Der Dünndarm ist für die Aufnahme unserer Nahrung entscheiden. In diesem Bereich wird die Nahrung zerlegt und über die Darmschleimhaut gelangen die für uns wichtigen Substanzen in den Körper. Bei der Erkrankung Zöliakie lösen bestimmte Klebereiweiße in Getreide (Gluten) eine Entzündung aus. Diese Reaktion auf Gluten kann schwerwiegende Folgen haben. Schäden an der Darmschleimhaut können zur Zerstörung von bestimmten Strukturen dort führen. Es entsteht ein durch mannigfache Symptome charakterisiert das Erkrankungsbild, das in den meisten Fällen chronisch verläuft. Die Zöliakie wurde früher als einheimische Sprue bezeichnet. Heute sprechen Experten unter anderem auch von einer gluteninduzierten Enteropathie, der Heubner-Herter-Krankheit oder einem intestinalen Infantilismus. Medizinische Laien benutzen auch häufig die Bezeichnung Glutenunverträglichkeit, was dem Charakter dieser Erkrankung nicht vollständig gerecht wird. Die Zöliakie geht über eine bloße Unverträglichkeit bei Weitem hinaus. Von der Begriffsbildung her kommt Zöliakie von dem lateinischen Verb coeliacus. Dieses kann übergesetzt werden mit unterleibskrank, beziehungsweise den Unterleib betreffend. In diesem Beitrag haben wir die wichtigsten Fakten zum Thema zusammengetragen.
Was ist Zöliakie?
Von Zöliakie Betroffene reagieren auf das in vielen Getreidearten enthaltene Gluten. Dabei handelt es sich um ein Eiweiß, das bei der Verarbeitung von Mehl mit Flüssigkeiten wie Wasser einen besonders elastischen und klebrigen Teig ermöglicht. Gluten wirkt wie ein Kleber, der etwa Brotteig gut zusammenhält. Diese besondere Eigenschaft des Glutens hat auch dazu geführt, dass die Lebensmittelproduktion es intensiv einsetzt.
Enthaltenes Gluten unter anderem in
- Weizen
- Dinkel
- Gerste
- Roggen
- Grünkern
- Emmer
- Einkorn
- Kamut
- Tricitale
Sehr arm an Gluten und mit einem Gluten versehen, das biochemisch anders aufgebaut ist, ist Hafer. Hirse und Mais enthalten ebenfalls sehr wenig Gluten.
Nicht alle der genannten Getreidearten sind in der gleichen Intensität glutenhaltig. Einige sind glutenärmer, während etwa Weizen in den heute verbreiteten Zuchtformen extrem reich an Gluten sein kann. Biochemisch betrachtet ist Gluten eine Verkettung von bestimmten Aminosäuren. Gluten ist dabei nicht gleich Gluten. Die unterschiedlichen Getreidearten verfügen jeweils über ein spezifisches Gluten mit spezifischen Bezeichnungen.
Wird das Gluten nicht vertragen, wird die Darmschleimhaut der erkrankten Menschen beschädigt. Dabei ist variabel, in welcher Zeit und in welcher Intensität diese Schäden auftreten. Zöliakie kann allgemein sehr individuelle Verläufe nehmen. Die dauernden Entzündungen können dazu führen, dass sich Darmzotten zurückbilden. Diese Ausstülpungen der Darmschleimhaut im Dünndarm sind maßgeblich daran beteiligt, Nährstoffe aus der zerlegte Nahrung für den Rest des Körpers verfügbar zu machen. Sie bestimmen darüber, ob wir Vitalstoffe und Ernährungsbestandteile aufnehmen.
Was bedeutet es, Gluten nicht zu vertragen?
Wer empfindlich auf Gluten reagiert, dessen Körper ist nicht in der Lage, das Gluten in die einzelnen Aminosäuren aufzuspalten. Hier geht es insbesondere um die Zerlegung der beteiligten Aminosäure Prolin. Das menschliche Verdauungssystem verfügt nicht über passende Enzyme, um Prolin vollständig an beiden Seiten der entsprechenden Eiweißketten zu brechen. Es bleiben am Ende verkürzte Prolin-Reste übrig. Hier spricht man von Peptiden. Für gesunde Menschen stellen diese Peptide kein Problem dar. Sie werden unverdaut ähnlich wie Ballaststoffe ausgeschieden.
Bei Zöliakie reagiert der Körper anders: Es kommt hier zu einer Anhäufung der genannten Peptide hinter der Darmschleimhaut. Dadurch wird ein bestimmtes Enzym ausgeschüttet, das normalerweise für die Reparatur beschädigter Darmschleimhaut sorgt. Die Transglutaminase reagiert mit den abgelagerten Peptiden und löst eine Antwort des menschlichen Immunsystems aus. Die Darmschleimhaut entzündet sich. Wird immer wieder Gluten zugeführt, kommt es zu einem chronischen Entzündungsprozess. Mit der Zeit beginnt der Abbau der Darmzotten.
Geht es um eine Autoimmunerkrankung oder eine allergische Reaktionen?
