Biotin ist ein Allrounder, der den Körper täglich mit lebenswichtigen Energiereserven versorgt und das Nervensystem am Laufen hält. Die Wirkung auf Haut, Schleimhäute und Haar machen aus Vitamin B7 ein wahres Beauty Wunder, wenn auch nur in den Grenzen einer natürlichen Substanzerhaltung.
Aufgenommen wird Biotin nur über die Nahrung, der Körper produziert es nicht selbst. Im Organismus ist es als Coenzym an mehreren enzymatischen Prozessen des Stoffwechsels beteiligt. Ein Depot existiert nicht. Die Aufnahme muss konsequent und stabil erfolgen. Unsere Ernährung ermöglicht dies jedoch in den allermeisten Fällen problemlos. Allerdings können bestimmte Umstände und genetische Faktoren zu Mangelerkrankungen führen. Diesen wird durch medikamentöse Biotin-Zufuhr entgegengewirkt.
Um angeborene Defizite rechtzeitig erkennen zu können, werden die Biotin-Werte schon während des regulären Neugeborenen-Screenings gescheckt.
Der tatsächliche Bedarf an Biotin ist bislang noch nicht vollständig geklärt. Auch zu den Höchstgrenzen fehlen wissenschaftliche Belege. Die orale Aufnahme von Biotin-Produkten scheint laut Expertenmeinung unbedenklich zu sein.
Unübersichtlicher wird es bei Kombinationsprodukten, wie sie für die Pflege von Haut, Nägeln und Haar angeboten werden. Die weiteren Bestandteile dieser Nahrungsergänzungsmittel können durchaus zu Nebenwirkungen führen.
Cremes, Hautpflegeprodukte und Shampoos mit Biotin werden von wissenschaftlichem Standpunkt aus als wirkungslos eingestuft. Das Vitamin kann nicht oder nur minimal über die Haut aufgenommen werden. Ergebnisse erzielt allein die orale Darreichungsform. Die Wirkung, die Vitamin B7 auf den Menschen ausübt, lässt sich zu großen Teilen auf Haustiere übertragen, sodass Biotin Bestandteil von vielen für Heimtiere angebotenen Produkten ist.
Was ist Biotin?
Biotin wird als Koenzym im Kohlenhydrat- und Fettstoffwechsel eine wesentliche Rolle beigemessen. Wir kennen es außerdem unter der Bezeichnung „Vitamin H“ oder „Vitamin B7“. Damit gehört es zum Vitamin-B-Komplex und ist eines der für den Körper essenziellen Vitamine. Folgerichtig muss es mit der Nahrung zugeführt werden, da der Organismus es nicht selbst herstellt.
Damit die Aufnahme über das Verdauungssystem funktionieren kann, sollte zwingend das Enzym Biotinidase im Organismus vorliegen. Biotinidase ist an Lebensmitteleiweiße gebunden. Es ist in der Lage, Vitamin B7 durch Aufspaltung in seine aktive Form umzuwandeln. Biotin selbst ist wasserlöslich. Der Körper kann nur überschaubare Mengen des Vitamins speichern.
Chemische Struktur
Biotin (C10H16N2O3S) ist eine feste Substanz. Dem Aussehen nach werden farblose Nadeln beschrieben. Es handelt sich um die prosthetische Gruppe von Carboxyl-Transferasen, ein heterozyklisches Harnstoffderivat mit einem Tiophanring. An diesem wird Valeriansäure gebunden. Drei asymmetrische C-Atome machen 8 Stereoisomere des Stoffes möglich.
Biologisch aktiv ist lediglich D-Biotin. Es ist in pflanzlichen Produkten über Valeriansäureketten an Proteine mit Lysinresten gebunden. Tierische Lebensmittel stellen Biotin in freier Form zur Verfügung. Für die Industrie kann Biotin auf zwei Wegen gewonnen werden. Einmal synthetisch aus Petrochemikalien und dann fermentativ aus pflanzlichen Rohstoffen.
Vorkommen von Biotin
In der Natur wird Biotin durch unterschiedliche Organismen gebildet. Dazu gehören Bakterien, Schimmelpilze, Algen, Hefe und diverse Pflanzen. Experimente mit Hefe waren es auch, die den Faktor eingehend aufgedeckt haben. Zur konkreten Bestimmung kam es jedoch erst 1936 nach der Isolation aus Eidotter. Die genannten Organismen erzeugen das bereits angesprochene D-Biotin.
