Fischöl

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Fischöl

Omega-3-Fettsäuren, insbesondere Eicosapentaensäure (EPA) und Docosahexaensäure (DHA), spielen eine gewichtige Rolle in unserem Stoffwechsel. Wir benötigen sie für vielerlei lebenswichtige Funktionen; unter anderem in Bezug auf Herz, Gehirn und Augen. Auch Tiere sind darauf angewiesen – wie wir verleiben sich diese die essenziellen Fettsäuren über die natürliche Nahrungskette ein. Vor allem marinen Fischen steht diesbezüglich eine sprudelnde Quelle zur Verfügung: Sie ernähren sich unter anderem von der Primärquelle für DHA und EPA, den Mikroalgen. Fisch ist also als Teil einer natürlichen und ausgewogenen Ernährung für den Menschen, der am Ende der Nahrungskette steht, sehr wichtig. Doch genau da liegt das Problem. Viele von uns essen nicht genug oder gar keinen Fisch. Eine mögliche Lösung: Der daraus häufig resultierende Mangel an den beiden Omega-3-Fettsäuren kann durch den Verzehr von Fischöl kompensiert werden. Vorausgesetzt, es handelt sich um wirklich hochwertige Produkte.

Fischöl als Nahrungsergänzungsmittel

Fischöl, das als Nahrungsergänzungsmittel angeboten wird, wird aus verschiedenen Fischarten gewonnen, die fettreich sind und einen hohen Gehalt an den Omega-3-Fettsäuren EPA und DHA aufweisen. Dazu gehören vor allem marine Kaltwasserfische. Daraus gewonnenes Fischöl dient nicht nur uns Menschen als Nahrungsergänzungsmittel, sondern ist auch Bestandteil von Futtermitteln für Nutztiere, Haustiere und karnivore Zuchtfische.

Was für unsere Lebens- und Nahrungsmittel gilt, ist auch bei Nahrungsergänzungsmitteln von großer Bedeutung: die Qualität. Beim Fischöl sind es folgende Faktoren, die einen Einfluss darauf haben: Eigenschaften des Ausgangsproduktes Fisch, potenzielle Belastung mit Schwermetallen und anderen Schadstoffen, Herkunft, Ernährung/Fütterung, Fangmethode, Art der Gewinnung und anschließende Weiterverarbeitung. Vor dem Kauf eines Fischöl-Produktes sollte man genau hinschauen.

Fisch – Lebensmittel und Ausgangsprodukt für die Herstellung von Fischöl

Fisch ist ein lebendiger Organismus und die tatsächliche Fettzusammensetzung und der Fettgehalt variieren in Abhängigkeit von Fischart, Saison sowie Fütterungsform im Fall von Aquakulturen.

Der Grund dafür, dass vor allem Fische die wertvollen Fettsäuren in sich bergen, ist deren Lebensraum: Die Temperatur im Wasser ist in der Regel niedriger als an Land. Fische sind wechselwarm und deren Körpertemperatur entspricht der Temperatur des Wassers, in dem sie leben. Ungesättigte Fettsäuren haben einen niedrigeren Schmelzpunkt als die gesättigten Fette, d. h., sie sind im Gegensatz zu den Letztgenannten auch bei niedrigeren Temperaturen noch flüssig. Und nur solche Fette können von Fischen und anderen Meeresbewohnern effektiv verwertet werden. [1]

Die folgende Tabelle zeigt durchschnittliche Fettsäureanteile für verschiedene Fischarten: [2]

FischartAbs. Menge Omega-6-Fettsäuren in g / 100 gAbs. Menge Omega-3-Fettsäuren in g / 100 gVerhältnis Omega-6 zu Omega-3
Hering0,3344,0351:12,1
Lachs0,8632,3631:2,7
Makrele0,5332,3151:4,3
Sardine0,1501,5231:10,2
Forelle0,2860,7641:2,7
Hummer0,1050,6181:5,9
Rotbarsch0,3400,5501:1,6
Garnelen0,1620.4041:2,5
Tintenfisch0,0520,2821:5,4
Thunfisch0,5624,2081:7,5
Jakobsmuscheln0,0700,0701:2,8