Mediziner sehen in der Zöliakie eine Autoimmunerkrankung. Sie grenzen diese Krankheit von reinen Unverträglichkeiten oder Allergien ab. Es kommt zwar durch die Immunantwort bei der Reaktion auf die Gluten-Peptide zu allergischen Reaktionen. Jedoch ist die Zöliakie eine langfristige und damit chronische Erkrankung. Sie kann schwerwiegende Folgen haben und geht dabei deshalb in der Regel über eher lästige Allergiesymptome oder Unverträglichkeitsreaktionen hinaus. Bei einer Autoimmunerkrankung wendet sich das menschliche Immunsystem bei Reizung durch an sich harmlose Stoffe gegen eigene körperliche Strukturen. Charakteristisch ist, dass das Immunsystem körpereigene Substanzen nicht mehr toleriert. Wenn man sich den Ablauf bei der Zöliakie genauer ansieht, wird der Autoimmuncharakter mehr als deutlich. Das Immunsystem reagiert erst, wenn sich eine Kombination aus einem körpereigenen Enzym und den Bruchstücken des Glutens zusammengefügt haben, mit der Bildung von Antikörpern. Daraus entstehen die Entzündungsreaktion und potenzielle weitere Folgen. Wenn man alle Zusammenhänge genau betrachtet, kann man Zöliakie gleichzeitig als Nahrungsmittelallergie und Autoimmunerkrankung betrachten.
Wie oft kommt Zöliakie vor?
Die Autoimmunerkrankung ist weltweit verbreitet. Bis zu ein Prozent der Bevölkerung in einem Land können betroffen sein. In Deutschland zeigen Erhebungen, dass 2-10 Menschen auf 1000 die Glutensensitivität aufweisen. Sie tritt erstmalig in allen Altersstufen auf. So können bereits Babys und Kleinkinder, aber auch Erwachsene betroffen sein. Bei Frauen ist Zöliakie etwas mehr verbreitet als bei Männern. Die Statistik zu Zöliakie kann unvollständig sein, weil die Erkrankung auch häufiger unentdeckt bleibt. Ebenso gibt es schwächere, aber symptomatische und latente Formen, die sich in untypischer Weise bemerkbar machen. Viele Experten gehen deshalb davon aus, dass die Dunkelziffer bei der statistischen Erfassung hoch ist und die Erkrankung viel mehr Menschen betrifft als bisher bekannt.
Ist Zöliakie eine moderne Erkrankung?
Manche Menschen meinen, die Autoimmunerkrankung sei unter anderem Folge einer modernen, westlichen Ernährungsweise mit stark veränderten Weizenzuchten. Allerdings wurde die Erkrankung bereits im zweiten Jahrhundert nach Christus von einem griechischen Arzt als „bauchige Krankheit“ beschrieben. In der Neuzeit gilt der englische Arzt Samuel Gee als Experte, der sich erstmalig ausführlich mit der Zöliakie beschäftigt hat. Allerdings konnte erst 1950 das Gluten als Auslöser identifiziert werden. Unter anderem war aufgefallen, dass im Zweiten Weltkrieg bei Getreidemangel primär Kinder und andere Betroffene erhebliche Verbesserungen ihrer Verdauungsbeschwerden zeigten. 1957 konnte eine bestimmte Blutuntersuchung etabliert werden, um die Autoimmunerkrankung nachzuweisen.
Was sind die Zöliakie Symptome?
Es ist nicht ganz einfach, bei dieser Autoimmunerkrankung von charakteristischen Symptomen und Beschwerden zu sprechen. Deshalb fassen wir hier einige mögliche Symptome des Krankheitsbildes zusammen:
- Verdauungsbeschwerden wie Blähungen, Durchfall und Schmerzen
- Gewichtsverlust
- mangelnder Appetit
- Erschöpfung und Müdigkeit
- Kopfschmerzen sowie Migräne
- Schmerzen an den Knochen, Gelenken und Muskeln
- Mangel an wichtigen Vitalstoffen und Aminosäuren mit entsprechenden Folgen wie Hautausschläge bei Zinkmangel, Erschöpfungszustände bei Eisenmangel und mehr
- veränderte Leberwerte
- gynäkologische Probleme wie Unfruchtbarkeit, Fehlgeburten und Zyklusstörungen
- Symptome im neurologischen Bereich wie Angst, Nervosität, Stimmungsschwankungen und depressiven Verstimmungen
- unförmiger, fettiger Stuhl mit üblem Geruch
Bei Kindern können Wachstumsstörungen, Weinerlichkeit und allgemeine Entwicklungsverzögerungen die Zöliakie anzeigen. Ebenso kann der Zahnschmelz angegriffen sein.
Was macht das Erkennen der Zöliakie-Symptome so schwierig?