Auch Bakterien im menschlichen Darm können selbst Biotin produzieren. Es ist jedoch bislang nicht geklärt, ob sie dieses zur Unterstützung des Gesamtorganismus freigeben. Diese Erkenntnis erklärt jedoch den Umstand, dass in Stuhlproben im Verhältnis zu den dem Organismus tatsächlich zur Verfügung stehenden Mengen sehr viel Biotin nachgewiesen werden kann.
Biotin-Aufnahmeprozesse
Biotin wird frei oder an Eiweiße gebunden aufgenommen. Derartige Bindungen müssen im Rahmen des Verdauungsprozesses zunächst aufgespalten werden. Es entsteht Biocytin. Aus Biocytin kann durch Biotinidase Biotin freigesetzt werden. Dies geschieht auf zwei Wegen. Zunächst im Pancreas- und Darmsaft und nach dem weiteren Absorptinsprozess durch Plasma-Biotinidase. Freies Biotin wird durch die Dünndarmwand absorbiert und durch natriumabhängige Prozesse weitergeleitet.
Diese Abläufe können durch Wechselwirkungen mit Glycoproteinen gestört werden. Unter anderem kann Biotin eine starke Bindung mit Avidin eingehen. Diese ist im Nachhinein durch die Proteasen des Pankreas nicht mehr aufspaltbar.
Avidin kommt vorrangig im Eiklar des Hühnereis vor, weshalb eine Überdosis rohen Eis, wie es manche Bodybuilding-Diäten vorsehen, zu unangenehmen Mangelerscheinungen führen kann. Da die Verbindung hohe Temperaturen nicht übersteht, ist gekochtes Ei jedoch unbedenklich. Neben Avidin kann auch Streptavidin im Körper Biotin binden.
Die Wirkung von Biotin auf den menschlichen Körper
Biotin wirkt sich auf zahlreiche Stoffwechselprozesse, das Gehirn, die Nerven und zellinterne Prozesse aus. Die Industrie kennt es als Schönheitsvitamin.
Stoffwechsel
Vitamin B7 aktiviert den Stoffwechsel. Im menschlichen Körper kommt Biotin im Kohlenhydrat-, Fett- und Eiweißstoffwechsel zum Einsatz. Es ist essenziell für die Bildung von Fettsäure und beeinflusst die Cholesterinwerte. In diesen Zusammenhängen dient es als Cofaktor. Cofaktoren sind Bestandteile vieler Enzyme. In diesem Sinne ist Biotin wesentlich am Abbau einiger Aminosäuren beteiligt. Es handelt sich jedoch ausschließlich um Prozesse, die nicht zu den klassischen Carboxylierungsreaktionen zählen. Das beheben eines Vitamin B7 Mangels kann die Fettverbrennung ankurbeln.
Im menschlichen Organismus sind 4 Carboxylasen von wesentlicher Bedeutung, die auf Biotin in der Rolle des Koenzyms angewiesen sind. Die grundlegende Aufgabe des Vitamins besteht in der Bindung und Übertragung von Kohlenstoffdioxid in Abhängigkeit von ATP als Carboxylgruppe.
Diese Prozesse sind innerhalb der Zelle in den Mitochondrien bzw. im Zytosol zu lokalisieren. In der genannten Eigenschaft ist Biotin an der Regulation der Lipogenese und am Zitronensäurezyklus beteiligt. Dadurch wird es im entfernten Sinne in die Glucoseproduktion mit einbezogen. Auffällig wird der Zusammenhang durch zentralnervöse Störungen und Störungen des Glucosestoffwechsels bei Biotin-Mangel. Dieser fällt mitunter auch durch Muskelschwächen auf. Als ursächlich kann die Beteiligung des Stoffes an Leucin-Umbauprozessen betrachtet werden. Biotin steigert zudem die Proteinsyntheseleistung.
Blutzuckerspiegel
Die Teilnahme am Glukosestoffwechsel spricht außerdem für eine regulierende Wirkung auf den Blutzuckerspiegel. Biotin wirkt sich nachhaltig bei Glukose-Intoleranz aus und kann im Zusammenhang mit einer Diabeteserkrankung in Kombination mit Chromium den Blutzucker senken.