Die in der Tabelle genannten Werte entstammen ursprünglich dem Bundeslebensmittelschlüssel von 2021. Unklar bleibt, ob die untersuchten Proben aus Aquakulturen oder Wildbeständen genommen wurden. Wird sowohl die absolute Menge an Omega-3-Fettsäuren als auch das Verhältnis von Omega-6 zu Omega-3 berücksichtigt, stellt Hering den Spitzenreiter dar. Anbetracht der Tatsache, dass sich unsere heutige Ernährungsweise bei einem Verhältnis von 15–30:1 eingependelt hat, ist wohl jeglicher Konsum der aufgeführten Fischarten und Meeresfrüchte empfehlenswert, auch wenn es sich ‚nur‘ um eine Forelle oder einen Rotbarsch handelt. [3]

Zu bedenken gilt jedoch, dass regelmäßiger Verzehr von Fischen andere Probleme mit sich bringen kann (Belastung mit Schwermetallen und anderen Schadstoffen) und nicht jeder Zugang zu qualitativ hochwertigem Fisch hat. Fischöl, das mit Augenmerk auf die Qualität hergestellt wird, stellt dann – auf den ersten Blick – eine Alternative dar.

Bedeutung der Fischarten und deren Lebensbedingungen in Bezug auf Fischöl

Wichtig: Der Gehalt an Omega-3-Fettsäuren

Für die Herstellung von Fischöl werden häufig Sardellen verwendet. Sie haben ähnlich hohe absolute Mengen an Omega-3-Fettsäuren wie Lachs und Makrele. [2],[4]

Sardellen gehören auch deshalb zu den am häufigsten gefischten Arten, weil sie aufgrund ihrer schnellen Vermehrung zahlreich vorkommen und sie direkt an Aquakulturen verfüttert werden oder das aus ihnen gewonnene Fischöl (und Fischmehl) als Futtermittel verwendet wird. Der Anteil an Fischöl, der für den humanen Verzehr (Nahrungsergänzungs- und Arzneimittel) vorgesehen ist, beläuft sich nur auf 13 %. [5]

Gesundheit der Fische

Sardellen eignen sich aufgrund ihrer kürzeren Lebensdauer (ca. 3 Jahre in freier Wildbahn) gegenüber Lachs (ca. 13 Jahre in freier Wildbahn) besser für die Gewinnung von Fischöl. Denn je länger ein Fisch lebt, umso mehr Schadstoffe wie Schwermetalle, PCBs oder Mikroplastik kann er in seinem Körper anreichern, was sich schädlich auf die Gesundheit der Fische und auch auf die der Konsumenten auswirken kann.

Ernährung/Fütterung

Die steigende Nachfrage nach Fisch aus Aquakulturen hat zu einer starken Dezimierung der Kleinstfischbestände geführt, die zur Fütterung eingesetzt werden. Folge sind höhere Preise bei Fischöl und Fischmehl. Die Aquakultur-Industrie ist deshalb dazu übergegangen, mehr Futtermittel aus pflanzlichen Rohstoffen zu geben. In erster Linie gehört dazu Soja. Die Gabe von Soja stellt jedoch keine artgerechte Fütterung dar und bewirkt zudem höhere Omega-6-Fettsäure-Gehalte, die sich im Überschuss genauso wie bei uns Menschen negativ auf den Organismus auswirken. Zuchtlachs und Fischöl daraus, beispielsweise, bringen also mehr Omega-6 mit sich als Wildlachs.