Es ist schwierig, die Symptomatik der Zöliakie zu fassen. Vor allem ist zu unterscheiden, dass einige Symptome wie Magen Darmbeschwerden unmittelbar nach der Nahrungsaufnahme mit Gluten auftreten können. Andere Symptome wie Gewichtsverlust oder Mangelerscheinungen entwickeln sich erst mit der Zeit. Außerdem sind viele Symptome relativ unspezifisch. Müdigkeit und Erschöpfung, Appetitverlust oder eine ungewollte Abnahme von Gewicht können auch in anderen Zusammenhängen auftreten. Die Symptombreite trägt dazu bei, dass Zöliakie unter Umständen eher spät erkannt wird. Betroffene haben dann bereits einen langen Leidensweg hinter sich und ihre Darmschleimhaut kann schon erheblich geschädigt sein. Paradoxerweise können Menschen mit Zöliakie über längere Zeit auch Symptome aufweisen, die nicht in einen Zusammenhang mit dem Unterleib gebracht werden können.
Welche Arten und Ausprägungen der Erkrankung werden unterschieden?
Es werden bei der Autoimmunerkrankung klassische Formen mit zumindest einigen der genannten Symptome von latenten und asymptomatischen Arten unterschieden. Da sich die bisher bekannten klassischen Formen in ihren Symptomen, Folgen und der Prognose unterscheiden können, lohnt sich der Blick auf drei spezifische Arten besonders.
Was versteht man unter ein subklinischen Zöliakie?
Bei dieser Form der Zöliakie zeigen sich scheinbar zunächst keine greifbaren Symptome der Erkrankung. Sie wird dann häufig im Zuge einer Blutuntersuchung erkrankt, die bei Menschen mit besonderen Risikofaktoren durchgeführt wird. Häufig zeigen die Betroffenen nach der Umstellung auf eine glutenfreie Ernährung eine erhebliche Steigerung der körperlichen und geistigen Leistungsfähigkeit. Erst dann wird ihnen bewusst, dass sie vorher unter versteckten Symptomen gelitten haben.
Was ist eine refraktäre Form der Glutenunverträglichkeit?
Diese Form der Autoimmunerkrankung stellt eine besondere Herausforderung für Patient:innen und ihre Behandler dar. Betroffene zeigen weiterhin Symptome wie Verdauungsbeschwerden und mehr, selbst wenn sie auf die Aufnahme von Gluten verzichten. Die refraktäre Zöliakie bietet auch deshalb ein besonderes Risiko, weil in seltenen Fällen eine bösartige Erkrankung die Folge sein kann. Bei einigen Betroffenen entsteht nach längerer Zeit ein sogenanntes T-Zell-Lymphom. Dabei verändern sich bestimmte Zellen des menschlichen Immunsystems – die T-Zellen – bösartig in den Lymphknoten, in der Milz und an anderen Stellen des Körpers. Die schnell fortschreitende Krebserkrankung kann einen sehr problematischen Verlauf nehmen und erweist sich bei später Entdeckung häufig als nicht mehr heilbar.
Wie definiert sich die potenzielle Zöliakie?
Auch diese Form der Zöliakie ist tückisch. Es werden Antikörper im Blut nachgewiesen, obwohl die Untersuchung der Darmschleimhaut mithilfe einer Biopsie unauffällig bleibt. Betroffene haben häufig keine oder kaum erkennbare Symptome. So können sich unerkannt schwerwiegende Schäden der Darmschleimhaut entwickeln, wenn weiterhin Gluten verzehrt wird. Die potenzielle Zöliakie ist häufiger verbunden mit Diabetes Typ I, entzündlichen Prozessen in der Schilddrüse und dem Down-Syndrom.
Welche Ursachen hat Zöliakie?
Nach bisherigem wissenschaftlichem Erkenntnisstand sind hier bestimmte Risikofaktoren und ursächliche Aspekte zu unterscheiden:
Genetik
Sind in einer Familie Menschen von einer Zöliakie betroffen, können Verwandte ersten Grades mit einer Wahrscheinlichkeit von 10 bis 15 % damit rechnen, ebenfalls die Autoimmunerkrankung zu entwickeln. Hier stehen zwei Gene im Vordergrund, die als HLA-DQ2 und HLA-DQ8 bezeichnet werden. 97 % der von Zöliakie Betroffenen haben diese Gene. Dabei erlaubt allein das bloße Vorhandensein der Gene eine sichere Voraussage dazu, dass die Erkrankung auftritt. Weitere, sogenannte epigenetische Gesichtspunkte können hinzutreten. Die Epigenetik ist eine eigene wissenschaftliche Richtung. Sie beschäftigt sich unter anderem mit der Frage, warum bei bestimmten genetischen Vorbedingungen manche Menschen von damit in Zusammenhang gebrachten Erkrankungen betroffen sind und andere nicht. Offensichtlich arbeiten Gene bildlich ausgedrückt auch in der Weise, dass in manchen Fällen ein Schalter angestellt wird, in den anderen nicht. Ein Gentest auf Zöliakie kann deshalb nur in einer Weise eine recht zuverlässige Aussage machen: Wer die Gene nicht hat, wird in der Regel nicht an der Autoimmunerkrankung leiden.
Weitere genetische Faktoren, die mit der Ausbildung von Zöliakie in Verbindung gebracht werden, sind das Down-Syndrom (Trisomie-21) und Diabetes mellitus Typ-I (Zuckerkrankheit) .
