Natriumbenzoat

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Natriumbenzoat

Natriumbenzoat wird in der Lebensmittelindustrie dazu verwendet, den Verderb durch schädliche Schimmelpilze, Hefen und Bakterien zu verhindern. Es trägt auch zur Erhaltung der Frische von Lebensmitteln bei, indem es Veränderungen von Textur, pH-Wert, Geschmack und Farbe verhindert oder verlangsamt.

Natriumbenzoat

Was genau ist Natriumbenzoat und wo kommt es vor?

Beim Natriumbenzoat handelt es sich um das Natriumsalz der Benzoesäure, welches als Konservierungsstoff eingesetzt wird. Dieser Konservierungsstoff wird auf der Zutatenliste von Lebensmitteln auch oft einfach als Benzoat bezeichnet und ist mit der europäischen Zulassungsnummer E 211 gekennzeichnet.

Dieser kristalline, weiße Feststoff ist geruchsneutral und wasserlöslich. Natriumbenzoat wird oft in Kombination mit Schwefelverbindungen und Sorbinsäure verwendet, wodurch seine Konservierungswirkung ergänzt bzw. verstärkt wird.

Dieser Zusatzstoff kommt auch in der Natur vor, wird aber hauptsächlich aus genetisch veränderten Organismen hergestellt. In seiner natürlichen Form steckt das Natriumsalz in:

  • verschiedenen Früchten (z. B. Pflaumen, Himbeeren, Preiselbeeren)
  • Milchprodukten und Honig (entsteht bei deren Fermentation)

Bei Pflanzen wird das Natriumbenzoat zur Abwehr von Krankheitserregern angewendet. Als Konservierungsmittel in der Lebensmittelindustrie wirkt es dem Wachstum von Pilzen und Bakterien entgegen und wird für diesen Zweck meistens synthetisch hergestellt.

Wo kommt Natriumbenzoat zum Einsatz?

Das Natriumbenzoat kommt außerhalb von verarbeiteten Getränken und Lebensmitteln auch bei einigen Kosmetika, Medikamenten, Industrie- und Körperpflegeprodukten zum Einsatz.

Natriumbenzoat in Nahrungsmitteln und Getränken

Für die Benzoesäure und das daraus gewonnene Natriumbenzoat gelten die gleichen Zulassungsbestimmungen. Dieser Zusatzstoff ist nur für bestimmte Nahrungsmittel zugelassen und darf nur bis zu einer genau festgelegten Höchstmenge in diesen Lebensmitteln vorkommen. Dabei kann die Höchstmenge je nach Lebensmittel variieren.

Mit diesem Konservierungsstoff dürfen nicht solche Lebensmittel haltbar gemacht werden, die aufgrund gesetzlicher Vorgaben über keine Zusatzstoffe verfügen dürfen oder die grundsätzlich unbehandelt bleiben sollen.

So sind z. B. Tierfutter und Bio-Nahrungsmittel von der Zugabe von Natriumbenzoat ausgenommen. Dieser Zusatzstoff ist speziell für Katzen sehr gefährlich, weil es bereits ab einer Dosis von 5 ‰ giftig für die Vierbeiner ist.

Natriumbenzoat als Konservierungsstoff steckt in folgenden Produkten bzw. Produktgruppen:

  • eingelegtes Gemüse
  • Fischkonserven
  • Aspik
  • Wurst
  • Margarine
  • Senf, Ketchup, Saucen
  • Oliven
  • Fruchtsaftkonzentrate und Erfrischungsgetränke

Zudem wird Natriumbenzoat nicht selten mit anderen Konservierungsstoffen kombiniert, um die Konservierungswirkung zu ergänzen bzw. zu verstärken.

Natriumbenzoat in Arzneimitteln und Medizin

Natriumbenzoat kommt auch in einigen rezeptfreien Medikamenten als Konservierungsmittel zum Einsatz, insbesondere in flüssigen Arzneimitteln wie Hustensaft. Zudem kann es bei der Herstellung von Pillen als Schmiermittel angewendet werden, wodurch deren orale Einnahme erleichtert wird. Natriumbenzoat kann in größeren Dosen bei der Behandlung bestimmter Erkrankungen unterstützend wirken.

Die Chemikalie reduziert z. B. bei Menschen mit angeborenen Harnstoffzyklusstörungen oder mit Lebererkrankungen den hohen Blutspiegel des Abfallprodukts Ammoniak. Bei bestimmten Erkrankungen ist die Ausscheidung von Ammoniak über den Urin eingeschränkt und ein hoher Ammoniakspiegelkann für den Betroffenen gefährlich sein.

Wissenschaftler haben auch Möglichkeiten entdeckt, wie Natriumbenzoat z. B. durch Beeinflussung der Aktivität bestimmter Enzyme oder durch die Bindung unerwünschter Verbindungen positive medizinische Wirkungen haben kann.