Der Umweltgedanke

Maßnahmen gegen eine Überfischung sind selektive Fangtechniken, Begrenzung der Fangquoten, Ausweisung von Schutzgebieten und Einhaltung von Schonzeiten – aber sie sind gegenüber den Interessen industrieller Fischerei nur schwer durchzusetzen. Fischöl-Produkte sollten deshalb immer aus zertifizierter nachhaltiger Fischerei stammen. [6]

Das Umwelt-Siegel der Marine Stewardship Council (MSC) gilt weltweit als der strengste Standard zur Zertifizierung nachhaltiger Fischereien. Entsprechend dazu gibt es auch ein Zertifikat für Zuchtfische aus Aquakulturen (ASC = Aquaculture Stewardship Council). Hier geht es neben einer nachhaltigen Aufzucht auch um die Vermeidung von Krankheitsausbrüchen und damit verbundenen Antibiotikagaben, deren Spuren letztlich sonst auch auf dem Teller oder in der Fischöl-Kapsel landen könnten. [7],[8]

Weitere Zertifizierungsstellen sind beispielsweise GlobalG.AP, Friend of the Sea (FoS) und Best Aquaculture Practices (BAP).

Fangmethoden

Die Fangmethode kann eine Auswirkung auf die Qualität des Fischfleisches und infolgedessen auf die Ölausbeute haben: Geraten die Fische in Stress, reichert sich Laktat im Gewebe an, was den pH-Wert senkt. Dies hat Folgen für die Gewebestruktur und führt dazu, dass nach dem Tod und bis zur Verarbeitung wertvolle Nährstoffe verlorengehen. Stressvermeidung ist auch ein großes Thema bei der Aquakultur, die ja einer Käfighaltung entspricht. Dies zeigt einmal mehr die Wichtigkeit einer Kontrolle der Anlagen und der ASC-Zertifizierung, wenn man gesunde Fische haben möchte. [9]

Gewinnung von Fischöl

Zur Gewinnung von Fischöl werden ganze Fische sowie im Zuge der Fischverarbeitung übrig gebliebene Nebenprodukte wie Haut oder Innereien verwendet. Die Verwertung dieser sonst als Abfall geltenden Teilstücke gilt als nachhaltig und das Verfahren in mehreren Schritten ist dasselbe. Wichtig sind ausreichende Kühlung und eine schnelle Verarbeitung nach dem Fang, um enzymatische Prozesse und mikrobiellen Abbau zu verhindern, die unter anderem dazu beitragen, Fettsäuren abzubauen.

Die Verfahrensschritte zur Gewinnung von Fisch-Rohöl: [10]

Thermische Behandlung

Ganze Fische und Nebenprodukte werden gemeinsam auf 85 bis 95 °C erhitzt, um die Zellen aufzuschließen, Proteine zu denaturieren und potenziell vorhandene Mikroorganismen abzutöten.

Phasentrennung

Mit einer Schneckenpresse oder Zentrifuge wird zunächst der flüssige Bestandteil vom Feststoff grob getrennt. Anschließend wird erneut auf 90 bis 95 °C erhitzt, bevor verbliebene feine Feststoffpartikel in einer Dekanter-Zentrifuge von der flüssigen Phase getrennt werden. Eine Scheibenzentrifuge ermöglicht schließlich die Separation des Fischöls von der wässrigen Phase.

Aufreinigung

Um eine möglichst hohe Qualität zu erreichen und gut lagerbares Öl zu erhalten, folgt ein weiterer Reinigungsschritt: Das Öl wird auf 95 °C erhitzt und mit heißem Wasser versetzt. Sollten im Öl noch unsichtbare Verunreinigungen wie Proteine enthalten gewesen sein, werden diese denaturiert und durch erneute Zentrifugation mitsamt dem Wasser vom Öl getrennt.

Weiterverarbeitung und qualitative Analyse von Fischöl

Für eine Verwendung als Nahrungsergänzungsmittel sollte das Rohöl weiter aufgereinigt werden, um potenzielle Schadstoffe, Schwermetalle, Oxidationsprodukte, Farbstoffe und unerwünschte Geruchs- und Geschmacksstoffe zu entfernen. Hierbei kommen neben thermischen Verfahren auch Chemikalien und Enzyme zum Einsatz, die durch anschließende Destillationsverfahren wieder entfernt werden.

