Aspartam – Wo ist es enthalten und wie schädlich ist es?

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Aspartam

Während sie auf Zucker gern verzichten, greifen Gesundheitsbewusste zunehmend zu alternativen Süßstoffen. Doch Zuckerersatzstoffe wie das populäre Aspartam seien mit Vorsicht zu genießen, warnen Kritiker. Zuckerfrei hat sich zu einem neuen Trendthema für Ernährungsbewusste gemausert. Wer Industriezucker streicht, möchte aber auf den süßen Geschmack noch lange nicht verzichten. Alternative Süßstoffe wie Aspartam sollen Abhilfe schaffen. Doch dem künstlichen Zuckerersatz wird seit Jahren ein herber Nachgeschmack zugeschrieben – und das ist nicht wortwörtlich gemeint.

Was steckt hinter E 951 Aspartam?

Aspartam (engl. Aspartame) aka E 951 ist ein synthetisch hergestelltes Süßungsmittel. Im Normalfall wird Aspartam vom Menschen in diese drei Bestandteile verstoffwechselt: Asparaginsäure und Phenylalanin sowie Methanol. Das weiße, geruchlose Pulver ist etwa 200-mal süßer als Saccharose (herkömmlicher Zucker) bei etwa demselben Energiegehalt. Da zum Süßen viel weniger Aspartam als Zucker benötigt wird, gilt der Süßstoff als kalorienarm. Vermarktet wird der künstliche Süßstoff unter den Namen NutraSweet, Canderel, Amino-Sweet oder Equal.

Die Entdeckung von Aspartam: Ein süßer Zufall

Dem Chemiker James M. Schlatter ist die Alternative zu Zucker zu verdanken. Allerdings entdeckte der US-Amerikaner Aspartam bloß per Zufall. Um ein Medikament gegen Magengeschwüre zu finden, experimentierte er mit Aminosäuren und stieß auf ihr süßes Aroma. Das war bereits 1965.

Bis Aspartam in den USA auf den Markt kam, dauerte es 16 weitere Jahre: Unter dem Namen NutraSweet wurde es 1981 zugelassen. In Deutschland wurde das Süßungsmittel im Jahr 1990 als Lebensmittelzusatzstoff zugelassen und gehört damit zu den noch „jungen“ Süßstoffen.

Wo ist Aspartam enthalten?

In der EU ist Aspartam als Lebensmittelzusatzstoff E 951 zugelassen. Das Süßungsmittel kommt als Tafelsüßstoff zum Einsatz und steckt in Nahrungsmittel wie Getränken, Desserts, Kaugummi oder Milchprodukten. Da es als kalorienarm gilt, ist es auch in vielen Light-Produkten enthalten.

Aspartam wird in vielen Lebensmitteln zugesetzt:

  • Backglasuren und Backwaren
  • Brotaufstriche
  • Desserts
  • Light-Getränke
  • Frühstücksflocken
  • Instantkaffee
  • Kaugummi
  • Milchprodukte wie Speiseeis
  • Obstkonserven
  • Senf
  • Soßen
  • Spirituosen

Man schätzt, dass Aspartam in mindestens 5.000 Produkten Verwendung findet. Da der Süßstoff allerdings beim Erhitzen sein Aroma verliert, enthalten Backwaren oder zum Erhitzen gedachte Lebensmittel wie Fertiggerichte kein Aspartam.

Wie sieht man, ob Aspartam enthalten ist?

In der EU muss Aspartam – wie alle Lebensmittelzusatzstoffe – im Zutatenverzeichnis von Lebensmittel aufgelistet werden. Es ist entweder unter dem Begriff Aspartam oder mit der E-Nummer 951 angegeben. Zusätzlich muss der Hersteller darauf hinweisen, dass sein Produkt eine Phenylalaninquelle enthält.

Wie viel Aspartam ist erlaubt?

Gemäß EFSA, der europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit, beträgt die erlaubte Tagesdosis 40 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht. Bei einem Menschen mit 70 kg Körpergewicht entspricht das etwa 266 Süßstofftabletten oder mehr als 4 Liter mit Aspartam gesüßter Limonade.

Ist Aspartam eine Zuckeralternative?

Für Diabetiker lässt sich diese Frage eindeutig mit Ja beantworten: Da Süßstoffe wie Aspartam oder andere den Blutzuckerspiegel nicht ansteigen lassen, sind sie für Menschen mit dieser Krankheit eine echte Alternative zu Zucker.

Aspartam “möglicherweise krebserregend”

Ist Aspartam süß, aber gefährlich? – Mit dieser Streitfrage beschäftigt sich die Wissenschaft seit mehr als dreißig Jahren. Immer wieder kommt der Süßstoff als gesundheitsschädigender, krebsauslösender Dickmacher negativ in die Schlagzeilen.