Virusinfektionen
Ob bestimmte Viruserkrankungen insbesondere in jungen Jahren ebenso eine Ursache für die Entwicklung der Autoimmunerkrankung setzen können, ist noch nicht abschließend erforscht. Jedoch legt eine Studie nahe, dass bestimmte Reoviren wie die verbreiteten Rotaviren die Entwicklung einer Zöliakie begünstigen könnten.
Leaky-Gut-Syndrome und spezifische Autoimmunerkrankungen
Es wird weiterhin erforscht, ob Menschen mit einem besonders durchlässigen Darm ein höheres Risiko für die Entwicklung einer Zöliakie haben können. Die Entstehung des Leaky-Gut-Syndroms ist dabei auch noch nicht abschließend geklärt. Manchmal wird auch angenommen, dass sich die Durchlässigkeit als Folge der Unverträglichkeit gegenüber Gluten erst entwickelt.
Aktuell wird auch daran geforscht, ob etwa andere Autoimmunerkrankungen wie Hashimoto (Erkrankung der Schilddrüse) oder Multiple Sklerose zur Entstehung der Zöliakie beitragen können. Es könnte mögliche Verbindungen geben, deren Richtung aber noch nicht eindeutig geklärt ist.
Glyphosat
Dieses umstrittene Schädlingsvernichtungsmittel steht ebenfalls im Verdacht, die Ausbildung einer Zöliakie begünstigen zu können. Hier wurden teilweise statistische Zusammenhänge festgestellt. Weitere Forschung ist notwendig, um einen eindeutigen Zusammenhang herstellen zu können.
Wer kann von Zöliakie betroffen sein
Wir haben bereits bei der Statistik gesehen, dass von Zöliakie alle Altersklassen und Geschlechter betroffen sein können. Bei vielen Menschen verzögert sich die sichere Diagnostik aufgrund unklarer Symptome oder asymptomatischer Verläufe. Die späte Entdeckung ist immer mit der Gefahr einer bereits stark fortgeschrittenen Schleimhautschädigung im Dünndarm verbunden. Es konnte noch nicht eindeutig geklärt werden, warum Frauen etwas häufiger betroffen sind als Männer. Dramatische Verläufe können entstehen, wenn bereits Neugeborene eine Zöliakie haben. Allgemein ist bei Kindern eine unentdeckte Zöliakie mit besonders schwerwiegenden Folgen verbunden, weil Mangelernährung und Mangelsymptome in die Wachstumszeit der Kinder fallen.
Komorbiditäten (Begleiterkrankungen) und begleitende Faktoren bei Zöliakie
Begleiterkrankungen zu Zöliakie stammen insbesondere aus dem Bereich anderer Immunreaktionen und Autoimmunerkrankungen. Neurologische Beschwerden wie Stimmungsschwankungen, Depressionen und Nervenreizungen können mit der Autoimmunerkrankung einhergehen. Diabetes mellitus Typ I ist häufig mit Zöliakie vergesellschaftet. Hier sind etwa 5-10 % aller von Zöliakie Betroffenen auch an der Typ-I-Diabetes erkrankt. Auch in die Gegenrichtung beim Zusammenhang zwischen Diabetes Typ eins und Zöliakie verhalten sich die Prozentsätze ähnlich. Die entzündliche Erkrankung der Schilddrüse Hashimoto ist ebenfalls häufig mit Zöliakie verbunden. Bestimmte Hauterkrankungen wie Dermatitis herpetifomris Duhring treten auch in Verbindung mit der Glutenunverträglichkeit auf.
Zöliakie bei Kindern
Sind bereits Babys und Kleinkinder von Zöliakie betroffen, können die Folgen besonders gravierend sein. Hier treten häufig erste Symptome in einem Alter zwischen 3 und 6 Monaten auf. Das Baby hat dann begonnen, Getreidebreie, Brot oder Zwieback zu verzehren. Ein Krankheitsbild entwickelt sich dann weiter bis Mitte und Ende des ersten Lebensjahres. Durchfälle, Fettstühle und Erbrechen können diese Phase kennzeichnen. Die Zöliakie bei Kindern ist auch deshalb eine besondere Herausforderung, weil bei unbehandelter Erkrankung schwere Entwicklungsstörungen drohen. Diese sind im Regelfall dann nicht mehr reversibel und lassen sich auch nicht unbedingt durch nachfolgende Maßnahmen maßgeblich verbessern. Deshalb ist Eltern beim Verdacht auf Zöliakie unbedingt zu raten, einen spezialisierten Kinderarzt zu konsultieren. Hier sollte schnell abgeklärt werden, ob tatsächlich eine Zöliakie nachgewiesen werden kann. Stellen dann die betroffenen Eltern die Ernährung frühzeitig auf Glutenfreiheit um, lassen sich bestimmte Schäden verhindern.
Zöliakie Diagnose
Bestimmte Symptome und Beschwerden haben wir schon beschrieben. Eine nachfolgende Anamnese wird mit einer körperlichen Untersuchung und einer Untersuchung ergänzt. Dabei geht es um die Bestimmung von bestimmten Körpern im Blutserum. Ebenso kann für eine gesicherte Diagnose Gewebe aus dem Bereich unterer Zwölffingerdarm entnommen werden.