Um die Reinheit zu belegen, sollten im Anschluss Schadstoff- und Schwermetallanalysen durchgeführt und diese Ergebnisse offengelegt werden. Auch Hilfsstoff- und Rohstoffanalysen sollten einsehbar sein, darunter vor allem der sogenannte TOTOX-Wert (Total Oxidation), der eine Aussage zum Oxidationsgrad und damit zur Frische des Rohöls macht.

Der TOTOX-Wert ist ein wichtiges Merkmal für die Qualität von Fischöl

Dieser ist sehr wichtig, weil Oxidationsprodukte schädlich für die Gesundheit sind. Der TOTOX-Wert muss immer am Rohöl gemessen werden, da die Ergebnisse sonst durch zugesetzte Pflanzenöle oder Aromastoffe verfälscht werden, denn diese reagieren mit einer für das Messverfahren wichtigen Substanz (Anisidin). Die Global Organization for EPA und DHA (GOED) legt als Grenzwert einen Wert von unter 26 als akzeptabel fest. Bei einem TOTOX-Wert von 26 ist allerdings bereits mehr als ein Viertel der enthaltenen Fettsäuren oxidiert. Manchen verantwortungsvollen Herstellern ist das (zu Recht) nicht genug und werben mit noch niedrigeren Werten (unter 10). Fakt ist: Je geringer der TOTOX-Wert, umso besser – aber die Messmethode muss stimmen. [11]

Zu bedenken gilt: Der TOTOX-Wert ist der Wert, der vor der Weiterverarbeitung des Rohöls gemessen werden muss. Bis das Produkt in der Kapsel/Flasche und schließlich im Magen des Konsumenten landet, kann also noch viel passieren. Wenn Aromastoffe hinzugefügt sind, maskiert das eventuell schlechte Gerüche, die für ein ranziges (oxidiertes) Öl typisch sind. Steckt das Öl in der Kapsel, greift diese natürliche Kontrollfunktion ebenso wenig, es sei denn, man schneidet die Kapsel auf. Ein Zeichen dafür, dass Fischöl eine schlechte Qualität hat und ranzig ist, ist, wenn es fischig riecht oder schmeckt oder man nach der Einnahme unerwünschte Begleiterscheinungen hat, wie etwa Verdauungsprobleme, Übelkeit oder Aufstoßen mit unangenehm fischigem Geschmack.

Was ist besser: naturbelassenes Fischöl oder Konzentrat?

Fischöl-Produkte für den humanen Verzehr werden in 3 Formen angeboten: naturbelassen oder als teilsynthetische Konzentrate. In der naturbelassenen Form liegen Omega-3-Fettsäuren als Triglycerid vor. Das heißt, wir haben ein Glycerinmolekül (3-wertiger Alkohol), an dem über eine Esterverbindung drei Fettsäuren hängen. In der Mitte befindet sich die Omega-3-Fettsäure und außen sind zwei weitere Fettsäuren – meist Ölsäure und Palmitin- oder Stearinsäure – welche die Oxidation verlangsamen und somit einen natürlichen Schutz vor einem allzu schnellen Verderb darstellen. In dieser Form wird das Fett auch im Organismus verwertet.

Bei den Konzentraten wurden die Fettsäuren zunächst vom Glycerin gelöst, die Omega-3-Fettsäuren extrahiert und anschließend je eine Omega-3-Fettsäure mit einem Ethylester verbunden. Werden diese sogenannten Omega-3-Ethylester, die zum Beispiel als Inhaltsstoff für hochdosierte Arzneimittel eingesetzt werden, weiterverarbeitet und der Ethylester enzymatisch durch ein Glycerin ausgetauscht, entsteht erneut ein Triglycerid. Im Gegensatz zum naturbelassenen Fischöl hängen nun drei Omega-3-Fettsäuren am Glycerin. Diese rekonstruierten Omega-3-Triglyceride werden vom Körper weitaus besser verwertet als Omega-3-Ethylester, jedoch ist das Verfahren langwierig und kostspielig, weshalb es häufig weggelassen wird. Beide konzentrierten Formen sind aufgrund ihrer höheren Konzentration an ungesättigten Fettsäuren sehr viel anfälliger für Oxidationsprozesse; ein Faktor, der gegen ein Fischöl-Konzentrat spricht. [12]