WHO stuft Aspartam “möglicherweise krebserregend” ein

Galt Aspartam in geringen Mengen bisher als unbedenklich, hat die Krebsforschungsagentur IARC der WHO (Weltgesundheitsorganisation) den Süßstoff nun als möglicherweise krebserregend eingestuft. Die IARC verfügt über insgesamt vier verschiedene Klassifizierungsstufen:

  • Krebserregend
  • Wahrscheinlich krebserregend
  • Möglicherweise krebserregend
  • Nicht klassifizierbar 

Bei den Klassifizierungsstufen ist zu beachten, sie basieren auf der Stärke der Beweise und besagen nicht, wie gefährliche eine Substanz wirklich ist. So finden sich in derselben Kategorie wie Aspartam auch rotes Fleisch, Nachtarbeit oder auch heiße Getränke über 65 Grad. Weiterhin bestätigt die WHO in Form des WHO-Sachverständigenausschuss für Lebensmittelzusatzstoffe (JECFA) erneut die auch bisher geltende zulässige Tagesdosis von 40 Milligramm Aspartam pro Kilogramm Körpergewicht. Um zu veranschaulichen wie viel 40 Milligramm sind, kann man das Beispiel Cola light herannehmen, ein Liter des Light-Getränkes enthält etwa 130 Milligramm Aspartam. Hinzu kommt, der Süßstoff ist auch in vielen weiteren Lebensmitteln zu finden wie etwa in Kaugummis, in vielen kalorienarmen Light-Produkten, in Marmeladen, in Süßwaren und vielen weiteren Lebensmitteln.

Bestandteile von Aspartam im Detail

Und doch scheint Aspartam seinen bitteren Nachgeschmack nicht los zu werden: Jedem der drei Bestandteile werden immer wieder gesundheitsgefährende Wirkungen zugeschrieben. Dabei, so weist die EFSA hin, sind alle drei Bestandteile des Süßungsmittels auch in natürlichen Lebensmitteln zu finden – und zwar häufig in höheren Dosierungen, als die gesetzliche Höchstgrenze für Aspartam es erlauben würde.

Betrachten wir deshalb die drei Bestandteile genauer:

Asparaginsäure

Die Aminosäure Asparaginsäure kommt in Proteinen vor – so steckt in einer Portion Forelle mehr Aspariginsäure als in einer Packung Kaugummis, die mit Aspartam gesüßt sind. Der Körper kann Asparaginsäure unter anderem in den Neurotransmitter Glutamat umwandeln. Da sich dieser in sehr hohen Konzentrationen schädlich auf das Nervensystem auswirken kann, wurde die Neurotoxizität in Verbindung mit Aspartam immer wieder wissenschaftlich untersucht. Allerdings konnten keinen Hinweis auf eine Gefährdung in Verbindung mit Aspartam festgestellt werden.

Methanol

Der menschliche Organismus kann den Alkohol Methanol abbauen und dadurch Energie gewinnen. In zu großen Mengen kann Methanol allerdings auch giftig werden und die Nerven schädigen. In Studien mit Aspartam blieb die Methanolkonzentration im Blut der Probanden jedoch stets im gesundheitlich unbedenklichen Bereich und meist sogar unter der Nachweisgrenze. Dazu kommt, dass laut EFSA ein Glas Tomatensaft um 5- bis 6-mal mehr Methanol enthält als dieselbe Portion eines mit Aspartam gesüßten Erfrischungsgetränkes.

Phenylalanin

Die lebenswichtige Aminosäure kann vom Körper nicht selbst produziert werden, sondern muss über die Ernährung aufgenommen werden. Glücklicherweise steckt Phenylalanin in vielen Lebensmitteln wie Erbsen, Reis, Nüssen und Fleisch. Im Körper wird sie weiter umgewandelt und kommt bei der Bildung bestimmter Hormone und Neurotransmitter zum Einsatz.

Phenylketonurie (PKU):

Was für die meisten Menschen essentiell ist, kann für diejenigen, die unter der erblichen Krankheit Phenylketonurie (PKU) leiden, lebensbedrohlich sein: Sie dürfen kein Phenylalanin zu sich nehmen, weil ihr Organismus kein Phenylalanin abbauen kann und sich deshalb im Körper anreichert. Das wiederum hat schädliche Auswirkungen auf die Gehirnzellen. Entsprechend müssen sie weitestgehend auf eiweißreiche Lebensmittel, wie Fleisch, Fisch, Eier, Milchprodukte, Nüsse und Samen verzichten. Das Gleiche gilt für Produkte, in denen Aspartam eingesetzt wurde. Sie enthalten daher den Warnhinweis: „Enthält eine Phenylalaninquelle!“

Aspartam: Mythos Dickmacher

Gesundheitsschädigende Auswirkungen konnten Aspartam bisher nicht zugeschrieben werden. Doch einige Studien ließen vermuten, dass der Süßstoff – wie andere Alternativen zu Zucker – dicken machen soll: Der süße Geschmack soll dem Gehirn vorgaukeln, dass Glucose zugeführt wurde. In Folge davon steigt der Insulinspiegel, der Blutzucker sinkt, und es entsteht innerhalb von 90 Minuten ein Heißhunger. Soweit die These.