Schönheitsvitamin
Der frühere Name Vitamin H spielt auf die besondere Bedeutung des Vitamins für Harre und Haut an. Vitamin B7 ist eine wesentliche Grundlage für die Bildung der Hornsubstanz Keratin. Keratin wiederum ist Bestandteil von Haut, Haar und Nägeln. Ein Mangel an Vitamin B7 wird sich also durch Schädigungen in diesen Bereichen zeigen. Zum Beispiel nimmt die Qualität der Fingernägel ab. Auch die Neubildung von Haarwurzeln und Nagelbett ist Biotin abhängig. Keratin ist ein faserbildendes Strukturprotein. Es verleiht einzelnen Zellen und Zellstrukturen im gesamten Organismus Halt.
Zellwachstum
Auch dort, wo Körperzellen wachsen oder sich vermehren sollen, spielt Biotin eine wesentliche Rolle. Es unterstützt zudem die Bildung von neuen Blutzellen.
DNA-Synthese/Aufgaben im Zellkern
Biotin übernimmt einige Genfunktionen im Zellkern. Es beeinflusst die Genexpression und die Chromatinstruktur. Die Zellteilung findet unter Biotin-Einfluß statt. Allgemein zählt der menschliche Organismus mehr als 2000 von Biotin abhängige Gene.
Bildung von Talgdrüsen
Vitamin B7 ist im Weiteren an der Bildung von neuen Talgdrüsen beteiligt. Entsprechend kann die Biotin-Versorgung für die Aufrechterhaltung eines ebenmäßigen Hautbildes ausschlaggebend sein. Aber Achtung: ein Übermaß an Biotin wirkt sich negativ auf die Vitamin-B5-Aufnahme im Körper aus. Dadurch kann die Talgproduktion gestört werden, was wiederum zu unreiner Haut führt.
Funktion des Nervensystems und des Gehirns
Die Unterstützung des Glucose-Kreislaufs hat Auswirkung auf die Funktionen des Gehirns. Dieses arbeitet mit Einfachzuckern und zwar ausschließlich. Stellt der Organismus genug davon zur Verfügung, sind Merkfähigkeit, Konzentration und Gedächtnisleistung optimal unterstützt. Außerdem unterstützt Biotin die Ausbildung der nervenschützenden Myelin-Schicht. Diese sorgt neben ihrer strukturellen Schutzfunktion für eine rasche Signalweiterleitung.
Biotin-Mangel
Ein Biotin-Mangel tritt ausgesprochen selten auf. Es ist jedoch möglich, durch langfristige Fehl- oder Unterernährung einen Biotin-Mangel zu erleiden. Solche Situationen entstehen unter anderem durch Essstörungen oder länger währende Obdachlosigkeit. Symptomatisch bleibt eine Mangelerkrankung lange Zeit unentdeckt, da sich die Beschwerden erst nach und nach einstellen.
Säuglinge entwickeln mitunter einen vorübergehenden Biotin-Mangel, da Muttermilch verhältnismäßig wenig Biotin enthält. Unter Umständen kann in einem solchen Fall Vitamineinnahme sinnvoll sein. Meist werden dann Mutter und Kind behandelt.
Erhöhte Gefahr für Vitamin B7-Mangelerkrankungen
Manche Bevölkerungsgruppen haben eine erhöhte Anfälligkeit für eine Unterversorgung mit Vitamin B7. Ausschlaggebend sind Lebensumstände, genetische Faktoren und gesundheitliche Disposition. Besonders häufig werden entsprechende Mangelerscheinungen beobachtet bei:
- hohem Alkoholkonsum
- Rauchern
- dauerhafter Einnahme bestimmter Medikamente wie Antibiotika oder Phenobarbital
- künstlicher Ernährung
- Dialysepatienten
- Menschen mit Darmerkrankungen, besonders Darmschleimhauterkrankungen verhindern die Aufnahme des Biotins aus der Nahrung
- dem Verzehr von vielen rohen Eiern
- genetisch bedingtem Biotin-Mangel (Carboxylase-Mangel)
- jungen Müttern, da Biotin während Schwangerschaft und Stillzeit schneller abgebaut wird
Sind Säuglinge nach schlechter Versorgung im Mutterleib oder durch genetische Faktoren von einem Biotin-Mangel betroffen, weisen sie bereits wenigen Tage nach der Geburt erste Symptome auf.