Zusatzstoffe in Fischöl-Produkten

Zusatzstoffe in Fischöl dienen in der Regel zur Stabilisierung sowie zur Einstellung einer bestimmten Konzentration an DHA und EPA. In manchen Fällen wird Vitamin D3 zugegeben; ein fettlösliches Vitamin aus der Gruppe der Calciferole, das wichtig für den Knochenstoffwechsel ist und bei vielen Menschen ebenso zu wenig vorhanden ist.

Antioxidantien erhöhen die Stabilität

Eine bessere Haltbarkeit wird mit Antioxidantien wie Vitamin E, Rosmarin- oder anderen Kräuterextrakten, ätherischen Ölen, Astaxanthin oder Lutein erreicht. Wichtig ist, die Menge an Vitamin E im Blick zu behalten, da sich dieses ungünstig auswirken kann, wenn die tägliche Gesamtaufnahmemenge von 30 mg pro Tag überschritten wird. Das kann vor allem dann eine Rolle spielen, wenn jemand mehrere Nahrungsergänzungsmittel einnimmt, die Vitamin E enthalten. [13]

Pflanzliche Öle erhöhen den Gehalt an Omega-6-Fettsäuren

Beim Zusatz von pflanzlichen Ölen zur Einstellung von Konzentrationen (manchmal auch zur Ergänzung gesundheitlicher Vorteile) sollte genau hingeschaut werden: Viele pflanzliche Öle können durch ihre Beschaffenheit die Oxidierbarkeit erhöhen (zum Beispiel Leinöl) oder den gewünschten Effekt, weniger Omega-6 und mehr Omega-3 zu sich zu nehmen, zunichtemachen. Sojaöl enthält beispielsweise 52,85 g Omega-6 und nur 7,7 g Omega-3 pro 100 g Öl, bei Sonnenblumenöl sind es 50,176 g Omega-6 und 0,18 g Omega-3 pro 100 g. Beide finden sich häufig in Fischöl, das als Nahrungsergänzungsmittel angeboten wird. Olivenöl schneidet mit absoluten Mengen von 8,286 g Omega-6 und 0,86 g Omega-3 (pro 100 g) am besten ab. Zudem enthält es natürlicherweise Vitamin E, hat also einen zusätzlichen antioxidativen Effekt. [2]

Omega-6-Gehalte werden nicht angegeben

Wir haben bislang noch kein Präparat gefunden, bei dem auch die Gehalte an Omega-6-Fettsäuren angegeben sind. Das aber wäre in unseren Augen sinnvoll, gerade weil es ja darum geht, nicht nur die Gesamtaufnahme an Omega-3-Fettsäuren zu verbessern, sondern auch das Verhältnis von Omega-6 zu Omega-3 auszubalancieren.

Fischöl aus der Kapsel oder aus der Flasche?

Die Haltbarkeit von Omega-3-Fettsäuren hängt davon ab, wie viel Sauerstoff aus der Umgebungsluft mit ihnen reagiert. Solange Fischöl luftdicht verpackt, dunkel und kühl gelagert wird, kann also in der Regel nicht viel passieren. Ungeöffnet sind hochwertige Öle ca. 2 Jahre haltbar.