Der Deutsche Lebensmittelverband weist diese Behauptung jedoch als Mythos weit von sich: Die Bauchspeicheldrüse schüttet Insulin als Reaktion auf einen gesteigerten Blutzuckerspiegel aus, heißt es von Seiten der Experten. Dieser steige nach der Aufnahme von kohlenhydratreicher Nahrung an. Insulin sorge in weiterer Folge für ein Absinken des Blutzuckerspiegels. „Ein Zusammenhang zwischen Geschmackssignalen im Gehirn bei süßem Geschmack und einer gesteigerter Insulinproduktion besteht hingegen nicht“, steht auf der Website, „Behauptungen, nach denen Süßstoffe eine Insulinausschüttung hervorrufen, sind wissenschaftlich widerlegt.“

Nebenwirkungen von Aspartam

Empfindliche Menschen berichteten nach Verzehr von Aspartam über Kopfschmerzen, Benommenheit, Gedächtnisverlust, Sehstörungen und Hyperaktivität. Dass der Süßstoff diese und andere Nebenwirkungen hervorrufe, gilt heute ebenfalls als nicht bestätigt. Insbesondere der Vorwurf, dass Aspartam zu Durchfall führe, scheint haltlos zu sein. Warum dennoch einige nach dem Verzehr von künstlich gesüßten Produkten unter Magen- und Stuhlproblemen leiden, hat offenbar einen anderen Grund: Zusätzlich zu Aspartam wird vielen Lebensmitteln oft ein gängiger Zuckeraustauschstoff wie Fruchtzucker beigefügt. Große Mengen davon überfordern jedoch den Dickdarm: Der Fruchtzucker verbleibt im Darm, bindet Wasser und verflüssigt damit den Stuhl. Der daraus folgende Durchfall wird also nicht von Aspartam verursacht, sondern ist den Zuckeraustauschstoffen zuzuschreiben.

Verzicht in der Schwangerschaft?

Auch Schwangere müssen aus Gesundheitsgründen nicht auf Aspartam-haltige Produkte verzichten. Zu diesem Schluss kommen die Experten der EFSA. Darüber hinaus wurden frühere Annahmen widerlegt, dass zwischen dem Konsum künstlich gesüßter Erfrischungsgetränke und Frühgeburten ein Kausalzusammenhang bestehe.Eine erste Studie im Jahr 2010 ließ das zwar vermuten. Allerdings ergab sich in einer weiteren, in Norwegen von Englund-Ögge et al. zwei Jahre später durchgeführten Untersuchung, ein kaum erkennbarer Zusammenhang zwischen Frühgeburten und künstlich gesüßten Erfrischungsgetränken. Dieser war allerdings weniger stark ausgeprägt als der Zusammenhang zwischen Frühgeburten und mit Zucker gesüßten Erfrischungsgetränken.

Alternativen zu Aspartam

In der Europäischen Union sind 10 weitere Süßstoffe im Lebensmittelrecht aufgenommen:

  • Acesulfam
  • Advantam
  • Aspartam-Acesulfam-Salz
  • Cyclamat (E 952)
  • Neohesperidin DC
  • Neotam
  • Saccharin (E 954)
  • Stevia (Steviolglycoside)
  • Sucralose
  • Thaumatin

Doch auch für Diabetiker gilt dieselbe generelle Faustregel, die sich alle Anderen zu Herzen nehmen sollten: Lebensmittel mit Süßstoffen wie Aspartam sollten nur in Maßen genossen werden, können sie doch das Verlangen nach Süßem insgesamt steigern.

Achtung Light-Falle!

Da Produkte mit Süßstoff als kalorienarm gelten, verführen sie dazu, größere Mengen davon zu verspeisen oder zu trinken. Frei nach dem Motto: Von den Light-Produkten „darf“ ich mehr zu mir nehmen. Viele sind bereits in diese Falle getappt und haben zugenommen – trotz, oder vielmehr aufgrund des Zucker-Verzichts.

Statt Zucker durch Aspartam zu ersetzen, raten Experten Abnehmwilligen deshalb, im Zweifelsfall auf solche Diät-Lebensmittel zu verzichten und auf gesunde, ausgewogene Ernährung zu setzen. Schließlich gilt auch eine künstlich gesüßte Limo nicht als natürliches, frisches Produkt.