Biotin-Mangel Symptome
Tritt ein Biotin-Mangel ein, zeigt sich dieser über Symptome der Haut, der Muskeln, des Darms und des Nervensystems. Der Allgemeinzustand kann bei Fortschreiten der Erkrankung stark leiden.
Hautstörungen
- Haarausfall, das Haar wird stumpf und brüchig
- brüchige Nägel
- Mundwinkelentzündungen
- Haut- und Schleimhautveränderungen
- entzündliche Reaktionen der Haut
- entzündliche Reaktionen der Zunge
- Bindehautentzündungen
Störungen des Nervensystems und des Wohlbefindens
- Muskelschmerzen
- Bewegungsstörungen
- Depressivität
- Halluzinationen
- Allgemein Störungen des Nervensystems
- Gefühlsstörungen, Missempfindungen der Haut
- Müdigkeit
- Antriebslosigkeit
- Schwächesymptome
Störungen des Verdauungssystems
- Übelkeit
- Appetitlosigkeit
- Erbrechen
Klinisch fallen erhöhte Cholesterinwerte, Anämie, Fettleber und Herzprobleme einhergehend mit niedrigem Blutdruck auf. Die Diagnose wird mithilfe von Blut- und Urinuntersuchungen gestellt. Bei einem Biotin-Spiegel im Blutserum von unter 100 pg/ml kann von einem Mangel ausgegangen werden. Der 24-Stunden-Sammelurin sollte im Normalfall deutlich über 18 Nanomol Biotin enthalten.
Zum Teil abweichende Symptome bei Säuglingen
Da Säuglinge sich noch in tiefgreifenden Entwicklungsprozessen befinden und stark auf die aufbauenden Eigenschaften des Biotins angewiesen sind, zeigt sich bei ihnen ein weiter gefasstes Störungsbild, wenn die Versorgung mit Biotin ausbleibt oder zu gering ausfällt.
- Hautausschläge
- Krampfanfälle
- Erbrechen
- Trinkschwäche
- schlaffe Muskulatur, Bewegungsstörungen
- Störungen des Abwehrsystems
- Entwicklungsverzögerungen
- Hörverlust durch Rückbildung der Hörnerven
- Bewusstseinsstörungen sowie mangelnde Ansprechbarkeit bis hin zum Koma
Genetisch bedingter Biotin-Mangel
Wie erwähnt, kann ein solche Situation nicht nur durch Unterversorgung im Mutterleib bzw. über die Muttermilch entstehen. Sie ist oft auch Zeichen einer genetischen Veränderung (z.B. Carboxylase-Mangel) mit Symptomen, die den bereits genannten ähneln:
- Hautekzeme
- Erbrechen
- Infektanfälligkeit
- Niedriger Blutdruck
- Übersäuerung (Ketoazidose)
Primär betroffene Säuglinge zeigen bald nach der Geburt Mangelsymptome. Bei ihnen werden die Carboxylasen durch eine durchschnittliche Biotin-Zufuhr nicht aktiv.
Sekundär wird das Phänomen eher durch einen Biotinidase-Mangel ausgelöst. Fehlt das Enzym, kann das proteingebundene Vitamin für den Körper nicht aufbereitet werden.
In beiden Fällen muss Biotin medikamentös zugeführt werden. Unbehandelt zeigen sich schwerwiegende Symptome, zum Teil auch bei Erwachsenen und größeren Kindern, die spontan ihre Medikamente absetzen:
- Störungen des Hör-und Sehvermögens
- Entwicklungsstörungen
- Hautveränderungen
- Haarausfall
- Krämpfe
- niedriger Blutdruck
- Ketoazidose
Entsprechend des Schweregrades der Symptomatik ist der Test auf Bitotinidase-Mangel fester Bestandteil des obligatorischen Neugeborenen-Screenings. Nur eine frühzeitige Behandlung kann der Entstehung von weiteren Folgeschäden bis hin zum Tod vorbeugen. Betroffene Patienten sind ein Leben lang von der täglichen Zufuhr freien Biotins abhängig. In der Regel werden Mengen von 15 -20 mg pro Tag verschrieben.