Blutuntersuchungen – serologische Tests – ermöglichen es, nicht symptomatisch verlaufende Erkrankungen nachzuweisen. Bestimmte Antikörper beziehen sich auf das beschriebene Enzym, das mit dem exakten Namen Tissue-Transglutaminase heißt. Ebenso lassen sich aufgrund der Nahrungsmittelallergie gleichzeitig Antikörper gegen Gluten nachweisen. Ein gewisses Problem bei der Diagnose entsteht dann, wenn bestimmte Menschen keine IgA-Antikörper ausbilden. Hier entsteht die Sicherheit der Diagnose erst bei der Bestimmung von den selteneren lgG-Antikörpern. Dies ist ein wichtiger Aspekt, weil es sonst manchmal zu Fehldiagnosen und einer vermeintlichen Sicherheit beim Nachweis der Erkrankung kommen kann. Betroffene denken dann, keine Zöliakie zu haben und schädigen sich nicht wissentlich über längere Zeit weiter.
Abgrenzung der Zöliakie von anderen Erkrankungen
Aufgrund der manchmal sehr unspezifischen Symptome kann es ohne entsprechende Blutuntersuchungen schwierig sein, die Autoimmunerkrankung von anderen Erkrankungen abzugrenzen.Verdauungsbeschwerden und andere Symptome, die einer Zöliakie ähneln können, gehen vielleicht auf
- ein Reizdarmsyndrom
- chronisch entzündliche Darmerkrankungen wie etwa Morbus Crohn
- eine Störung der Pankreas-Funktion
- Nahrungsmittelallergien wie eine bloße Glutensensitivität oder Weizenallergie – andere Autoimmunerkrankungen
zurück.
Im Zweifelsfall muss ein Arzt diese möglichen Differenzialerkrankungen ausschließen, wenn der Verdacht auf Vorliegen einer Zöliakie besteht.
Ist Zöliakie heilbar?
Die Autoimmunerkrankung ist nicht heilbar. Betroffene können aber über eine Umstellung ihrer Ernährung in den meisten Fällen eine Symptomfreiheit erreichen. Es gibt eine sehr seltene Form der Zöliakie bei Kindern. Sie wird als transient bezeichnet, weil es sich um eine vorübergehende Glutenunverträglichkeit handelt. Diese kann wieder vollständig verschwinden.
Chronische Erkrankung mit Einstufung der Behinderung?
Wer an Zöliakie erkrankt ist, kann einen Grad der Behinderung von 20 beantragen. Dies führt unter anderem zu möglichen Steuervorteilen.
Zöliakie Behandlungsmöglichkeiten und Prognose
Die wichtigste Behandlung bei der Glutenunverträglichkeit ist die Umstellung der Ernährung und die Sicherstellung der Glutenfreiheit. Diese Umstellung bei der Aufnahme von Speisen ist zurzeit gleichzeitig auch die einzige effektive, anerkannte Behandlungsform. Ob darüber hinaus noch einzelne Symptome gesondert behandelt werden können, hängt immer von dem jeweils individuellen Verlauf der Erkrankung ab.
Die Prognose verläuft bei jedem Erkrankten etwas anders. Die Verläufe haben individuelle Ausprägungen. Deshalb kann man auch nicht vorhersagen, wann eine Besserung bereits vorhandener Symptome wirklich eintritt. Wichtig ist die konsequente Ernährungsumstellung. In seltenen Fällen verhindert auch diese nicht das vollständige Abklingen von Symptomen.
Für die Prognose kann auch maßgeblich sein, ob und in welchem Umfang die Darmschleimhaut bereits geschädigt wurde. Ebenso welche Folgen bereits aufgetreten sind wie eine Mangelversorgung mit Vitalstoffen oder eine starke Gewichtsabnahme. Immer unter der Voraussetzung, dass zukünftig kein weiteres Gluten aufgenommen wird, erholen sich viele Betroffene aber über die Zeit und werden symptomfrei.
Es gibt weitere Faktoren, die auf die Prognose und den subjektiven Verlauf einwirken. Bestimmte Medikamente, die Zusammensetzung des Mikrobioms im Darm und nicht zuletzt die individuelle Schmerzempfindlichkeit beeinflussen die Lebensqualität sowie den individuellen Verlauf der Erkrankung. Die Ernährungsumstellung muss lebenslang eingehalten werden.
Ernährungsumstellung bei Zöliakie
Ein Leben lang strikt glutenfrei ist oberstes Gebot bei der Glutenunverträglichkeit. Selbst wenn in manchen Phasen kaum Symptome auftreten, kann die Schädigung der Darmschleimhaut voranschreiten. Glutenfrei heißt in diesem Zusammenhang nicht glutenarm. Betroffene müssen deshalb in die Grundsätze einer glutenfreien Ernährung eingewiesen werden. Bei Kindern müssen die Eltern entsprechende Ernährungskonzepte entwickeln. Da Gluten in den meisten gängigen Getreide enthalten ist, scheiden diese regelmäßig in ihrer normalen Form bei der Ernährung aus. Inzwischen werden viele glutenfreie Lebensmittel angeboten. Nahrungsmittel gelten im rechtlichen Sinne dann als gutenfrei, wenn der Glutengehalt auf nicht mehr 20 Milligramm pro Kilogramm (20 ppm) Gluten vermindert ist. In gemeinsamen Haushalten müssen auch Brotmesser, Brotbretter und andere zum Essen benutzte Gegenstände glutenfrei gehalten werden. Es kann hier ungewollt zu Kontaminationen kommen, wenn etwa das Geschirr erkrankter Personen und nicht erkrankter Personen miteinander vermischt wird.