Weitere mögliche medizinische Anwendungen von Natriumbenzoat umfassen die Behandlung folgender Krankheiten und Beschwerden:

  • Depression: Ein Patient mit schwerer Depression, dem 500 mg Natriumbenzoat täglich verabreicht wurden, zeigte in einer sechswöchigen Fallstudie eine Verbessrung der Symptome in 64 % der Fälle. Zudem zeigten MRT-Untersuchungen eine verbesserte Gehirnstruktur bei Depressionen.
  • Panikstörung: Bei Patienten mit Panikstörungen, Engegefühl in der Brust, Bauschmerzen, Angst und Herzklopfen, zeigten sich bei der täglichen Einnahme von 500 mg Natriumbenzoat Verbesserungen der Paniksymptome um 61 % nach sechs Wochen.
  • Schizophrenie: Neben der Standard-Arzneimitteltherapie konnten durch die Verabreichung von 1000 mg Natriumbenzoat täglich die Symptome bei Betroffenen von Schizophrenie in einer sechswöchigen Studie um 21 % im Gegensatz zum Placebo reduziert werden.
  • Ahornsirup-Urin-Krankheit: Hierbei handelt es sich um eine Erbkrankheit, die den Urin nach Sirup riechen lässt und den Abbau bestimmter Aminosäuren hemmt. In einer Studie an einem Kleinkind zeigten sich in einer Krisenphase der Krankheit positive Wirkungen des intravenösen IV Natriumbenzoat.
  • Multiple Sklerose: Natriumbenzoat verlangsamt laut einigen Tier- und Reagenzglas-Studien das Fortschreiten der Multiplen Sklerose. Die Wirkung wird durch die Stimulierung der Myelin-Produktion erklärt. Myelin ist eine schützende Membran der Nervenzellen, die bei Multipler Sklerose geschädigt ist.

Vorsicht!

Natriumbenzoat kann trotz möglicher Vorteile für die medizinische Anwendung auch Nebenwirkungen wie Bauschmerzen, Übelkeit und Erbrechen haben.

Medizinische Dosen Natriumbenzoat können den menschlichen Organismus außerdem von der Aminosäure Carnitin befreien. Und diese spielt eine wesentliche Rolle bei der Energieerzeugung. Diese Funktion kann aber durch die Einnahme eines Carnitin-Präparats unterstützt werden.

Natriumbenzoat wird aus diesen Gründen in sorgfältig kontrollierten Dosen nur als verschreibungspflichtiges Medikament und unter ständiger Überwachung verabreicht.

Weitere Anwendungsmöglichkeiten von Natriumbenzoat

Üblicherweise kommt Natriumbenzoat auch als Konservierungsmittel in Körperpflegeprodukten wie Haarpflegeprodukten, Babytüchern, Mundwasser, Zahnpasta und in Kosmetika zum Einsatz. Es findet aber auch Anwendung in der Industrie, da es z. B. in Form eines Kühlmittels für Automotoren die Korrosion verhindert. Außerdem kann es zur Verbesserung der Festigkeit einiger Kunststoffarten sowie als Stabilisator bei der Fotoverarbeitung angewendet werden.

Ist Natriumbenzoat schädlich für die menschliche Gesundheit?

Viele Menschen sind gegenüber chemischen Zusatzstoffen generell misstrauisch und das ist auch gut so. Ist auch die Anwendung von Natriumbenzoat schädlich für die menschliche Gesundheit? Es gab einige vorläufige Studien, die an der Sicherheit von Natriumbenzoat Zweifel aufkommen lassen, jedoch sind noch weitere Untersuchungen erforderlich, um dieses Misstrauen endgültig zu bestätigen.

Das wohl größte Problem bei der Anwendung von Natriumbenzoat ist seine Fähigkeit, sich in das bekannte Karzinogen Benzol umzuwandeln. Für die Bildung von Benzol sind vor allem Diätgetränke anfällig, da der Zucker in normalen Fruchtgetränken und Limonaden die Benzolbildung verringert. Der Benzolgehalt kann auch durch andere Faktoren wie längere Lagerzeiten sowie Licht- und Hitzeeinwirkungen erhöht werden.

Im Jahr 2005 hat die FDA 200 Limonaden und andere Fruchtgetränke getestet und 10 von ihnen enthielten mehr als 5 Teile/Milliarde (ppb) Benzol. Dieser Grenzwert ist von der US-Umweltschutzbehörde verschrieben und gilt für sicheres Trinkwasser.

Dennoch fehlt es an Langzeitstudien, die eine Verbindung zwischen dem Krebsrisiko und dem regelmäßigen Konsum von geringen Benzolmengen untersuchen.