Vorsicht: Die Biotin-Einnahme wirkt sich auf Laborergebnisse aus
Wer Biotin-Produkte einnimmt, sollte diesen Umstand im Rahmen ärztlicher Behandlungen generell erwähnen. Die Präparate können zur Verfälschung etwaiger Laborwerte führen. Die Testergebnisse können sowohl irreführend positiv als auch negativ ausfallen. Qualitativ hochwertige Nahrungsergänzungsmittel tragen einen diesbezüglichen Hinweis.
Betroffen sind:
- TSH-Wert (Schilddrüsenwert)
- Sexualhormone
- Blutwerte zur Erkennung von Leberentzündungen
- Der Herz-Kreislaufmarker Troponin
Ursächlich dafür ist die Verwendung von Biotin als Molekülmarker in einigen Testverfahren. Die Marker werden durch die im Organismus enthaltenen überschüssigen Biotin-Mengen verdrängt und die so entstehenden Ergebnisse sind dadurch nicht aussagekräftig.
Täglicher Biotin-Bedarf und Höchstgrenzen
Eine festgelegte Höchstgrenze für die Biotin-Supplementierung gibt es bisher nicht, entsprechend sind auch keine gravierenden negativen Folgen einer Überdosierung bekannt. Die deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt dennoch, den Höchstwert von 30-60 Mikrogramm pro Tag nicht zu überschreiten.
Diese Empfehlung basiert jedoch lediglich auf einem Schätzwert. Der tatsächlich Biotin-Bedarfswert ist wissenschaftlich ebenfalls nicht belegt. Als Orientierung wird für den gesunden Menschen nach dem 15. Lebensjahr ein Wert von 40 Mikrogramm pro Tag angenommen. Für Säuglinge werden 5-10 Mikrogramm geschätzt und für Kinder 10-35 Mikrogramm, je nach Lebensalter und Konstitution. Die Aufnahmefähigkeit für Biotin nimmt mit steigendem Lebensalter ab.
Die Biotin-Verfügbarkeit in Lebensmitteln
Vitamin B7 ist sowohl in pflanzlichen als auch in tierischen Produkten enthalten. An sich deckt eine durchschnittlich ausgewogene Ernährung den Biotin-Bedarf eines Erwachsenen sehr gut ab. Das Vitamin ist hitzebeständig, jedoch aber auch sehr gut wasserlöslich. Beim Kochen geht mitunter ein Teil der Inhaltsstoffe verloren. Der mittlere Biotin-Verlust bei der Zubereitung von Nahrungsmitteln wird auf 20 % geschätzt. Dem lässt sich entgegenwirken, indem das verwendete Kochwasser schlichtweg mitverwendet wird.
Biotin in pflanzlicher Kost
Biotin ist in sehr vielen Obst und Gemüsesorten, sowie Saaten, Vollkornprodukten und Nüssen enthalten. Gehaltvolle Beispiele sind:
- Haferflocken
- Weizenkeime
- Nüsse
- Champignons
- Sojabohnen
- Tomaten
- Spinat
- Kartoffeln
- Getreide
- Trockenhefe
- Sojabohnen
- Walnüsse
- Bananen
- Spinat
Tierische Biotin-Lieferanten
- Nieren
- Leber
- Milch
- Käse
Die Angaben zum Biotin-Gehalt einzelner Lebensmittel in Nährstofftabellen können unter Umständen irreführend sein. Nicht immer ist garantiert, dass der Körper das komplette dargebotene Naturprodukt für sich verwertbar umsetzen kann.
Die Ergänzende Aufnahme von Biotin
Biotin in Nahrungsergänzungsmitteln
Vor allem der Schönheit wegen setzen zahlreiche Menschen auf Biotinhaltige Nahrungsergänzungsmittel. Die Drogerien bieten eine Vielzahl davon in Form von Kapseln und Tabletten an. Daneben sind außerdem Kosmetikprodukte wie Shampoos und Cremes auf dem Markt.
Die Wirksamkeit von Biotin auf Haut und Haar gilt als unbestritten, weshalb derartige Hinweise auch offiziell angeführt werden dürfen. Die Wissenschaft kennt jedoch keine konkreten Belege dafür, dass eine Biotin-Versorgung zusätzlich zur regelmäßigen Nahrungsaufnahme einen sichtbaren Effekt mit sich bringt. Ähnlich unschlüssig sind die Belege für die Wirkung auf die Nägel. Der Schluss, dass, wenn Biotin-Mangel zu brüchigen Nägeln führt, andersherum die vermehrte Biotin-Zufuhr die Nägel stärkt, kann nicht klar belegt werden. Zumal auch andere Ursachen das Erscheinungsbild der Nägel stören können.