Oftmals kommt es gerade in der Anfangszeit war bereits vorliegenden Schäden der Darmschleimhaut auch zu einer vorübergehenden Laktoseintoleranz. Betroffene müssen dann für eine Zeit lang auch auf Milchzucker achten und möglicherweise auf entsprechende Lebensmittel verzichten.
Als Alternativen zu den glutenhaltigen Getreiden kommen unter anderem Hirse, Mais, Reis, Malereien, Tapioka, Quinoa, Koch Bananen, Sojabohnen und Kastanien in Betracht. Obst und Gemüse bieten allgemein keine Probleme, ebenso wenig Fleisch, Eier, Salate oder Fisch. Milchprodukte werden im Regelfall bei Nichtvorliegen einer vorübergehenden Laktoseintoleranz ebenfalls vertragen. Insgesamt profitieren Betroffene bei der Gluten und von einer entzüdnungshemmenden Ernährung. Hier können insbesondere bestimmte Beeren, Kräuter, Gewürze mit dem weitgehenden Verzicht auf Fleisch und Zucker ebenfalls zu einem besseren Lebensgefühl sowie zur Erholung beitragen.
Empfehlenswerte und nicht empfehlenswerte Nahrungsmittel bei Zöliakie
Grundsätzlich sind alle klassischen Getreide glutenhaltig. Das betrifft alle in den ersten Absätzen bereits gelisteten Getreidearten. Betroffene müssen deshalb bei Gepäck und Broten und allem, was Getreide enthält, auf Alternativen zurückgreifen.
Folgende Liste stellt einmal einige Alternativen vor:
- Nudeln auf Getreidebasis
- Nudeln auf Reis-, Erbsen- oder Bohnbasis
- Brot mit Getreide – Maisbrot, Hirsebrot, Mandelbrot, Kartoffelbrot, Nussbrot
Die Herausforderung gerade bei der Brotherstellung liegt darin, dass Gluten maßgeblich für die Textur und die Verbindung verschiedener Elemente etwa in einem Brot ist.
Wer hier seine Nahrung umstellt, profitiert häufig von einer professionellen Ernährungsberatung. Hier lernt man weitere Möglichkeiten kennen, um Getreidebestandteile zu ersetzen und dennoch schmackhafte Brote und andere getreidehaltige Nahrungsmittel selbst herzustellen. Ebenso können professionelle Ernährungsberater Wege aufzeigen, die eine abwechslungsreiche, schmackhafte sowie vitalstoffreiche Nahrungsaufnahme auch bei Glutenunverträglichkeit gewährleisten. Gerade wer bereits längere Zeit ohne sein Wissen erkrankt war, muss dafür sorgen, die Darmgesundheit wieder herzustellen. Dazu leistet eine besondere Ernährung einen Beitrag. Die fertigen, glutenfreien Lebensmittel, die man im Supermarkt kaufen kann, sind in der Regel komplex industriell hergestellt worden. Sie sind zwar praktisch, aber nicht unbedingt hochwertig. Außerdem sind sie nicht preiswert.
Es ist deshalb besser, sich damit auseinanderzusetzen, wie man selbst möglichst natürliche, glutenfreie Speisen herstellen kann.
Vorsicht bei Fertiglebensmitteln
Gluten erscheint nicht immer mit dieser Bezeichnung auf der Packung. Der bei der Zöliakie zu vermeidende Stoff kann auch hinter der Bezeichnung Gewürz, Weizeneiweiss, Weizenprotein, Weizenkleber, Weizenstärke, Bierhefe, Bierhefeextrakt, Malz, Malzextrakt, Gerstenmalz, Gerstenmalzextrakt oder Malzsirup verborgen sein. Zwar ist beispielsweise Bierhefe nicht per se glutenhaltig. Es kommt aber häufig im Produktionsprozess zu Verunreinigungen. Fertige Lebensmittel stellen deshalb bei Zöliakie eine potenzielle Gefahr dar, unbemerkt und ungewollt doch Gluten aufzunehmen. Wer unter der Autoimmunerkrankung leidet, ist deshalb gut beraten, eine möglichst naturbelassene Nahrung zu bevorzugen. Diese unterstützt auch allgemein die Leistungsfähigkeit und den Gesundheitszustand. Empfehlenswert sind in diesem Zusammenhang etwa Probiotika, die die Funktion des Darms unterstützen können. Fermentierte Lebensmittel wie Kefir oder Sauerkraut führen die nützlichen Mikroorganismen auf natürliche Weise zu. Auch in so genannten Superfoods kann Gluten stecken. Es bringt nichts wenn man zum Beispiel auf eine positive Gerstengras Wirkung hofft, sich dann aber durch enthaltenes Gluten andere Probleme einhandelt.