Haltbarkeit nach Anbruch

Befindet sich das Fischöl nach Anbruch in einer Flasche, ist das Öl in ihr viel stärker oxidativen Prozessen ausgesetzt, als wenn es in Kapseln steckt. Aus verfahrenstechnischen Gründen kann zwar auf einer Kapsel, die mit Fischöl befüllt wurde, außen ein Ölrückstand sein, der nach dem Öffnen des Behältnisses oxidieren kann, doch ist diese Menge gering. Bei Blisterverpackungen tritt dieses Problem gar nicht auf. Fischöl aus der Flasche ist nach dem Öffnen nur 4 Wochen haltbar; im Kühlschrank gelagert verlängert sich dieser Zeitraum auf ca. 8 Wochen. Auch wenn Kapseln, die nicht einzeln verblistert sind, sicher länger halten als Fischöl in der Flasche, sollten diese nur so lange verwendet werden, wie es vom Hersteller angegeben wird. [14]

Fischöl als Nahrungsergänzungsmittel – die Qual der Wahl

Wer seiner Gesundheit zuliebe sichergehen möchte, sollte sich unter Berücksichtigung der oben genannten Punkte auf die Suche nach der Nadel im Heuhaufen machen, auch wenn das Zeit kostet. Nicht alle Anbieter geben an, aus welchen Fischen das Fischöl gewonnen wurde. Oft steht da nur „aus Seefischöl“. Zu bevorzugen ist ein Fischöl, das aus Sardellen gewonnen wurde. Ein Zertifikat, das für nachhaltige Fischerei oder nachhaltige Aquakultur steht, wird der Verbraucher eher vergeblich suchen. Es mag sein, dass die Angabe „aus nachhaltigem Fischfang“ irgendwo zu lesen ist, doch das bedeutet ohne einen konkreten Nachweis nicht viel.

Angaben wie „Fischölkonzentrat aus Hochseefischen“, „Omega-3-Konzentrat“, „hochdosiertes Fischöl“ etc. deuten darauf hin, dass es sich um ethylverestertes Omega-3 handelt, das zwar eine hohe Reinheit besitzt, aber eine schlechte Bioverfügbarkeit aufweist. Besser verwertbar und stabiler sind gut gereinigte, aber naturbelassene Fischöle in der Triglyceridform. Wir empfehlen, nur solche Produkte zu kaufen, die offenlegen, wie der Herstellungsprozess ist, und für die Prüfzertifikate in Sachen Schwermetalle, Schadstoffe, Hilfs- und Rohstoffe einsehbar sind.

Besser ein teures, dafür aber hochwertiges Fischöl-Produkt kaufen

Bei einem Produkt, das solchen Qualitätsschwankungen unterliegt, sollten finanzielle Überlegungen zweitrangig sein, denn mit preisgünstigen Fischöl-Produkten, die eine schlechte Qualität aufweisen, kann sich der vermeintlich gesundheitsförderliche Effekt ins Gegenteil verkehren.

Uneingeschränkt empfehlenswert: Algenöl statt Fischöl

Ein Nahrungsergänzungsmittel, das im Vergleich zu Fischöl mit sehr viel höheren Konzentrationen an EPA und DHA aufwartet und zudem viel „sauberer“ produziert werden kann, ist Algenöl, das aus der Mikroalge Schizochytrium gewonnen wird. Hierfür können wir eine uneingeschränkte Empfehlung aussprechen. Eine weitere Alternative, die wir nennen möchten, ist Krillöl.

Sind ergänzte Omega-3-Fettsäuren gesund? Kontroversen der Wissenschaft

Dass Omega-3-Fettsäuren lebensnotwendig sind und deren Einnahme über die Ernährung gesund ist, bleibt unbestritten. Kaum eine andere Substanz ist so gut erforscht wie die beiden wichtigsten Omega-3-Fettsäuren EPA und DHA – schließlich hängen von ihnen wichtige Funktionen unter anderem des Immunsystems, des Herzens, des Gehirns und der Augen ab. Die wissenschaftlichen Erkenntnisse und erlaubten Health Claims für die Omega-3-Fettsäuren Eicosapentaensäure und Docosahexaensäure haben wir bereits in unserem Beitrag zum Algenöl genauer beleuchtet.