Nachgewiesen ist hingegen, dass der Körper direkt über die Haut kein Biotin aufnimmt. Cremes, Shampoos, Tinkturen und derartige Produkte können dementsprechend als zweifelhaft eingestuft werden.
Dennoch erlaubt die EFSA folgende Werbeaussagen in Bezug auf Produkte mit einem nennenswerten Biotin-Anteil:
- trägt zur Erhaltung normaler Haare bei
- trägt zur Erhaltung normaler Haare bei
- trägt zur Erhaltung normaler Schleimhäute bei
- trägt zu einer normalen Funktion des Nervensystems bei
- trägt zur normalen psychischen Funktion bei
- trägt zu einem normalen Stoffwechsel von Makronährstoffen bei
- trägt zu einem normalen Energiestoffwechsel bei
Bierhefe als natürliches Nahrungsergänzungsmittel
Bierhefe wird als natürliches Nahrungsergänzungsmittel angeboten. Hefe ist tatsächlich ein gehaltvoller Biotin-Lieferant. Die Dosis, die von den Herstellern in Tablettenform angeboten wird, wird den Ansprüchen einer Versorgung bei echten Mangel-Symptomen jedoch nicht gerecht. Bierhefe ist dennoch in seiner gesundheitsförderlichen Wirkung durch den positiven Mix aus Mineralstoffen und Vitaminen nicht zu unterschätzen.
Biotin in der Naturmedizin
Die Naturmedizin unterstreicht neben den genannten Punkten die Funktion Biotins als Schwefellieferant. Schwefel kommt in diesem Zusammenhang bei Beschwerden des Bewegungsapparates, Hauterkrankungen und explizit zur Behandlung der Schuppenflechte zum Zuge. Auch Neuralgien und rheumatische Erkrankungen sollen sich unter dem Einfluss von Schwefel verbessern. Haupteinsatzgebiet sind entzündliche Prozesse und Durchblutungsstörungen, aber auch die Unterstützung der Regeneration von Haut, Haaren und Nägeln findet Erwähnung.
Was geschieht bei Biotin-Überdosierung?
Toxische Effekte durch hochdosierte Vitamin-B7-Präparate sind nicht dokumentiert. Auch wenn die Wirksamkeit vieler offiziell angebotener Produkte nicht über den Erhalt eines relativen Gesundheitszustands hinausgehen, können sie anscheinend problemlos konsumiert werden. Zu bedenken ist lediglich die erwähnte Wirkung auf die Vitamin-B5 Vorräte des Organismus. Zuviel konsumiertes Biotin kann im Körper nicht gespeichert werden. Es wird über die Nieren ausgeschieden.
Die Angst vor krebserregenden Eigenschaften biotinhaltiger Produkte gilt bis auf Weiteres als unbegründet. Gesundheitsgefährdende Eigenschaften sind eher durch die Verwendung von kombinierten Vitaminpräparaten zu erwarten.
Probleme, die durch Wirkstoffkombinationen entstehen können
Vitamin B7 wird häufig in Kombination mit Zink oder/und Selen bzw. Kieselerde angeboten. Die Stoffverbindung soll eine optimale Unterstützung für Haut, Haar und Nägel bewirken. Auch wenn Biotin selbst im Rahmen dieser Anwendungen keine negativen Auswirkungen auf den Organismus mit sich bringt, können die übrigen Bestandteile dieser sogenannten „Schönheitskuren“ durchaus zu negativen Ergebnissen führen.
Zink
Zink ist ein lebensnotwendiges Spurenelement. Seine Wirkung zeigt sich bei der Wundheilung, Fortpflanzung, Immunreaktion und anderen Stoffwechselprozessen. Demnach werden Zink ähnliche Haut und Haar optimierende Eigenschaften zugeschrieben wie Biotin. Die empfohlene Höchstdosis von 25 mg sollte jedoch nicht überschritten werden. Eine überhöhte Zinkaufnahme kann zu Kupfermangel führen. Kupfermangel geht mit Symptomen einer Anämie einher.