Mangelerscheinungen vermeiden
Wird eine Zöliakie nicht behandelt, entsteht oft ein Mangel an wichtigen Mikronährstoffen. Hier geht es etwa um Vitamin D, Vitamin A, Folsäure, Eisen Kalzium, Zink, Vitamin B12 und weitere. Es kann eine Blutarmut (Anämie) entstehen. Auch zu Beginn einer Ernährungsumstellung und später bei einer strikten Diät ohne Gluten sind Mangelerscheinungen nicht auszuschließen. Deshalb müssen Betroffene auf eine ausreichende sowie teilweise zusätzliche Versorgung beispielsweise mit Vitaminen und anderen Mikronährstoffen sorgen. Vitamin-und Vitalstoff-Supplemente können eine Möglichkeit sein, einen potenziellen Mikronährstoffen Mangel auszugleichen. Welche Mengen hier empfehlenswert sind, richtet sich unter anderem auch nach dem Verlauf der Erkrankung. Sprechen Sie sich mit dem behandelnden Arzt ab. Die Versorgung mit den wichtigen Vitalstoffen ist insbesondere für Kinder in der Wachstumsphase wichtig.
Manche Experten empfehlen auch die zusätzliche Aufnahme bestimmter Enzyme im Zuge der Ernährungsumstellung. Hier ist die ärztliche Beratung wichtig. Ebenso relevant ist, dass Betroffene auch durch die Aufnahme bestimmter Enzyme nicht auf die glutenfreie Ernährung verzichten dürfen. Die Enzyme sind nur eine Ergänzung, die aber die Aufnahme vom Gluten nicht ungefährlicher oder unschädlicher machen. Lediglich der Verdauungsprozess und die Aufnahme von Mikronährstoffen über die Darmschleimhaut können über diese Enzyme erleichtert werden. Ebenso können sie nach bisherigem Kenntnisstand in einem gewissen Umfang die Glutentoleranz erhöhen. Sie sind aber dennoch kein Freibrief dafür, bei Zöliakie Gluten zu verzehren.
Die Zöliakie-Krise
Selbst konsequenten Menschen kann es passieren, doch einmal ein glutenhaltiges Lebensmittel zu essen. Dann kann es zu einem sogenannten Zöliakie-Unfall, beziehungsweise einer Zöliakie-Krise kommen. Schon kleinere Mengen von Gluten können zu starken akuten Verdauungsbeschwerden mit Durchfall, Blähungen oder Erbrechen führen. Ebenso kann diese kurzzeitige Krise bereits die Darmschleimhaut schädigen. Der Unfall kann deshalb Betroffene in ihren Behandlungsbemühungen zunächst einmal zurückwerfen. Sollte ein Unfall passiert sein, muss man stringent wieder zu dem glutenfreien Sanierungskonzept zurückkehren. Manche Betroffene leiden nach einer Krise tagelang unter bestimmten Symptomen, fühlen sich erschöpft und angegriffen. Bei anderen geht die Krise schnell wieder vorüber.
Gibt es Werte, bei denen die Glutenaufnahme noch als sicher gilt?
Jede Zöliakie-Erkrankung verläuft auf eine gewisse Weise individuell. Es sind deshalb kaum Standard aussagen dazu möglich, welcher Aufnahmemenge wieder neue Symptome und Schäden entstehen. Die Bandbreite liegt hier bei Aufnahmeempfehlungen von maximal 10-100 mg pro Tag. Manche Betroffene reagieren bereits auf kleinste Spuren von Gluten mit einer Verschlechterung ihres Gesundheitszustandes. Bei anderen sind größere Mengen notwendig, um neue Symptome auszulösen. Ein Weizenbrötchen enthält beispielsweise über 2000 mg Gluten. Betroffene müssen sich ständig vor Augen halten, dass bereits ein einziges Brötchen ihnen eine erhebliche Menge Gluten zuführt. Es ist besser, sich dieser Gefahr ständig bewusst zu sein. Auch Restaurantbesuche können Erkrankte vor Herausforderungen stellen. Im Zweifel sollte man hier eher auf den Verzehr von Speisen verzichten, wenn die Glutenfreiheit nicht feststeht.
Mögliche Folgeerkrankungen
Die Zöliakie ist keine Bagatelleerkrankung, sondern eine schwere Autoimmunerkrankung. Wird sie nicht behandelt oder ist die Ernährungsumstellung inkonsequent, drohen immer mehr Schäden an der Darmschleimhaut. Betreffende können massiv an Gewicht verlieren und weisen Kennzeichen einer Mangelernährung auf. Besonders bei Kindern wird das gefährlich, weil sie sich noch in einem Entwicklungsprozess gefährden. Aber auch Erwachsene riskieren über längere Zeit gesehen schwere Gesundheitsschäden, wenn sie sich nicht an eine glutenfreie Ernährung halten. Problematisch ist außerdem, dass häufig schon lange Zeit vergangen ist, bevor die Erkrankung überhaupt diagnostiziert wurde. Es können in dieser Zeit schon schwere Schäden an der Darmschleimhaut entstanden sein. In seltenen Fällen entwickeln sich bösartige Erkrankungen wie das T-Zell-Lymphom aus einer unbehandelten Zöliakie. Es versteht sich von selbst, dass die Lebensqualität bei einer unbehandelten Zöliakie ebenfalls sehr schlecht sein kann.