Studien sorgen manchmal auch für negative Schlagzeilen

Dass unsere Omega-3-Fettsäuren-Zufuhr erhöht und Omega-6 gesenkt werden muss, ist allen Wissenschaftlern klar. Die große Frage, um die sich alles dreht, ist, wie dies auf gesunde Weise und ohne Risiko zu bewerkstelligen ist. Und an dieser Stelle wird es in Bezug auf einen vertrauenswürdigen Wissenstransfer unübersichtlich. Denn es gibt auch Studien, die belegen, dass eine Omega-3-Supplementation keinerlei positive Wirkung zeigt. Und die Veröffentlichung einer Metaanalyse, die 7 große Interventionsstudien zur Wirkung von Omega-3-Supplementen auf die Herz-Kreislauf-Gesundheit untersuchte, sorgte sogar für negative Schlagzeilen, die besagten, dass entsprechende Nahrungsergänzungsmittel schädlich seien. Die an dieser Metaanalyse beteiligten Wissenschaftler kamen zu dem Ergebnis, dass eine Omega-3-Supplementierung aus marinen Quellen mit einem erhöhten Risiko für Vorhofflimmern verbunden sei. Dies wiederum stelle einen Risikofaktor für Schlaganfälle dar. Das Risiko sei hierbei in den Studien, die eine Einnahme von mehr als 1 g Omega-3-Fettsäuren pro Tag untersuchten, besonders groß gewesen. [15]

Verunsicherung bei den Verbrauchern

Der Verbraucher, dem viele Jahre lang empfohlen wurde, sich regelmäßig und zusätzlich zur normalen Ernährung mit Omega-3-Fettsäuren zu versorgen, wird plötzlich mit Unwirksamkeit und mit der Gefahr eines Vorhofflimmerns konfrontiert. Omega-3-Nahrungsergänzungsmittel werden als nutzlos und schädlich dargestellt und das erzeugt große Verunsicherung. Selten jedoch werden die wissenschaftlichen Studien, auf denen solche Schlagzeilen beruhen, gründlich gelesen und reflektiert.

Gesundheitsbezogene Schlagzeilen sollten immer kritisch hinterfragt werden

Zu bedenken ist: Was bei diesen Untersuchungen nicht im Vordergrund stand, waren die Auswirkungen folgender Faktoren auf die Gesundheit: Qualität des eingesetzten Fischöl-Produktes (schadstoffbelastete oder stark oxidierte Produkte können unter anderem die Herzgesundheit beeinträchtigen), Art der Inhaltsstoffe und deren Bioverfügbarkeit (oft werden in Studien hochkonzentrierte Fischölprodukte, also vom Körper schlecht verwertbare Ethylester eingesetzt) sowie Ausgangssituation bei den untersuchten Probanden (gemessen werden sollte zu Beginn und am Ende der Intervention der Omega-3-Index = prozentualer Anteil an EPA und DHA am Gesamtfettsäuregehalt im Blut). Zudem wurden in den jeweiligen Studien sehr unterschiedliche Dosierungen von DHA bzw. EPA eingesetzt. Laut Clemens von Schacky sind bei hohen Ausgangsspiegeln keine oder nur geringe Effekte auf die Gesundheit zu erwarten. Er weist auch darauf hin, dass eine erhöhte Zufuhr nicht automatisch zu höheren Fettsäurespiegeln im Blut führt, weil die Verstoffwechselung individuell verschieden ist. [16]

Es gibt mittlerweile genügend Studien, deren Design in Bezug auf die oben genannten Kritikpunkte angepasst wurde und die zahlreichen positiven Wirkungen auf die Gesundheit belegen. Leider werden diese Ergebnisse dann häufig unterschlagen, nicht zuletzt, weil die Lobby für Produkte dieser Art zu klein ist. [17]