Selen
Selen ist ein Spurenelement, das in schwankenden Mengen über die pflanzliche Nahrung aufgenommen wird. Da die entsprechenden Nährwerte von den Böden abhängen, auf denen die verzehrten Pflanzen wachsen, kann der tatsächliche Konsum im Einzelfall schlecht eingeschätzt werden. So ist unter Umständen eine verminderte Aufnahme möglich. Werden jedoch außerdem Fleisch, Fisch und Eier gegessen, ergibt sich hieraus kaum ein Problem. Wesentlich ist das Element für Schilddrüsenhormone, Spermien und den allgemeinen Zellschutz. Eine Überdosierung von Seelen führt zur Selenose. Das Krankheitsbild macht sich durch Erschöpfungszustände, Magen-Darm-Beschwerden, neurologische Störungen und Gelenkschmerzen bemerkbar. Die Ironie: Besteht das Krankheitsbild über einen längeren Zeitraum, verschlechtert sich der Zustand von Haaren, Nägeln und Haut. Eine akute Selenvergiftung führt zu Herzversagen. Laut Europäischer Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) ist eine Zufuhrmenge von 300 µg Selen pro Tag für Erwachsene als Höchstdosis empfohlen.
Kieselerde
Echte Kieselerde wird aus den Rückständen der Kieselalge gewonnen. Sie besteht zu großen Teilen aus Silizium. Handelsübliche Produkte gelten als verlässliche Hilfsmittel bei Schäden an Haut, Haar und Knochen. Silizium ist im menschlichen Körper vielfältig einsatzfähig. Es trägt unter anderem zur Bildung von straffem Bindegewebe bei, unterstützt die Zellerneuerung, stärkt Eiweißverbindungen der Haare und vermehrt Knochengewebe. Als schwereinschätzbarer Nährstofflieferant hat Kieselerde jedoch auch Nebenwirkungen. Denkbar sind Siliziumablagerungen in den Nieren, die sich als schmerzhafte Nierensteine bemerkbar machen. Außerdem zieht die Überversorgung Blutarmut nach sich. In einigen Kieselerde-Angeboten konnten hohe Bleiwerte nachgewiesen werden.
Biotin in der Veterinärmedizin
Biotin hat bei anderen Säugetieren ähnliche Stoffwechseleffekte, wie sie vorausgehend für den Menschen besprochen wurden. Der Fokus der Veterinärmedizin liegt in diesem Zusammenhang auf Mangelsymptomen des Fells, der Haut, der Krallen und Hufe.
Heimtierfutter ist teilweise bereits durch Biotin ergänzt. Für Nutztiere ist die Auswirkung des Biotins auf ihren Organismus gut dokumentiert. Ein besonderes Augenmerk liegt in diesem Zusammenhang auf Wachstumsstörungen unterversorgter Tiere und vermehrt auftretenden Entzündungen.
Weitere Informationen und Fragen zu Vitamin B7
Biotin-Produkte dürfen aufgrund fehlender Nachweis nicht mit einer Wirkung auf die Qualität der Fuß- und Fingernägel werben. Trotz fehlender wissenschaftliche Grundlagen hält sich die Idee jedoch steif und fest. Der Eindruck mag sich auch durch Kombinationsprodukte rechtfertigen, deren Wirkung tatsächlich belegt ist. Der Verbraucher selbst kann bei einem gemischten Produkt im Nachhinein nicht angeben, welcher Bestandteil ihm nun zu der gewünschten Wirkung verholfen hat. Eine Studie, die Biotin zur Härtung der Hufe von Huftieren einsetzt, scheint jedoch das Interesse an weiteren Nachforschungen wieder zu wecken. Die Hornzellen der Huftiere konnten durch die vermehrte Biotin-Zufuhr tatsächlich gestärkt werden.
Rauchen, Alkohol, Drogen und Überforderungssituationen bedeuten vermehrten Stress für den Körper. Neben den zugeführten Giften muss er mit einem erhöhten Cortisol- und Adrenalinspiegel zurechtkommen. Das verbraucht Unmengen an Energie und damit deutlich mehr Vitamin B. Auch in solchen Fällen kann es Sinn machen, den eigenen Biotin-Spiegel zu kennen.