Gesund süßen: Die Alternativen

Wer dennoch nicht auf Süßes verzichten möchte oder sich den süßen Geschmack nicht ganz abgewöhnen will, kann auf natürliche Alternativen setzen:

Ahornsirup

Das flüssige Gold aus Kanada bietet bei der Süßung von Lebensmitteln viele Möglichkeiten. Doch Ahornsirup ist nicht nur eine gesunde Süße, er wirkt teilweise antioxidativ und entzündungshemmend. Weiters enthält er Nährstoffe wie Calcium, Kalium, Magnesium und Eisen. Allerdings ist die Süßkraft etwas geringer als beim industriellen Zucker.

Agavendicksaft

Der Saft wird aus der mexikanischen Agavenpflanze gewonnen und ähnelt dem heimischen Honig. Allerdings ist die Konsistenz vom Agavendicksaft etwas flüssiger als von Honig. Der natürliche, vegane Süßstoff hat eine positive gesundheitliche Wirkung und lässt sich leicht vereinfachen. Außerdem ist seine Süßkraft stärker als beim Industriezucker.

Birkenzucker aka Xylit

Birkenzucker ist ein natürlicher Bestandteil von verschiedenen Obst- und Gemüsesorten, kann aber auch industriell gewonnen werden. Zum Beispiel funktioniert das mit Hilfe der Reste von Maiskolben, ist aber teuer. Allerdings ist Birkenzucker zwar um 40% kalorienärmer als Zucker, mit seinen 240 kcal pro 100g jedoch dennoch ziemlich kalorienreich im Vergleich zu anderen Alternativen. Zudem kann Xylit in zu großer Menge zu Magenbeschwerden führen. Das gleiche gilt für Erythrit welches für Diabetiker noch besser geeignet ist.

Datteln

Um einen Dattelsirup oder eine Dattelpaste herzustellen, lässt man die Trockenfrüchte im Wasser einweichen. Dann können sie mit dem Mixer püriert werden. Alternativ gibt es fertige Dattelpasten auch zu kaufen.

Kokosblütenzucker

Der Kokosblütenzucker ist ein naturbelassener Zucker ohne weitere Verarbeitungsschritte und schmeckt leicht karamellig. Da er nur einen geringen glykämischen Index aufweist, kommt es kaum zu einem Anstieg des Blutzuckers. Allerdings ist der Kokosblütenzucker nicht so süß wie industrieller Zucker.  

Honig

Das Süßungsmittel gilt als eines der ältesten Zuckeralternativen und hat verschiedene positive Wirkungen. Dazu zählt die Hemmung von Enzündungen genauso wie seine antibakteriellen und antiseptischen Effekte. Allerdings hat Honig fast ebenso viele Kalorien wie Zucker – und das, obwohl seine Süßkraft geringer ist. Da zudem der Blutzucker steigt, gilt Honig nicht als die gesundheitlich beste Alternative für Zuckerschlecker. Dies gilt im übrigen auch für Manuka Honig.

Stevia

Klein, aber oho: Das rein pflanzliche Stevia kann schon in geringen Mengen die gleiche Süßkraft erreichen wie größere Mengen Zucker. Zudem ist man vor der Gefahr, einen hohen Blutzucker zu bekommen, gefeit. Der Blutzuckerspiegel wird nämlich nicht verändert und die Bauchspeicheldrüse muss keinerlei Insulin ausschütten. Allerdings ist es nicht einfach, reines Stevia im Handel zu bekommen. Die meisten Stevia sind mit chemischen Zusätzen verfeinert.

Yacon

Yacon wird aus einer südamerikanischen Heilpflanze gewonnen. Dass der Zuckerersatz also nicht nur süß schmeckt, sondern auch gesund ist, versteht sich deshalb von selbst. Denn er enthält verschiedene Mineralstoffe wie Calcium, Kalium und Eisen. Dank seiner präbiotischen Ballaststoffe wirkt sich Yacon zudem günstig auf die Verdauung aus. Und nicht nur das: Yacon hat signifikant weniger Kalorien als industrieller Zucker oder andere alternative Süßungsmittel und weist zudem einen geringen glykämischen Index auf.

Insbesondere für Ernährungsbewusste gibt es also zahlreiche süße Alternativen – es muss nicht immer Aspartam sein! 

Dennis
Von Dennis
Hallo, mein Name ist Dennis Philippus. Auf Nahrung.de bin ich als Chefredakteur tätig. Mit den Themen Ernährung und Fitness setze ich mich nun schon seit fast zwei Jahren intensiv auseinander, da damals meine Abnehm-Reise startete.