Kann man Zöliakie vorbeugen?
Es ist bisher nicht bekannt, wie man der Zöliakie vorbeugen könnte. Dazu müssen möglicherweise auch nicht-genetische Faktoren noch besser verstanden werden, die das Entstehen der Autoimmunerkrankung triggern. Umstritten ist, ob man bei Kindern mit einer möglicherweise erblichen Disposition durch bestimmte Ernährungsanamnese vorbeugen kann. Hier wird manchmal empfohlen, die ersten 4 Monate ausschließlich Muttermilch zu geben. Erst ab dem fünften Monat sollte Schritt für Schritt Beikost eingeführt werden. Bei Müttern, die nicht stillen können, sollte unbedingt auf eine Säuglingsmilchnahrung ohne Getreidebestandteile ausgewichen werden.
Ebenso kann bei einer möglichen erblichen Veranlagung in der Familie bereits frühzeitig mit einem Bluttest eine Prüfung auf vorhandene Antikörper durchgeführt werden. Auf diese Weise kann mit frühzeitig begonnener, konsequenter glutenfreier Ernährung eine Schädigung der Darmzotten von Anfang an vermieden werden. Möglicherweise erfolgt dann die Ernährungsumstellung auch so früh, dass Symptome der Erkrankung überhaupt nicht auftreten.
Vorbeugung im Sinne von regelmäßigen Untersuchungen
In einem gewissen Umfang bieten regelmäßige Untersuchungen nach der erstmaligen Diagnostik und der Umstellung auf glutenfreie Nahrungsmittel eine Möglichkeit, Symptomen und Folgeschäden vorzubeugen. Regelmäßige Blutuntersuchungen und/oder auch die Entnahme von Gewebe im Darm zeigt Gefahren einer Verschlechterung frühzeitig auf. Dabei hängen die Frequenz dieser Untersuchungen und deren konkrete Zeitpunkte von dem individuellen Verlauf der Erkrankung ab.
Glutensensivität und nicht Zöliakie?
Es gibt eine Art von Glutensensibilität, die dennoch keine Zöliakie ist. Die Abgrenzung beider Krankheitsbilder kann schwierig sein. Symptome können hier nahezu identisch sein. Wissenschaftler sind weiteren Bestandteilen besonders im Weizen auf der Spur, die ebenfalls zu schweren Symptomen führen können. Dazu gehören andere Eiweiße als Gluten, aber aber auch eine Gruppe von Kohlenhydraten und Zuckeralkoholen. Noch sind hier viele Fragen ungeklärt. Ähnlich wie beim Reizdarmsymptom, können vielleicht mehrere Faktoren zusammenkommen, um Betroffene empfindlich gegen die Aufnahme von Getreideprodukten zu machen.
Bei der Weizenallergie reagiert das Immunsystem auf sämtliche Weizenproteine mit Allergiereaktionen. Es sollte immer der klare Nachweis für die Zöliakie über die spezifischen Antikörper geführt werden, um alle Krankheitsbilder deutlich voneinander abzugrenzen. Bei einer Allergie oder schwächeren Unverträglichkeit sind die Folgen vor allem auf lange Sicht gesehen nicht annähernd so gravierend wie bei der klassischen Zöliakie. Auch hier können zwar Entzündungsreaktionen im Darm vorliegen, die aber regelmäßig nicht zum Rückgang der Darmzotten führen.
Neue Medikamente gegen Zöliakie?
Wissenschaftler und Ärzte sind auf der Suche nach neuen Medikationen bei Zöliakie. Hier wird versucht, Substanzen zu erforschen, die die Intoleranz gegen Gluten vermindern. Andere Arzneimittel sollen die Symptome lindern helfen, indem etwa die Durchlässigkeit des Darms verringert wird und die Darmgesundheit gestärkt werden soll.
In Deutschland wurde die Substanz Wirkstoff ZED1227 entwickelt. Zurzeit befindet sich das Arzneimittel noch in der klinischen Prüfung. Es soll durch Hemmung des Enzyms Transglutaminase die Entzündungsreaktion im Darm unterbinden.
Wir haben bereits erfahren, dass dieses Enzym in Verbindung mit den Restbruchstücken der Gluten-Peptide die Immunantwort auslöst. Es bleibt abzuwarten, was dieser Wirkstoff am Ende wird leisten können. Hier sei nochmals betont, dass zurzeit nur der konsequente Verzicht auf Gluten Betroffenen wirklich hilft.
Fazit und Ausblick
Zöliakie ist auch heute noch, bei allen Möglichkeiten der modernen Medizin, eine schwerwiegende Autoimmunerkrankung. Es hilft regelmäßig nur der Verzicht auf Gluten in der Ernährung. Vielleicht sind in naher Zukunft Gentherapien denkbar.