Das Biotin nicht über die Haut aufgenommen wird, wurde bereits geklärt. Doch wie verhält es sich mit den Schleimhäuten? Die Gynäkologie kennt ja durchaus Produkte zum Ausgleich der Vaginalschleimhaut, die direkt vor Ort gegen Pilzerkrankungen und andere Unregelmäßigkeiten wirken sollen. Zusammengefasst gilt auch hier: Das Produkt kann seine Wirkung nur oral konsumiert entfalten. Dann jedoch unterstützt Biotin die Schleimhäute optimal, zumal es auch zur Ausbildung eines gesunden Feuchtigkeitsfilms beiträgt.
Biotin in der Schwangerschaft
Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass Biotin während der Schwangerschaft im Organismus der Mutter deutlich schneller abgebaut wird als gewöhnlich und sich der Biotin-Spiegel infolge dessen stark senkt. Es ist außerdem ein Fakt, dass es bei einer Unterversorgung des ungeborenen Kindes zu Fehlentwicklungen kommen kann, auch wenn die kritischen Normwerte noch nicht unterschritten werden. Eine zusätzliche Versorgung mit Biotin während der Schwangerschaft ist aus diesem Grund angeraten.
Einnahmeempfehlungen
Hersteller von Biotin-Produkten raten zu einer unzerkauten Einnahme der jeweiligen Kapseln oder Tabletten mit viel Wasser. Die Tageszeit oder ob das Produkt vor, während bzw. nach der Mahlzeit verzehrt wird, scheint keinen Unterschied zu machen. Die Einnahmedauer ist sehr individuell und wird im Allgemeinen bis zum Ausgleich eines vorliegenden Mangels empfohlen.
Biotin für Sportler
Da Biotin sich auf den Blutzuckerspiegel auswirkt, ist der Wirkstoff auch für Leistungssportler interessant. Sie benötigen viel Energie, deren Produktion eng mit dem Insulinhaushalt verknüpft ist. Zudem ist Biotin an der Verwertung von zum Muskelaufbau konsumierten Proteine beteiligt. Kraft- und Ausdauertraining müssen nicht zwangsläufig einen Biotin-Mangel nach sich ziehen. Der Bedarf ist jedoch definitiv erhöht, sodass die persönliche Versorgungssituation zumindest beobachtet werden sollte, damit eingegriffen werden kann, bevor Mangelsymptome entstehen.
Biotin bei Multiple Sklerose
MS Patienten wird eine hohe Zufuhr von Biotin über entsprechende Medikamente empfohlen. Grund ist eine nachgewiesene hohe Effektivität des Vitamins für die Bewahrung und Regeneration der Myelin-Schicht der Nerven. Der rasche und schwer aufhaltbare Verfall dieser Schutzschicht stellt den Kernpunkt der Erkrankung dar. Weitere wesentliche Auswirkungen ließen sich bezüglich der Schmerzentwicklung, des Sehverlustes und des allgemeinen Energieniveaus beobachten. All dies sind schwerwiegende Auswirkungen der Erkrankung, die, so scheint es zumindest in Vorstudien belegt zu sein, durch die Gabe von Biotin wesentlich verbessert werden konnten.
Biotin kann mehr
Den Ausführungen lässt sich ein breites Einsatzspektrum für die medizinische Wirkung von Biotin entnehmen. Spannend ist dabei, dass sich die Forschung in vielen Bereichen noch in den Anfängen befindet und sich in Zukunft womöglich noch viele spannende Einsatzmöglichkeiten ergeben. Trotz der Begeisterung ist es in diesem Falle ratsam, einen Arzt zu konsultieren, bevor die Selbstmedikation in Erwägung gezogen wird. Die Symptomlage ist selten eindeutig und so kann unter Umständen hinter dem vermeintlichen Biotin-Mangel eine andere systemische Erkrankung stecken, die dringend behandelt werden müsste.
Quellen:
https://www.apotheken-umschau.de/gesund-bleiben/ernaehrung/biotin-vitamin-b7-712001.html
https://www.tk.de/techniker/magazin/ernaehrung/essen-und-wissen/biotin-vitamin-h-2004774?tkcm=aaus
https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/lebensmittel/nahrungsergaenzungsmittel/sorgt-biotin-fuer-gesunde-haut-glaenzende-haare-und-feste-naegel-13635
https://www.dge.de/index.php?id=1380
https://www.bfarm.de/SharedDocs/Risikoinformationen/Pharmakovigilanz/DE/RHB/2019/rhb-biotin.html
https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/daz-az/2008/daz-23-2008/biotin-das-haut-und-haar-vitamin