Fazit

Es ist offensichtlich, dass wir dem weit verbreiteten Mangel an Omega-3-Fettsäuren marinen Ursprungs (EPA und DHA) mehr Aufmerksamkeit schenken müssen. Auf individueller Ebene ist der erste Schritt eine Testung des persönlichen Omega-3-Indexes. Erweist sich dieser als zu niedrig (optimal sind Werte zwischen 8 und 11 %), sollte die Zufuhr gezielt erhöht werden. Zum einen über die Ernährung und zum anderen mithilfe von ausreichend dosierten Nahrungsergänzungsmitteln mit EPA und DHA. Fischöl erweist sich hierbei nur als beschränkt empfehlenswert. Besser geeignet, vor allem auch für solche Menschen, die Fisch nicht konsumieren mögen oder dürfen, ist Algenöl.

Quellen

[1] Wirtschaftsgemeinschaft zoologischer Fachbetriebe: Ernährung bei Fischen. https://my-fish.org/anfanger-einstieg/fischratgeber/ernaehrung-bei-fischen/

[2] Marquardt: Omega-3-Tabelle. Omega-3 zu Omega-6 Verhältnisse. https://www.vitalarzt-marquardt.de/omega-3/omega-tabelle/

[3] Hünig, S. (2015): Die Balance zwischen Omega-6- und Omega-3-Fettsäuren. Ein Biomarker für unsere Zukunft, der stimmen sollte!

[4] https://www.fischlexikon.eu/naehrwerte/tabellen/naehrwerte.php?fisch_id=0000000246

[5] Schröder, T. (2013): world ocean review. Mit den Meeren leben. 2: Die Zukunft der Fische – die Fischerei der Zukunft.

[6] Karlowski, U. (2023): Industrielle Fischerei. https://www.stiftung-meeresschutz.org/themen/fischerei/industrielle-fischerei/

[7] https://www.msc.org/de/ueber-uns/warum-ist-das-msc-siegel-vertrauenswuerdig

[8] https://asc-aqua.org/

[9] https://www.aquakulturinfo.de/stressmanagement

[10] https://www.aquakulturinfo.de/fischoel

[11] Auerswald, M. (2023): Die schmutzige Wahrheit über Fischöl. https://schnelleinfachgesund.de/wahrheit-ueber-fischoel/

[12] Mobbs, A. (2020): Der Unterschied zwischen Triglyceriden & Ethylester in Omega-3-Fischöl? https://de.intelligentlabs.org/was-ist-der-unterschied-zwischen-triglycerid-ethylestern-in-omega-3-fischoel/

[13] Bundesinstitut für Risikobewertung: Höchstmengenvorschläge für Vitamin E in Lebensmitteln inklusive Nahrungsergänzungsmitteln.

[14] https://omega-3-fettsäuren.info/wo-kaufen-haltbarkeit-lagerung-und-aufbewahrung/

[15] Gencer, B. et al. (2021): Effect of Long-Term Marine ɷ-3 Fatty Acids Supplementation on the Risk of Atrial Fibrillation in Randomized Controlled Trials of Cardiovascular Outcomes: A Systematic Review and Meta-Analysis. https://doi.org/10.1161/CIRCULATIONAHA.121.055654

[16] Von Schacky, C. (2019): Verwirrung um die Wirkung von Omega-3-Fettsäuren. Betrachtung von Studiendaten unter Berücksichtigung des Omega-3-Index. https://doi.org/10.1007/s00108-019-00687-x

[17] Schmiedel, V. (2022): ω-3-Fettsäuren in der Kardiologie – nutzlos oder evidenzbasiert? Zeitschr. F. Orthomol. 2022; 20: 16–19.

Stefanie Wisshak ist Pharmazeutisch Technische Assistentin, hat viele Jahre als Biologisch Technische Assistentin in den Fachbereichen Mikro- und Molekularbiologie gearbeitet und einen akademischen Abschluss als Diplom-Geografin. Seit 2013 folgt sie ihrer wahren Bestimmung und schreibt und lektoriert Texte aller Art – am liebsten mit Bezug zu Gesundheit und Lebensstil.
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