Gesundheitliche Bedenken und Risiken bezüglich Natriumbenzoat

Neben dem Krebsrisiko haben vorläufige Studien weitere mögliche Gesundheitsrisiken von Natriumbenzoat untersucht, darunter:

  • Allergien: Nach der Anwendung von Körperpflegeprodukten oder dem Konsum von Natriumbenzoat haltigen Lebensmitteln, kam es bei einem kleinen Prozentsatz von Menschen zu allergischen Reaktionen wie Schwellungen und Juckreiz.
  • Oxidativer Stress: Reagenzglas-Studien legen nahe, dass je größer die Natriumbenzoat-Konzentration ist, umso mehr freie Radikale werden freigesetzt. Diese können Schäden an den menschlichen Zellen anrichten und das Risiko für chronische Erkrankungen steigern.
  • Appetitkontrolle: Natriumbenzoat verringerte in einer Reagenzglas-Studie mit Mäusen und Fettzellen die Freisetzung von Leptin, einem appetithemmenden Hormon. Der Rückgang war direkt proportional zur Exposition.
  • Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS): ADHS wurde bei einer Studie an College-Studenten mit einer höheren Natriumbenzoat-Aufnahme durch Getränke in Verbindung gebracht.
  • Entzündung: Tierstudien legen nahe, dass Natriumbenzoat Entzündungswege im Körper in einem direkten Verhältnis zur verzehrten Menge aktivieren kann. Dies umfasst auch Entzündungen, die die Entwicklung von Krebs begünstigen.

Um diese Ergebnisse der vorläufigen Studien zu bestätigen, sind aber weitere Untersuchungen erforderlich, insbesondere bei Menschen. Denn Natriumbenzoat ist ein nützlicher Zusatzstoff und kann auch vielfältige Anwendungen in der Medizin finden.

Sicherheitsmaßnahmen bei der Verwendung von Natriumbenzoat

Durch die FDA ist eine Natriumbenzoat-Konzentration von bis zu 0,1 Gew.-% in Getränken und Lebensmitteln erlaubt. Beim Einsatz des Zusatzstoffs muss dieser auch in der Zutatenliste angegeben werden.

Natriumbenzoat wird vom menschlichen Körper nicht angereichert, sondern binnen 24 h verstoffwechselt und über den Urin ausgeschieden. Dies trägt wesentlich zur eigenen Sicherheit bei, da sich nicht zu hohe Mengen an Benzoat im Körper ansammeln, die eine Gefahr für die menschliche Gesundheit darstellen könnten.

Die zulässige tägliche Aufnahmemenge von Natriumbenzoat hat die WHO auf 0-5 mg/kg Körpergewicht festgelegt. Die zulässige Tagesdosis wird durch eine normale Ernährung in der Regel nicht überschritten. Es gibt jedoch einige Menschen, die auf diesen Zusatzstoff generell empfindlich reagieren.

Wichtig: Wer eine Allergie gegen Natriumbenzoat vermutet, sollte sich an den zuständigen Arzt wenden und auf Allergie testen lassen, um diese zu bestätigen oder auszuschließen.

Die Environmental Working Group stuft den Zusatzstoff in Körperpflegeprodukten auf einer Skala von 0 bis 10 auf die Gefahrenstufe 3ein. Demnach ist das Gesamtrisiko seiner Anwendung relativ gering.

Fazit

Durch eine normale Ernährung kann die zulässige Tagesdosis an Natriumbenzoat von bis zu 5 mg/kg Körpergewicht nicht überschritten werden. Demnach gilt Natriumbenzoat in Lebensmitteln und Getränken als sicher. In höheren Mengen wird dieser Zusatzstoff mit einem erhöhten Gesundheitsrisiko für Fettleibigkeit, ADHS und Entzündungen in Verbindung gebracht. Dennoch bedarf es an mehr Langzeitstudien, um dieses Misstrauen zu bestätigen.

Anderseits gibt es auch Studien, die von positiven Wirkungen in der medizinischen Anwendung zeugen. Auch hier sind aber noch mehr langzeitige Studien notwendig, um diese Angaben zu bestätigen. Es wird aber trotzdem empfohlen, Körperpflegeprodukte mit mehr natürlichen Inhaltsstoffen und weniger künstlichen Zusatzstoffen zu nutzen und allgemein die Aufnahme von verarbeiteten Lebensmitteln zu minimieren.

Quellen

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/24089054/

Vahidin ist als freiberuflicher Texter tätig und schreibt besonders gerne über Gesundheitsthemen, Wellness und Ernährung. Seine Beiträge sind mit aktuellen Forschungsergebnissen untermauert und der Schwerpunkt liegt stets auf dem Mehrwert für die LeserInnen. Damit gewährleistet er tiefere Einblicke in die ausgewählten Themen und hilft dabei, die Trends im Auge zu behalten.