten sollten das Mittel deshalb nicht nur nach Rücksprache, sondern unter Umständen auch unter permanenter ärztlicher Aufsicht einnehmen.

Die Wirkung von Xylose-Isomerase im menschlichen Organismus

Nach der Einnahme einer Kapsel mit Xylose-Isomerase löst sich diese im Magen auf. Anschließend wird das Enzym im Dünndarm freigesetzt und kann dort seine Wirkung entfalten, indem es neben anderen Prozessen überschüssige Fructose, die der Körper nicht auf natürliche Weise verdauen kann, in Glucose umwandelt. Die Beschwerden einer Fructosemalabsorption sollten dann stark reduziert werden oder ganz wegfallen. Die Studienlage zu diesem Thema ist aber bisher insgesamt noch sehr noch sehr dünn.

Wie wird Xylose-Isomerase dosiert und eingenommen?

Die Dosierung und Einnahme von Xylose-Isomerase ist letztendlich immer von dem gekauften Produkt abhängig. Deshalb sollte unbedingt die jeweilige Gebrauchsanweisung studiert und befolgt werden.

Gibt es unerwünschte Wirkungen bzw. Nebenwirkungen?

Das Enzym Xylose-Isomerase ist im Allgemeinen gut verträglich. Die U.S. Food and Drug Administration (FDA) – das ist die US-amerikanische Behörde für Lebens- und Arzneimittelsicherheit – hat Xylose-Isomerase als „generally recognized as safe“, also „allgemein als sicher anerkannt“, eingestuft. Dazu muss man jedoch anmerken, dass diese Einschätzung sich nicht auf das Enzym als Hilfe bei einer Fructosemalabsorption, sondern auf den Einsatz in der Nahrungsmittelindustrie bezieht. Es gibt bis heute keine gesicherten Studien und Untersuchungen zu den tatsächlichen Nebenwirkungen der Kapseln. Betroffene Personen, die unter dieser Fructoseunverträglichkeit leiden, sollten sich deshalb sorgfältig überlegen, ob sie auf Xylose-Isomerase zurückgreifen wollen oder lieber ihre Ernährungsweise umstellen. Wer sich für die Kapseln entscheidet, wird diese in der Regel ein Leben lang einnehmen.

Welche Ergebnisse und welche Bedenken gibt es zur Wirksamkeit von Xylose-Isomerase?

In Bezug auf die Wirksamkeit von Xylose-Isomerase bei Fructosemalabsorption gibt es bisher nur eine einzige und sehr kleine Studie. Die Anzahl der Probanden mit der Unverträglichkeit betrug nur 65 Personen. Diese bekamen zu einer Nahrungsaufnahme mit einem Fructose-Anteil von 25 Gramm drei Kapseln mit dem Enzym. Beim H2-Atemtest zeigten sich reduzierte Werte gegenüber einer Vergleichsgruppe, die lediglich Placebos zur Verfügung gestellt bekam. Bauchschmerzen und Übelkeit fielen bei den Teilnehmern, die Xylose-Isomerase zu sich genommen hatten, ebenfalls geringer aus, während die Blähungen unverändert blieben.

Ein weiterer Schwachpunkt der Studie ist, dass die Ergebnisse nur nach einer einmaligen Aufnahme des Enzyms zu Stande kamen. Untersuchungen, ob das Medizinprodukt die Beschwerden bei einer Fructosemalabsorption auch längerfristig lindert, liegen bis heute nicht vor. Außerdem wurde bisher nicht untersucht, ob Fructosin(R) und Fructaid(R) auch in Situationen wirken, wenn die Probanden keine reine Fructose, sondern nur normale Nahrung zu sich nehmen.

Die aus der Studie gewonnenen Daten wurden bisher nicht durch weitere Studien bestätigt, weshalb eine sichere Aussage zur Wirksamkeit von Xylose-Isomerase nicht getroffen werden kann. Ob gegenwärtig eine weitere Untersuchung stattfindet, ist nicht bekannt.

Bekannte Kontraindikationen

Eine bekannte Kontraindikation bzw. Gegenanzeige ist eine Überempfindlichkeit gegen Xylose-Isomerase. Zudem sollen Personen, die unter einer hereditären (vererbten) Fruktoseintoleranz (HFI) leiden, Präparate mit dem Enzym nicht einnehmen. Auch der genannte H2-Atemtest darf bei ihnen nicht durchgeführt werden, weshalb eine HFI durch andere Diagnosemethoden bereits im Vorfeld auszuschließen ist.

Die hereditäre Fructoseintoleranz ist ein genetischer Enzymdefekt und erblich. Der Defekt macht sich bereits bei Säuglingen bemerkbar, sobald diese fructosehaltige Nahrung aufnehmen. Patienten mit HFI leiden bereits bei geringen Mengen Fructose an starken Bauchschmerzen, Krämpfen, Erbrechen, Schweißausbrüchen bis hin zu Schockzuständen, Lethargie und Apathie. In diesen Fällen hilft allein eine strikte Vermeidung von fructosehaltigen Speisen und Getränken. Weitere Kontraindikationen und Vorsichtsmaßnahmen sind auf den jeweiligen Packungsbeilagen zu finden und genau durchzulesen.

Fazit

Das Enzym Xylose-Isomerase in Kapselform kann dazu beitragen, dass die Beschwerden bei Personen, die von einer Fructosemalabsorption betroffen sind, gelindert werden bzw. gar nicht auftreten. Menschen, die überempfindlich gegen das Enzym sind oder unter einer hereditären Fructoseintoleranz leiden, sollten das Medizinprodukt jedoch unbedingt meiden. Negative Nebenwirkungen sind ansonsten derzeit nicht bekannt.

Auf Grund der schwachen Studienlage kann jedoch nicht sicher gesagt werden, wie sich eine langfristige oder sogar lebenslange Einnahme von Xylose-Isomerase auf den Körper auswirkt. Hier muss jeder für sich selbst sorgfältig abwägen, ob er oder sie dazu bereit ist.

Als Alternative bietet sich eine Umstellung der Ernährungsgewohnheiten an, die auf natürliche fructosehaltige Nahrung und mit Fructose versetzte, fertige Lebensmittel weitgehend verzichtet.

Dennis
Von Dennis
Hallo, mein Name ist Dennis Philippus. Auf Nahrung.de bin ich als Chefredakteur tätig. Mit den Themen Ernährung und Fitness setze ich mich nun schon seit fast zwei Jahren intensiv auseinander, da damals meine Abnehm-Reise startete.